Pianos in Kuba und die nationale Sicherheit der USA

14.06.2006 08:50
avatar  Garnele
#1 Pianos in Kuba und die nationale Sicherheit der USA
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Pianos in Kuba und die nationale Sicherheit der USA

Wegen des Verstoßes gegen die Bestimmungen der US-Blockade gegen Kuba droht Benjamin Treuhaft in den USA eine Geldstrafe bis 1. Mio. Dollar oder Gefängnis bis 10 Jahre.

Benjamin Treuhafts Gefährlichkeit für die nationale Sicherheit der USA besteht darin, daß er Pianos stimmt, Klaviere als Spenden für Kuba organisiert und die Reparatur von Pianos an kubanischen Musikschulen unterstützt.
Vor zehn Jahren gründete Benjamin Treuhaft das Projekt "Schickt ein Piano nach Havanna". Seitdem wurden 200 Pianos für kubanische Musikschulen gespendet. Schon damals, 1994, wurde er zu einer Strafe von 10.000 Doller verurteilt, deren Bezahlung er verweigerte.

Quelle:
Pianos in Cuba and US National Security
http://granma.co.cu/secciones/ingles/noticias/art41.html

Artikel aus Village Voice-New York:
Hot Tuner - Benjamin Treuhaft Floats Pianos to Cuba
http://www.villagevoice.com/news/0003,fs...er,11866,1.html

Homepage von Benjamin Treuhaft: Projekt - Ein Piano für Kuba

http://www.sendapiana.com/



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14.06.2006 09:05
avatar  Uli
#2 RE: Pianos in Kuba und die nationale Sicherheit der USA
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Uli
Rey/Reina del Foro

Da gibts nur eins: ab nach Guantánamo


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14.06.2006 09:15
avatar  Pastica
#3 RE: Pianos in Kuba und die nationale Sicherheit der USA
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wieso, hat’s da auch Pianos

Pastica


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14.06.2006 09:15 (zuletzt bearbeitet: 14.06.2006 09:21)
avatar  Garnele
#4 RE: Pianos in Kuba und die nationale Sicherheit der USA
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"Send A Piano To Havana" - Benjamin Treuhaft
Manuskript- und Interviewauszug (mdr-Figaro)

(...) Anfang der neunziger Jahre nahm diese Idee Gestalt an. 1992 starb Victor Charles, der über 20 Jahre vorher Benjamin Treuhaft Mut gemacht hatte, seiner inneren Stimme zu folgen und sich als Klavierstimmer ausbilden zu lassen. Charles hinterließ seinem ehemaligen Schützling 30.000 Dollar. Mit dem Geld wollte Treuhaft ein Klavier kaufen, es restaurieren und im Namen von Victor Charles nach Kuba bringen. Organisiert von Global Exchange, einer Gruppe, die gegen das gerade von der amerikanischen Regierung verfügte Reiseverbot demonstrierte, flog Benjamin Treuhaft 1993 mit 75 anderen Reisedemonstranten das erste Mal illegal nach Kuba. Es war der Beginn einer bis heute andauernden Liebe.

Benjamin Treuhaft: Überall hörte man Musik - auf den Straßen, von Platten und im Radio. An den Touristenplätzen wurden Boleros gespielt und Lieder über Che Guevara und die Schönheit Kubas gesungen. Es war wunderbar arrangierte und gespielte Musik - auf fürchterlichen Instrumenten. Ich hatte ein besonderes Auge auf kaputte Klaviere. Das war nicht schwierig. Davon gab es viele. Während die anderen Mitglieder der Reisegruppe Krankenhäuser und Kindertagesstätten besichtigten, habe ich dann Klaviere für die Menschen der Insel repariert, die sehr dankbar dafür waren.
Doch die kubanischen Behörden reagierten erst einmal misstrauisch, als sie feststellten, dass da ein Amerikaner auf ihrer Insel herumreist und Klaviere stimmt.
Ich wurde zu einem Treffen eingeladen. Dabei hatte ich nicht viel zu sagen, zumal mein Spanisch eher rudimentär ist. Sie gaben mir einen Bericht zur Lage: die Klaviere wurden von Termiten zerfressen, sie verrosteten, die Saiten fehlten. Die meisten Klavierstimmer waren alt, viele von ihnen blind. Und es gab nicht genug, um überall auf der Insel die erforderlichen Arbeiten zu erledigen. Ich sagte, was sie bräuchten, wären gebrauchte Klaviere aus den USA. Dort gäbe es viele Familien, die welche besäßen, sie aber nicht nutzen würden. Die Kubaner fanden meine Idee toll, solche Klaviere nach Kuba zu bringen. Beim Sammeln des Geldes für den Transport könnten kubanische Musiker helfen. Sie fragten nur, wann wir damit beginnen könnten. Nun, es ging gleich nach meiner Rückkehr damit los.


Benjamin Treuhaft - Mai 2006 in Havanna

Seit der passionierte Klavierliebhaber Benjamin Treuhaft Castros Insel das erste Mal besuchte, ist er damit beschäftigt, Klaviere und Ersatzteile für Kuba zu sammeln. Wenn er nicht gerade an seinen Instrumenten bastelt oder irgendwo in New York City einen Flügel stimmt.
Nach langem Hin und Her bekam er für seine Aktion "Send A Piano To Havanna" sogar eine offizielle Erlaubnis vom Handelsministerium. Allerdings traute Treuhaft seinen Augen nicht, als er las, welche Abteilung für seinen Klavierhandel mit Kuba zuständig ist - nämlich die der Raketen- und Nukleartechnologie. Und auch das Kleingedruckte seiner Handelserlaubnis versetzte ihn und die Öffentlichkeit in Erstaunen.

Benjamin Treuhaft: Da stand, dass die Klaviere nicht für Folter oder Menschenrechtsverletzungen benutzt werden dürfen. Das hat viel Heiterkeit hervorgerufen. Das war einfach lächerlich. Später haben sie diese Klausel gestrichen. Offenbar dürfen wir die Klaviere jetzt für Folter und Menschenrechtsverletzungen einsetzen, wenn wir ihnen nur vorher Bescheid geben.

Mittlerweile sind über 200 Klaviere nach Kuba verschifft worden, die überall auf der Insel in Schulen und Konzerthäusern ein neues Zuhause gefunden haben. Zur Freude der dortigen Musikliebhaber - zum Ärger der amerikanischen Regierung, die seit über 40 Jahren einen nicht erklärten Krieg mit Kuba führt.

Benjamin Treuhaft: Die amerikanische Regierung sitzt dir sofort im Nacken, wenn du irgendetwas für Kuba machst. So wichtig dieses Klavierprogramm auch war, es hat einigen Leuten in der Regierung nicht gepasst. Ich wurde 1996 angeklagt - und diese Anklage ist noch nicht vom Tisch - Klaviere für 75 Pesos das Stück gestimmt zu haben, was damals weniger als ein Dollar war. Ich musste ja wenigstens etwas für meine Arbeit verlangen, um die anderen Klavierstimmer nicht arbeitslos zu machen. Das ist jedoch völlig illegal im Verständnis von Jesse Helms und der anderen Architekten unserer brillanten Kubapolitik. Als die Regierung herausfand, dass ich gespendete Ersatzteile im Wert von einigen Tausend Dollar nach Kuba gebracht hatte, wurde ich auf der Grundlage eines aus dem letzten Jahrhundert stammenden Gesetz angeklagt, das den Handel mit einem Feind verbietet. Sie verlangten 10.000 Dollar als Strafe. Ich weigere mich bis heute, sie zu bezahlen. Sie haben mich allerdings nie richtig ernsthaft verfolgt. Jedes Mal, wenn sie das Geld eintreiben wollten, haben sie derart lächerliche Fehler gemacht, die mir nur weitere Publizität und mehr Geld für unser Projekt verschafften.

Ende 1996 eskalierte der Streit mit den amerikanischen Behörden, als Benjamin Treuhaft ankündigte, trotz des Strafbefehls erneut nach Kuba zu reisen und dort illegal als Klavierstimmer zu arbeiten.

Benjamin Treuhaft: Ich bekam eine ziemlich verärgert klingende Antwort, mit dem mir eine Geldstrafe von 1,3 Millionen Dollar und zehn Jahre Gefängnis angedroht wurden, wenn ich weiter auf Kuba Klaviere stimmen sollte. Da ich aber eine Genehmigung hatte, die Klaviere nach Kuba zu bringen, dachte ich - Moment mal - Wie wäre es denn, wenn ich mich als Klavier verkleide. Und da gerade auch Halloween vor der Tür stand, bat ich einige Freunde in Berkley, mir ein Klavierkostüm aus Pappe zu machen. Ich bin dann als Klavier verkleidet in das Flugzeug nach Kuba gestiegen. Der Plan war, dass man mich auf dem Rückweg in meiner Verkleidung als Klavier verhaften würde. Das haben sie aber nicht getan, sondern sie haben mir ein Fax nach Kuba geschickt. Darin hieß es, dass man die Bilder von mir in den Zeitungen gesehen habe und zu dem Schluss gekommen sei, dass mein Projekt vielleicht doch ok sei. Ich sollte während meines Aufenthalts in Kuba nur keine gemeinsame Sache mit der Regierung machen. Sie haben einen Rückzieher gemacht. Aber die 10.000 Dollar wollen sie immer noch haben.

Ibrahim Ferrer - Obwohl für einen Grammy nominiert, ließen die amerikanischen Behörden den legendären kubanischen Sänger Anfang Februar nicht zur Verleihungsveranstaltung in die USA einreisen. Neben anderen Künstlern von Kuba wurde der über 80 Jahre alte Musiker auf der Grundlage des Patriot Act zum nationalen Sicherheitsrisiko erklärt. Und auch Benjamin Treuhaft musste einen herben Rückschlag für sein Projekt "Send A Piano To Havanna" erfahren. Vor wenigen Wochen widerrief die Bush-Regierung die Genehmigung, Klaviere nach Kuba auszuführen.
Treuhaft lässt sich von diesem Theater, wie er es bezeichnet, nicht entmutigen. Wie er und seine Freunde auf den Widerruf der Exportgenehmigung reagieren werden, weiß er noch nicht. In den nächsten Monaten will er sich zunächst einmal ganz auf den Aufbau einer mit Kubanern in Havana gegründeten Klavierstimmer-Schule konzentrieren. Sie trägt den Namen "Newton Hunt Workshop School Of Tuning And Instrument Repair". (...)

Quelle und vollständiges Manuskript:
http://www.mdr.de/mdr-figaro/musik/12562...nd-1256234.html


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14.06.2006 11:30
avatar  Socke
#5 RE: Pianos in Kuba und die nationale Sicherheit der USA
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Top - Forenliebhaber/in

Habe ich das richtig verstanden?

Er hat gegen ein Gesetz verstoßen, ein zugegeben schwachsinniges, wurde verurteilt und halb bestraft. Hat weiter gegen das, immr noch schwachsinnige, Gesetz verstoßen und wurde gewarnt das man ihn dafür bestrafen könnte. Macht aber nix, er hat trotzdem weiter gegen das Gesetz verstoßen und jetzt ist er ganz verwundert weil man ihn dafür bestrafen könnte?

Wenn das nicht Klaviere nach Kuba sondern Kekse aus der Dose ganz oben im Küchenregal wären, hätte ich jetzt gesagt "Was für ein verzogenes Gör, da sind die Eltern selbst schuld! Hätten sie ihm rechtzeitig einen Klaps gegeben wüßte er wo seine Grenzen sind."

Wiederholt gegen Gesetze, auch echt schwachsinnige, zu verstoßen und dabei erwischt zu werden ist ziemlich bescheuert.

Wie war das mit dem anderen Ami in einem englisch sprachigen Forum? Der hat alle möglichen medizinischen Geräte in den USA gesammelt und containerweise nach Cuba gebracht, mit Genehmigung der US Behörden. Da wurde er dann von den Cubanern eingelocht.
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""Jede Gesellschaft basiert auf Regeln zum Schutz schwangerer Frauen und kleiner Kinder. Alles anderes ist Überflüssigkeit, Auswuchs, Verzierung, Luxus oder Torheit, die im Notfall fallengelassen werden kann und muss, um das eigentliche Ziel zu bewahren. Weil die Erhaltung der Art die einzige universelle Moral ist, ist keine andere Basis möglich. Jeder Versuch, eine »perfekte Gesellschaft« auf einer anderen Grundlage als »Frauen und Kinder zuerst!« zu begründen, ist nicht nur sinnlos, sondern auch Völkermord.""
Robert A. Heinlein


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