Plauderei unter Freunden

08.01.2005 11:01
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#1 Plauderei unter Freunden
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Rey/Reina del Foro

In Antwort auf:
«Plauderei unter Freunden» -

Oliver Stones umstrittene Fidel-Castro-Dokumentation «Comandante» kommt ins deutsche Kino

Berlin (ddp). Hellwach sind die Augen des alten Mannes und besonnen seine Antworten. In verbal aufgestellte Fallen tappt Fidel Castro nicht, dafür ist er zu gerissen. Das kubanische Urgestein ist Kämpfer und vor allem Überlebender der Revolution. Ein Kämpfer ist auch sein Gesprächspartner Oliver Stone. Der amerikanische Regisseur und unbequeme Kritiker der jüngeren amerikanischen Geschichte hatte für seine Dokumentation «Comandante» drei Tage Zeit, sich in persönlichen Gesprächen mit der kubanischen Legende auseinander zu setzen. Für Oliver Stone, den Chronisten legendärer Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts, dürfte das eine reizvolle Herausforderung gewesen sein, erstmals schuf er eine Dokumentation über eine Person der Zeitgeschichte, die noch am Leben ist.

Oliver Stone nähert sich Castro freundschaftlich und respektvoll - beinahe zu respektvoll. Irritierende und vorsichtig provokante Fragen versanden im propagandistischen Geschick seines Gesprächspartners. So erlebt man Castro in erster Linie als schlauen Politiker, der das Forum brillant zur Selbstdarstellung zu nutzen versteht. Seine Kommentare zu Kennedy, Chruschtschow und Che Guevara bewegen sich innerhalb der populären Geschichtsschreibung und Castros Sicht auf das sozialistische Kuba ist verständlicherweise idealisierend. Vorsichtige kritische Anmerkungen zu Menschenrechtsverletzungen bringt er schnell zum Verstummen. Was sein Liebesleben angeht, so ist er ganz diskreter Gentleman und es kommt lediglich zu banalen, wenn auch sympathischen Offenbarungen übers Rasieren, über Kino und Viagra. Im Grunde gibt Castro nichts von sich preis, außer - und das ist mit Sicherheit die ehrlichste Aussage des Films - ,dass er kein von Selbstzweifeln geplagter Mensch ist.

Mehr in seinem Element ist Stone bei der optischen Gestaltung des Films. Die für ihn typische, hektische Bildmontage unterstreicht - vielleicht unbeabsichtigt - den gescheiterten Versuch einer Annäherung an die Person Castro. Unruhig streift die Kamera über Hände und Gesicht des Diktators, der fast immer steht oder in Bewegung ist. Manchmal erhascht die Kamera Castro bei einem irritierten oder belustigten Minenspiel und das sind die intimsten Momente des Films. In schneller Montage unterlegt Stone die Gespräche mit historischem Filmmaterial, setzt allerdings einiges Grundwissen bei seinem Publikum voraus. Das ist vielleicht das größte Manko an seinem Film. Denn über die Zustände auf Kuba klärt Stones Film nicht auf, was dem unvorbereiteten Zuschauer eine kritische Meinungsbildung unmöglich macht.

Stones Auftraggeber, der US-Fernsehsender HBO, lehnte die Ausstrahlung von «Comandante» ab und bestand auf einem distanzierteren Nachdreh, den Stone unter dem Titel «Looking for Fidel» im April 2004 ablieferte. Für die Kritiker war jedoch auch diese Fassung zu propagandistisch. In Deutschland läuft nun Stones erstes Porträt über Castro, das 2003 bereits auf den Filmfestspielen in Berlin und dem Münchner Filmfest zu sehen war. («Comandante», Dokumentation, USA/Spanien 2003, 99 Minuten, Regie: Oliver Stone; Darsteller: Fidel Castro und Oliver Stone Kinostart: 13. Januar 2005




Moskito


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08.01.2005 16:40
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#2 RE:Plauderei unter Freunden
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In Antwort auf:
Im Grunde gibt Castro nichts von sich preis, außer - und das ist mit Sicherheit die ehrlichste Aussage des Films - ,dass er kein von Selbstzweifeln geplagter Mensch ist.


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08.01.2005 16:49 (zuletzt bearbeitet: 08.01.2005 16:49)
avatar  derhelm
#3 RE:Plauderei unter Freunden
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Forums-Senator/in

Wer´s glaubt???

Die Politik der Schritte vorwärts und wieder rückwärts und sein großes Misstrauen selbst gegen Leute aus seinem nahen Umfeld, die Forderung nach absoluter Loyalität, lassen da eher was anderes vermuten!

Ich halte ihn für einen machbesessenen, stark durch Emotionen gesteuerten Mann.


Bonus Code: pokermagazin.de


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08.01.2005 17:10 (zuletzt bearbeitet: 08.01.2005 17:11)
avatar  jemen
#4 RE:Plauderei unter Freunden
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super Mitglied

wen wundert's - mir hat der Film gefallen, gerade weil er eine sehr persönliche und menschliche Seite Castros zeigt, z.B. wenn der Alte vor der Kamera vormacht, wie er sich fit hält in seinem Büro oder wenn die Kamera sein sehr sensibles Mienenspiel einfängt. Nach seinem Liebesleben gefragt, verrät C. allderdings nicht viel, außer humorvoll Viagra ins Spiel zu bringen. Ich denke mehr sollte man aber auch nicht erwarten (schließlich respektieren wir ja auch, wenn der junge Reise-Chris hier im Habanero-Forum nur vage Hinweise gibt, wie er seine Cubana damals kennen gelernt hat.) O. Stone hat ein freundschaftliches Verhältnis zu Castro und er hat diese Freundschaft nicht aufs Spiel gesetzt, um sich den amerikanischen Auftraggebern anzudienen. Das spricht doch wohl für ihn und für den Bärtigen.


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08.01.2005 17:18
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#5 RE:Plauderei unter Freunden
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( Gast )

In Antwort auf:
...sein großes Misstrauen selbst gegen Leute aus seinem nahen Umfeld, die Forderung nach absoluter Loyalität, lassen da eher was anderes vermuten!

Die Zweifel an anderen müssen ja nicht zwangsläufig dazu führen, dass es zu Selbstzweifeln kommt oder etwa doch

P.


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08.01.2005 17:21
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#6 RE:Plauderei unter Freunden
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http://www.radio.cz/de/artikel/53860

In Antwort auf:
Stones "Comandante" hat in Tschechien wenig Erfolg
[13-05-2004] Autor: Dagmar Keberlova

Der kontroverse Film "Comandante" über den kubanischen Diktator Fidel Castro ist in tschechischen Kinos eingetroffen. Leere Kinosäle und keine Begeisterung, so die bisherigen Reaktionen. Regisseur Oliver Stone macht in Tschechien im Unterschied zu anderen europäischen Ländern kein gutes Geschäft. Mehr zum Thema von Dagmar Keberlova.

Wer nicht auf dem Laufenden ist, was auf Kuba geschieht, könnte, nachdem er "Comandante" sieht, meinen: ein glückliches Land. Das ist die Aussage dieses Films, in dem der "rote Diktator" Castro glorifiziert wird. Hier ein Auszug aus dem Artikel des Filmkritikers Premysl Martinek aus der Wochenzeitung Respekt:

"Stone ist mit Castros einfachen und sinnlosen Antworten wie `Auf Kuba gibt es die demokratischsten Wahlen aller Welt` zufrieden. Noch schlimmer ist die Passage, wo ein Kameramann dem Comandante über polizeiliche Verfolgung bei früheren Dreharbeiten auf der Insel erzählt. Castro empfiehlt dann Oliver Stone, diesen ´Jungen´ zum Zweck der Umerziehung auf der Insel zu lassen´. Bei diesen Szenen läuft es einem kalt den Rücken hinunter", so der Filmkritiker.

Carlos Gonzales Shanel ist Leiter eines Hilfsprojektes für kubanische Dissidenten von der Hilfsorganisation Mensch in Not und Co-Autor des Dokumentarfilms "Frühling auf Kuba" über die kubanische Opposition. Ich fragte ihn was er über "Comandante" denkt:

"Stones Team konnte das reale Kuba, das sich hinter Castros Propaganda versteckt, gar nicht kennen lernen. Wenn sie mit den Dissidenten - und unter ihnen mit dem weltberühmten Oswaldo Paya - nicht gesprochen haben, wenn sie die politischen Häftlinge in den Gefängnisse nicht besucht haben, dann kann der Film nicht objektiv sein. Die Bedingungen für einen solchen Besuch waren gegeben, aber Stone ignorierte diese andere Seite der Medaille. Er teilte nur die eine kubanische Realität mit, und daher ist der Film nicht objektiv."

Noch schlimmer ist die Art, wie Stone für seinen Film Werbung machte, schreibt in seinem Respekt-Artikel Martinek weiter:

"Der Filmproduzent, die Fernsehgesellschaft HBO, beschloss nach den Verhaftungen von 75 kubanischen Dissidenten im Mai vergangenen Jahres und den Hinrichtungen einiger zu Unrecht verurteilter Personen, den Film nicht zu senden. So machte sich Stone auf die triumphale Reise durch die europäischen Festivals, wo er mit großem Erfolg, Goebbels Anweisungen erfüllend, über Zensur in den manipulierten amerikanischen Medien sprach."
Wie kann nach 40 Jahren kommunistischer Diktatur in Mittel- und Osteuropa so etwas möglich sein? Carlos Gonzales

Shanel weiter:

"Das ist sehr einfach. Man muss zwischen dem postkommunistischen Europa und Westeuropa unterscheiden. In den postkommunistischen Ländern hat der Film sicher nicht so viel Erfolg. Als ich den Film sah, waren mit mir im fast leeren Saal nur noch drei weitere Menschen. Länder wie Tschechien, Polen, Ungarn und die Slowakei wissen ziemlich genau, was ein totalitäres Regime stalinistischer Art bedeutet. Wenn Menschen in diesen Ländern den Film sehen, wissen sie sicher, dass er nicht die Realität zeigt. In Deutschland, Schweden, Italien, also in Ländern, die nicht Kubas Erfahrung hinter sich haben, kann man nur schwer verstehen, was Terror, Unterdrückung und Verfolgung wegen einer eigenen Meinung ist. Natürlich können sie dann diesem Film, der absolut falsch ist, glauben."
Tschechien habe unter den postkommunistischen Ländern noch eine besondere Rolle:

"Ich glaube, dass es in Tschechien viel mehr Sensibilität und Bewusstsein für Kuba gibt als in jedem andern Land Europas. Und dies sage ich mit aller Verantwortung. Dies ist unter anderem Vaclav Havel zu verdanken, der sich seitdem sein Präsidentenmandat vorbei ist, keinem anderen Thema als dem Kampf für Menschenrechte auf Kuba, in Weißrussland und in Nordkorea gewidmet hat. Tschechien hat eine Moralautorität, die größer als die anderer Länder ist, und die es versteht Moral anzuwenden. Das ist sehr wertvoll."




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08.01.2005 17:27
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#7 RE:Plauderei unter Freunden
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( Gast )

http://www.welt.de/data/2003/02/14/41757.html?s=1

In Antwort auf:
Ein einziges Missverständnis
Immer wieder schuldig: Oliver Stone stellt seinen Dokumentarfilm „Comandante“ vor

von Mariam Lau

Der kubanische Diktator Fidel Castro im April 2002
Foto: dpa

Man hat den amerikanischen Regisseur Oliver Stone schon mit Leni Riefenstahl verglichen, ihn der visuellen Vergewaltigung bezichtigt, ja sogar angezeigt: Nachdem zwei Teenager unter Drogen nach dem Genuss von „Natural Born Killers“ auf einem Autotrip durch die Südstaaten wild um sich schossen, sollte er vor Gericht haftbar gemacht werden „wie ein Autohersteller für fehlerhafte Bremsen“ (John Grisham).

Oliver Stone selbst ist der Meinung, alle seine Filme – ob „Platoon“, „Salvador“ oder „The Doors“, ob „Nixon“ oder „Wall Street“ – hätten mit Vietnam zu tun. Obwohl der Vietnamkrieg schon fast eine Generation zurückliegt, fühlt er sich für viele Amerikaner noch immer an wie der Mord, den ein Zweijähriger beobachtet hat. Noch immer ist nicht bis in alle Einzelheiten klar, was überhaupt passiert ist, und so ganz genau will man es auch nicht wissen.

Auf der Berlinale ist nun ein neuer Dokumentarfilm von Oliver Stone zu sehen, der seiner Selbsteinschätzung entgegenkommen: „Comandante“ ist ein verblüffend schmeichelhaftes Porträt des ehemaligen kubanischen Revolutionärs und heutigen kubanischen Diktators Fidel Castro.

Dass Stone, der keinerlei Kommentar spricht, einen Schnauzer trägt, mit dem er jeden Saddam Hussein-Ähnlichkeitswettbewerb gewinnen würde, trägt nicht wesentlich zur Klärung der Unübersichtlichkeit bei. Im Film, der aus wild zusammengefügten Ortsgesprächen und Autofahrten besteht, scheint dennoch von vorneherein festgestanden zu haben, was man vorfinden wollte: den vom Volk geliebten und vom amerikanischen Imperialismus bekämpften Maximo Lider in Uniform unter strahlend blauem Himmel. Der Regisseur fragt Castro nur zum Schein: „Könnte man nicht einmal eine Wahl abhalten?“, um zur Antwort zu bekommen: „Sie sind falsch informiert. Bei uns wird ständig gewählt.“

Man wird das Gefühl nicht los, „Comandante“ sei das Produkt eines Schuldgefühls, dem Stone nach dem 11. September mehrfach öffentlich Ausdruck gab. Er, der mehrfach verwundete Vietnam-Veteran, hält nämlich Amerika für schuldig am Elend der Welt und möchte sein Teil zur Wiedergutmachung beitragen.

Mit diesem Gefühl ist er aufgewachsen. Stone ist das einzige Kind eines jüdischen New Yorker Börsenmaklers und einer katholischen Immigrantin aus Frankreich, die sich kennen gelernt hatten, als er Oberst in General Eisenhowers Invasionsstreitmacht war. Der Butler des Hauses hatte als Homosexueller im KZ gesessen und spielte für Oliver Figuren wie Frankenstein oder Dracula. Die Partys seiner Mutter wurden im Lauf der Zeit immer unbändiger, der Vater nannte die Gäste „Eurotrash“.

Als Kennedy erschossen wurde und seine Eltern sich scheiden ließen, stand für Stone fest: „So früh abzutreten! Ich hatte kein Vertrauen mehr in diese Leute. Ich fühlte mich, als hätte ich jahrelang gefälschte Geschichtsbücher gelesen; alles fette Lügen.“ Sobald er konnte, schmiss er die Uni in Yale und meldete sich freiwillig – nach Saigon. Er war der einzige in der Truppe mit College-Ausbildung; die anderen waren alle zwangsverpflichtet und hatten natürlich für einen, der so dämlich gewesen war, sich freiwillig zu melden, nur Verachtung übrig. Seine erste Verwundung, da ist Stone sich sicher, stammte aus einer amerikanischen Granate. „Das war nicht wie in einem John-Wayne Film, schön übersichtlich. Hitze, grünes Wasser, Gestank, blutrote Sonnenuntergänge, überall Huren.“

Ungefragt schlug er sich auf die Seite der Schwarzen, der Kiffer, der Städter, gegen die Patrioten und Landeier aus Utah. Die sechziger Jahre, die andere zu sexueller Befreiung und Weiterbildung genutzt hatten, lernte er erst später aus Filmen kennen – nämlich aus seinen eigenen. Auch sein neuer Dokumentarfilm will unbeirrt an diese Zeit anknüpfen, als handele es sich in Kuba noch immer um den internationalen Befreiungskampf, von dem damals alle sprachen. Richtig glücklich ist Stone, als endlich jemand „Schweinebucht“ sagt.




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08.01.2005 17:29
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#8 RE:Plauderei unter Freunden
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( Gast )

@jemen,

In Antwort auf:
...mir hat der Film gefallen, gerade weil er eine sehr persönliche und menschliche Seite Castros...

Habe den Film nicht gesehen, aber den obigen Text gerade so verstanden, dass eben fast nichts persönliches bzw. menschliches preisgegeben wird (siehe obiges Zitat). Du beschreibst es genau entgegengesetzt. Wer ist den nun näher am Film dran der ddp-Artikel oder dein Kommentar

Mit besten Grüßen,
P.


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08.01.2005 18:10
avatar  jemen
#9 RE:Plauderei unter Freunden
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super Mitglied

In Antwort auf:
Dass Stone... einen Schnauzer trägt, mit dem er jeden Saddam Hussein-Ähnlichkeitswettbewerb gewinnen würde, trägt nicht wesentlich zur Klärung der Unübersichtlichkeit bei.
Ich glaube diese Art der "Film-Kritik" ist auf Leser wie Vilmaris zugeschnitten. No comment!

Aber zu deiner Frage Pitty: der ddp-Bericht ist schon treffend. Nur einen Satz würde ich streichen: "Im Grunde gibt Castro nichts von sich preis..." Es stimmt zwar, dass Castro keinen politischen oder psychologischen Striptease vorführt. Was er preisgibt, will er preisgeben. Stone ist kein Paparazzi. Der Film kein Hollywoodstreifen über einen bösen Diktator oder einen mutigen Rebellen. Die Massen werden auch in Deutschland nicht ins Kino strömen. Der Film setzt Kenntnisse von Kubas Geschichte voraus. Er gibt kein objektives Bild, aber er zeigt Castro aus der Perspektive eines guten Bekannten oder Freundes, d.h. man sieht ihn zu Hause, mit seinen Söhnen, seiner Frau und seinen kleinen Macken. Das reicht sicher nicht, um Kuba zu verstehen, aber ich finde es ganz aufschlußreich und sehenswert.


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08.01.2005 18:29
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#10 RE:Plauderei unter Freunden
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( Gast )

In Antwort auf:
...man sieht ihn zu Hause, mit...seinen kleinen Macken...

Na ,persönlicher gehts doch kaum, das kann man sich schon mal ansehen
Dank dir, jemen,
mit besten Grüßen,
P.


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10.01.2005 11:05
avatar  Moskito
#11 RE:Plauderei unter Freunden
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Rey/Reina del Foro


In Antwort auf:
Kino & Film - Nahaufnahme Kubas Diktator und Sklave


Frankfurt/Main (AP) Was immer man von Fidel Castro halten mag: Der kubanische Präsident ist schon zu Lebzeiten eine legendäre Gestalt, die Geschichte geschrieben hat. Solche Gestalten haben den amerikanischen Filmemacher Oliver Stone schon immer fasziniert. Für seine Dokumentation «Comandante», die am 13. Januar in die Kinos kommt, ist Stone nach Havanna zum US-Erzfeind gereist, um mit dem alten Revolutionär viele Stunden dauernde Gespräche zu führen, deren Zusammenschnitt neue Einblicke in Castros Persönlichkeit ermöglichen.

Stone wird von Castro wie ein Freund behandelt, doch der alte politische Fuchs ist stets auf der Hut, bedenkt jede seiner Antworten auf die Fragen des Amerikaners sehr genau und formuliert bedächtig. Kubas Diktator, der sich viel eher als Sklave seines Volkes und seines Werkes empfindet, weiß nur zu gut, welche Breitenwirkung gerade das filmische Porträt eines international so berühmten und renommierten Mannes wie Stone haben wird. Ungeachtet dessen zeigt der mit Impressionen kubanischen Alltagslebens angereicherte Film, welch Charisma der nun 78-jährige, alte Mann noch immer hat und welche Begeisterung Castro zumindest bei einem Teil seines Volkes weiterhin wachruft.

Auch Stone ist fasziniert von dem Revolutionsveteran. Das tut dem Film nicht immer gut, denn Castro weiß um seine Wirkung auf den Amerikaner und nutzt die Gelegenheit, sich selbst, seinen Mythos und den kubanischen Sozialismus im besten Licht zu präsentieren. Das kann dem Mann, um den es nach dem Zusammenbruch des «realen Sozialismus» sowjetischer Prägung so einsam geworden ist, niemand verübeln. Man kann aber Stone durchaus vorwerfen, mit seinen Fragen an Castro diesen kaum in Verlegenheit gebracht zu haben. Meist kommt der Filmemacher über die Rolle eines Stichwortgebers kaum hinaus. Aber vielleicht war das auch der Preis dafür, Castro so nahe kommen zu dürfen.

Wenn Stone allerdings versucht, Castros Privatleben zu thematisieren, stößt er auf entschiedene Abwehr, ja offene Unwilligkeit seines Gesprächspartners. Doch das ist eigentlich ein sehr sympathischer Zug an dem Kubaner, sich nicht so entblößen zu wollen, wie es in den westlichen Demokratien inzwischen für prominente Politiker - gewollt oder ungewollt - zur Tagesordnung gehört. Manchmal sitzen Castros Sohn und der Enkel mit am Tisch, sie bleiben aber stumm, denn es gibt nur eine Hauptperson, nämlich den alten Mann im Kampfanzug.

Castro, das macht Stones Film sehr klar, ist bei aller Macht über das kleine Inselvolk ein lebenslanger Gefangener seines Werks und seines Ruhms. Und es wird ebenso ersichtlich, dass Kubas noch immer fast unumstrittener Machthaber von ganz anderer politischer und menschlicher Statur ist als die Pinochets oder Honeckers. Er hat nicht nur etliche feindlich gesinnte US-Präsidenten überdauert und ist vielen Anschlägen auf sein Leben entkommen. Fidel Castro ist in bald fünf Jahrzehnten an der Spitze Kubas zu einem lebenden Monument geworden, dem der Amerikaner Oliver Stone mit «Comandante» Tribut zollt - manchmal ein wenig zu viel.



http://de.news.yahoo.com/050110/12/4d7x7.html


Moskito


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11.01.2005 17:19
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#12 RE:Plauderei unter Freunden
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( Gast )

irgendwie alle kritik nach dem gleichen schema...
oliver stone scheint ja ein selten kranker vogel zu sein...
ich werd mir auf jeden fall selbst ein bild machen und mir die meinung nicht von us-medien vormachen lassen.
gruss
Tocheli

Eröffne Dein eigenes Kuba-Fotoalbum:
http://www.CubaLibre.ch/fotoalben


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11.01.2005 22:36
avatar  dirk_71
#13 RE:Plauderei unter Freunden
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Rey/Reina del Foro

Väterlicher Diktator zum Knuddeln
Von Oliver Reinhard

In Comandante porträtiert Oliver Stone den kubanischen Líder Fidel Castro mit Weichzeichner.

Man darf sich einen Teil der Vorgeschichte von Oliver Stones Dokufilm „Comandante“ ungefähr als folgenden Dialog vorstellen:

Anruf Stone bei Castros Regierungssprecher in Kuba: „Hallo, ich bin der kritische amerikanische Filmemacher Oliver Stone und würde gerne ein Filmporträt über den Chef drehen.“

Antwort Kuba: „Ok Oliver, einen moment bitte ..., (beiseite), Fidel, der Platoon-Typ will dich filmen. Hast Du Zeit und Lust?“

Fidel (im Hintergrund): „Hm, ja, könnte klappen. Sagen wir drei Tage, zu den üblichen Bedingungen!“

Pressesprecher: „Hallo Oliver, geht in Ordnung. Du hast drei Tage mit Fidel, kannst ihn überall hin begleiten und alles fragen. Aber Du darfst nichts Kritisches zeigen über die Opposition, Armut, Massenprostitution, Flüchtlinge ...“

Stone: „Egal, Hauptsache ich habe die drei Tage mit Fidel.“

Pressesprecher: „Muy bién! Hasta luego, Olivercito.“

So oder so ähnlich muss es gewesen sein. Denn nach seinem „Alexander“-Debakel liefert Oliver Stone mit „Comandante“ ein Herrscher-Porträt ab, das die kubanische Regierung auch selbst gedreht haben könnte. Munter, humorig und sympathisch plaudert Fidel über seine Jugend, seine Frauen, seine Revolution und sein Land. Man geht viel essen und reist in Santiago de Cuba herum. Etwa zu einer Hochschule, deren Studenten aus aller Welt Fidel begeistert begrüßen und ihn feiern. Oder zu einem (einzigen!) Mann in den Straßen, der „Ohne Fidel wäre Kuba nichts“ sagt. Fragt Stone nach Prostitution, antwortet Fidel: „Ja, vor der Revolution gab es hunderttausend, heute nur noch sehr wenige.“ Fragt Stone nach Folter und Repressionen, sagt Fidel: „Hat es bei uns in den 43 Jahren seit der Revolution nicht gegeben.“ Ebenso wenig hat der Vietcong im Vietnam-Krieg auch nur einen Gefangenen umgebracht, wie Fidel weiß.

Wer zärtliche Filmporträts mag, wird an „Comandante“ viel Freude haben. Fidel Castro darf sich hier ohne hartnäckigere Nachfragen als alter und fürsorglicher Landesvater präsentieren, der unentwegt Gedanken über das Dasein wälzt, ein paar private Dinge verrät, Fitness-Übungen vorführt und rundum zufrieden und mit sich im Reinen ist. Ein Diktator zum Knuddeln. Die echte Fidel-Begeisterung vieler Kubaner lässt sich so problemlos mit einem „Deshalb“ erklären. Ein „Trotzdem“ wäre ehrlicher und spannender gewesen.

Dass eine Revolution, die Nachbarschaft zum ständigen „Erzfeind“ USA, das Überleben eines Landes in deren Embargo-Würgegriff auch Probleme, Härten und innere Konflikte mit sich bringt, wird hier schlichtweg ausgeblendet.

Mag sein, Fidel selbst bekommt davon nichts mehr mit. Aber wenn selbst ein Oliver Stone, der seinen Finger schon so oft so unbarmherzig auf die kollektiven Legenden, Traumata und gesellschaftlichen Missstände der USA legte („Platoon“, „JFK“, „Natural Born Killers“) sich nun mit einem windelweichen Politporträt wie „Comandante“ begnügt, so ist das schon reichlich seltsam.

Stone wollte den Mythos Castro durchleuchten. Stattdessen poliert er ihn, den Heiligenschein des Máximo Líder. Auch eingestreute historische Aufnahmen können dem Votivbild nicht mehr Farbe verleihen. Und das liegt keineswegs nur an deren Schwarzweiß-Material.

Oliver Stones Film „Comandante“ startet morgen im „Kino im Dach“ , Dresden, Schandauer Straße 64


Quelle:http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=757934


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12.01.2005 17:15
avatar  jemen
#14 RE:Plauderei unter Freunden
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super Mitglied

In Antwort auf:
Väterlicher Diktator zum Knuddeln


mir scheint bei der Sachsenzeitung ist ein gehöriges Stück Neid im Spiel. Schließlich haben die ja ihren knuddeligen Obervater Kurt Biedenkopf nicht halten können.
Der Artikel liest sich übrigens wie ein Lehrstück zur Pressefreiheit. Mit deren Einführung hat sich offenbar
an der Qualität der sächsischen Veröffentlichungen nichts verändert. Man liebt es nach wie vor
provinziell und schimpft über "Massenprostitution" und andere Dinge, von denen man so gut wie keine Ahnung hat.


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13.01.2005 14:37
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#15 RE:Plauderei unter Freunden
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( Gast )

pressefreiheit in de auch nur in irgendeinen zusammenhang mit cuba zu bringen ist schon ein stueck aus dem tollhaus.
zur massenfrage: sind 100.000e noch keine masse? faengt bei dir und fidel das erst bei millionen an?


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13.01.2005 17:02
avatar  jemen
#16 RE:Plauderei unter Freunden
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super Mitglied

hast nix verstanden uwe s.?
nochmal zum Mitschreiben: - Die Einführung der Pressefreiheit (nach sozialistischer Zensur zu DDR-Zeiten) hat an der Provinzialität der Sachsen-Zeitung nichts geändert. (Schade, Chance vertan!)
- Massenprostitution gibt es in St.Pauli, in Amsterdam, an der sächsisch-tschechischen Grenze usw. (uwe, du bist da ja bestens im Bilde).
Massenprostitution als Merkmal der Insel hinzustellen ist schlichtweg falsch. Castro dafür die Schuld zu geben macht keinen Sinn.


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13.01.2005 17:36 (zuletzt bearbeitet: 13.01.2005 17:37)
#17 RE:Plauderei unter Freunden
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super Mitglied

Das Dresdner Druck- und Verlagshaus (DD+V), eine 60%ige Tochter der Gruner + Jahr AG & Co.....

Ziemlich provinziell.

Ich finde ja die BILD auch ziemlich provinziell, die haben auch immer eine Meinung und dazu nicht mal meine, was wohl das Hauptproblem ist

Aber vielleicht zur Erklärung: Filmbesprechungen, oder auf hochdeutsch Rezensionen, geben stets die Meinung des Rezensenten wieder, das ist durchaus so gewollt, gleiches gilt für Leitartikel, denn abgesehen von "hardfacts" unterscheiden sich dadurch Zeitungen ;-)

Das heißt: es gibt keinen Widerspruch zwischen Provinzialität und Pressefreiheit.
Die Reste der Pluralität der deutschen Tageszeitungslandschaft basieren genau auf dem lokalen Bezug regionaler Zeitungen. Ansonsten würden aufgrund wegbrechenden Abostammes noch weitere Zeitungen eingestampft. Der Mantel (Überregionales, Wirtschaft etc) der meisten Zeitungen kommt heute doch schon von wenigen Verlagen bzw. Agenturen.

Es ist nun mal ein durchwachsener Film, der Stone-typisch polarisiert und ebenfalls Stone-typisch lieber kritisch auf die USA schaut als auf das, was zumindest ein eigentlicher Gegenstand des Filmes ist - Cuba.


Michael
..................................................
Alles was Sie hier schreiben, kann zu einem späteren Zeitpunkt gegen Sie verwandt werden :-)


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13.01.2005 21:47
avatar  jemen
#18 RE:Plauderei unter Freunden
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super Mitglied

den Mantel kannst du dir schenken XL.
Lokalpresse will Provinzmief verbreiten oder ihn wegblasen.
Die Sachsen-Rezension ist ein Beispiel für provinzielle Heuchelei: Die Sachsen, beste Kunden in den tschechischen Großpuffs, lassen sich über Stone aus, weil der den "Diktator knuddelt", statt ihm knallhart
die kubanische "Massenprostitution" an den Kopf zu werfen...


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13.01.2005 22:37 (zuletzt bearbeitet: 13.01.2005 22:38)
avatar  ( Gast )
#19 RE:Plauderei unter Freunden
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( Gast )

@ o jeminée !!

In Antwort auf:
Die Sachsen, beste Kunden in den tschechischen Großpuffs, lassen sich über Stone aus, weil der den "Diktator knuddelt", statt ihm knallhart
die kubanische "Massenprostitution" an den Kopf zu werfen...

Na, da sind mal wieder Deine schmutzigen Phanatsien mit Dir durchgegangen! Sind die Araber, die ja zuhause die Rolle der prüden Zeloten spielen und schon mal ein ungetreue Frau zu Tode steinigen, nicht als Barbaren in den einschlägigen Etabissements von Beirut über Barcelona bis Baracoa bekannt??

Tja, Grufti Fidel faselt wieder mal, kaum verständlich aufgrund seines künstlichen Gebisses und der deutlichen erkennbaren Nachwirkungen eines Gehirnschlages von den "gebildeten Prostituierten" seines Landes. Da fühlt sich Jemen wie zuhause, da ist die Welt noch in Ordnung.


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13.01.2005 23:04
avatar  Jorge2
#20 RE:Plauderei unter Freunden
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Rey/Reina del Foro

Klar hat Fidel Schuld, oder besser, das System. Genauso wie auf der Krim! Uwe kann bestimmt ein Lied davon stöhnen!


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13.01.2005 23:08
avatar  stendi
#21 RE:Plauderei unter Freunden
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In Antwort auf:
Klar hat Fidel Schuld, oder besser, das System. Genauso wie auf der Krim!

was hat fidel mit der krim zu tun?
stendi
Kamener kreuz



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13.01.2005 23:36
avatar  Jorge2
#22 RE:Plauderei unter Freunden
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Rey/Reina del Foro

Na auf der Krim tummeln sich mehr jineteras, keine Ahnung wie man diese Mädels dort betitelt, als in Kiew - und in LaHabana tummeln sich mehr als in Varadero. Es wäre jedoch genauso andersrum, wenn sie dort hin dürften!
Kuba braucht nur noch etwas Zeit bis dahin!

Zu Deiner Frage Stendi: Auch Fidel hat früher Krimsekt getrunken!


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14.01.2005 09:46
avatar  Alf
#23 RE:Plauderei unter Freunden
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Alf
Top - Forenliebhaber/in

In Antwort auf:
Na auf der Krim tummeln sich mehr jineteras, keine Ahnung wie man diese Mädels dort betitelt, als in Kiew

Das würde mich doch mal das zustandekommen dieser Einschätzung interessieren.


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14.01.2005 11:04
avatar  ( Gast )
#24 RE:Plauderei unter Freunden
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( Gast )

wie jemen darauf kommt, dass man von (massen)prostitution nur dann sprechen kann, wenn es um das vorhandensein von bordellen geht, wuerde mich nun wieder interessieren.
ich kenne kein land, wo man so leicht fast jede frau nach kurzem blabla mit aufs zimmer nehmen kann wie auf cuba. damit meine ich nicht die jineteras/putas von denen hier so oft oberflaechlich und voller vorurteile die rede ist. nein, die ganz normale aerztin, verkaeuferin....
wenn man denen nicht irgendwelche versprechungen macht oder sie auch noch belehren will, finde ich persoenlich das ausnutzen des leidensdrucks der cubanerinnen auch nicht soooooo verwerflich. es kommt immer natuerlich darauf an, wie man(n) sie behandelt.
warum das auf cuba so ist wie es ist, sollte man allerdings schon wissen. sonst kommen nach einiger zeit von ehemaligen heiratstouristen dann pauschale verdammungen ueber den cubaner als solchen.

p.s. die ukraine kann man damit nur eingeschraenkt vergleichen. hier muss man schon die sprache sprechen und auch evtl. 1-3 mal vorher ins cafe gehen . oder eben die klare vorherige ansage: sex fuer $$. auf cuba waere das doch voellig unromantisch


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