Die braune Versuchung aus der Karibik

07.11.2004 23:55
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#1 Die braune Versuchung aus der Karibik
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Rey/Reina del Foro

Die braune Versuchung aus der Karibik

Excelencia und Majestad: Meisterhafter Zigarrenroller lässt sich auf die Finger schauen
Kaufbeuren (ofr).

Innenrein eine dunkle Tabakmischung aus Kuba und der Dominikanischen Republik, Außenrum ein helles Deckblatt aus Virginia. Das Ganze ein bisschen rupfen und kneten, dann kurz auf dem Tisch hin und her gewalzt - und fertig ist die braune Versuchung aus der "DomRep". Beinahe spielerisch rollt Senior Hilario Zigarre um Zigarre, eine so ebenmäßig wie die andere. Doch was in seinen Händen entsteht ist Kunst - und hat nichts mit der Massen-Rauchware aus dem Automaten zu tun. Das verraten schon die Namen der daumendicken und bis zu 30 Zentimeter langen Rauchopfer, die der Maestro Tabacero zwischen seinen Fingern entstehen lässt: "Excelencia", "Presidente" oder "Majestad" heißen die wohlgeformten Prachtstücke, die Hilario ratzfatz auf seinem kleinen Holztisch zusammenfügt. Einfach so, ohne Waage, ohne Meterstab und ohne jede Maschine. Die einzige Zutat außer Tabak: ein bisschen Klebstoff aus Zuckerrohr, das hält die Zigarre zusammen. Für zwei Monate hat Jose Francisco Lopez Hilario seinen Arbeitsplatz in der Zigarren-Manufaktur "Profesor Lila" in Santiago verlassen, um den Deutschen Liebhabern die Rauchtorpedos von der Urlaubsinsel schmackhaft zu machen. Nach Vorführungen in Hamburg, Kassel und anderen großen Städten ließ sich der Meisterroller im Kaufbeurer Tabak-Fachgeschäft "Cigarren Ruf" von den Zigarren-Afficinados ganz genau auf die Finger schauen, stilsicher umhüllt von einer satten Rauchwolke.

Schon als Kind gelernt

Schon als kleiner Bub hat Hilario sein Talent fürs Zigarren-Rollen entdeckt. Jetzt ist er 34 und einer der besten auf der Karibikinsel. Ob bauchig, keulenförmig oder klassisch dick und gerade: der Tabacero kennt die Formen im Schlaf. Fast zärtlich streicht er die großen, hauchdünnen Blätter glatt, bevor er sie mit dem Wiegemesser zuschneidet. Kleine Stile, feine Risse, Unregelmäßigkeiten - alles wird entfernt, nichts darf die Optik einer perfekten Zigarre stören. Bis zu 200 Stück schaffen gute Handroller wie er an einem Tag, Maschinen leicht das Zehnfache. "Eigentlich sollten sie jetzt noch ein paar Monate lagern und dann erst angezündet werden", mahnt Zigarren-Kenner Wolfgang Gohlicke. Doch so viel Geduld können nur wenige aufbringen und nehmen gleich einen Probezug. Wer sich an den beißenden, unangenehmen Rauch aus Opas kaltem Stumpen erinnert, wird angenehm überrascht: es duftet süßlich, schwer und durchaus angenehm - zumindest für Raucher. "Zigarren aus der Dominikanischen Republik sind in diesen Zeiten für viele Liebhaber eine echte Alternative zur teuren Kubanischen", erklärt Gohlicke und pafft genüsslich weiter. Schließlich sei auch in Senior Hilarios Meisterstücken Tabak aus Kuba drin, man dürfe sie nur nicht als Kubanische Zigarren anbieten. Als Repräsentant begleitet der Marktkenner seit Wochen Senior Hilario auf seiner Tour durch Deutschland - im Auftrag des Schweizer Unternehmens "House of Dorincourt, dass die Zigarren-Manufaktur übernommen hat. Ob die im Rauch eher leichteren Zigarren aus der Dominikanischen Republik auch bei den Genießern im Allgäu ankommen? Dann hätte Senior Hilario seinen Auftrag mehr als erfüllt. Denn die Zigarren-Liebhaber im Allgäu, erklärt Wolfgang Gohlicke "das ist schon eine sehr, sehr treue Kundschaft".

Quelle


Cuba-Reiseinfos
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