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Drohender Aerztemangel in den USA
15. März 2006, Neue Zürcher Zeitung
Drohender Ärztemangel in den USA
Weltweit verstärkte Migration von Gesundheitspersonal erwartet
In den USA wird es laut jüngsten Prognosen in absehbarer Zeit einen grossen Mangel an Medizinalpersonal geben. Diese Entwicklung, die auch in anderen Industrienationen zu beobachten ist, wird die globale Migration von Ärzten und Pflegefachpersonal weiter anheizen.
Im Jahr 2020 werden in den Vereinigten Staaten bis zu 200 000 Ärzte und beinahe 800 000 Krankenschwestern und Pfleger fehlen. Diese Meinung haben Mitte Februar Gesundheitsökonomen an dem diesjährigen «Health in Foreign Policy Forum» in Washington vertreten. Ähnliche Tendenzen werden auch für andere Industrienationen erwartet. Da diese Analysen davon ausgehen, dass in den kommenden Jahren genauso viel oder sogar noch etwas mehr medizinisches Personal im eigenen Land ausgebildet wird, verbirgt sich hinter diesen Zahlen ein sprunghaft ansteigender Bedarf, der angesichts der bereits heute guten medizinischen Versorgung überraschen mag. Laut Lincoln Chen von der Universität Harvard kommen derzeit in den USA auf 1000 Bürger 10,9 «health workers» - ein Begriff, der neben Ärzten und Pflegepersonal auch Zahnärzte, Hebammen und Apotheker umfasst. In den Ländern Afrikas südlich der Sahara beträgt dieses Verhältnis 0,98 auf 1000 Personen.
Import und Export von Medizinern
Trotz der komfortablen Ausstattung mit Ärzten aller Spezialgebiete - in den USA praktizieren derzeit laut Chen 836 036 Mediziner - wird stetig eine grosse Zahl von Ärzten in anderen Teilen der Welt rekrutiert, auch in Regionen mit weniger gut ausgestatteten Gesundheitssystemen. Jährlich vermehrt sich dadurch die amerikanische Ärzteschaft um rund 13 500 Mediziner, die im Ausland ihr Examen abgelegt haben; die Zahl jener, die nach dem Studium in Amerika das Land verlassen, liegt bei rund 600 Ärzten jährlich.
Kanada, ein wegen seiner hohen Lebensqualität und demokratischen Tradition beliebtes Einwanderungsland, holt pro Jahr im Durchschnitt 3500 Ärzte auf sein Territorium, «exportiert» aber gleichzeitig mehr als 9000 frischgebackene Mediziner. Nachdenklich muss die Tatsache stimmen, dass Ärzte auch aus Ländern nach Amerika kommen, die medizinisch unterversorgt sind. So gibt es laut Chen im Grossraum New York mehr Ärzte aus Ghana als in Accra, der Hauptstadt dieses westafrikanischen Landes.
Noch dramatischer als der Ärztemangel könnte sich in den nächsten 15 Jahren in den USA der Mangel beim Pflegepersonal entwickeln. Nach Schätzungen sollen 2020 knapp 800 000 Krankenschwestern und Pfleger fehlen. Welche Sogwirkung diese Entwicklung bereits heute auf manche Länder hat, zeigt etwa die Tatsache, dass sich in den Philippinen zurzeit rund 4000 Ärztinnen und Ärzte in der Ausbildung zur Krankenschwester beziehungsweise zum Krankenpfleger befinden; sie alle hoffen nach diesem aus europäischer Sicht ungewöhnlichen Umschulungsprogramm auf eine Chance in den Vereinigten Staaten. Die Philippinen gehören wie Kuba und Indien zu den Ländern, die eine Migration ihres relativ zahlreichen Gesundheitspersonals durch eine entsprechende Gesetzgebung regelrecht fördern. In anderen Regionen führt die Abwanderung zu einem gravierenden Personalmangel. So waren im Herbst 2004 im wichtigsten Krankenhaus von Lilongwe, der Hauptstadt von Malawi, nur 169 der 520 Planstellen für Krankenschwestern und Pfleger besetzt.
Nachlassende Attraktivität
Dass sich der Bedarf an Pflegepersonal und Ärzten in den USA in den nächsten Jahren verschärfen wird, liegt an verschiedenen Faktoren: an dem auf 18 Prozent geschätzten Bevölkerungswachstum bis 2020, der relativen Zunahme der älteren Bevölkerungsgruppe, der hohen Morbidität (Diabetes ist in einem Land, dessen Bevölkerung zu 60 Prozent übergewichtig ist, geradezu endemisch) und der Tatsache, dass gut die Hälfte der amerikanischen Ärzte älter als 45 Jahre ist. Ähnlich sieht die Situation auch bei den Krankenschwestern aus. So ist die durchschnittliche amerikanische Schwester laut einer Erhebung des Bureau of Health Professionnels von 2000 gut 43 Jahre alt.
Im Jahr 2020 wird Amerika rund 1,25 Millionen Ärzte brauchen. Dass die einheimischen Universitäten diese «produzieren» können, gilt derzeit als unwahrscheinlich. Einen Grund für die stagnierende Ausbildung von Medizinalpersonal in den Industrienationen sieht eine jüngst von Liverpooler Forschern veröffentlichte Analyse in der nachlassenden Attraktivität der medizinischen Karriere in vielen westlichen Ländern. In Grossbritannien etwa hatte der National Health Service bereits vor sieben Jahren einen Mangel von 10 000 Ärzten deklariert. Unter den neu zugelassenen Medizinern in Grossbritannien stammen laut einer Statistik aus dem Jahr 2002 insgesamt 44 Prozent aus Ländern ausserhalb der Europäischen Union, ein Grossteil von ihnen aus Asien.
Restriktive Visa-Vergabe
Schon vor über einem Jahr hatte die Weltgesundheitsorganisation davor gewarnt, dass die Migration von Gesundheitspersonal von den Entwicklungsländern in die Industrienationen stark zunehmen wird, wenn Letztere nicht mehr eigene Fachkräfte ausbilden können. Angesichts dieser Verhältnisse stellt sich die Frage, ob auch Ärzte und Pflegende aus der Schweiz gute Chancen auf einen Arbeitsplatz in den USA haben. Grundsätzlich ja, wie aus den Diskussionen in Washington hervorgegangen ist. Ein Faktor gibt allerdings zu denken. Mehrere Wissenschafter bemerkten nämlich, dass die derzeit eher restriktive Visa- Vergabe die Rekrutierung von medizinischem Personal in Übersee erschwere. Wer als Arzt aber den Sprung auf den amerikanischen Arbeitsmarkt schafft, kann neben der professionellen Herausforderung auch auf Arzthonorare zählen, die im Durchschnitt höher sind als sonst wo auf der Welt.
Ronald D. Gerste
http://www.nzz.ch/2006/03/15/ft/articleDKS9G.html
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hpblue - zurich - switzerland
Fidel hat ja schon für New Orleans Hilfe an USA angeboten!
https://www.kubaforen.de/topic-threaded.p...message=6757096
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hpblue - zurich - switzerland
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