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»Folter ist nichts anderes als Terrorismus«
#1 »Folter ist nichts anderes als Terrorismus«
US-amerikanische Friedensaktivisten hielten Mahnwache vor dem Stützpunkt Guantánamo.
Große Resonanz in US-Medien. Ein Gespräch mit Frida Berrigan
Frida Berrigan ist Mitarbeiterin des Institutes für Weltpolitik (World Policy Institute), einem progressiven Think Tank mit Sitz in New York. Mit einer Gruppe katholischer Friedensaktivisten hat sie einen Protestmarsch zur US-Marinebasis Guantánamo in Kuba organisiert. Die Aktion endete kurz vor den Weihnachtsfeiertagen.
Mit 24 weiteren Friedensaktivisten aus den USA haben Sie versucht, zu den Gefangenen im US-Marinestützpunkt Guantánamo zu gelangen. Ist Ihnen das gelungen?
Nein. Obwohl das aus den USA und anderen Ländern gefordert wurde und wir den Zugang zur Basis formell beantragt hatten, blieben die Tore für uns verschlossen.
Wie haben Sie darauf reagiert?
An der Grenze zur Sicherheitszone, etwa fünf Meilen vor den Toren der Basis, haben wir über mehrere Tage hinweg eine Mahnwache abgehalten. Wir haben gebetet und gefastet. In dieser Zeit waren wir den etwa 300 Gefangenen wohl näher als jeder ihrer Angehörigen seit ihrer Festnahme. Und wir sind uns sicher, daß sie von unserer Aktion erfahren haben, weil die Anwälte Nachrichten übermitteln konnten.
Während Sie für den Frieden beteten, befanden sich 30 Gefangene im Hungerstreik. 25 von ihnen sollen inzwischen zwangsernährt werden. Hat das Ihre Aktion beeinflußt?
Wir hatten uns zu dem Protestmarsch entschieden, nachdem wir bereits im Juni dieses Jahres von einem Hungerstreik in Guantánamo gelesen hatten. Mich hat das tief beeindruckt. Nicht nur wegen der Macht- und Hilflosigkeit, die zu einer solchen Entscheidung führt. Sondern vor allem wegen der Entschlossenheit der Gefangenen, ihr Leben angesichts der unmenschlichen Haftbedingungen aufs Spiel zu setzen. Die Gefangenen in Guantánamo haben keine Möglichkeit, sich zur Wehr zu setzen, außer der Entscheidung, ihr Leiden noch zu vergrößern.
Auf welche Resonanz ist Ihr Protest in den USA gestoßen?
Es gab ein beträchtliches Medieninteresse an der Aktion. Agenturberichte wurden von Zeitungen im ganzen Land gedruckt. 400 000 Leute haben unsere Internetseite angewählt, während wir in Kuba waren.
Die US-Regierung hat in den vergangenen Tagen und Wochen mehrere Rückschläge in ihrer sogenannten Antiterrorpolitik einstecken müssen. Gehen Sie davon aus, daß extralegale Gefangenenlager wie in Guantánamo gegen den Druck aus dem eigenen Land und von der internationalen Ebene aufrechterhalten werden können?
Auf jeden Fall versucht die Bush-Regierung, eine Politik zu verteidigen, die nicht zu verteidigen ist. Folter, Verschleppung oder geheime Gefängnisse sind falsch – rechtlich und moralisch. Folter macht die USA nicht sicherer. Folter ist Terrorismus. In den letzten Monaten hat die Debatte um das Für und Wider eines Verfahrens zur Amtsenthebung von Präsident Bush in den USA begonnen. Die positive Haltung der Regierung zur Folter hat sicher dazu beigetragen. Aber natürlich ist in dieser Hinsicht noch lange nichts entschieden.
Sie haben die geheimen Gefängnisse der CIA erwähnt. Wird gegen diese Einrichtungen nicht schwerer vorzugehen sein als gegen die offensichtlichen Gefangenenlager wie in Guantánamo?
Deswegen muß der Protest gegen diese geheimen Lager und Folterzentren an anderer Stelle stattfinden – in unserem eigenen Land. Auch der Protest gegen Guantánamo endet nicht mit unserer Mahnwache. Solche Aktionen sollen die Menschen ermutigen, zivilen Ungehorsam zu leisten. Indem sie etwa keine Steuern mehr zahlen, die für den Krieg verwendet werden. Indem sie in ihren Gemeinden den Widerstand organisieren.
Guantánamo liegt bekanntlich im Osten der kubanischen Republik. Wie haben die kubanischen Behörden auf Ihre Aktion reagiert?
Die Bevölkerung war sehr freundlich und durchaus interessiert an unserer Aktion. Schließlich kommt es nicht alle Tage vor, daß eine Gruppe von 25 US-Amerikanern durch ihre Dörfer nach Guantánamo marschiert. Die Regierung hat die Aktion gebilligt, wir haben aber von ihr keine politische oder logistische Unterstützung erhalten. Allerdings hat die Regierung in Havanna ja mehrfach darauf hingewiesen, daß die Basis in Guantánamo illegal besetzt gehalten wird und die Spannungen zwischen den USA und Kuba vergrößert.
Marsch gegen Folter - Eine Fotoreportage von Witness Against Torture
9. Dezember
Abmarsch nach Guantánamo
noch 70 km bis nach Guantánamo
11. Dezember
Schluß mit Folter - Schließt die US Marine-Basis
12. Dezember
Am Rand des Militärgebietes zur Marinebasis
Am Zaun der Basis
Gebet an der Grenzlinie
Quelle und weitere Bilder: http://www.witnesstorture.org/image/tid/6
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