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Eine winzige Gemeinde feiert Jubiläum
Am letzten Wochenende zelebrierte Kuba 50 Jahre Revolution und den 80. Geburtstag des schwer kranken Fidel Castro. Die 1500 Menschen zählende jüdische Gemeinde Kubas beging ihren 100. Geburtstag.
Während die Aufmerksamkeit der internationalen Presse sich auf Fidel Castros Gesundheitszustand konzentriert, der so krank ist, dass er nicht einmal den Feierlichkeiten zu seinem 80. Geburtstag beiwohnen konnte, bereiteten sich die auf Kuba lebenden Juden auf ihre ganz spezielle Feier vor. Mit religiösen Zeremonien, Musik- und Tanzdarbietungen sowie Partys und Vorträgen gedenkt die winzige Gemeinde des 100. Jahrestags ihrer Gründung. Am 1. Dezember fand im nationalen Kunstmuseum von Havanna die Präsentation des Buches «The Chosen Island: Jews in Cuba» durch die Autorin, die Historikerin Maritza Corrales, statt. Während des ganzen Dezembers zeigt das Tanzensemble Emuna in der Stadt Santa Clara zeitgenössischen jüdischen Volkstanz, und die Gemeinde Hatikwa stellt in der zentralkubanischen Stadt Santiago de Cuba die Arbeiten jüdischer Künstler aus. Eugenia Farin Levy, die Präsidentin der Gemeinde, wird bei dieser Gelegenheit ihr Buch «History of Cuba's Jewish Community in Maps» präsentieren.
Gemäss Adela Dworin, der Präsidentin der Patronato, der grössten Synagoge von Havanna, leben auf Kuba heute rund 1500 Juden, über 85 Prozent von ihnen in der Hauptstadt. Exilkubanische Kreise in Miami dagegen beziffern die Zahl der Juden in ihrer ehemaligen Heimat lediglich auf 600 bis 800. In den letzten zehn Jahren seien fast 700 Juden aus Kuba nach Israel ausgewandert, doch fast die Hälfte von ihnen habe sich letztlich in Südflorida niedergelassen, heisst es aus verschiedenen Kreisen. Dworin hat die Führung der Gemeinde im März übernommen, nachdem der langjährige Präsident José Miller im Alter von 80 Jahren einem Herzinfarkt erlegen war. Millers 30-jähriger Enkel William ist heute Vizepräsident der Gemeinde.
Der 100. Geburtstag der Gemeinde fand bereits im letzten August statt, musste aber wegen des Todes ihres Präsidenten auf Dezember verschoben werden.
Prominente Gäste aus dem Ausland
Juden haben seit Jahrhunderten immer wieder auf Kuba gelebt, doch erst 1906 gründeten elf auf der Insel lebende US-Juden eine Reformsynagoge, die United Hebrew Congregation, deren Gottesdienste in englischer Sprache gehalten wurden. Sie richteten auch einen Friedhof in Guanabacoa ein, einem Vorort von Havanna, womit der Beginn des institutionalisierten jüdischen Lebens auf Kuba seinen Anfang nahm.
1959 lebten auf Kuba rund 15000 Juden, vor allem wohlhabende Unternehmer mit Schuhfabriken, Warenhäusern und Villen. Nachdem Castro den Privatbesitz konfisziert hatte, flohen die meisten Juden nach Südflorida. Einige gingen nach Israel oder liessen sich in lateinamerikanischen Ländern nieder. Heute sind in Havanna drei Synagogen in Betrieb; in Camaguey und Santiago de Cuba gibt es je eine. Kleinere jüdische Gemeinden in den Provinzhauptstädten Cienfuegos, Sancti Spiritus und Guantánamo organisieren regelmässig Schabbat-Gottesdienste in privaten Wohnungen.
Aus Anlass der Feierlichkeiten sind einige prominente Rabbiner nach Kuba gereist, unter ihnen Samuel Szteinhandler aus Chile und Arthur Schneier, Gründer der Appeal of Conscience Foundation aus New York. Zum Eröffnungsabend war zudem Caridad Diego eingeladen, die Leiterin der Abteilung für religiöse Angelegenheiten des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei Kubas. Eigentlich hätte Fidel Castro selber in der Patronato-Synagoge anwesend sein sollen, doch seine schwere Erkrankung machten diese Pläne zunichte.
Gegenüber Juden tolerant
Der Zufall will es, dass die jüdischen Festlichkeiten mit dem 50. Geburtstag der kubanischen Revolutionsstreitkräfte zusammenfallen. «Ich sehe keinen Anlass für Festlichkeiten», sagte Moises Asis, ein im Exil in Miami lebender Gegner Castros. Bevor er 1992 mit Frau und Tochter aus Kuba geflohen war, hatte Asis Hebräisch unterrichtet und die kubanische Filiale des B'nai B'rith geleitet. Die Juden Kubas müssten, so Asis, wie die restlichen 11,2 Millionen Einwohner der Insel ohne die elementarsten politischen und wirtschaftlichen Freiheiten und Rechte leben. «Kuba mag als kommunistisches Land gelten, doch herrscht hier eigentlich ein brutaler Kapitalismus. Das Regime Castro beutet die Arbeiter mehr aus als sie im England des 19. Jahrhunderts ausgenutzt wurden.» Asis betont aber, dass das Regime nie antisemitisch gewesen sei, auch wenn Castro, «der aus historischen Gründen palästinensischen Terrorgruppen nahe stand, Israel immer scharf kritisierte», sagt Asis. Ausserdem komme es immer wieder vor, dass israelische Firmen in die kubanische Zitrusfruchtindustrie und in den Immobilienmarkt investieren. Kuba diskriminiere nicht spezifisch die Juden. Kuba sei einfach gegen alles Religiöse, einschliesslich des Judentums. «Wir pflegten gewisse Privilegien zu haben, doch die jüdische Gemeinde war so klein und schwach, dass es für die Regierung ein Leichtes gewesen wäre, sie zu zerstören, hätte sie das wirklich gewollt», analysiert Asis und fügt an, «Kuba war gegenüber den Juden eines der tolerantesten Länder in der kommunistischen Welt.» Das Regime hat nie jüdische Organisationen aus den USA oder Kanada daran gehindert, Rollstühle, Schulmaterial oder koscheres Essen an die lokale Gemeinde zu liefern.
Larry Luxner
Quelle:http://www.tachles.ch/artikel.php?id_art=3240
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Dirk
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