Cubanischer Arzt in Venezuela heute in der "Welt"

12.08.2004 14:28
#1 Cubanischer Arzt in Venezuela heute in der "Welt"
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Forenliebhaber/in

An die Techniker:
"Werde Klempner in 6 Wochen", ein interessanter Artikel über Venezuela steht heute in der "Welt". Bitte stellt ihn ins Forum.
Gestern war ein grosser Venezuela artikel auch in der Welt: "Mit harten Bandagen".
Danke


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12.08.2004 14:35
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#2 RE:Cubanischer Arzt in Venezuela heute in der "Welt"
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( Gast )

In Antwort auf:
"Werde Klempner in 6 Wochen", ein interessanter Artikel über Venezuela steht heute in der "Welt". Bitte stellt ihn ins Forum.

OK
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"Werde Klempner in sechs Wochen"
Besuch in einer Chávez-Hochburg - Vor dem Referendum mobilisiert Venezuelas Präsident seine Anhänger in den Armenvierteln
von Hero Buss


Passanten vor einem "Si"-Graffity für das Referendum über Präsident Chávez
Foto: AP
Caracas - Wer "Antonio" besuchen will, sollte sportlich trainiert sein. Er lebt an einem Steilhang des Stadtteils Macarao, an dem die Häuser kleben wie Schwalbennester. Kleine Wohneinheiten von zwei oder drei Zimmern mit roten Ziegelwänden sind übereinander getürmt. An Stelle von Wegen oder Gassen gibt es Treppen, aus Rohbeton ohne Geländer. Auf jedem Absatz ein Hauseingang.


Antonio lebt im "Penthouse", wie er seine zwei Zimmer hoch oben am Hang nennt. Eine Wasserleitung gibt es, Gott sei Dank. Macarao ist Endstation einer U-Bahn-Linie im Südostwinkel des Hochtals von Caracas, 40 Fahrminuten vom Stadtzentrum entfernt. Ein Armenviertel, wie es Hunderte gibt an den Berghängen.


Cecilia, die ortskundige Begleiterin, ist Mitglied eines Basiskommandos der "Bolivarianischen Revolution" von Präsident Hugo Chávez, das vor dem Referendum am Sonntag eifrig die Werbetrommeln gegen dessen Amtsenthebung rührt. Auf die Frage, wie viele Familien in Macarao leben, kann sie nicht antworten. 25 000, vermutet sie. Seit vielen Jahren gab es keinen Zensus mehr, und Volkszählungen in Bezirken, wo Hunger täglicher Begleiter ist, seien eh "Lotterie". Bevor vor einem Jahr Antonio und weitere sieben kubanische "Genossinnen und Genossen" nach Maracao kamen, habe es hier Menschen gegeben, die noch nie einen Arzt zu Gesicht bekommen hätten, sagt Cecilia.


Seinen richtigen Namen will uns "Antonio" nicht sagen. Er dürfe keine Interviews geben ohne Genehmigung. Doch, ein paar Informationen schon. 33 Jahre sei er alt, aus Granma im Osten Kubas. Seine Ehefrau und die zwei kleinen Töchter durften nicht mitkommen. Einmal in der Woche könne er sie kostenlos anrufen.


Am Fuß der Treppenserpentine hat er eine kleine Praxis, arbeitet wie ein Hausarzt. Alle 1225 Patienten kenne er mit Namen, die Sprechstunden sind gratis. Parasitenerkrankungen behandle er vor allem, Bluthochdruck und Atembeschwerden. "Gott hat ihn geschickt", sagt eine Nachbarin. Vor "Antonios" Ankunft habe ihre Familie im Krankheitsfall nur zu Volksheiligen beten können.


13 000 kubanische Ärzte arbeiten in Venezuelas Elendsvierteln und entlegenen Ortschaften, Gegenden, in denen sich nur sehr selten ein venezolanischer Arzt niederlässt. Ihre Arbeit, davon sind Präsident Chávez und seine Gefolgsleute überzeugt, werde sich am 15. August auszahlen.


Mit kubanischer Hilfe hat der Chef der "Bolivarianischen Revolution" ein weiteres soziales Großprojekt aufgelegt, von dem er hofft, es werde in Stimmen niederschlagen. "Misión Mercal" hat er es getauft, eine Kopie des kubanischen Verteilersystems von Grundnahrungsmitteln zu subventionierten Preisen. Fast 800 Mercal-Supermärkte gibt es inzwischen im ganzen Land, 7300 kleinere Verkaufsstellen und 221 mobile Läden in umgebauten Lastwagen und Schiffen. Im Gegensatz zu Kubas Notwirtschaft und leeren Regalen quellen Venezuelas Revolutionsläden mit Waren über. Die Erdöl-Bonanza beschert Comandante Chávez Rekordeinnahmen, die er (besonders vor dem Referendum) mit vollen Händen ausgibt.


Natürlich gibt es auch in Macarao einen Mercal-Supermarkt - direkt hinter der U-Bahn-Station. Die Farbe auf den Außenwänden riecht frisch. Ein Freiwilliger mit rotem Hemd der Revolution sorgt dafür, dass aus der 80 Meter langen Warteschlange schubweise immer nur ein Dutzend Kunden eingelassen werden. Rafael Mora, Mercal-Regionalmanager und zuständig für 1480 Verkaufsstellen, vibriert vor Stolz: "Wo sonst gibt es so etwas auf der Welt?" Mit 18 Basisprodukten wie Reis, Maismehl und Öl habe der Verkauf begonnen. 28 weitere Artikel seien inzwischen dazu gekommen, auch Geflügel und Fleisch. "30 bis 40 Prozent billiger als die privaten Supermärkte verkaufen wir", berichtet er.


Einige Fabrikanten scheinen gelernt zu haben, dass Flexibilität das Geschäft belebt. Sie liefern den "Aldis" der Revolution Waren im revolutionären Outfit. Auf der Vorderseite von Nudel-Verpackungen steht der Slogan "Uh-Ah-Chávez no se va" ("Uh-Ah-Chávez dankt nicht ab") und auf der Rückseite ein Artikel der bolivarianischen Verfassung mit dem Spruch: "Wenn das Volk etwas braucht, ist die Regierung zur Stelle."


Macarao, noch vor zwei Jahren eine triste Schlafstadt für Menschen, die ums Überleben kämpfen, ist heute eine Chávez-Hochburg. Plötzlich gibt es neue Chancen, denn der von Abwahl bedrohte Präsident legt ein Sozialprojekt nach dem anderen auf: Alphabetisierung, Nachholen von Volksschul- und Oberschulabschluss, Studium an einer der mehreren Dutzend neu gegründeten "bolivarianischen" Universitäten, Handwerksausbildung für Langzeitarbeitslose ("Werde Klempner in sechs Wochen") - alles im Schnelldurchgang. Einen Akademikergrad kann man schon in zwei Jahren erwerben.


Leichter ist es auch, eine bezahlte Tätigkeit zu finden. Wer im Rahmen der "Missionen" (Sozialprojekte) studiert, hat Anspruch auf 60 bis 80 Dollar als "Stipendium". Hundert Dollar gibt's in Basis-"Einheiten der Wahlschlacht" und "Bolivarianischen Wahlpatrouillen". Jeder "Wachgänger" bekommt die Namen und Adressen von einem Dutzend Familien, die er persönlich bis zum Referendumstag zu betreuen hat - mit politischen Argumenten und Logistik wie den Transport zu Wahllokalen.


All das lässt sich natürlich nur aus der Staatskasse finanzieren, was auch schon Chávez-Vorgänger praktiziert haben, wenngleich nicht ganz so ungeniert. Beim Zugang zum großen Geld gab es anfangs noch Hindernisse. Der widerborstige Zentralbankchef verweigerte den Zugriff auf die Rekord-Devisenreserven. Jetzt bedient sich die Regierung direkt beim staatlichen Erdölkonzern PDVSA, der immer neue "Sonderfonds" mit Petrodollar zu speisen hat. Das ist illegal. Nach Gesetz müssen alle Devisen an die Zentralbank abgeführt werden. Aber wer hat schon Zeit und Lust, eine Klage einzureichen, die mit Sicherheit in Jahren alle Justizinstanzen durchlaufen würde, um schließlich beim Obersten Gerichtshof zu landen. Den reformiert Chávez gerade. Statt der jetzigen 20 Richter wird es 32 geben - 12 neue ernannt mit einfacher Parlamentsmehrheit der Chavistas, obwohl die Verfassung eine Zweidrittelmehrheit vorschreibt.


Ob es denn keine Opposition gibt in Macarao? Doch, wahrscheinlich wohl, meint Ninoska, eine junge Frau, die örtliche Vertreterin des nationalen Wahlkampfkommandos "Maisanta". "Noch vor ein paar Monaten haben viele Leute unseren Patrouillen die Tür vor der Nase zugeschlagen", berichtet Ninoska. Das habe sich geändert. Vor allem sie Sozialprojekte hätten einen Sinneswandel bewirkt. Bei allen? Belustigt zeigt Ninoska auf ein türkis gestrichenes Haus auf halber Höhe des Steilhangs. Dort weht ein Dutzend Papierfähnchen mit einem dicken "Si", einem "Ja" zur Abwahl von Staatschef Chávez. Das Haus steht leer.


Artikel erschienen am Do, 12. August 2004


http://www.welt.de/data/2004/08/12/318019.html
Yer Baby !


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12.08.2004 22:31
#3 RE:Cubanischer Arzt in Venezuela heute in der "Welt"
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Forenliebhaber/in

Vielen herzlichen Dank für die Mühe.


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13.08.2004 07:54
avatar  elcrocoloco ( gelöscht )
#4 RE:Cubanischer Arzt in Venezuela heute in der "Welt"
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elcrocoloco ( gelöscht )


Nur wird es halt leider nichts nützen!

Die Amis oder besser gesagt der CIA werden sicher eine Möglichkeit finden die Chavez-Regierung
zu stürzen oder einen Bürgerkrieg anzuzetteln!

Das ist den Yankees mit Ausnahme von Kuba noch immer gelungen!



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13.08.2004 08:59
avatar  Alf
#5 RE:Cubanischer Arzt in Venezuela heute in der "Welt"
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Alf
Top - Forenliebhaber/in

In Antwort auf:
Die Amis oder besser gesagt der CIA werden sicher eine Möglichkeit finden die Chavez-Regierung
zu stürzen

Hoffen wir mal das dies gelingt und die Cubaner zurück nach Cuba dürfen. Ob die alle freiwillig dort sind ist mehr als zweifelhaft.


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13.08.2004 09:23
avatar  elcrocoloco ( gelöscht )
#6 RE:Cubanischer Arzt in Venezuela heute in der "Welt"
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elcrocoloco ( gelöscht )

Vielleicht wird die Volksabstimmung in Venezuela doch noch spannend!

Venezuela: 100.000 demonstrieren gegen Chavez

Übersicht

Vor dem Referendum zur möglichen Abwahl des venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez haben gestern zehntausende Menschen gegen den Staatschef demonstriert. Nach Angaben von Sicherheitskräften gingen in der Hauptstadt Caracas mehr als 100.000 Menschen auf die Straße.

Chavez zeigte sich vor der Volksabstimmung am Sonntag indes siegesgewiss: Es sei "unvermeidlich", dass er gewinne, sagte er auf einer Pressekonferenz. "Der Vorsprung, den wir auf die Opposition haben ist so groß, dass Überraschungen unmöglich sind. Absolut unmöglich."

Opposition ohne Programm

Obwohl sich die Anhänger der Opposition bei ihrem Protestmarsch durch die mit "Ja"- und "Nein"-Postern zugepflasterte Hauptstadt siegessicher zeigten, rechnen Beobachter nicht mit einer Abwahl von Chavez.

Dieser hatte jüngst die wegen des Höhenflug des Ölpreises reichlich sprudelnden Staatseinnahmen genützt, um seine Klientel enger an sich zu binden. So gab einer Millionenbeträge für medizinische Versorgung in den Slums oder eine Alphabetisierungskampagne für Erwachsene aus.

Die Opposition kann im Gegenzug weder ein klares Programm noch einen Kandidaten für die Nachfolge von Chavez vorweisen.

Quelle: news.orf.at


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