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Nichts ist wie es war
Nichts ist wie es war
Eisenach. (ep) Sie wird ihn Zuhause nie mehr Fidel nennen. Für Karen Imbert-Gonzales (25) wird er jetzt "Castro" sein. "Er ist doch nicht mein Bruder", sagt Karen zu Kubas "comandante en jefe" (Chefkommandant). Am Montag gehen für die junge Frau aus Santiago de Cuba elf Monate Eisenach zu Ende. Monate, in der sich für die 25-jährige die Welt endgültig verändert hat.
Neben proppevollen Koffern und ein paar hundert gesparten Euros, die in Kuba ein Vermögen bedeuten, nimmt die junge Frau Eindrücke und Erkenntnisse mit nach Hause. Eine ist: "Ich weiß jetzt, was Freiheit bedeutet und wie uns die Regierung belügt".
Das Eisenacher Ehepaar Katja und Nico Klinkhardt hatte Karen bei einer Sprachreise 2000 kennengelernt und den Entschluss gefasst, die junge Kubanerin als Au-pair-Mädchen für ihre Kinder nach Eisenach einzuladen. Das Prozedere und die Formalitäten dafür ähneln dem Ausreiseantrag eines DDR-Bürgers in den Westen, nur dass es zudem noch viele Dollars kostet. In diesem Fall Geld der Gastgeber-Familie.
Zwei Tage vor ihrem 25. Geburtstag betrat Karen deutschen Boden, war aber nicht ganz unbeleckt. Ihr Vater, Mathematiker, hatte in der Sowjetunion promoviert, in Ost-Berlin doziert. Auch Karens Mutter war in der DDR. Sprache und Wetter waren für die Frau aus der Karibik anfangs dennoch harter Tobak. Und dann der Winter mit Tristesse und Dunkelheit. Schrecklich.
Heimweh und "Sprachlosigkeit" vertrieb sich Karen mit Lesen und Essen. In den ersten drei Monaten verschlang sie 20 spanische Bücher und jede Menge Süßigkeiten, von denen Menschen auf Kuba nur träumen können.
"Ohne Muttersprache zu leben ist anfangs wie in einem Glashaus sitzen", beschreibt Karen die erste Zeit in Eisenach.
Begegnung mit ihrer Muttersprache
Ihr Herz ging auf als sie im Februar in einem Park eine Frau spanisch nach deren Kind rufen hörte (die Frau eines Theater-Musikers aus Mexico). Danach lernte sie mehrere Leute in Eisenach kennen, die Spanisch als Muttersprache haben - das halbe Ballett des Landestheaters, auch einige Kubaner.
"Deutsch für Ausländer" an der VHS, ihr Wörterbuch und die Gastgeber halfen ihr Deutsch zu lernen, was Karen heute ganz gut spricht.
In den elf Monaten hat sie nicht nur Eisenachs Grün, das Villenviertel und die Kultur kennen und schätzen gelernt, sondern auch Städte wie Köln oder Länder wie Holland, Frankreich, Österreich, Italien oder Spanien gesehen - dank eigener Initiative und derer ihrer Gastgeber.
Von der Ökonomie vom Lebensstandard will sie gar nicht reden. Da ist Deutschland im Vergleich zu Kuba das Paradies auf Erden. Sie sah und sieht kaum in die Schaufenster, sonst würde sie nur traurig.
Kuba hat davon nichts zu bieten und wenn sie könnte, sagt die junge Frau, dann würde sie mal ein Buch über Kuba schreiben, wie das Leben dort tatsächlich ist.
Karen hat IT-Technik studiert und verdient in Kuba umgerechnet neun Dollar im Monat. Ein paar schlechte Schuhe kosten 25, der Liter Benzin ein Dollar. Das Volk lebe von der Hand in den Mund, monatlichen Lebensmittel-Zuteilungen, Geld der Exil-Kubaner aus den USA und von Nebenverdiensten aller Art. Und trotzdem hatte Karen anfangs Heimweh. Nun heißt es zurück. Am Ende schlagen zwei Herzen in ihrer Brust, ist sie hin und her gerissen zwischen Nutella zum Frühstück und Heimat und Familie.
Mindestens fünf Jahre bliebe ihr die Einreise nach Kuba verwährt, würde sie am Montag nicht ins Flugzeug steigen. Andere, die geblieben sind, warten auch länger.
Sie wird fliegen und die heftigen Interwievs und Koffer-Kontrollen des kubanischen Zoll und Sicherheitsdienstes ertragen. Sie wird den Wissensdurst von Familie, Freunden und Bekannten stillen. Und vielleicht einmal wiederkommen.
In Antwort auf:
Sie wird ihn Zuhause nie mehr Fidel nennen. Für Karen Imbert-Gonzales (25) wird er jetzt "Castro" sein.
Das wird sie garantiert nicht tun, denn damit wirst du in Cuba sofort zu den Gusanos gezählt und gesellschaftlich kaltgestellt.
Der Journalist fand das wohl einen ansprechenden Beginn, um das Interesse der Leser zu erzeugen.
Ihr richtiger Name wird im übrigen wohl Gonzalez Imbert sein (mit einer deutschen Mutter). Gonzales mit "s" ist portugiesisch.
Elisabeth
Und für 25 Dollar gibt es schon ein Paar akzeptable Schuhe
Keine ADIDAS oder NIKE, aber Schuhe, Sandaletten aus Leder, Italo Moda, Made in Havanna.
Da wir sie schon alle finanziert haben wissen wir es.
Das Prozedere und die Formalitäten dafür ähneln dem Ausreiseantrag eines DDR-Bürgers in den Westen,
:-) ähneln, müsst ihr immernoch einen Antrag stellen? :-))
Hat sich bis Thüringen noch nicht rumgesprochen!!
jan
In Antwort auf:
...ist sie hin und her gerissen zwischen Nutella zum Frühstück und Heimat und Familie.
Objektiv betrachtet ist dieser Vergleich zwischen Nutella und Heimat sehr schwach.
Es ist zuerst die Frage wie die Nutella hergestellt wird und ob es drin noch vielmehr gibt als Zucker und Fett. So gesehen sind die Früchte, die man zum Frühstück in ihrer Heimat essen oder frisch gepresster Saft trinken kann, eine ganz andere Qualität.
Ich bemühe mich seit Jahren, ein bisschen objektiver die Zustände in Kuba zu beurteilen.
Aber es gelingt mir nicht ausreichend verständlich oder intereessant zu schreiben.
Mas o menos All ihr aus den Westen haben jahrelang gehört wie die Leute in Osten furchtbar unter der Diktatur gelitten haben.
Meine Standardfrage an die Ostturisten ist ob die Mehrheit jetzt besser oder schlechter lebt als in Sozialismus.
Die Antwort ist, dass die Mehrheit schlechter lebt oder sich fühlt.
Dass bei einer solchen Änderung in Kuba wesentlich schlechter für die Mehrheit der Kubaner wird, wurde hier schon von einigen Mitglieder angedeutet.
Gruss
Jose
In Antwort auf:
Imbert ist zumindest in der República Dominicana weit verbreitet. Also eher ein
deutscher Ur-Ur-Ur-Ur-Ur-Großvater...
Wobei ich meine, daß der Nachnahme Imbert französischen Ursprungs ist.
Ich denke da nicht an Camenbert, aber ein ehemaliger Kollege von mir hieß Lambert. Vorfahren waren Hugenotten, die aus Frankreich in deutsche Gefilde flüchteten.
Yer Baby !
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