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Kuba 2005-Oriente
Mittwoch, 30. April 2005
Cuba die letzte?
(Zur Erklärung: CUC=Peso convertible-1 Peso=1 $ - nur im Besitz von Touristen oder Cubanos, die Kontakt mit Touristen haben, PMN=Peso national-25 PMN=1 CUC – die Piepen der „normalen“ Cubanos)
* Übersetzungen am Ende
** Anmerkungen für die amigos
Ich sitze wieder in einem Flieger nach Cuba. Der sechste Besuch der Insel und gleichzeitig soll es der letzte sein.
Bubi konnte leider nicht mit kommen. So schaue ich allein auf den Monitor, der anzeigt noch 32 Minuten und 252 km bis zur Landung in Habana. Dort werde ich aber nicht aussteigen. Ich fliege weiter nach Holguin und von dort mit dem Bus zu meinem a .i. Hotel in der Nähe von Santiago de Cuba.
Es gibt viel zu sehen im Oriente (Ostkuba). Z.B. die erste Hauptstadt Baracoa, die Sierra Maestra, Santiago, Schmelztiegel der Kulturen und Rassen aus Europa, Afrika und der Karibik. Nicht zu vergessen die verschiedenartigen Strände mit dunklem Sand, Felsgestein und Korallenriffen, aber auch mit Palmen und feinem weißen Sand wie in jedem Katalog zu sehen. Außerdem möchte ich einen amigo in Sancti Spiritus besuchen, den ich in Santa Maria del Mar (Nähe Habana) vor 2 Jahren kennen gelernt habe.
Die Neugierde ist also groß auf das, was mich erwartet.
Welch ein nerviger Flug. Der Aufenthalt in Habana zieht sich wie ein Kaugummi. Über zwei Stunden in der Maschine. Und nichts passiert. Außer das Leute ein- und aussteigen. Endlich nach über zweieinhalb Stunden Start nach Holguin. Noch eine Stunde, dann Landung und auschecken. Das heißt auf Cuba nur die Ruhe bewahren. Aber es ist ja auch noch einiges zu erledigen: Euro in CUC umtauschen, Bier kaufen für die trockene Kehle.
Mein Fahrer wartet schon. Ich bin der einzige Gast für das Hotel Bucanero (genau so heißt auch das beste kubanische Bier). Mit einem alten Ford als Taxi düsen wir durch die kubanische Nacht Richtung Santiago de Cuba. Beleuchtung und Beschilderung sind eine Seltenheit.
Ich muss noch erwähnen, dass in der Nähe des Flughafens eine Dame aus Saarbrücken zugestiegen ist, die ihren Bus verpasst hat. Sie leidet schwer unter der Hitze. Bier lässt sie mich alleine trinken (hat ihre Wasserflasche), nimmt nur das angebotene Erfrischungstuch. Sie kann viel von Santiago erzählen. Es ist ihr sechster Besuch bei Bekannten. Nach zweieinhalb Stunden bin ich am Ziel. Es ist mittlerweile 22.30 Uhr. Seit 18 Stunden unterwegs. Meine Begleitung fährt weiter. Schnell habe ich mein Apartment bezogen. Duschen und das Nötigste auspacken. Essen gibt es um diese Zeit im Hotel nicht mehr. zum Glück habe ich meine Fleischwurst mit Brötchen und Senf. (Treue Begleiter auf vielen Reisen). Was ist hier noch los? Das muss ich wissen. Also mal die Disco und die Bar in der Anlage besuchen. Ich lerne den Kanadier Paul kennen. Der sieht schon ziemlich mitgenommen aus. Starrer Blick. Der Alkohol läuft ihm in Form von Schweiß über das Gesicht. Naja, der hombre ist schon drei Wochen hier. Hat in dieser Zeit wohl einige Mengen geschluckt. Morgen fliegt er zurück nach Kanada.
Ich halte es bis 3.30 Uhr bei Cuba libre in der Disco aus. Dann ist es Zeit für die Bettkarte.
Donnerstag, 31. März
Schon um 8.30 Uhr wieder auf den Beinen und ziemlich frisch. Nur der Hals ist trocken. Ich lerne meine camarera* kennen, eine ältere Dame. Sie bekommt Süßigkeiten aus dem Flieger und einen Peso. Ich möchte noch einige Bügel, die sie auch sofort holt.
Frühstück, leider keine Säfte. Es gibt nur diese süße Limo, die schon beim Anschauen klebt. Wenig Obst. Nur Apfelsinen und harte Ananas.
Gegen Mittag taucht der Reiseleiter auf und bittet die Neulinge zum Informationsgespräch. Wir erfahren, dass das Hotel nicht mal halb gefüllt ist. Weniger als 100 Leutchen sind zurzeit hier. Das ist sehr angenehm. Nirgends gibt es Gedränge und am kleinen hauseigenen Strand ist auch noch genug Platz. Die Hotelanlage hat einiges zu bieten. U. a. Fitnessraum mit Ergometer und Laufband, Boots- und Fahrradverleih. Davon mache ich am Nachmittag Gebrauch. Ich fahre mit einem klapprigen Drahtesel zur Playa Siboney. (Dort soll sogar der Comandante Fidel schon gebadet haben). Das ist ca. 10 km entfernt. Radfahren ist hier sehr angenehm, weil es kaum Verkehr gibt. Nur dieser Untersatz ist ein Alptraum (jetzt mein Rennrad….). Keine Schaltung, nur eine Bremse, die kaum Wirkung zeigt. Die Kette gibt ein knarrendes Geräusch von sich, weil sie am Blech schleift. Viel zu wenig Luft auf den Reifen.
Siboney ist der bevorzugte Strand der cubanos. Besonders für die aus Santiago. Hier gibt es wenig Touristen. (März und April ist keine Saison). Dafür viel policia. Der Reiseleiter sagte etwa von Prostitution. (Kann ich mir gar nicht vorstellen…)
Der Strand ist nicht so, wie man ihn sich in der Karibik vorstellt. Die Palmen sind da, aber der Sand ist eher grau als weiß. Für mich sehr gewöhnungsbedürftig. Nach einer Stunde und ein paar Bucanero fahre ich wieder zurück zum Hotel. Heute Abend werde ich mir eine Kutsche nehmen nach Santiago de Cuba und ich bin gespannt, was mich erwartet.
Das Internet im Hotel ist nur im Schneckentempo zu nutzen. – In einer halben Stunde schaffe ich gerade mal ein Fax zu verschicken. (30 Minuten 2 CUC). Dafür ist die Dame an der Rezeption eine mamirriqui*. Das habe ich ihr auch gesagt und sie hat gelächelt. Das bestellte Taxi kommt eine halbe Stunde später aus Santiago. Ich sage der bonita*, dass ich die Stadt in den nächsten Tagen mal mit ihr besuchen möchte. Aber nein, das möchte sie (noch?) nicht. Ich habe leider keine Zeit mehr, mich mit ihr zu beschäftigen. Abflug. In 20 Minuten sind wird am Parque Cespedes. Der taxista möchte 15 CUC. Das ist wohl etwas zu viel. Ich bezahle und steige aus. Kein Bock auf candela*.
Cespedes ist schon beeindruckend. Eingerahmt von historischen Gebäuden. In der Mitte die Statue des Freiheitskämpfers. (Alles eine Nummer kleiner als in Habana, dafür ein gemütliches Ambiente). Ich bummele durch die Seitenstrassen wie die Katze um den heißen Brei. Plötzlich höre ich das altbekannte „Pssst“, als Signal, dass eine Dame im Anmarsch ist. Ca. 160 groß, eine morena*, lange glatte Haare, viel Schmuck. Oh, mi amor, wie viele von deinen Arbeitskolleginnen habe ich auf Cuba schon getroffen? Ich nehme Mira mit in den besten Laden am Platz das Hotel Casa Grande. Sie möchte Mojito. Ich trinke zwei Cuba libre. (2 CUC pro Getränk).
Dann weiter zum Casa de la Trova (Eintritt 2 CUC pro Nase). Wie ich es erwartet habe, laufen hier zu 80% Touristen rum. Aber die Musik ist klasse. Trova natural. Langsam bringt sie die Piepen ins Gespräch, die sie sich durch Massage und sonstige Spielchen verdienen will. Darauf habe ich keinen Bock und sage ihr, dass ich ein maricon* bin, kein Interesse für das weibliche Geschlecht. Sie beschimpft mich noch sehr übel (cingao) bevor sie sich davon macht. Die tolle Musik hilft mir über diesen „Verlust“ hinweg. Aber ich möchte doch noch mehr sehen und hören. Also weiter zum Casa de las Tradiciones (es sind nur 100 Meter). Unterwegs spricht mich ein taxista an, der mir auf den ersten Blick sympathisch ist. Ich frage ihn nach dem Preis für eine Fahrt zu meinem Hotel. Bis auf 10 CUC geht er runter. Das ist ok, aber noch zu früh. Casa de las Tradiciones hat gerade geschlossen. Aber gegenüber im Artex ist noch was los. Anscheinend immer noch euphorisiert von der Musik gehe ich in den Laden, begrüße die hübsche Bedienung mit „hola bonita*“ und küsse sie. Sie lächelt nach dieser zärtlichen Begrüßung, als wenn ihr das gefallen hätte. Leider hat sie keine Zeit für mich. Also weiter. Wieder ist Oscar, mein taxista, da und zeigt mir den Weg zum Casa de la Musica. (Ich bin etwas enttäuscht. Es ist erst 1.00 Uhr und nur dieser Schuppen ist noch geöffnet. Santiago de Cuba scheint ein Dorf zu sein). Am Eingang warten einige hübsche Damen, die ihrem Geschäft nachgehen. Ich soll für sie den Eintritt bezahlen. Auf Nachfrage sind das 5 CUC pro Nase. Also gehe ich allein rein. Einige Minuten später sind sie auch drin. – Das sind keine armen chicas.
Casa de la Musica ist eine Mischung aus Kneipe und Disco. Live Musik jeweils zwanzig Minuten, dann eine längere Pause. Einige Damen stellen sich nacheinander bei mir vor und bieten ihre Dienste an. Sie sind nichts Besonderes. (Noch) kein Bedarf. – Ich möchte doch nur eine „normale“ chica.
Ich gehe öfter vor die Tür, weil in der Disco Rauchverbot ist. Oscar wartet immer noch. Um 2.00 Uhr fahren wir dann zurück zum Hotel. Ich möchte ihm noch mein Apartment zeigen, aber dazu ist er zu müde. Also verabschieden wir uns. Ich habe seine Telefonnummer und werde mich bei ihm melden.
Freitag, 1. April
Heute bin ich wieder mit dem Rad unterwegs und fahre in Richtung Lagune Bacanoa. Schließlich lande ich auf der Rückfahrt an der Playa Juragua. Ganz dringend brauche ich einige kalte cervezitas*. Auch hier grauer Sand, klares Wasser.
Ein Küstenstreifen von einem halben km erstreckt sich vor der Kulisse der Sierra Maestra. Einige cubanos baden oder liegen am Strand. Drei chicas kommen zu mir (aber immer schön einzeln), möchten Konversation und Zigaretten. Aber eine bonita* ist leider nicht dabei.
Am Abend trinke ich vor dem Essen noch einige Cuba libre an der Bar. Dem Kellner Fidel gebe ich 3 CUC, weil er die besten drinks mixt. (bombas – sonstige Bedienung sehr geizig mit dem ron).
Das Essen im Hotel ist immer noch mäßig. Es fehlt an Auswahl und Geschmack. Dafür abends wieder an der Bar. Ich lerne ein kanadisches Ehepaar kennen. Deutschstämmig, jahrelang in Paraguay lebend, deswegen möchten sie unbedingt deutsch mit mir sprechen. Um 2.00 Uhr ist Schluss für mich. Am nächsten Morgen will ich mir einen Wagen leihen und nach Baracoa fahren. Es müsste die Zeit der semana de cultura* sein. Also auch Karneval.
Samstag, 2. April
Nach dem Frühstück mache ich den Vertrag mit dem hombre von Havanauto für drei Tage. Er sagt, er könne mir nur einen Toyota anbieten (wahrscheinlich, weil der gerade vor dem Hotel steht) für 70 CUC pro Tag inkl. Versicherung etc. Dazu kommt noch eine Kaution von 200 CUC. Das ist natürlich viel Holz. (Ich hatte mit ca. 50 pro Tag gerechnet). Aber was soll der Geiz. Visa raus. Ich muss meine Tage auf Cuba nutzen. Den Schlüssel gibt er mir, ohne meinen Führerschein gesehen zu haben, weil ich den im Apartment vergessen habe.
Um 12. 00 Uhr geht es los. Ca. 300 km liegen vor mir. Ich muss erst Richtung Santiago auf die autopista. Überall stehen die cubanos am Straßenrand und möchten mitgenommen werden. (Fidel hat immer noch keine Devisen. Deswegen kann er nicht genug Öl im Ausland einkaufen und regelmäßig öffentliche Verkehrsmittel einsetzen).
Das Autofahren auf Cuba ist ein Abenteuer für sich. Eine Beschilderung fast nicht vorhanden. Ich sage nur „atencion“. Immer wieder tauchen besonders in der Nähe von Ortschaften irgendwelche Vehikel auf, die irgendetwas transportieren. Da gibt es Eselkarren, Ochsenwagen, Pferdekutschen. Um ein Haar mache ich eine Ziege platt, die aus dem Gebüsch springt und die Straße überquert. Ein Esel läuft ein paar km weiter auf dem Asphalt rum. Und dann diese Straßenzustände. Teilweise Schlaglöcher, Sand, Steine. Also ein Vergnügen ist das nicht gerade.
Bis Guantanamo verfahre ich mich zweimal. Immer wieder fragen. Dann nehme ich öfter Anhalter mit. Ich hoffe, dass die sich wenigstens auskennen und ich so schneller zum Ziel komme. Aber diese Mitreisenden sind auch nicht das Wahre. Einer quatscht mir beide Ohren voll mit seinem seltsamen Spanisch und die linda cubana versucht meine Zigaretten mit zunehmen, als sie aussteigt. (Nachdem ich ihr eine angeboten habe, ist die Schachtel in ihrer Tasche verschwunden). Also keine Anhalter mehr.
Die letzten 50 km vor Baracoa sind stressig. Es geht hoch und runter. Serpentinen, scharfe Kurven. Dann wird die Landschaft immer üppiger. Links und rechts verschiedene Arten von Palmen. Ich überquere mehrere Flüsschen. Plantagen liegen am Weg. (Hier wird Kaffee und Kakao angebaut). Die Anwohner verkaufen Obst, besonders Ananas und Bananen am Straßenrand. Und alles wird umrahmt von einem wolkenlosen Himmel mit einer Sonne, die ihr Licht in Hülle und Fülle spendet. Ich bin im Garten von Cuba angekommen.
Im Radio höre ich, das die semana de cultura* erst am 7. April beginnt. Das ist zwar schade, aber kann meine Stimmung nicht trüben. Um 17.15 Uhr fahre ich auf den malecon von Baracoa. Despacio, despacio*. Die Straße ist bevölkert von Rikschas und Eselkarren, kaum Zeit für einen Blick auf die große Statue von Colon, die mich an der rechten Straßenseite begrüßt. (Baracoa wurde im Jahr 1512 von Kolumbus entdeckt und war bis 1515 erste Hauptstadt Cubas).
Direkt vor mir liegt das Hotel La Rusa. Der Name, weil es von einer Russin gegründet wurde. Che mit seinen companeros soll hier genächtigt haben. Das wird auch meine habitacion*.
Als ich das Hotel betrete steht Miguel hinter der Bar, als wenn er auf mich gewartet hätte. Der hombre hat vier Jahre in Karl-Marx-Stadt als Fräser gearbeitet und spricht auch noch etwas deutsch. Mein Zimmer kostet 30 CUC die Nacht.
Immer wieder kommen cubanos ins Hotel und kaufen diese Flasche ron Dorado für zwei CUC. (Heute ist Samstag und überall fiesta). Ich frage Miguel danach. Er meint, der ron wäre Spitze und eine Spezialität von Holguin. Also, für mich auch ein Fläschen. Und der ist tatsächlich gut. Einige Gläser trinke ich pur. Den Rest nehme ich mit meinen Klamotten aufs Zimmer. Zweite Etage mit Blick auf den malecon. Klein, aber zweckmäßig eingerichtet.
Frisch und unternehmungslustig bin ich eine Stunde später wieder an der Bar. Ich frage Miguel nach der Geschichte mit Che. Natürlich sagt er mir, dass alles wahr ist.
Morgen hat er frei und möchte mir die Bahia de Mata zeigen (schöner Strand), wo seine Mutter wohnt. Zu Karneval soll ich nochmals nach Baracoa kommen und für 20 CUC in dem casa particular* seiner mama wohnen.
Ich muss los, bin neugierig auf die Stadt. Zuerst besuche ich das Hotel el Castillo, ehemalige Festung, das oberhalb von Baracoa einen imposanten Ausblick auf die Stadt und die Bucht bietet. Dieses historische Gebäude ist wunderschön. Im Patio ein großes Schwimmbecken. Darum das Restaurant. Einige Stufen zur Bar. Ambiente pur. Preis für eine Übernachtung: 70 CUC. Also nur was für ricos. Hier versuche ich CUC für meine Visa zu bekommen, da ich nur noch 20 Pesos habe. Aber es gibt nichts. Nur das Essen könnte ich mit der Kreditkarte bezahlen. Das will ich später in einem paladar* einnehmen mit Namen el sabor. Ich frage mich durch. Eine ältere Dame bringt mich zu dem Haus. (Wahrscheinlich bekommt sie Provision für den neuen Gast). Natürlich versuche ich mit PMN zu bezahlen, die ich bei einem Rumkäufer im Hotel getauscht habe.
Aber ich kenne dieses Spielchen schon. Der Preis für Touristen ist so „hoch“ (in diesem Fall 7 CUC), das meine Volkspesos gar nicht reichen und ich damit auch nichts spare. Der Kaffee ist kostenlos. Ron gibt es nicht. (Keine Lizenz für den Ausschank). Das Wohnzimmer in dem ich esse ist ausgestattet wie eine Puppenstube. Es gibt frischen Fisch, Salat und nicht fehlen darf moros y cristianos*.
Also weiter. Ich schlendere durch die Gassen zum parque Marti. Was ist so seltsam in dieser Stadt? Nirgendwo Musik. Die Kneipen und Cafeterias sind gut gefüllt. Überall sitzen die Leute draußen. Ich frage am Casa de la Trova und erfahre die Ursache des Silencios: Papa (der Papst) ist gestorben. Deswegen drei Tage keine Musik. Na toll, denke ich mir. Konnte der alte Knochen nicht noch warten. Der Abend ist versaut. Ich gehe um ein Uhr zurück ins Hotel. Leider ist an schlafen nicht zu denken. Vor dem Haus haben sich einige Mopedfahrer versammelt und drehen ihre Runden. Nach einer Stunde verliere ich die Geduld und beschwere mich an der Rezeption. Das hilft nicht viel. Aus Verzweiflung nasche ich an meiner Flasche ron. Eine halbe Stunde später wieder runter. Ich werde lauter. Es ist vielleicht drei Uhr. Entweder hat der ron gewirkt oder diese locitos* haben sich verzogen: endlich Schlaf.
Sonntag, 3. April
Also, das Hotel La Rusa kann ich nicht empfehlen. Die schöne Legende kann mir heute keinen Trost spenden für kaltes Wasser beim Duschen und das Theater in der letzten Nacht. Zum Frühstück bestelle ich Fruchtsaft, Sandwich und Kaffee.
Heute muss ich aber endlich mit meiner Visa CUC besorgen. Vielleicht schwierig am Sonntag. Zum Glück finde ich eine Bank und bekomme 200 CUC.
Miguel hat sich leider nicht sehen lassen. Nachdem ich getankt habe, fahre ich allein Richtung Bahia de Mata. Wieder durch diese wunderschöne Naturlandschaft. Das Radio spielt romantische Töne, fast schon Melancholie. Das geht direkt ins Herz. Ich nehme zwei ältere Herrschaften mit. Die senora steigt nach einigen km aus. Der commandante, wie ich ihn wegen seines Aussehens nenne, bleibt mein Begleiter. Endstation für uns ist eine Flussmündung, direkt in der Bucht. Es wartet schon eine Meute von cubanos auf mich. Madre mia, sie wollen mit mir Boot fahren, mit mir Schnorcheln, puros* rauchen und verkaufen. Natürlich haben sie irgendwo auch eine chica für mich doch am Strand sehe ich leider keine. Mittlerweile sind wir eine Gesellschaft von ungefähr zehn hombres. (Einer passt auf meinen Wagen auf).
Zuerst möchte ich cerveza. Wird sofort mit dem Rad geholt. Dann lasse ich mal meine Schachtel Hollywood eine Runde machen. Die ist also leer. – Was soll der Geiz. Ich rücke einige CUC raus für eine Rutsche Bier und Zigaretten. Ein hombre hat in Leipzig gearbeitet und es sind noch ungefähr hundert Wörter geblieben, mit denen er versucht, sich mit mir zu unterhalten. Der nächste amigo holt eine coco von der Palme über mir, schlägt sie auf und bietet sie mir an. Ich sage ihm, dass da noch ron rein muss, Also düst irgendjemand wieder mit dem Rad los und kommt mit einem Glas walfarina* wieder zurück. Die Mischung ist ok. Ich denke an das Auto, dass ich noch fahren muss und lasse das Glas einmal rum gehen. Der nächste hombre bringt mir eine lebende Languste und möchte sich für mich zubereiten.
Attacke. Das mag ich. Die cubanos haben nur die Bumserei im Kopf und erzählen mir von ihren Mittelchen zur Potenzsteigerung. (Dazu gehören u.a. Languste mit Zwiebel und Knoblauch). Und was sie alles wissen wollen von mir. Preise in Deutschland. Meine Familie? Mein Hotel? Wir könnten uns einen ganzen Tag unter- halten Dann bauen sie einen kleinen Tisch für mich auf. Die Languste kommt, gekocht, mit einem scharfen Reis und frittierte Bananenchips wird sie gereicht. Ich sitze also da unter Palmen, meine Füße baumeln in den seichten Wellen, und genieße besonders dieses Schalentier und die compania* dieser amigos. Nach dem Essen radelt der nächste hombre los und holt mir ein Kännchen starken Kaffee. Ich gebe meinem Koch 5 CUC und 40 PMN. (Er sagt mir, dass er keinen festen Preis hat und er weiß wahrscheinlich auch nicht, was er dafür verlangen kann).
Langsam wird es aber Zeit für den Abschied. Natürlich stehen an meinem Auto wieder Leutchen die eine Mitfahrgelegenheit suchen. No problema. Immer eine gute Gelegenheit meine Sprachkenntnisse zu verbessern. Warum sind diese cubanos so gut drauf? Immer Konversation. Immer ein Lächeln auf den Lippen.
Das ist ansteckend. Ich fühle mich einfach prima.
Die letzten km zum Hotel fahre ich allein. Es ist vorbei mit dem schönen Wetter. Die Sonne verschwindet hinter den Wolken. Aber ich habe noch viel zu schreiben und sitze auf der Terrasse des Hotels mit Blick auf das Meer. Nach einigen cervezitas* ist es Zeit für das Abendessen. Juan, ein junger Bursche mit einem Fahrradtaxi bringt mich zum Fuerte de la Punta an der Meeresenge zu Haiti. Ich lade ihn ebenfalls in das Restaurant ein. Wir essen Fisch in Tomatensalsa. Den Kaffee möchte ich woanders trinken. Aber das ist nicht so einfach. Erst die vierte oder fünfte Kneipe hat auch Kaffee mit ron im Angebot. Hier verabschiede ich mich von Juan und danke für seine companhia*. Als ich wieder auf der Straße bin und durch die Seitenstraßen Richtung Hotel gehe, höre ich wieder dieses „Pssst“. Ich warte auf die chica und nehme sie mit in die nächste Pinte. Einige bebidas. Verdammt, mir fehlt die Musik.
Ich werde müde und verschwinde Richtung Hotel.
Montag, 4.April
Miguel ist auch wieder da. Er hatte gestern keine Fahrgelegenheit und konnte mit deswegen keine Gesellschaft leisten. Nach dem Frühstück ist es Zeit für den Abschied und die Rechnung. Mit der Visa geht nichts. Die Technik streikt. Keine Verbindung ur Bank. Ich zahle bar.
Miguel gibt mir seine Telefonnummer, falls ich tatsächlich wiederkomme. Adios.
Ich fahre Richtung Porto Santo (Hotel und Aussichtspunkt), weil ich noch die Playa Maguana besuche möchte. Es sind gut 20 km. Dann finde ich eine Bucht. Wunderschön. So wie sich jeder die Karibik vorstellt. Palmen, weißer Sand. Das klare Meer rauscht. Einsam und verlassen liegt dieses Paradies vor mir. Ich gehe schwimmen ohne Badehose. Weit und breit kein Mensch. Dann kommt der Bauer, dem die finca hinter dem Strand gehört und raucht eine Popular mit mir. Er meint, es ist keine Saison für Touristen und die cubanos haben keine Ferien. Naja, mir soll es recht sein.
Die Rückfahrt Richtung Santiago hält wieder einige Überraschungen für mich bereit. Jetzt laufen sogar Schweine auf der autopista rum. Ab Guantanamo geht es für dreißig Minuten nur im Schritttempo, weil ich von einem Gewitter überrascht werde. Und wer einmal einen Regen in der Karibik miterlebt hat, weiß, was das heißt: Es gießt wie aus Kübel. Trotzdem bin ich schon nach gut vier Stunden in Santiago mit der Hilfe netter cubanos, die mir den Weg beschreiben oder eine Strecke mitfahren.
Ich mache noch einen Halt in Siboney. Durch Zufall entdecke ich das Restaurant La Ruesa. Nach der Ortseinfahrt rechts, den Hügel hoch. Mit Aussicht auf Strand und Meer. Super Ambiente. Rustikale Einrichtung. Viele Pflanzen und Palmen. Hier ist es etwas teuer (zwei Bucanero und ein Teller mit gekochten Schinken und Brot 8 CUC), aber Geschmack hat seinen Preis und den schönsten Platz in Siboney habe ich gefunden.
Dienstag, 5. April
Ich habe nach dem Aufstehen noch Zeit bis zum Mittag. Dann muss ich den Wagen wieder abgeben. Nochmals eine Fahrt Richtung Laguna Bacanao. Vorbei an verschiedenen playas. Links die Sierra Maestra, rechts das Meer. Playa Larga, Playa Sigua. Natürlich steige ich auch mal aus und schaue mir einige a. i. Hotels und die Strände an. Nein, hier ist wirklich nichts los. Und dann so weit von Santiago.
Zu erwähnen ist noch, dass ich mich von meinem gelben a. i. -Armband getrennt habe (durchgeschnitten und in die Geldbörse gesteckt). Das Teil ist was für Herdentiere. Jede chica weiß gleich wo du wohnst.
Volltanken und zurück zum Hotel. Um kurz nach zwölf ist der Angestellte von Havanauto im Hotel und nimmt den Toyota in Empfang. Ich gehe schwimmen und danach wieder die Fahrradtour erst nach Siboney (La Ruesa) und dann die Playa Juragua. Morgen geht es nach Santiago. Ich werde Oscar anrufen.
Mittwoch, 6. April
Oscar ist eine halbe Stunde später da, nachdem ich mit seiner Mutter telefoniert habe. Sein Lada ist aber auch wirklich antiquiert, um es freundlich auszudrücken. Wie viel km der runter hat, weiß er nicht. Erst mal 200 CUC auf Visa holen. Wieder zahle ich 8 % Gebühren. Himmel, Arsch und Zwirn, was soll das? Ich frage den hombre in der Bank. Der meint nur, dass wäre ab 1. April Gesetz. Will Fidel noch seine letzten Goldesel (Touristen) verärgern?
Dann besuchen wir eine Pinte gegenüber des Hotels Melia Santiago (das teuerste in der Stadt). Ich trinke Bucanero. Oscar bleibt bei seinem Saft. Es gibt Sandwich.
Weiter zur Post. Ich brauche eine Telefonkarte für 10 CUC. Gespräch mit Mutter. Zwei oder drei Minuten und die Karte ist fast platt. Die beiden Computer für das Internet sind leider besetzt.
Die nächste Station ist ein Bauernmarkt in der Nähe des Hafens. Ich bin neugierig, was es an Obst gibt. Na also, es ist doch alles da. Gemüse ohne Ende, Obst, was das Herz begehrt: fruta bomba (Papaya), mamee, die ich probiere (eine Sorte die ich noch nicht kenne. Sieht aus wie eine kleine Kokosnuss und schmeckt fleischig herb).
Außerdem Mangos, Ananas in verschiedenen Größen und Formen. Das alles gibt es im Hotel nicht. Ich mache eine große Plastiktüte voll, die ich mit PMN bezahle. (40 PMN, normalerweise zu viel). Wir fahren weiter zum Haus der afrikanischen Kultur. (Eintritt ein CUC). Hier ist die Geschichte der Sklaven dargestellt in Bildern und Gegenständen. (Wie sie aus Afrika verschleppt wurden bis zur heutigen Zeit). Verschiedene Räume sind im ganzen Haus verteilt. Ausgestellt sind Menschenknochen, Photos von santeros und santeras, die verstorben sind. Außerdem Trommeln. die verschiedensten Kultgegegenstände, die zur Santeria gehören. Oscar kennt die Bediensteten hier und empfiehlt mir eine santera, die mir aus den Karten die Zukunft lesen soll.
Mein Geburtsdatum ist wichtig. Das schreibt sie sich auf und addiert den Tag und den Monat. Die Zahl 28 wird der dunkelhäutigen Yemaya zugeordnet. Göttin der Meere und des Wassers. Ihre Farben sind blau und weiß wie das Meer und die Wolken. Das erinnert mich gleich an einen ungeliebten Verein aus Gelsenkirchen und ich weiß nicht, ob ich hier auf der richtigen Veranstaltung bin.
Weiterhin erfahre ich, dass ich viele Kinder haben werde. (Vielen Dank). Probleme gibt es aber immer wieder in der Familie. Außerdem schreibt sie mir für den Seelenfrieden ein Rezept auf: Kölnisch Wasser, Kümmel und Zimt steht darauf. Leider kann ich später nicht alles entziffern und weiß nicht, ob ich darin baden muss oder die Mixtur anal einblasen soll. (Oscar hat nur gelacht, als ich ihm den Zettel gezeigt habe). Alles in allem sind die Vorhersagen eher negativ. (Natürlich verstehe ich nicht alles). Diese Session hat ca. fünfzehn Minuten gedauert. Es warten andere Leute als ich den Raum verlasse. Am Ausgang muss ich für den Spaß 5 CUC bezahlen.
Auf den Schreck brauche ich einige Bierchen. Wieder setzt der große Regen ein, als wir unter dem Vordach einer Pinte sitzen. Oscar trinkt wie immer Fruchtsaft wegen seiner Magenprobleme. Außerdem ist er Nichtraucher. Keine Frauengeschichten. Glücklich mit Frau und vier Kinder. Ich habe nicht gedacht, dass es so was auf Cuba überhaupt gibt. Ein Musikus unterhält die Gesellschaft in der cantina. Alleinunterhalter. Spielt die tres (Gitarre), Mundharmonika und bedient mit dem Fuß eine selbst gebastelte Trommel. Der Typ hat es drauf. Spielt für mich 100% cubano
von Pedro Luis Ferrer.
Neben der Kneipe steht ein Verkaufswagen. Da gibt es eine stattliche Anzahl von Rumsorten. Ich frage nach Mulata 7 anos. Den gibt es nicht. Dafür Mulata anejo und ron Santiago de Cuba. Je eine Flasche für mich. Aber die Preise sind nicht gerade niedrig. 7,65 CUC kostet eine Flasche. (Preise überall dieselben).
Der große Regen hat aufgehört. Rückfahrt Richtung Hotel. Noch eine Pause in Siboney, Restaurant Ruesa. Wieder die einzigen Gäste. Es gibt Gambas und bebidas. Ich zahle 13 CUC. (Allein für den kleinen Teller Gambas 10 CUC). Das ist Nepp. Nun erzählt mir der hombre noch, als er mir die Rechnung bringt, dass er einige Fische für mich fangen will, wenn ich morgen wieder komme. Ich sage ihm, dass er mich bei den Preisen nicht wieder sehen wird. (Fehler gemacht. Ich habe mir die Speisekarte nicht zeigen lassen).
Oscar bringt mich zurück zum Hotel. Ich gebe ihm nochmals 17 CUC. (Insgesamt 27 CUC). Also, mein taxista ist ok. Er wird mich Samstag wieder abholen. Dann werde ich das Tropicana besuchen und hoffentlich auch einige bonitas* kennen lernen.
Donnerstag, 7. April
Heute bin ich wieder mit dem Rad unterwegs. Wieder so eine alte Gurke. Das ist aber der Standard. Ich will hoch zum Gran Piedra. Das ist ein Monolith in der Sierra Maestra auf einer Höhe von 1300 Meter. Aussichtspunkt bei gutem Wetter.
Also erst vorbei an der Playa Juragua, dann durch das Dorf El Oasis auf die Hauptstraße Richtung Siboney und Santiago. Noch ca. 5 km auf der Hauptstraße. Dann Beschilderung folgen und rechts ab in die Berge. Meine Schätzungen liegen bei 15 km, die noch ca. zu fahren sind. Aber an fahren ist bald nicht mehr zu denken. Ich muss mein Superrad schieben. Es geht nur noch steil bergauf. Die Straße teilweise eine Katastrophe. Steine, Schlaglöcher. Ich kann jedem nur empfehlen, der diese Tour wagt, genug Getränke mitzunehmen. (Ich habe leider nicht daran gedacht). Der Schweiß läuft in Bächen an meinem Körper runter. Nach ca. 3 Stunden mit Pausen rettet mich eine Straßenverkäuferin. Es gibt agua de coco und platanos.
Ich trinke vier Gläser in einem Zug. Drei Bananen esse ich sofort. Den Rest des Bundes packe ich ein. Außerdem kaufe ich Kokosmark (cucurucho), sehr süß, verpackt in einem Kokospalmenblatt. Alles für 2 CUC.
Dann kommt der letzte Anstieg. Ich habe das Gefühl, es wird immer steiler. Endlich das große Schild „Gran Piedra“. Leider habe ich wieder Pech mit dem Wetter. Die Aussicht bis nach Haiti kann ich nur erahnen. Es beginnt wieder zu schütten. Den Besuch des Restaurants erspare ich mir deshalb. (Nochmals ca. 2 km). Es beginnt die Abfahrt. Aber mit Vorsicht. Despacio*. Die Bremse am Rad funktioniert nur auf den letzten Druck. Durch Schlaglöcher und Regenpfützen. Nach gut einer halben Stunde bin ich unten. Es hat aufgehört zu regnen und ich fahre zum Strand nach Siboney (diesmal nicht Restaurant Ruesa). Bier her, hombres. Ich habe mir einige verdient. Gegen 18.00 Uhr bin ich wieder im Hotel. Am Abend bekomme ich fürchterliche Zahnschmerzen. Auch das noch. Bestimmt von der süßen Kokosnuss. Rum ist die Medizin.
Freitag, 8. April
Heute ein Ruhetag. Zu erwähnen ist noch der Disput mit den Kanadiern letzte Nacht an der Bar. Drei Typen beleidigten den Kellner (Poney) wegen seines Aussehens ziemlich übel, natürlich in Englisch, weil sie wussten, dass dieser sie mit seinem Sprachschatz von 10 englischen Wörtern nicht versteht. (Ich habe sehr wenige Kanadier auf Cuba getroffen, die Spanisch sprachen. Diese gehörten auch nicht dazu). Ich musste einschreiten und sagte den gusanos*, dass sie hier nur Gäste sind und sich auch so verhalten sollten. Mit meinem amigo vom servico sprach ich natürlich spanisch und sagte ihm, dass das comemierdas sind und cingaos, mamalones. Daraufhin fragten sie natürlich die Bedienung, was ich gesagt habe, weil sie merkten, dass diese Ansprache an sie gerichtet war. Der arme Poney konnte natürlich nicht übersetzen und lächelte nur. Dann fragen sie mich. Ich sagte ihnen nur, dass das die andere Seite der Medaille wäre.
So langsam stellt sich wieder dieses „Karibiksyndrom“ ein. Am Tage liege ich bis Mittag flach und des Nachts bin ich munter. Ich denke an die amigos und die Nächte, die wir in der Karibik durchlebt haben.
Samstag, 9. April
Ich fahre wieder los. Siboney und Playa Juragua. Dort bleibe ich auf der Rückfahrt auch hängen. Überall viele cubanos am Strand und die Flasche ron fehlt in keiner Runde, in der die hombres sitzen. Salvador, mein amigo und die anderen warten schon auf mich. Sie wollen natürlich wie immer ihre kleinen Geschäfte machen. Mein Bier gibt es heute gratis. Dazu ein Schluck aus ihrer Flasche. Sie stellen mir einige chicas vor. Ich vergnüge mich mit Luna. Aber so eine richtig süße linda cubana ist wieder nicht dabei. Abflug. Gleich will ich mit Oscar nach Santiago.
Der taxista kommt eine halbe Stunde später wie vereinbart. Hatte Probleme mit dem Wagen. Als Proviant habe ich die halbe Flasche von dem guten ron aus Baracoa mitgenommen. Oscar ist heute besser drauf und sein Magen anscheinend auch. Musik volle Lautstärke. Der alte Lada schwebt fast durch die Nacht und bringt uns direkt ins Tropicana. 30 CUC Eintritt. (Oscar zahlt nichts. Kennt Hinz und Kunz hier). Leider muss die Flasche im Wagen bleiben. Aber zivile Preise für Getränke. (Bucanero 1 CUC). Die Vorstellung beginnt 22.30 Uhr. Wir sitzen direkt vor der Naturbühne in einer großen Anlage. Ich schätze für 2000 Personen. Was soll ich sonst erzählen? Die vielen Farben, wechselnde Kostüme, Musik zu verschiedenen Themen, die von der Geschichte Cubas erzählen. Natürlich werden meine Augen immer wieder gefesselt von diesen hübschen Tänzerinnen.
Aber nach 2 Stunden reicht es uns. (Oscar kennt das alles sowieso schon in- und auswendig).
Ich möchte noch einige Damen kennen lernen, muss aber leider feststellen, dass in der Stadt nicht mehr viel los ist. Casa de la Tradiciones schon geschlossen, Casa de la Trova nur noch ein Bier, dann auch finito. Bleibt nur das Casa de la Musica. Ich vergesse wieder, dass hier nicht gequalmt wird. (Stecke mir eine Kippe an und werde höflich vor die Tür verwiesen). Dann taucht sie auf: meine mamirici* - quel preciosa* linda cubana. Eine morena, dunkelblond. (Hola, Tolten**)
Wir tanzen, nein, wir vereinen unsere Körper im Rhythmus des son cubano, der direkt ins Blut geht. Der Verstand hat mich verlassen. Ich lasse mich einfach treiben im Meer der Gefühle. (Ist das meine Göttin Yemaya)?
Oscar wartet auf uns und die Flasche ron ist auch noch da. Ich werde mi amor mitnehmen zum Hotel und eine Woche lieben. (Dietl, Visa, die Freiheit nehme ich mir**). Also los Oscar, mache Musik und starte den Lada für den Abflug. Es gibt ron und eine bonita in meinen Armen, die mich mit ihren carinos* verwöhnt. Wie schön kann doch das Leben sein.
Dann die Einfahrt zum Hotel. Diese chica kommt hier einfach nicht rein, obwohl ich den hombre kenne. Na, das ist wieder eine Diskussion! Meinen ron trinken die gusanos* an der Kontrolle noch mit. Nada mas. Also, adios mi amor.
Sonntag, 10 April
Der erste Totalausfall. Mein Körper streikt. Ich krabbele gegen Mittag aus dem Bett. Immer noch den ron und die bonita* im Schädel. Einen Happen fester Nahrung nehme ich zu mir. Am Nachmittag leihe ich wieder einen Drahtesel zur Playa Juragua. Hier tanzt heute der Bär. Salvador und die amigos sind natürlich auch wieder da. Hatuey, Hatuey. Das Bier ist prima. Ich weiß nicht, wo die das Zeug herholen (an den Verkaufsständen gibt es das nicht). Auf jeden Fall ist es kalt und lecker. Und wieder kreist die Flasche, die nicht fehlen darf. Ich halte Ausschau nach Luna. - Nicht an der playa. (Die wird doch nicht fremdgehen)? Wieder sind meine CDs gefragt. Eine bleibt hier für immer.
Montag, 11 April
Heute ist blauer Montag. Es fällt mir schwer meine Gedanken zu ordnen. Ich habe wieder bis Mittag geschlafen. Auf der einen Seite des Bettes die Flasche ron auf der anderen Seite die Flasche Wasser.
Ich muss nach Santiago. Es fehlen mir einige Scheinchen (dinheros). Also lasse ich Oscar mal wieder einfliegen. Zuerst zur Bank. 300 CUC mit Pass und Visa. Der Angestellte will mein Haupthaar sehen. Ich lüfte meinen Hut und frage ihn ob er im ministerio del interior* oder in der Bank arbeitet. Vale, die Piepen sind nach einer halben Stunde Warten da. Wir machen einen kleinen Stadtbummel und ich lasse mich treiben mit dem Rhythmus dieser Stadt. Oscar immer an meiner Seite. Da ist er, ron Mulata 7 anos. Leider nur kleine Flaschen. Auch die Marke El Caney ist vertreten.
Kaufen und in den Rucksack damit. An der nächsten Ecke erst mal eine Probe. Lecker. Nächste Station Musik. Wir kommen in den Laden und ich frage nach dem son, der zurzeit populär ist. Die bonita an der Kasse ist erstaunt wie gut ich tanzen kann. (Mulata versetzt meinen Körper in Schwingungen und Oscar hat viel Spaß, weil ich so gut drauf bin). Eine CD für 10 CUC kaufe ich.
Wir besuchen zwei cantinas, weil ich Bock auf dieses tolle Bier Hatuey habe. Hier ist es ziemlich schmuddelig. Zweifelhafte Typen sitzen am Tresen und in den Ecken im Halbdunkel. Auch einige „Damen“ bieten sich an. Getränke spottbillig, weil hier nur mit PMN bezahlt werden kann. Oscar geht los und tauscht für mich irgendwo auf der Straße. (Er wechselt 1 zu 20. Das ist aber ein schlechter Kurs. Oder hat er seine Provision abgezogen?) Weiter geht es. Drei oder vier Geschäfte besucht. Oscar fehlt ein gutes Polo-Shirt. Klamotten kaufen kannst du in dieser Stadt vergessen. Keine Qualität, keine Auswahl. Dafür endlich die großen Flaschen Mulata gefunden. Gleich drei gekauft. – Der Rucksack wird langsam schwer. Die nächste Pause machen wir im Hotel Casa Grande, ganz oben auf der Dachterrasse. Klasse Aussicht über die ganze Stadt bis zum Hafen.
Weiter, weiter Oscar. Ich möchte jeden Atemzug, jeden Geruch von Santiago de Cuba genießen, aufsaugen und nicht vergessen.
Ich benötige noch eine Fahrkarte für meine morgige Busfahrt nach Sancti Spiritus. Also fahren wir zum terminal. Im oficina treffe ich eine wieder eine mamirici*. Kurze blonde Haare. Eine Figur wie gemalt. Wir trinken ein Schlückchen von dem guten ron zusammen. (Da wo es keiner sieht). Mein taxista steht ein paar Meter weiter und amüsiert sich über den loco aleman. Ich verabrede mich für Samstag mit ihr (Oscar wird sie abholen), weil sie heute leider noch ein wenig arbeiten muss. Also nur besos* für meine linda cubana y hasta la vista.
Jetzt aber erst mal eine Stärkung im Restaurante La Cocinita. Wir essen camarones mit salsa picante. Dazu spielt eine Musikgruppe auf einer kleinen Bühne. Dann wird es Zeit für die Rückfahrt zum Hotel.
Kurz hinter Sevilla, ein Dorf ca. 10 km von Santiago entfernt, sammelt Oscar einen Schatz für mich auf. Sie steht am Straßenrand, Tränen in den Augen. Probleme mit ihrer Familie, wie sie sagt. Der ron hilft, die Sorgen zu vergessen, mi corazon*. Ich sehe ihre weißen Zähne in der Dunkelheit während ich von mir erzähle und der Lada über den Asphalt hüpft. Na endlich, das erste Lächeln. Oscar singt zum Klang der Musik. (Er steht auf italienisches canciones).
Die ersten besitos*. Na, diese Dame ist aber gar nicht schüchtern. Ich lade sie ein zu meiner Reise nach Sancti Spiritus und sie möchte gerne mitkommen. Das muss mein taxista regeln, der mich Mittwoch abholen wird. Gracia Oscar.
Im Hotel angekommen, mache ich einen Besuch in der Disco. Tanze bis zum frühen Morgen. Dann an die 24-Stunden-Bar.
Es ist tatsächlich wieder so, dass ich vor 5 Uhr nicht schlafe und erst am Nachmittag das Apartment verlasse.
Mittlerweile hat sich dort eine ganze Batterie von Flaschen angesammelt: Mulata, Santiago de Cuba, el Caney.
Außerdem beherbergt dieses Hotel mehr Taschenkrebse als Touristen. In jeder Ecke und an jeder Wand krabbeln diese handgroßen Gesellen herum. Einer ist in meinem Zimmer gelandet, weil die Balkontür über Nacht geöffnet war. Ich hoffte, dass ich aus ihm in vernünftiges Haustier machen könnte. Aber nachdem er das Essen verweigert hat (Kuchen, Früchte) habe ich ihn vor die Tür gesetzt.
Mittwoch, 14. April
Oscar kommt gegen Mittag. Die Dame mit dem Namen Yarileikis wartet am Strand Juragua auf uns, wo Oscar sie auf der Hinfahrt abgesetzt hat. Außerdem ist im Handschuhfach des Wagens noch eine halbe Flasche für mich.
Die Fahrkarten kosten 28 CUC pro Nase für die Hin- und Rückfahrt. Es gibt noch reichlich Tickets. Die Fahrt gestern Abend zum Terminal hätte ich mir sparen können.
Oscar besorgt auf den letzten Drücker noch ein paar Flaschen Bier.
Erst an der nächsten Station Bayamo erfahre ich, dass die Reise bis Sancti Spiritus ca. 11 Stunden dauern wird – für ca. 700 km. Na, das kann ja heiter werden. (Ich wollte ja mit dem Zug fahren, aber leider gibt es keine direkte Verbindung).
Mittlerweile kreist meine Flasche durch den halben Bus, der zum Glück nur spärlich besetzt ist. Die nächsten Stationen sind Holguin, Las Tunas, Camagüey, Florida und Ciego de Avila. Meine Liebste trinkt nur einige Schlückchen, versorgt mich dafür mit Zärtlichkeiten. Sie ist unwissend wie ein Neugeborenes. Ich zeichne ihr die ungefähre Karte von Kuba auf. Zeige ihr die Städte und die Entfernungen.
Unterwegs muss ich Nachschub besorgen und dann machen wir die große Pause im Hotel Florida. Dort gibt es ein Buffet. 7 CUC pro Nase ist der Preis. Dafür Essen bis zum Abwinken. Nichts für mich – nur ein Happen. Wichtig ist, das die Dame mal richtig zuschlägt.
Die längste Reise hat zum Glück auch mal ein Ende. Gegen 2.30 Uhr sind wir endlich am Ziel. Keine Kutsche am Terminal. Wir nehmen ein Fahrradtaxi. Wer diese Dinger auf Kuba nicht kennt: Das ist einfach ein umgebautes Fahrrad mit drei Rädern. Eine Bank für zwei Personen hinter dem Fahrer. (In Asien nennt man diese Dinger Rikscha). Ich habe einen ungefähren Plan von dieser Stadt. Habe mich informiert. Hotel Plaza (klingt zwar bombastisch, ist aber nur ein Zwei-Sterne-Laden),
Hostal Rijo. Kein Einlass, keine Unterkunft für uns. Auch keine Begründung, warum wir nicht erwünscht sind. Ich mache mir keine Gedanken darüber. Wir müssen erst mal ein Bett finden.
Unser Fahrer ist schon ziemlich platt (ca. 2 km vom Terminal bis ins Zentrum), deshalb über nehme ich das Steuer (Erinnerungen an Guanabo**), aber mein mit Rum gefüllter Körper gibt auch nicht mehr viel her.
Wir kommen endlich in einem casa particular* mit dem Namen El Ooasis an. (In diesem Fall nomen nicht omen). Schlaftrunken öffnet uns die Dame des Hauses die Tür. Zuerst ein prachtvolles Wohnzimmer. Dann durch mehrere Räume. Ich habe das Gefühl, die Einrichtung wird immer miserabler. Weiter durch den Hinterhof. Alles duster. Noch ein Anbau, den wir betreten. Wo sind wir gelandet? Ein Zimmer. Höchstens 10qm groß, Bett, Kommode, Tisch, großer Kühlschrank, Klimaanlage. Daneben ein primitives Bad. Wasser nur tropfenweise. 20 CUC die Nacht für uns. Getränke extra. Vale. Es gibt keine Alternative. Wir werden zwei Nächte bleiben.
Die Tür schließt sich hinter uns. Aber wer die Damen auf Cuba kennt, weiß, dass an Schlaf noch lange nicht zu denken ist.
Donnerstag, 15. April
Um 6.00 Uhr werden wir aus dem tiefen Schlaf geholt. Einige Gockel direkt vor unserer Tür machen sich bemerkbar. Kikiriki…..kikiriki………, endlos und im Abstand von 5 Minuten. (Die richtige Gesellschaft für einen Langschläfer). An Schlaf ist nicht mehr zu denken. Dafür wieder Zärtlichkeiten. Wir verlassen das Haus um 8. Ein kleines Frühstück in einer Cafeteria. Wieder kein Taxi aufzutreiben. Wieder eine Rikscha. Ich zeige die Adresse meines amigos, den wir besuchen wollen. Der Fahrer schaukelt uns durch die ganze Stadt. Fragt hier und dort. Weiß weder ein noch aus.
Endlich ein taxista, der meint, die Adresse zu kennen. Auf geht’s. Raus aus der Stadt. Immer tiefer in das Herz von Cuba. Eine halbe Stunde sind wir unterwegs.
(Also ist Guasima kein Stadtteil von Sancti Spiritus, wie ich dachte). Immer wieder fragen. Ein Dorf. Alles verrottet und reparaturbedürftig. Das Haus (casa miseria*) haben wir gefunden, aber es ist niemand anzutreffen. Die Nachbarn wissen, wo die Frau von Eduardo arbeitet. Also weiter. Tatsächlich treffen wir sie am Fabrikeingang nachdem der portero sie holt. Sie hat gerade Feierabend, kennt mich nur von Bildern.
Zurück zum Haus. – In Deutschland würde man diese Räumlichkeit höchstens als Garage nutzen. (Ich will nicht anfangen, die kubanischen Verhältnisse zu beschreiben. Das wäre ein Buch für sich.) Der taxista wartet, weil er ein dickes Geschäft wittert. Wieder los zum Einkaufen. Fleisch und Fisch in Dosen, Cola, Limo, ron. Nach einer halben Stunde Warten in dieser tienda kann ich meine Klamotten fast auswríngen. Zurück zum casa. Mehr Verwandte kommen. – Es hat sich rum gesprochen, dass der reiche Onkel aus alemania da ist. Die Rumflasche macht die Runde. Ich lerne Bruder, Schwester und Schwägerin von Eduardo kennen. Die Dame des Hauses macht ein paar Fleischkroketten mit Chips. Flasche Nr.1 ist schnell leer. Aber bei mir ist der Notstand ausgebrochen. Es fehlen Piepen für den Nachschub. Kein Problem, da der taxista mich wie einen Goldschatz bewacht.
Also, wieder los. Der amigo ist immer noch nicht da. Wir fahren mit seinem Bruder wieder Richtung Sancti Spiritus. Unterwegs lesen wir endlich Eduardo auf, der uns in einem guagua* entgegenkommt. Quel alegria! Endlich ist der hombre an meiner Seite. Auf der Bank wieder die Visa gezückt. 200 CUC. Geht schnell, keine Touristen in der Stadt. Noch ein paar cervezitas. Zurück mit dem taxista. Nochmals einkaufen. Den ron nicht vergessen. (Langsam reicht es mit dem Bezahlen). Zurück zum casa. Noch mehr Verwandte und Bekannte sind eingetroffen. Eduardo reicht einen großen Teller mit vitaminas (Mangos und fruta bomba) rum. Ein Händler mit Fahrrad kommt vorbei und bringt frischen Fisch für PMN. In der „Küche“ wird das Abendessen vorbereitet. Ich erzähle von Deutschland. Politik, Essen, Trinken, Preise sind die Themen. Spaß mit der Kamera. Und mittendrin immer wieder die Flasche. Zeit zum Essen. Fisch, moros y cristianos*, frittierte Bananen. Es gibt nur einen kleiner Tisch für mich und meine Dame. Die anderen werden später essen.
Ich muss einige Worte zu Yarileikis schreiben. Sie ist jederzeit zufrieden und lieb. Immer wieder besitos*. Dieses Besäufnis (was ist es sonst nach unseren Maßstäben?) in dieser primitiven Umgebung (Hocker mit nur einem Bein, gestützt von untergeschobenen Holzkeilen, Schweine grunzen ein paar Meter weiter) bei dieser wahnsinnigen Hitze. Welcher deutschen Frau kann man das zumuten?
Die Dunkelheit des Abends legt sich langsam auf unsere illustre Gesellschaft. Wo gibt es musica? Im Casa de la Trova. Zeit zum Aufbruch. Die gesamte Mannschaft möchte mitkommen. Das geht natürlich nicht. Nur Eduardo mit Frau und Bruder haben noch Platz im Wagen. Mein „treuer Freund“, der taxista (hat auch kräftig ron geschluckt) wird uns in die Stadt bringen.
Das ist wieder ein Akt! Ich habe mir nicht gemerkt, wo sich unsere „Residencia“ befindet. In den Nebenstraßen sehen alle Häuser gleich aus. Wieder fragen, fragen.
Eine halbe Stunde rumgeirrt. Dann endlich. El Oasis. Die Begleitung aus Guasima wartet im Wohnzimmer.
Der erste Disput mit meiner linda cubana. Sie hat wohl den Schlüssel für unsere „Suite“ verbummelt. (In meinem Rucksack ist er nicht). Die senora öffnet uns. Ich verschwinde ins Bad. Muss mich unbedingt frisch machen. Als ich geduscht habe, hat sie endlich das gesuchte Teil gefunden. Aber warum mein Ärger? Ist es der fehlende Schlaf oder die Mengen von dem Nationalgetränk, das mich zu dieser Überreaktion verleitet? Ich bezahle erst mal unsere Rechnung bei der Dame des Hauses. Die Bande im Wohnzimmer hat sich nochmals kräftig auf meine Kosten bedient. Also zusammen 50 CUC. (10 für Getränke).
Das Taxi mit der Gesellschaft wartet um die Ecke. Wir fahren zum Casa de la Trova.
Jetzt möchte ich aber endlich wissen, was ich für den taxista bezahlen muss. La cuenta total*. Es sind insgesamt nach einer mysteriösen Rechnerei 42 CUC. Ich gebe ihm 5 Noten a 10 Pesos und er gibt mir 8 Pesos zurück. Eine Minute später kommt er wieder und meint, ich hätte ihm nur 40 CUC gegeben und zeigt mir 4 Scheine a 10 Pesos. Eine Riesendiskussion entwickelt sich (Fehler gemacht. Kein Zeuge bei der Geldübergabe). Ende der Geschichte: Ich gebe ihm nochmals 10 CUC bevor ich ausraste. Stocksauer. Ich verschwinde allein in das Hotel Rijo, das nur einige Meter entfernt ist, an die Bar. Eduardo folgt mir. Mittlerweile habe ich mich beruhigt und sage ihm, dass ich die Schnauze voll habe von dieser Stadt und den so genannten amigos. Bastante! Morgen früh werde ich nach Santiago zurück fahren. Eduardo verschwindet.
Bucanero, Bucanero. Ich brauche Bier, um den Ärger zu vertreiben. Und was macht meine Liebste, deren Trost ich brauche?
Sie sitzt auf der Terrasse vor dem Hotel und ich hole sie an die Bar. Ja, das ist es. In ihren Armen vergesse ich all den Streit und die Aufregung. Wir gehen doch noch in das Casa de la Trova. Meine einzige positive Erinnerung an die Stadt. (Eintritt für Ausländer 1 CUC, cubanos 3 PMN).
Danach benötigen wir ca. 90 Minuten, um unser casa particular* wieder zu finden. Es ist ein Irrweg durch die Dunkelheit der Stadt. Ein Rikschafahrer gibt auf. Fragen hilft nicht, weil fast alle cubanos, die jetzt noch unterwegs sind, zugeschüttet sind mit ron. Jeder will nur quatschen, aber ist nicht in der Lage eine Auskunft zu geben. (Nicht mal die policia kennt sich aus). Aus Frust greife ich wieder zu der angebotenen Flasche. Eine puro* gibt ebenfalls gratis. Um 3.00 kommen wir an in Begleitung einiger junger cubanos und cubanas, die sich auskennen und noch gut drauf sind.
Freitag, 16. April
Wieder krähen die Hähne um 6.00 Uhr vor unserer Tür. Um 9.00 Uhr soll der Bus nach Santiago fahren. Wir müssen früh los. Diesmal erwischen wir ein Taxi vor dem Hotel Plaza. Es bringt uns für 5 CUC direkt zum Terminal. Dort das nächste Drama.
Man hat uns angeblich falsche Fahrkarten verkauft. Unsere sind für die Rückfahrt nicht gültig. Ich koche vor Wut. Policia kommt. Sage den hombres meine Meinung.
Calma, Oreste. Das hilft nicht weiter. Wir müssen schnellstens diese Stadt verlassen.
Aber erst wollen die bandidos wieder Piepen sehen. Ich bezahle nochmals 28 CUC.
Meine Liebste friert wieder wie ein Schneider, weil die Klimaanlage bläst (Erinnerungen an die Busfahrt Puerto Plata - Santo Domingo**). Ich hole all meine Wäsche aus dem Rucksack und decke sie damit zu. (Das Handtuch hat es ihr besonders angetan. Kein Geiz. Behalte es und denke an mich, wenn du es benutzt.)
Mittlerweile weiß ich, dass sie Vitamintabletten nehmen muss, kein Kaffee trinken darf und auch kein Alkohol.
Irgendwo zwischen Florida und Las Tunas macht sich ein Defekt der Toilette bemerkbar. Der Gestank zieht von hinten bis zu den vorderen Sitzreihen.
Dann endlich wieder in Santiago. Dort am Terminal arbeitet natürlich diese Blondine mit der ich eine Verabredung habe. Es ist nicht nötig viel zu sagen. Sie versteht die Situation sofort. Esta la vida. Solo un besito*. Adios. Das muss ich meiner Yarileikis natürlich erklären. Es dauert einige Zeit bis sie ihre Eifersucht vergessen hat.
Wir nehmen ein Fahrradtaxi direkt zum Hotel Casa Grande. Meine Dame hat Hemmungen die Eingangshalle zu betreten. Vale, vale meine linda cubana, ich bin doch bei dir. Hoch zur Terrasse. Sie sieht das erste Mal die Stadt von ganz oben.
Ich rufe Oscar an und eine halbe Stunde später ist er da. Welch ein Typ! Es gibt keinen besseren auf der ganzen Insel. Erst mal etwas essen nach der langen Reise
In einem paladar*, dass Oscar kennt gibt es dieses Nationalgericht pollo frito*, dass ich nicht besonders mag. Aber ich habe richtig Hunger und mit etwas Reis und Salat dabei ist die Sache erledigt.
Es ist Mitternacht und unser Taxi fährt uns Richtung Hotel, die Liebste in meinen Armen. Es gibt noch eine Sache, die wichtig für sie ist: Eine spezielle Vase mit Blumen für die Mutter. Claro, ich bitte Oscar, das zu erledigen. Unterwegs steigt Yarileikis aus. Direkt an der Abzweigung zum Gran Piedra. Sie zeigt mir ihr Haus. Irgendwo da oben. In der Dunkelheit ist nicht viel zu erkennen. Besos* y adios mi amor.
Einige Minuten später sind wir am Hotel Bucanero. Morgen wollen wir zusammen einen Abend in Santiago verbringen. Hasta manana, Oscar.
Samstag, 17. April
Mein taxista ist diesmal fast pünktlich. Er hat auch die Vase mit den Blumen gekauft. (Alles mehr oder weniger Plastik – cubanos haben einen Sinn für Kitsch). Die Liebste wartet wieder unterwegs. Rein in den Lada und auf nach Santiago. Wir wollen einen schönen Abend verbringen im Kabarett San Pedro del Mar Nähe Castillo del Moro
Aber zuerst Besuch der Familie. Ich lerne die Frau von Oscar und seine Mutter kennen. Diese vermietet komfortable Apartments in ihrem casa particular*. Wir schauen uns die Räumlichkeiten an und sind begeistert. Kein Vergleich mit Sancti Spiritus. Der Preis ist auch angemessen. (Für uns wären es nur 20 CUC die Nacht).
Wir trinken noch einige ron im schicken Wohnzimmer und fahren dann zu viert zu dem Nachtclub. 10 CUC Eintritt jeweils für mich und Yarileikis. Oscar bezahlt mit seiner Frau nur einige PMN.
Vergiss das Tropicana. Diese Show hier ist noch um eine Nummer besser. Musik und Tänzerinnen der Extraklasse. Dazu kommt noch, dass Oscars Frau um Mitternacht Geburtstag hat. Ein Grund eine Runde zu spendieren.
Ich schwebe wieder auf Wolke 7 und gehe nach der Aufführung auf die Bühne und küsse eine der Tänzerinnen. Es ist eine bonita wie ich mir keine schönere vorstellen kann. In diesen Momenten gibt es leider keine Kamera, weil sie sporadisch einer Stimmung entspringen, die nicht vorhersehbar ist.
Nach der Show ist die Bühne frei zum Tanzen. Aber meine Yarileikis gibt mir einen Korb. Ich tobe mich aus, genieße den Rhythmus der kubanischen Musik, tanze mit den Damen auf der Bühne. (Leider sind die Tänzerinnen schon verschwunden).
Erst 2 Stunden später erfahre ich den Grund der tristeza meiner Liebsten: Die Zärtlichkeiten mit der Tänzerin, die ich auch noch laufend während der Aufführung fotografiert habe. Ich tröste sie und sage ihr dass alles nur ein Spaß war, habe nicht gedacht, dass sie so schnell eifersüchtig wird.
Wir landen in der Nacht wieder im Casa de la Musica. Ich lade Oscar mit seiner Frau ein und wir nehmen zusammen einen Tisch in der Nähe der Bühne.
Musica cubana tradicional. Ich schwebe in den Armen meiner preciosa* über die Tanzfläche. Zu meiner Erleicherung treffe ich keine von meinen früheren Bekanntschaften hier.
Um 2.30 Uhr ist diese Vorstellung leider beendet.
Wir verlassen das Casa de la Musica und Santiago. Abschied von Yarikeikis. Morgen will ich sie zu Hause mit dem Rad besuchen.
Oscar, Oscar, immer wieder dieser hombre, der mich vergessen lässt, dass meine Tage gezählt sind und die traurigen Gedanken vertreibt. Spiel die Musik con un trago de ron. Wir verabreden uns für Montag. Es wird mein letzter Besuch in Santiago sein.
Sonntag, 18. April
Aufstehen Oreste. Der Körper ist wieder geschlaucht, weil ich die Disco im Hotel mit meinen kanadischen Bekannten noch letzte Nacht besucht habe. (Eine dieser senoras hat unsere Zigarettenschachteln Holywood absichtlich vertauscht, weil ihre fast leer war. – Na, die wird sich wundern, wenn sie sich eine von den harten Drogen Popular ansteckt. Dietl, erinnerst du dich an die Santa Maria?**)
Ich leihe mir wieder ein Rad und dann atacar. Richtung Siboney. Pause und dann einkaufen. Kuchen, Saft, Bier. (Die Flasche ron ist schon an Bord). Weiter hombre, die linda cubana wartet. Ich bin schon fast hinter dem Dorf Sevilla und wohl schon viel zu weit. Policia, meine Freunde. Ich frage nach der Adresse. Die kennen sich zufällig mal aus. Ich muss zurück, dann ab von der Hauptstrasse Richtung Gran Piedra. Aber das kann doch nicht sein. Da wohnen doch kaum noch Leute. Ich lande in einer Schule direkt an der Straße und frage. Keiner weiß Bescheid. Sind die alle fremd hier? Ich lasse die Flasche rum gehen. Vielleicht hilft das. Sofort habe ich noch mehr compania*. Plötzlich gibt es auch Musik (anscheinend wird die Anlage durch das Öffnen der Rumflasche aktiviert). Mein Kuchen ist für die Kinder. Nochmals frage ich nach der Adresse. Der Zettel macht die Runde. Vergiss es, 3 cubanos, 4 verschiedene Informationen. Ich beschließe zurück zu fahren. Es wartet noch die Playa Juragua und Matusalem.
Davon kaufe ich am Strand zwei Flaschen für je 10 CUC.
Am Abend fasse ich den Vorsatz, morgen aus dem Hotel zu verschwinden. Noch zwei Tage zusammen mit Yarileikis in dem gemütlichen casa particular* der Mutter von Oscar.
Das wär’s doch.
Montag, 19. April
Was habe ich da gestern für einen Fusel gekauft? Matusalem, 15 Jahre alt, steht auf der Flasche. Die erste Probe war nicht schlecht. Auch das Etikett sieht sympathisch aus. Aber heute merke ich, dass das wohl eine Fälschung ist – Chemie? Ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Umzug nach Santiago nicht möglich. Ich schaffe es nicht den Koffer zu packen, weiß nur noch, dass Oscar um 14 Uhr kommt.
Bis dahin muss ich was für die Regeneration des Körpers tun. Viel Obst und Wasser am Mittagstisch. Dann ist er aber auch schon da, mein taxista. Die bonita wartet zu meiner Freude schon vor dem Hotel. Santiago wartet.
Erst zur Bank. Dann zur Post, Mutter anrufen (2 Minuten 8 CUC). Kurzer Besuch im Internet. Ich möchte Yarileikis einiges zeigen und mich bei den amigos in Deutschland melden.
Eine Pause am Plaza Dolores in einem Straßencafe. Essen. Aber nicht für mich. Die Liebste möchte Nudeln mit Fleisch. Dann Einkaufen.
Parfum und eine neue Armbanduhr für die Liebste. (Sie trägt eine Uhr, die wohl hübsch aussieht, aber keine Zeiger hat). Ein Päckchen Kaffee und eine Stange Zigaretten für mich. Die Pesos fliegen wieder aus der Tasche, als hätten sie ein Eigenleben. Oscar hat keinen Sprit mehr und bekommt einige Scheine zum Tanken.
Dann Besuch der Rumfabrik El Caney. Leider keine Besichtigung der Produktion möglich. Ich kaufe eine Flasche nach einer Probe.
Die Stadt fesselt mich wieder mit ihrer Hektik und ihrem Temperament. Oscar schaukelt uns durch die Strassen und Gassen, durch das Chaos von Vehikel und Menschen und ich sage adios Santiago, weil es mein letzter Besuch ist.
Wir wollen nach Siboney zu diesem tollen Restaurant La Ruesa mit dem tollen Ausblick auf Strand und Meer. Dort angekommen schenke ich meinem treuen taxista meine Armbanduhr und der freut sich wie ein kleines Kind. Sofort holt er einige mysteriöse Werkzeuge aus dem Wagen, um die Länge des Armbands zu verändern.
Zurück zum Hotel. Endgültig Abschied von Oscar. Meine bonita werde ich morgen mit dem Rad besuchen, weil sie noch einige Wünsche hat, die ich ihr natürlich erfüllen werde. (Auf der Rückfahrt hat sie mir nochmals erklärt, wo sie wohnt).
Verdammt noch mal, dieser Matusalem benebelt mich immer noch.
In der Nacht bin ich wieder in der Disco und bekomme Angebote von maricones*. Die sind natürlich gut abgefüllt von dem ron, deswegen ist die Situation eher komisch.
Aber vergiss es, morgen wartet meine morena.
Dienstag, 20. April
Es ist meine letzte Radtour in diesem Urlaub, die ich unternehme. Erst wieder nach Siboney zum Einkaufen. Leider bekomme ich das Fleisch in Dosen nicht, das Yarileikis haben möchte. Nur Kaffee, Süßigkeiten, Bier und Popular. Richtung Santiago überrascht mich wieder der große Regen. Unterstellen. Compania von 2 cubanos, die auch mit dem Rad unterwegs sind.
Auch diese amigos möchten viel von mir wissen, als ich die Flasche aus dem Rucksack hole und wir eine Popular zusammen qualmen. Nach dem Regen möchten sie gerne noch ein Rennen mit mir fahren. Ich versuche mein schlechteres Material durch Kraft auszugleichen und lasse sie nicht vorbei. Nochmals 2 oder 3 km. Ich schaue auf den Hügel auf der rechten Seite, Dort wird die Liebste wohnen und schon warten. Am Straßenrand sitzen zwei chicas und rufen „Oreste“. Es ist die Schwester meiner linda cubana und eine Freundin. Sie führen mich mit meinem Rad den Hügel rauf. Über unbefestigte Wege, zwischen Hühnerställen, Hütten und Schweinen, die frei rumlaufen. Endlich sind wir am Ziel. Auch eine Holzhütte, aber gemütlich eingerichtet. Die Wände mit bunten Vorhängen verkleidet und die Fenster mit blauer Farbe gestrichen. Es gibt sogar ein Radio und einen großen Ventilator, der die Hitze vertreibt. Die Liebste hat sich schön gemacht für mich und ich flüstere ihr all das ins Ohr, was sie hören möchte. Dann natürlich die Mama. Herzliche Begrüßung. Auch die Großmama ist anwesend. Ich packe meinen Rucksack aus und natürlich gibt es zur Begrüßung, wie sollte es anders sein, den guten ron. Viva cuba. Ich habe ein längeres Gespräch mit mamasita. Sie hat regelmäßige Arbeit deswegen der bescheidene Wohlstand.
Alles gemütlich, einfach und locker. Es ist herrlich in der Gesellschaft dieser cubanas. Es geht mir einfach gut unter diesen einfachen Leuten und fühle, dass es mein zweites Zuhause werden könnte. Das Radio spielt eine zarte Melodie und ich habe wieder die Gewissheit, dass es nur wenige Dinge sind, die ich zum Glück brauche.
Diese casita hat nur drei kleine Zimmer und Yarileikis bringt mich in eine von diesen Räumlichkeiten (nur durch einen Vorhang getrennt von der Terrasse, auf der die Familie sitzt). Zeit für die Liebe und intime Unterhaltung. Regen prasselt auf unsere Hütte. Es sind die Tränen des kubanischen Himmels, weil ich meine preciosa* verlassen muss. Nebenan höre ich meine neue kubanische Familie. Alle gut drauf, fast übermütig, weil jeder den ron mag. So viele Dinge gibt es noch zu bereden. Ich verschenke meine letzten CDs, aber es gibt keinen Cd-Spieler. Den werde ich von Deutschland schicken. Was wäre mit einer Einladung nach Deutschland? Ja, sicher, sie würde gerne kommen. Ich sage der Mutter dass es ein lucha con papel ist. Außerdem fehlt Medizin für Yarileikis. Auch darum werde ich mich in Deutschland kümmern. Meine letzten Pesos natürlich für sie. Abschied.
Ein trauriges Herz begleitet mich zurück zum Hotel mit der Melodie von Aventura „quando volveras“* in den Ohren.
Noch ein letzter Besuch an der Playa Juragua. Aber die Dunkelheit naht und ich habe nur wenig Zeit für einen Schluck aus einer Flasche, die mir von den hombres angeboten wird
Am Abend wieder in die Disco. Ich muss quatschen mit meinen kanadischen Bekannten, weil mein Kopf voll ist.
Mittwoch, 21. April
Mein letzter Tag auf
@ amigo3
danke, hab viel spass gehabt beim lesen!
war letztens in habana und vinales, auch schön, aber
der oriente reizt mich jetzt, nach deinem bericht, schon wieder!
viele erinnerungen wurden durch deinen bericht wieder lebendig
aber wie solls auch anders sein, cuba ist halt ein dorf!
castro
patria o muerte
lo siente, irgendwie ist beim Abspeichern der letzte Tag veloren gegangen.
Hier also das Ende:
Mittwoch, 21. April
Mein letzter Tag auf Cuba. Zum Glück sind meine sieben Sachen schon längst verstaut. Dann kommt noch der Abschied von meiner camarera* Ailina. Diese cubana betreut mich seit meiner zweiten Woche im Hotel. Sie hat meine Wäsche gewaschen und immer dafür gesorgt, dass alles sauber ist. Ich hatte leider zu wenig Zeit für sie. Was kann ich noch verschenken? Ich habe noch diese kleine Tasche von LTU mit Zahnbürste, Creme etc. Sie hat mir einen Brief geschrieben, in dem steht, dass sie mich gerne hat, aber nicht wegen der materiellen Dinge, die ich ihr gegeben habe. Natürlich fehlt auch ihre Adresse in Santiago nicht.
Für die Fahrt zum Flughafen haben die cubanos natürlich wieder keinen Plan. Wann kommt der Bus denn nun? Ich lasse meinen Koffer einschließen und verschwinde an die Bar zu Fidel. Sollen sich melden, wenn sie sich geeinigt haben.
Dann ist es endlich so weit. Adios Fidel. Danke für die bombas.
Mit einem Kleinbus geht es Richtung Holguin. Einige Urlauber aus der Nähe von Wuppertal sind auch im Bus. Ich lasse den Fahrer an der Playa Juragua kurz halten und schicke einen letzten Gruß rüber zu den amigos. Auf der Strecke legen wir mehrere Raucherpausen ein.
Ich erinnere mich an einen Halt kurz vor Holguin. Am Straßenrand steht eine cubana, die mit ihren beiden Kindern (als Haustiere hat jedes ein Ferkel im Arm) aus ihrem casa miseria* gekommen ist, als sie unseren Bus sieht. Ich verschenke meine letzten Kaugummis und habe auch noch mondeda nacional. Wir trinken zusammen aus meiner Flasche und ich unterhalte mich mit ihr. (Es sind die einfachen Leute, die mich auf Cuba faszinieren). Leider müssen wir weiter.
Meine Mitreisenden mögen mein Getränk leider gar nicht und sprechen auch kein Wort Spanisch.
Endlich Flughafen Holguin. Einiges muss ich noch erledigen. Ich besorge mir nochmals CUC, weil ich noch einige Flaschen ron kaufen will. Noch viel Zeit. Raus aus der Halle. 100 Meter weiter ist die Bierbude. Eine hübsche und freundliche cubana ist hier die Bedienung. Ich nehme ein großes Sandwich und trinke ein paar Dosen Bucanero. Endlich irgendwann am Abend startet der Flieger.
Diesmal fällt es mir verdammt schwer Abschied zu nehmen von der Insel. Chaos in meinem Kopf und meinem Herzen. Dann noch dieses große Durcheinander in meinem Rucksack. Ich krame herum. Kondome, Taschentücher, Zigaretten, alle Sorten von Cuba, Geldbörsen, Ticket, ron (wie viele Flaschen sind da überhaupt drin?), Endlich finde ich noch eine Dose Bier.
Neben mir sitzt ein hombre aus Bochum. Spricht auf dem gesamten Flug kein Wort mit mir. Hört seine Musik. (Ist er traurig, weil er aus der Stadt der Absteiger kommt)?
Dann dieses Theater mit dem Bordpersonal, weil ich auf der Toilette qualme. Ich bekomme die erste und letzte Verwarnung. (Anzeige droht).
Es ist der schlimmste Flug meines Lebens, weil der Vogel stundenlang durch die Lüfte schaukelt, als wäre der Pilot volltrunken.
Dann endlich die Landung. Nur raus aus dem Wahnsinnsvogel. Irgendwo habe ich doch auch einen Pass.
In Duisburg wechsele ich den Zug, weil ich in eine S-Bahn eingestiegen bin, die sich bekanntlich nur im Schneckentempo bewegt. Zwischendurch eine Pause in der Bahnhofskneipe mit einem großen Altbier. Die Heimatstadt ruft. (Es ist erstaunlich was man so einem Körper alles zumuten kann).
Ankunft in Dortmund, doch die Gedanken noch auf Cuba und bei meiner linda cubana. Es war also doch nicht die letzte Reise. Salud, amor y dinheros für meine Insel.
Deutsch spanisch
atencion Achtung, Vorsicht
besos, besitos Küsse, Küßchen
bonita die Schöne
camarera Bedienung, Zimmermädchen
candela Streit, Zoff
carinos Zärtlichkeiten
casa miseria ärmliche Hütte
casa particular Privathaus
cervezitas Bierchen
compania Gesellschaft
corazon Herz
cuenta total Gesamtrechnung
despacio langsam
guagua Bus
gusanos Wurm, auch politisch Abtrünniger
habitacion Zimmer, Wohnung
los locitos Wahsinnige, Verrückte
lucha con papel Papierkrieg
mamirriqui schöne Frau
(
Gast
)
#14 RE:Kuba 2005-Oriente - Nachtrag
Hehe, aber Alkoholiker biste noch nicht? Bei den Mengen an Rum, bei 20 Flaschen habe ich aufgehört zu zählen
Aber schöner und ausführlicher Bericht. Und jetzt noch Fotos
___________________________________
Die Gerechtigkeit bricht, wenn man sie biegt.
Der, der zum ersten Mal anstelle eines Speeres ein Schimpfwort benutzte, war der Begründer der Zivilisation. (Siegmund Freud)
In Antwort auf:
Aber schöner und ausführlicher Bericht. Und jetzt noch Fotos
guckst du hier: http://www.vetter-dortmund.de
castro
patria om muerte
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