Anreise
Nach gut anderthalb Jahren sollte es endlich wieder auf die Insel gehen. Aber diesmal war alles ganz anders. Nachdem wir im Sept./2002 geheiratet hatten und meine Frau mit Ihrer Tochter seit Dez/02 in Deutschland lebt, kehren wir erstmals als Familie zurück.
Alle Probleme wurden von uns im Vorfeld gelöst: Visum für Frau und Kind (beide Emigrantestatus), Familienvisum, relativ günstiger Flug (Osterferien), ein paar Tage mehr Ferien für die Tochter.
Am 1.April ging es also los. Von Nürnberg via Amsterdam mit Martinair nach LaHabana. Die Reise verlief reibungslos und so schlimm ist Martinair auch wieder nicht. Mit 1 Stunde Verspätung Landung in LaHabana. Dort dann die nervige Prozedur der Passkontrolle. Wieder erwarten kommen wir ohne Probleme bei der Kofferabfertigung durch. Nichts wie raus aus dem Flughafengebäude. Es ist 18:30h und jetzt fühle ich mich so richtig wohl. Die lauwarme Luft der Insel, einfach fantastisch. Da kommt auch schon mein Fahrer in seinem alten Ford. Mit dabei ist noch der jüngste Bruder meiner Frau. Schnell noch eine Flasche Havanna Club gekauft, alle Koffer verstaut und ab ging es ins Dorf meiner Schwiegereltern.
Endlich im Dorf angekommen wurden erst mal die Boxen im Auto voll aufgedreht, damit auch wirklich jeder mitbekommt, das die verschollene Tochter wieder da ist. Im Haus waren schon alle, aber wirklich alle von der Familie versammelt. Was dann begrüßungsmäßig abging könnt Ihr euch sicher gut vorstellen. Nichts da mir Erholung von der langen Reise. Es wurde geweint, gelacht, getanzt und viel erzählt. Unsere Tochter konnte anfangs immer nur mit Si o No Antworten, da doch ziemlich viel an spanischen verloren gegangen war. Aber das legte sich spätestens nach dem 2. Tag. Für Ron und Essen war gesorgt, so das es wirklich hoch her ging.

Unterkunft
Da die Eltern wieder das Zimmer hergerichtet hatten, war es auch kein Problem für uns im Haus der Eltern zu wohnen. An ein Casa Particular hatten wir nie gedacht. Da ich ja ebenfalls mit A2 Visum eingereist bin, könnte es auch kein Problem mit der IMI geben. Der einzige Hagen an der Sache ist, das ich trotzdem nach LaHabana zur IMI (Nuevo Vedado) musste um mich anzumelden und weitere 5$ zahlen durfte.

Mi Esposa
Endlich wieder bei Ihrer Mutter, die Schwester und Brüder, der Vater. Das halbe (oder doch ganze) Dorf wurde besucht. Es wurde getratscht ohne Ende. Alle Neuigkeiten wurde von meine Frau aufgesaugt wie ein Schwamm. Chismosas. Andererseits machte meine Frau ihren Landleute auch ziemlich deutlich klar, das Deutschland kein Schlaraffenland ist. Und das das Wort Arbeit auch Arbeit bedeutet. Meine Frau konnte da aus Erfahrung plaudern.

Nuestra Niña
Nachdem die Kleine (8Jahre) bereits perfekt Deutsch spricht, hatte Sie zunächst ein paar Probleme mit dem Spanisch. Aber das legte sich sehr schnell. Sie war fast immer en la Calle mit ihren ehemaligen Schulfreundinnen oder mit ihrer Nichte zusammen. Ihr war es wirklich nicht langweilig. Auch die etwas anderen Lebensumstände (Essen, Wasser, Schlafen) machten ihr (noch nichts) aus. Für 4 Tage war Sie bei Ihrem leiblichen Vater, zu dem ich ein gutes Verhältnis habe. Auch dort wurden uns keine Schwierigkeiten gemacht.

Strandleben an der Playa del Este
Unser Wohnort ist cerca 5km vom Strand entfernt. Mal nutzten wir den Bus, unseren Fahren oder später den Leihwagen um zum Strand zu kommen. Das Wetter hatte es wirklich gut mit uns gemeint und das Wasser war fantastisch. Meist war ich auf Höhe des Tropicoco. Mal mit Frau und Kind, mal nur mit der Tochter und sogar öfters solo (meine Frau hat eben Vertrauen).Ansonsten hier das übliche Spiel. Auf Höhe der Hotels relativ viele Touristen, Dollar suchende Jinateros/as, gut über die Strandabschnitte verteilte Polizei. Von Strandleben ab 18h ist nach wie vor keine Rede. Aber das kenne wir ja.

Abzocke
Zunächst das Positive. Jede Rechnung, aber auch jede in den Restaurantes stimmte. Ob in SantaFe, LaHabana, Cienfuegos oder Trinidad.
Jetzt das Negative. In den Geschäfte sollte man besser schon vorher ausrechnen was es kostet und sich immer die Quittung geben lassen. Denn dort stehen dann plötzlich Zigarren, statt Wasser auch der Rechnung. Aber das kennen wir ja.
Höhepunkt der versuchten Abzocke. Die Autovermietung „VIA Rent a Car“ neben dem Hotel Las Terrazas. Wir wollten ein Auto für 12 Tage. Ersten Angebot von VIA ein Peugot106 für 48$+10$. Wir zeigten wenig Interesse. Also wurde kurz nachgebessert. Jetzt 38$+10$ für Versicherung für das gleiche Auto. OK sagten wir. Wie immer wollte ich mit VISA Karte zahlen. Kein Problem, aber man wolle 40$ als Barzahlung. OK. Also Auto besichtigt, Vertrag fertig gemacht und Vertrag überprüft. Und siehe da. Da stand doch plötzlich die Gesamte Summe mit der meine VISA Karte belastet werden sollte. Gut sagte ich mir, was soll’s. Ich unterschrieb und wollte gehen. Doch dann wollte man plötzlich noch 40$ bar kassieren. Das war dann doch etwas frech. Nachdem ich denen klarmachte, das es keinen Cent mehr gibt, ich gleich die Polizei rufe und den Vertrag zereise, lies man uns dann Zähneknirschen ohne Extraprovision ziehen.
Mit dem Auto selbst hatten wir im Verlauf des Urlaubs keine Probleme. Und die Rückgabe war auch problemlos und der Kautionscheck wurde anstandslos zerrissen.
Achtung!!!Die Via Blanka von LaHabana Richtung Mantanzas. Kurz vor Tarrara ein Kontrollpunkt mit Radarkontrolle! Nur noch 50Kmh gestattet. Haltet euch dran, es wird feste abkassiert!!!

Forumstreffen
Hombre Del Norde kam bei uns im Dorf mit seinem Mietwagen vorbei. Nach einer kurzen „Stadtbesichtigung“ ging es zusammen mit Ihm und meiner Frau an den Strand. War ein sehr angenehmer Tag.
PeterB. Kurzer Plausch Abends im Las Terrazas. Hey Peter, warum seit Ihr nicht noch mal bei uns vorbei gekommen?
El cariño (ich glaub so ist sein Nickname) hatte ein Casa Particular im gleichen Ort. Schon deshalb liefen wir uns des öfteren über den Weg. Hey Steffen, immer locker bleiben. Nimm es wie es kommt, gerade hier in Cuba.
Ein ortsansässiger Deutscher (kein Forumsmitglied). Wir haben so manche Flasche Ron und Rotwein vernichtet.

Béisbol
Endlich verstehe ich diesen Sport und was soll ich sagen, ich bin begeistert. Während unseres Urlaubs lief gerade die Finalserie. Industriales LaHabana conta Villa Clara. Das Erste war schon gewonnen. Das Zweite, welches wir im Fernsehen ansahen, gewann LaHabana noch mit 8:5 nach einem 0:5 Rückstand. Nachdem ich jetzt die Regeln kannte wollten wir uns das Dritte Spiel live im Estadio Latinamericano anschauen. Also auf nach LaHabana. Meine Frau, ihr jüngster Brüder, der zukünftige Ehemann meiner Schwägerin und ich. 1Peso pro Nase Eintritt!!! Dann schwarz bessere Plätze (2.Reihe Sitzplatz) für 1USD pro Nase nachgekauft. 75000 im Stadion. Musik, Stimmung. 7 Punkte für Industriales im 2.Inning. Am Ende 9:1. Was soll ich sagen. Einfach GEIL. Das vierte Spiel wieder daheim im Fernsehen angeschaut. Alle vermuten Manipulation. Villa Clara führt bis zum 9.Inning 2:1. Doch dann kommt es. Die letzte Chance für LaHabana. Und sie nutzen Sie. Am Ende 3:2. Stimmung, Fiesta im Casa. Industriales LaHabana es champion 2004.

Cienfuegos
Wie schon erwähnt, war unsere Tochter für ein paar Tage bei ihrem Vater. Also nutzten wir die Chance für ein paar Tage Entspannung. Also Frau ins Auto und auf nach Cienfuegos. Casa Particular schnell gefunden. Direkt im Centrum für 15$. Wir sind Sonntag angekommen und es hat uns wirklich gut gefallen in Cienfuegos. Gute Stimmung und Musik am Mallecon. Gut aufgelegte Cubaner. Allerdings hatte ich den Eindruck, das auch hier im Centrum ohne Dollars nichts geht. Nach zwei Tagen sind wir dann am Dienstag früh weitergereist nach Trinidad.

Trinidad
Die Straße nach Trinidad ist ein Katastrophe. Auch hier finden wir schnell ein Casa. Wieder 15$. Empfehlenswert. Trinidad selbst. Kurz gesagt: Ein Museum, welches den Eintritt nicht Wert ist. Und ich bin wirklich kein Kulturbanause, aber ich war wirklich sehr enttäuscht. An jeder Ecke wird dir ein Paladar und Casa angeboten. Es nervt. Der Abend im Casa de la Musica hat den Ausflug gerettet. Mittwoch früh ging es dann zurück nach LaHabana.

Der Höhepunkt: Die Hochzeit der Schwester
Davon wusste keiner von uns. Wie bei meiner letzten Reise, sollte es auch diesmal eine Hochzeit geben. Nur diesmal war es nicht meine. Meine Schwägerin heiratete. Alles schön in Weiß. Ich selbst hatte die Ehre die Braut an den Bräutigam zu übergeben. Dann Fiesta im Casa. Alles ist da, was dazu gehört. Der Hochzeitskuchen, Musik, Essen, Ron, Tanzen. Und Fotos, Fotos, Fotos. Wie ich schon sagte der Höhepunkt unserer Cubareise.

Abreise
Am Sonntag den 18.April war es dann wieder soweit. Abflug 19:10h LaHabana via Jamaica, Amsterdam nach Nürnberg. Die üblichen Abschiedsszenen. Tränen, beste Wünsche und kommt bald wieder. In Punkto Zigarren hab ich mich an die neuen Bestimmungen gehalten. 23 Stück pro Person und deshalb auch keine Probleme. Später im Flieger sprachen wir eine Cubana, welcher von 3 Kisten zwei weggenommen wurden. Negativ: Der Martinairflieger war auf unter 20Grad gekühlt und heute sitze ich mit einer Grippe daheim. Aber ansonsten verlief auch die Rückreise ohne Komplikationen. Am Montag dem 19.April um 15:30h waren wir dann wieder in Nürnberg.

Kurzes Fazit
Es geht weiter bergab mit Cuba. Es gibt für Peso immer weniger. Dollarläden schießen aus dem Boden. Die Gier nach Dollars nervt. Man ist hin und her gerissen in diesem Land. Es gab Tage, da fühlte ich mich so wohl wie lange nicht mehr. Es wird mein zweites Zuhause bleiben. Man muss einfach eine Beziehung zu diesem Land aufbauen, sonst wird man es nie verstehen(ganz werden wir das sowie so nie).

Hasta luego, Thomas.
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