Kubas Feldzug gegen den Terrorismus

07.06.2005 17:21
#1 Kubas Feldzug gegen den Terrorismus
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erscheint in den nächsten Tagen in der NZZ


Kubas Feldzug gegen den Terrorismus

Castro fordert Auslieferung von Posada Carriles

Die kubanische Regierung setzt alles daran, damit der militante Exilkubaner Posada Carriles in Venezuela vor Gericht gestellt wird. Der mutmassliche Terrorist sitzt in einem amerikanischen Gefängnis, nachdem er illegal in die USA einreiste.

bau. Mexiko, 6. Juni

Die kubanische Regierung hat am Wochenende ihren Propagandafeldzug zur Auslieferung des militanten Exilkubaners und mutmasslichen Terroristen Luis Posada Carriles intensiviert. Vor mehreren hundert Delegierten aus 60 Ländern, die in Havanna auf Einladung Kubas an einer Tagung zu Fragen des Terrorismus auf der Welt teilnahmen, wiederholte Castro seine Forderung, Posada Carriles müsse an Venezuela ausgeliefert werden. Gleichzeitig verlangte er von der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS) Unterstützung, damit der Auslieferungsvertrag von 1922 zwischen Venezuela und den USA respektiert werde. Zur Zeit findet in Florida, in Fort Lauderdale, die Jahresversammlung der OAS statt. Kuba wurde 1964 auf Antrag der USA als Mitglied der panamerikanischen Organisation suspendiert.

Fossil des Kalten Krieges

Der 77-jährige Posada Carriles, ein eingeschworener Castro-Gegner und zeitweilig Zuträger der CIA, befindet sich seit Mitte Mai wegen illegalen Grenzübertritts in amerikanischer Vorbeugehaft. Ihm wird vorgeworfen, 1976 zusammen mit Orlando Bosch, einem anderen militanten Exilkubaner, am Attentat gegen eine DC-8 der kubanischen Luftlinie beteiligt gewesen zu sein. Die Kursmaschine befand sich auf dem Weg von Caracas nach Havanna, als kurz nach einem Zwischenhalt in Barbados eine Bombe an Bord explodierte. 73 Menschen, darunter Mitglieder der kubanischen Nationalmannschaft der Degenfechter, kamen ums Leben.

1997 soll Posada Carriles aus El Salvador heraus Dynamitanschläge gegen Hotels in Havanna geplant und durch Mittelsmänner organisiert haben. Daneben bezichtigt ihn Havanna, in diverse Attentatspläne gegen Castro, den letzten im Jahr 2000 in Panama, verwickelt gewesen zu sein. Selber wurde er 1990 von Kugeln durchsiebt, als man ihm in Guatemala nach dem Leben trachtete. Zu seinen legendären Ganovenstreichen gehört 1985 die Flucht aus einem venezolanischen Gefängnis in der Verkleidung eines Priesters. Posada Carriles, der neben der kubanischen auch die venezolanische Staatsbürgerschaft besitzt, sass damals in Haft und wartete auf den Gerichstentscheid wegen des Flugzeugattentats, der sich in der Appellationsphase befand. Das Verfahren soll jetzt in Venezuela neu aufgerollt werden. Die amerikanischen Behörden haben ein erstes, mit Formfehlern behaftetes Auslieferungsgesuch aus Caracas abgelehnt. Der venezolanische Vizepräsident José Vicente Rangel erklärte in Havanna, man werde demnächst ein neues Gesuch stellen.

Castro gegen Bush

In verschiedenen Reden hat Castro Posada Carriles, der in kubanischen Exilkreisen in Miami als Patriot verehrt wird, als übelsten Terroristen der westlichen Hemisphäre bezeichnet. Kürzlich wurden in Washington offizielle Dokumente des FBI freigegeben, die kaum Zweifel darüber offen lassen, dass der Exilkubaner an der Planung des Bombenattentats gegen das kubanische Flugzeug beteiligt war. Havanna mobilisiert seit Wochen die internationale Solidarität zugunsten einer Auslieferung von Posada Carriles. An Massenveranstaltungen und anlässlich stundenlanger Fersehauftritte wird Castro nicht müde aufzuzeigen, wie wenig kongruent der von Präsident Bush geführte weltweite Krieg gegen den Terrorismus sei, wenn ein Verbrecher vom Schlage eines Posada Carriles nicht die verdiente Strafe bekomme. Washington seinerseits befindet sich in einer Zwickmühle. Eine Auslieferung an Venezuela kommt kaum in Frage, weil dann die Gefahr bestünde, dass Caracas Posada Carriles nach Kuba weiterreichen könnte, wo diesem die sichere Todesstrafe droht. Wird dem mutmasslichen Verbrecher hingegen in den USA Straffreiheit und Asyl gewährt, muss sich Bush den Vorwurf gefallen lassen, er messe Terroristen mit verschiedenen Ellen.

ENDE


Saludos

El Cubanito Suizo


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