Nur das kommunistische Fossil Kuba vertritt noch die "reine Lehre"

19.12.2005 13:16
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Südamerika färbt sich rot

Wien - Mit dem Sieg des Sozialisten Evo Morales bei der Präsidentenwahl in Bolivien steigt die Zahl der links-regierten Länder auf dem südamerikanischen Kontinent. Schon seit einigen Jahren gibt es in Venezuela, Brasilien, Chile, Uruguay und Argentinien linke Staatsführungen. Bis auf Venezuela hatten in diesen Ländern jahrzehntelang US-freundliche Militärdiktaturen geherrscht, die nach und nach von demokratischen Regierungsformen abgelöst wurden.

In Venezuela gelangte 1999 der linksnationale Hugo Chávez an die Macht. In Chile regiert seit 2000 der gemäßigte Sozialist Ricardo Lagos. Seine Parteigängerin Michelle Bachelet hat gute Chancen, in der Stichwahl am 15. Jänner zu seiner Nachfolgerin zu werden. In Brasilien wurde 2003 der Gewerkschaftsführer Luiz Inacio "Lula" da Silvia zum Staatschef gewählt. Im von Schuldenkrisen geschüttelten Argentinien sitzt - ebenfalls seit 2003 - der Linksperonist Nestor Kirchner in der "Casa Rosada", dem Präsidentenpalast in Buenos Aires. Auch im benachbarten Uruguay regiert mit Tabare Vazquez seit dem Vorjahr erstmals ein linker Präsident.

Mittelamerika

Auch in anderen Teilen Lateinamerikas könnte es bald zu einem Linksruck kommen. In Mexiko, wo Anfang Juli 2006 gewählt wird, könnte der populäre bisherige Bürgermeister von Mexiko-Stadt und Chef der Partei der Demokratischen Revolution (PRD), Andres Manuel Lopez Obrador, die Wahlen gewinnen und damit wieder ein Linker Präsident des südlichen Nachbarstaates der USA werden. In Nicaragua besteht durchaus die Möglichkeit, dass der Sandinistenführer Daniel Ortega an die Macht zurückkehrt.

Die linken Regierungen in den demokratischen Ländern Lateinamerikas vertreten jedoch weder eine einheitliche ideologische Linie noch ist ihre Wirtschafts- und Sozialpolitik immer im eigentlichen Sinn "links". Nur das kommunistische Fossil Kuba vertritt noch die "reine Lehre", deren Unzweckmäßigkeit den meisten Sozialisten des Subkontinents bewusst ist. Nur Venezuelas Präsident Chávez, der sich die Unterstützung der armen Bevölkerung durch Zuwendungen aus dem Ölreichtum seines Landes sichert, nennt Kubas "maximo lider" Fidel Castro sein Vorbild. Der voraussichtlich künftige Präsident Boliviens, der Koka-Bauernführer Morales, ein Bewunderer Che Guevaras, hat ganz im Sinne alt-linker Ideologie die Verstaatlichung der Erdgasfelder angekündigt.

Ganz anders agieren dagegen Chiles Präsident Lagos und der brasilianische Staatschef Lula, die eine weitgehend marktwirtschaftlich orientierte Politik betreiben. Argentiniens Kirchner wiederum tut sich als lautstarker Kritiker des Internationalen Währungsfonds (IWF) hervor, den er für die Schuldenkrise seines Landes verantwortlich macht.

Artikel vom 19.12.2005 |apa |jos
http://www.kurier.at/ausland/1218761.php

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