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Bush-Sieg beunruhigt die Kubaner
Bush-Sieg beunruhigt die Kubaner
Unverständnis angesichts des Wahlverhaltens der Landsleute in Florida
Von Leo Burghardt, Havanna - Neues Deutschland
Die Kubaner, obgleich darauf trainiert, immer mit der schlimmsten Variante zu rechnen (Fidel Castro), sind beunruhigt über die Ergebnisse der Präsidentschaftswahl in den USA.
Wenn die Kubaner die Wahl gehabt hätten: 99 Prozent hätten für John Kerry gestimmt. Zwar erwartete niemand von ihm grundsätzliche Korrekturen der US-amerikanischen Kuba-Politik, aber doch ein bisschen mehr politische Kultur und Besonnenheit. Doch nun wird man es noch mal vier Jahre mit George W. Bush zu tun haben, dem Kriegspräsidenten, der sich wie kein anderer seiner Vorgänger allein von Besessenheit leiten lässt. Bush ersetzte den seit 40 Jahren gängigen Washingtoner Kernspruch vom »friedlichen Übergang zur Demokratie in Kuba« stillschweigend durch »Sturz der Diktatur«, er verschärfte die Blockade hemmungslos, beschnitt die ohnehin beschränkten Reisemöglichkeiten für Kubano-Amerikaner drastisch und erschwerte ihre Geldüberweisungen.
Ratlosigkeit herrscht hier wegen des Wahlverhaltens der Landsleute in Florida. Traditionell stimmten die Kubano-Amerikaner nach dem Sieg der Revolution 1959 für die Republikaner, die radikaleren Anti-Castristen. Nur zwei Mal verließen sie diese Spur, und beide Male fühlten sie sich später verraten: Im Falle von John F. Kennedy, der die Invasion in der Schweinebucht nicht mit US-amerikanischen Truppen unterstützte und deshalb vermeintlich zu ihrem Scheitern beitrug, und im Falle William Clintons, weil er das Balsero-Kind Elián Gonzalez nicht seinen Entführern auslieferte und mit Havanna ein Abkommen über eine legale und geordnete Emigration aushandelte. Das Abkommen enthält einen Passus, demzufolge Balseros, die aus dem Meer gefischt werden, bevor sie US-amerikanisches Territorium erreichen, wieder nach Kuba zurück müssen.
Die Kubano-Amerikaner sind die am besten organisierte ethnische Minderheit der Hispanics, und die einflussreichsten ihrer Führer stammten aus der ersten Generation der Emigranten – alles Konterrevolutionäre. Aber die ist beinahe ausgestorben. Die Emigranten der bisher letzten Generation halten sich weitgehend aus der Politik heraus. Sie interessieren sich für ihr wirtschaftliches Fortkommen, zumal 95 Prozent Familienangehörige in Kuba haben, die alten vier Prozent. Die Kubano-Amerikaner seien kein einheitlicher Block mehr, war einer Studie der Florida-Universität vom August zu entnehmen. Was bewog sie, trotzdem mit so großer Mehrheit für Bush zu stimmen, obgleich sie wissen müssten, zu welcher Barbarei dieser Mann fähig ist, dass er also auch versuchen könnte, Kuba militärisch zu unterwerfen?
Genauso befremdet waren die Insel-Kubaner, dass Bush für seine Blockadeverschärfungen vom Juli, die wie nie zuvor die familiären Beziehungen beeinträchtigen, von ihren Landsleuten jenseits der Florida-Straße keine deutliche Quittung erhielt. Alle hoffen, dass die »Granma« nicht Recht behält, denn die Zeitung meint, Bush werde die Wiederwahl als Freibrief betrachten, seine Gräueltaten in aller Welt zu intensivieren.
Verheißungsvoll ist dagegen für Kuba, was sich im Süden des Kontinents abspielt. In Uruguay gewinnt ein Sozialist die Präsidentschaft und beendet damit die 170-jährige Vorherrschaft der beiden traditionellen Rechts- und Mitte-Rechts-Parteien. Eine außenpolitische Priorität der kommenden Regierung ist die Wiederaufnahme der diplomatischen und freundschaftlicher Beziehungen zu Kuba. In Venezuela sind für die nächsten Jahre 83 Prozent (vorerst 35 Prozent) der Bürgermeistereien in den Händen von Organisationen, die Präsident Hugo Chávez unterstützen. Beim Gipfel der Rio-Gruppe, der am Donnerstag begann, hat der brasilianische Präsident Lula den 19 Mitgliedstaaten vorgeschlagen, Kuba enger an diese Gemeinschaft lateinamerikanischer Staaten zu binden und seine Aufnahme zu erwägen. Argentinien, Uruguay, Paraguay, Brasilien, Venezuela und Panama stehen für eine antikubanische Phalanx nicht mehr zur Verfügung.
In Antwort auf:das ist z.b. eine sorte von zeitungsartikel, die unkommentiert, rueckschlusse auf die denke des posters (hier im forum) geben koennten.
Alle hoffen, dass die »Granma« nicht Recht behält, denn die Zeitung meint, Bush werde die Wiederwahl als Freibrief betrachten, seine Gräueltaten in aller Welt zu intensivieren
wer den granma-dreck ueber irak gelesen hat, schreibt wenigstens einen satz dazu, um nicht selbst als dreckschleuder da zu stehen.
@Uwe.S
Ich setze gerne Artikel aller Medien hier rein - von links bis rechts (bei den rechten kommt mir Vilmaris häufig - aber nicht immer - zuvor) - da ich der Meinung bin, dass man sich dann besser seine eigene Meinung bilden kann. Das muß ich gar nicht groß kommentieren! Die meisten Artikel sprechen für sich selbst.
So wenig ich dem "La Nueva Cuba" die absolute Wahrheit zuspreche, so wenig tue ich es beim "Neuen Deutschland". Aber interessant ist es schon zu lesen.
gerade der Satz den du zitierst finde ich übrigens äusserst interessant - da lohnt sich tatsächlich das Nachdenken, über den "Kampf gegen den Terrorismus" und seine Begleiterscheinungen! Dieser Satz hätte auch von anderen Medien als "Neues Deutschland" oder "Granma" kommen können!
Saludos
Chris
#4 RE:Bush-Sieg beunruhigt die Kubaner
In Antwort auf:
Bush-Sieg beunruhigt die Kubaner
@ Chris
Mir auch! Ich schreibe gerade einen Brief für meine Familie, sie sollen sich eine Hüte auf dem Lande schaffen "für alle Fälle"
Ich habe wirklich Angst!
Falls meine Familie etwas passieren sollte... Das ist die einzige Form, wo ich mit einer TNT ins Weiße Haus rein gehe. Und wie ich denken viele Millionen Kubaner, die auch (unter anderem) in MIAMI leben.
(
Gast
)
#5 RE:Bush-Sieg beunruhigt die Kubaner
@ Touri-Chris
In Antwort auf:
So wenig ich dem "La Nueva Cuba" die absolute Wahrheit zuspreche, so wenig tue ich es beim "Neuen Deutschland". Aber interessant ist es schon zu lesen.
LOL, welch interessante Aussage. Offensichtlich weisst Du nicht, von was Du sprichst. Während "La Nueva Cuba" zu 90% Artikel aus anderen Medien, und zwar aus Ländern wie Mexiko, Spanien, England oder den USA wiedergibt, wird in der ND beinahe ausschliesslich die Meinung des kommunistischen Staatsorgans Grandma und seines allwissenden Führeres verkündet.
Offensichtlich ist Herr Burghardt von ND zusammen mit seinen Genossen von Grandma nicht nur ideologisch voreingenommen, sondern auch noch schlecht informiert und unter uns gesagt sackblöd.
Bei genauer Recherche der Wahlergabnisse wäre ihm nämlich sonst aufgefallen, dass die einzigen Counties in Florida mit einer Mehrheit für Kerry die der Miami-Dade Metropolitan Area waren, die von Exilkubanern dominiert sind.
Bush hat seine Stimmengewinne gegenüber 2000 ausschliesslich in den ländlichen geprägten typischen Counties von Zentralflorida und den Suburbs von Tampa an der Interstate 1 und 4 erreicht, wo überwiegend Farmer sowie neu hinzugezogene WASP-Familien leben.
Die einzigen Counties mit Kerry-Zugewinnen in ganz Florida sind neben zwei Counties in Nordflorida die Counties von Miami-Dade, wo Kerry deutlich zulegen konnte.
Offensichtlich haben die verschärften Reisebestimmungen für Exilkubaner sowie die neuen Grenze für Remissen Bush geschadet. Jedoch nicht so stark, um den Rechtsdruck der ländlichen sowie bibeltreuen Bevölkerung ausgleichen zu können.
Merke: mit Minderheiten, Pazifisten, Homosexuellen sowie dem kulturellen Establishment sind in den USA eben keine Wahlen mehr zu gewinnen. Da muss der Kandidat doch noch die Mehrheit der weissen, teilweise religiös orientierten Mittelklasse erreichen.
Quelle: NYT vom heutigen Tage (Registrierung erforderlich, gratis)
#6 RE:Bush-Sieg beunruhigt die Kubaner
In Antwort auf:
Offensichtlich ist Herr Burghardt von ND zusammen mit seinen Genossen von Grandma nicht nur ideologisch voreingenommen, sondern auch noch schlecht informiert und unter uns gesagt sackblöd.
Bei genauer Recherche der Wahlergabnisse wäre ihm nämlich sonst aufgefallen, dass...
komisch, dass noch kurz vor der Wahl laut Umfragen ganze 25%, bestenfalls 30% der Florida-Kubaner auf Kerry setzten. (Das ist immerhin ein Anstieg von nur 18% für die Demokraten bei der Wahl im Jahr 2000)
Aber Vilmaris weiß es wieder besser als die gesamte ND und Reuters http://reuters.com/newsArticle.jhtml?typ...28§ion=news
Ach, was reg ich mich auf. Ist ja noch meine Auszeit... Außerdem hätte Kerry in Florida auch nicht mit 100% der Stimmen der Exil-Kubaner gewonnen. Der Abstand war zu groß.
(
Gast
)
#7 RE:Bush-Sieg beunruhigt die Kubaner
#8 RE:Bush-Sieg beunruhigt die Kubaner
@Vilmaris
sag schon, warst du schonmal in Cuba???? Die Frage ist noch offen. Theoretiker und Schreibtischideologen haben immer so ein seltsames Weltbild.
Saludos
Chris
P.S. ich war zuletzt im Oktober auf Cuba. Hab Familie in Cuba und Florida.
#11 RE:Bush-Sieg beunruhigt die Kubaner
(
Gast
)
#12 RE:Bush-Sieg beunruhigt die Kubaner
@ jemen-Mosquito
Kerry hat in der überwiegend konservativen Wählerschaft der Kuba-Amerikaner in Florida einen grossen Wahlerfolg errungen, in dem er seinen Stimmenanteil auf ein Drittel erhöht hat und damit VERDOPPELTE. Wäre es ihm gelungen, die Wähleranteile aus 2000 in Restflorida zu konsolidieren (537 Stimmen Vorsprung Bush damals), hätte er Florida leicht und damit die US-Wahlen gewonnen.
Die Aussagen von Herrn Burghardt sowie Jemen-Moskito von der ND sind daher völlig verkehrt.
Bush hat nicht wegen des Meinungswechsles der kubanisch-amerikanischen Wählerschaft gewonnen, sondern trotz dieser.
Dies ist deswegen so bemerkenswert, als Bush in den USA insgesamt seinen Anteil bei den Latino-Wählern DEUTLICH steigern konnte.
In Antwort auf:
Despite significant losses among Cuban Americans in Florida -- some reports indicated Kerry might have doubled the Democratic share of their vote to about one-third or slightly better -- Bush's gains among Latinos in some Rocky Mountain states were seen by some observers as decisive in keeping their electoral votes out of Kerry's reach.
In Antwort auf:Joaquim-Vilmaris, bitte begreife doch endlich, dass ich ein original Cuba Moskito bin, und ich bin auch nicht von der ND (was das auch immer sei)...
Die Aussagen von Herrn Burghardt sowie Jemen-Moskito von der ND sind daher völlig verkehrt.
p.s. siehst du manchmal rosa Schweinchen?
Moskito
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