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Warnung an Pädophile
Warnung an Pädophile
Lesermeinung zu Sextouristen füllen Castros Kasse auf (FR S. 1 vom 8. September)
Da der größte Teil meiner kubanischen Familie in Havanna lebt (andere kubanische Angehörige wohnen in Miami/Florida und in Hamburg) danke ich der Frankfurter Rundschau dafür, dass sie meiner zweiten Heimat einen Vierspalter auf der ersten Seite widmet. Durch diesen Artikel erfahren Ihre Leser von skandalösen Missständen, die mir - trotz zahlreicher Aufenthalte in den letzten 25 Jahren - bisher verborgen geblieben waren.
So informiert ihre Autorin darüber, dass es Kubanern verwehrt ist, "sich an den eigenen Stränden zu sonnen". Das war mir neu. Vermutlich sind die unzähligen kubanischen Familien, die an Wochenenden die Strände bevölkern, geschickt getarnte Armeeangehörige. Ihr Artikel klärt darüber auf, dass vor allem das Militär vom Tourismus profitiert, während das "Geschäft an der Bevölkerung vorbeiläuft". Die zigtausend Beschäftigten in Hotels, Freizeiteinrichtungen, Einkaufszentren, Reisebüros, Busunternehmen und Taxi-Ketten, denen die Branche Jobs und Familieneinkommen sichert, kann man ruhig vernachlässigen. Und die vielen spielenden Kinder, von denen ich naiv annahm, sie würden ihre schulfreie Zeit genießen, sind für "das menschenverachtende Regime von Fidel Castro" (FR-Zitat) in Wahrheit offenbar nur ein Mittel, um Heerscharen pädophiler Sextouristen ins Land zu locken, um sie gegen Dollars zu versorgen.
Spätestens bei der Darstellung dieser für viele Entwicklungsländer bedrückenden Probleme hätte Ihrer ansonsten sehr geschätzten Zeitung ein wenig Recherche gut getan.
Sozialpolitische Programme
Wie kein anderes Entwicklungsland versucht Kuba seit Jahren mit einer Vielzahl von pädagogischen und sozialpolitischen Programmen der in allen Ländern der "Dritten Welt" zunehmenden Prostitution entgegenzuwirken. Nicht ohne Erfolg: Bei annähernd gleicher Einwohnerzahl gibt es in Havanna deutlich weniger Prostituierte als in meiner Heimatstadt Hamburg. Pädophile, die sich möglicherweise zu einem "Abenteuer-Urlaub" auf Kuba ermuntert sehen, seien ausdrücklich gewarnt: Schon der Versuch des Kindesmissbrauchs wird dort verfolgt und auf das Schärfste bestraft. Die Chance, unentdeckt zu bleiben ist - dank der in vielen Hotels ausliegenden Warnungen und geschulten Personals - äußerst gering.
Urlaubern, die sich erholen und vielleicht auch informieren möchten, kann ich nur ermuntern, sich ein eigenes Bild von Land und Leuten zu machen. Die Widersprüchlichkeiten eines Entwicklungslandes, das nach über 40 Jahren erdrückender Wirtschaftsblockade noch immer versucht, ein soziales System aufrecht zu erhalten, das Rentenansprüche für Arbeitnehmer und Sozialhilfeleistungen für Bedürftige, kostenlose Bildung und Gesundheitsversorgung für alle Bürger sowie kulturelle und sportliche Entfaltungsmöglichkeiten für alle Bevölkerungsteile garantiert, hat eine differenziertere Betrachtung verdient.
Übrigens: Meine kubanischen Verwandten, die jetzt in Miami leben, haben nicht "ihr Leben aufs Spiel gesetzt, um Kuba zu verlassen". Da sie zu den wenigen Kubanern gehören, denen die USA (entgegen anders lautender Vereinbarungen) eine Einreiseerlaubnis erteilt haben, sind sie bei ihrer Übersiedlung mit der regulären Maschine von Havanna nach Miami geflogen. Von kubanischer Seite gab es dabei keinerlei Probleme.
PS. Wie Sie eventuell Ihrem Archiv entnehmen können hat Präsident George Bush am 6. Mai 2004 die Ergebnisse einer von Außenminister Colin Powell geleiteten "Kommission für ein freies Kuba" bekannt gegeben und eine Reihe von Maßnahmen zu dessen Destabilisierung angekündigt. Zu den weltweiten Aktivitäten, die im 1. Kapitel des 450 Seiten langen Powell-Berichts beschrieben werden, gehören unter anderem (Punkt 12): "Aktionen in Drittländern, um den Tourismus nach Kuba zu destimulieren."
Volker Hermdorf, Hamburg
Quelle: Frankfurter Rundschau online
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