»Von welchen Menschenrechten reden wir?«

23.03.2006 03:40
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#1 »Von welchen Menschenrechten reden wir?«
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( Gast )

»Von welchen Menschenrechten reden wir?« Ein Gespräch mit Dr. Aleida Guevara
Europäische Mahnungen gegen Kuba sind so lange heuchlerisch, wie Kritik an den Verbrechen der USA ausbleibt.

Aleida Guevara ist eine Tochter von Che Guevara, Kinderärztin in Havanna und Mitglied der Kommunistischen Partei Kubas (PCC). Sie ist derzeit auf Einladung der Linken Liste Wiesbaden zu Besuch in der BRD

- Sie sind Kinderärztin in Kuba und haben sich bei Ihrem Besuch in der BRD kritisch zu Privatisierungen im Gesundheitswesen geäußert. Warum wird es in Kuba keine Privatisierungen in diesem Bereich geben?

Wir sind ein sozialistisches Land, und Gesundheit ist für uns ein Menschenrecht und keine Ware. Jeder Mensch erlangt mit der Geburt das Recht auf kostenlose Gesundheitsfürsorge und Bildung. Das ist nicht verkäuflich.

- Läßt sich diese prinzipielle Haltung angesichts des ökonomischen Drucks umsetzen?

Wir haben unser Gesellschaftssystem bislang erhalten können, auch wenn wichtige Dinge des täglichen Lebens in den 90er Jahren plötzlich nicht mehr vorhanden waren. Wir waren aber auf den Tourismus als schnellen Devisenbeschaffer angewiesen. Die Erlöse geben wir für Lebensmittel, Medikamente und Investitionen in lebensnotwendigen gesellschaftlichen Bereichen aus.

- Kommen durch die Öffnung nicht auch prokapitalistische Tendenzen zum Zuge?

Korruption und Werteverlust als Folge des Tourismus sind immer eine Gefahr. Aber was hätten wir in dieser schwierigen Situation sonst tun sollen? Wir waren auf Devisen angewiesen, um zu überleben. Was wäre, wenn wir uns dem Druck der US-Regierung gebeugt hätten? Ehemalige Unternehmer und Großgrundbesitzer hätten Ansprüche auf Grund und Boden angemeldet, den sie nie durch ihrer eigenen Hände Arbeit erworben haben, sondern durch Vererbung oder Diebstahl. In Kuba haben seit der Revolution neue Generationen das Land übernommen und gemeinschaftlich bearbeitet. Wir werden es nicht zurück an solche Herrschaften geben.

- In Europa fordern Bürgerliche und selbst einige Linke Kuba zur Einhaltung von Menschenrechten auf.

Von welchen Menschenrechten reden wir hier? Vom Recht eines Volkes auf kostenlose Bildung und Gesundheitsfürsorge? Trotz unserer schwierigen Lage schicken wir weiterhin Lehrer, Ingenieure und Ärzte in unterentwickelte Gebiete der Erde, um dort zu helfen. Sprechen wir, wenn es um Menschenrechte geht, also im Interesse einer kapitalistischen Supermacht oder von den Rechten einer großen Mehrheit der Menschheit, denen der Kapitalismus die Befriedigung ihrer elementaren Bedürfnisse vorenthält? Wenn wir eine solche Differenzierung vornehmen, können wir gerne die Situation analysieren und diskutieren.

Europa spricht von Menschenrechten, wie es ihm gerade in den Kram paßt. Es hat keinerlei Sanktionen gegen die USA wegen ihrer Verbrechen in Guantánamo verhängt und nicht einmal die brutale US-Kriegsführung in Irak und Afghanistan angeprangert. Viele tausend Menschen wurden durch die militärische Aggression der USA und Großbritanniens getötet und zu Krüppeln gemacht. Aber das Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit scheint in Europa nicht so wichtig.

- Die US-Regierung baut neben Kuba auch Venezuela als Feindbild auf. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Die enge Zusammenarbeit mit Venezuela ist für das kubanische Volk äußerst wichtig. Auch für das restliche Lateinamerika ist gesellschaftlicher Fortschritt in Venezuela bedeutsam. Venezuela ist eine Antwort auf den Neoliberalismus und zeigt eine Alternative dazu auf. Es hat begonnen, die Reichtümer des Landes zum Wohle des Volkes einzusetzen. Man spürt die Veränderungen. Es gibt mehr Arbeit, mehr Gesundheitsfürsorge und Bildung, mehr Entwicklungsmöglichkeiten. Damit das revolutionäre Venezuela überleben kann, ist jede mögliche Hilfe unverzichtbar. Kubanische Ärzte und Lehrer sind in Venezuela im Einsatz. Im Gegenzug kommen uns die venezolanischen Erdöllieferungen zu fairen Bedingungen zugute wie der Austausch auf den Gebieten von Kultur und Industrie. So haben beide Seiten einen Nutzen.

Interview: Hans-Gerd Öfinger

»Lateinamerika im Umbruch?«, mit Dr. Aleida Guevara und César Méndez (venezolanischer Generalkonsul), Wiesbaden, heute, 23. März 2006, 19 Uhr, Hilde-Müller-Haus, Wallufer Platz; Frankfurt/Main, 25. März 2006, 19 Uhr, DGB-Haus, Wilhelm-Leuschner-Str. 69–77, http://www.haendewegvonvenezuela.de

Quelle: http://www.jungewelt.de/2006/03-23/046.php


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23.03.2006 07:41
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#2 RE: »Von welchen Menschenrechten reden wir?«
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( Gast )

Zitat von Dasu
...sind so lange heuchlerisch, wie Kritik an den Verbrechen der USA ausbleibt.

Also erstens bleibt die Kritik an den Verbrechen der USA (Guantanamo, Afghanistan, Irak etc.) nicht aus und zweitens, Frau Guevara, sind die Menschenrechte unteilbar! Das heisst, der Hinweis auf andere, die sich (auch) nicht daran halten ist kein Gund diese mit Füssen zu treten.
_____________________________
hpblue - zurich - switzerland


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23.03.2006 08:12
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#3 RE: »Von welchen Menschenrechten reden wir?«
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( Gast )

Punkt zwei unterschreibe ich mit dir, beim Punkt eins lügst Du dir aber in die eigene Tasche.


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23.03.2006 10:45
avatar  Socke
#4 RE: »Von welchen Menschenrechten reden wir?«
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Top - Forenliebhaber/in

In Antwort auf:
- Die US-Regierung baut neben Kuba auch Venezuela als Feindbild auf. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Nach allem wass ich hier so lese, macht Hugo das ganz allein. Vielleicht ist er ja gekränkt weil er so wenig Aufmerksamkeit bekommt?
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"The way I see it, unless we each conform, unless we obey orders, unless we follow our leaders blindly, there is no possible way we can remain free."
-Major Frank Burns, 4077th


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