Woolworth verschwindet aus Havanna

27.12.2003 23:36 (zuletzt bearbeitet: 28.12.2003 20:53)
avatar  Chris
#1 Woolworth verschwindet aus Havanna
avatar
Rey/Reina del Foro

Woolworth verschwindet aus Havanna - Buchstaben entfernt


Havanna ohne Woolworth: Noch lange nach dam Auszug war der Name in blitzenden Lettern über dem Geschäft zu lesen - jetzt wurden die Buchstaben entfernt.

Havanna (dpa) - Woolworth hat sich gut 44 Jahre nach der Revolution endgültig aus Kuba verabschiedet - und fast keiner hat's gemerkt. Viele Touristen freuten sich über das Fotomotiv und die historischen Spuren in Havanna, wenn über Jahrzehnte hinweg noch die Buchstaben des US-Konzerns in Goldfarbe über den Eingangstüren des Warenhauses schimmerten, das lange schon «Variedades Galiano» heißt. Regelmäßig hatten die Fensterputzer sie blank gewienert. Auf einmal sind alle Buchstaben überklebt.

«Tja, wann war das? Na, so vor ein paar Wochen fiel mir das auf», erzählt Doña Maria. Die alte Dame, Mitte 70, wohnt in der Nachbarschaft und ist seit über 50 Jahren Kundin bei Woolworth alias Galiano. «Früher gab es alles, wirklich alles, und so preiswert», erzählt sie. «Alle nannten das Warenhaus "Tencent", das war der Preis für die meisten Artikel des täglichen Bedarfs.» Sie schreibt das Wort auf und sagt: «So viel Englisch konnten wir alle.» Damals war ein Peso einen Dollar wert und ein Centavo einen Cent.

Doña Rita ist noch rüstig zu Fuß. Aber ins Kaufhaus geht sie seltener heute. Auch die Peso-Preise kann sie sich kaum leisten. Wie viele Kubaner bekommen harte Devisen von Verwandten und Freunden aus den USA? Die Schätzungen der Taxifahrer am Stand in der nahen Calle San Miguel liegen so zwischen 35 und 45 Prozent. Gegenüber dem Kaufhaus auf dem Platz mit schattigen Bäumen und alten Bänken drehen am Wochenende Kinder in einer Karre, von einer Ziege gezogen, ihre Runden. Das lustige Gespann mit dem alten Mann, der sich so ein paar Pesos verdient, hat überlebt.

Die braunen Vitrinen mit viel Verglasung und die Rolltreppen im alten Kaufhaus haben über 50 Jahre auf dem Buckel, die Spiegel an den Säulen blinde Stellen. Viele Auslagen sind leer. Die Rolltreppen stehen still. Oben ist es dunkel. Die früheren Verkaufsetagen sind längst geschlossen. Über den Woolworth-Buchstaben an den Türen prangt nun «Galiano». Ob es selbstklebende Folien sind oder Banderolen, die mit Kleister angebracht wurden - das weiß wohl keiner der Verkäufer. Eine jüngere Frau meint: «Eines Morgens war "Woolworth" verschwunden.»

Unlängst rügte ein Tourist aus New Orleans in ordentlichem Spanisch beim Verlassen des Taxis die langweilige Architektur des Wolkenkratzer-Hotels «Habana Libre». Der Fahrer klärte ihn auf: «Das war früher das Hilton». Dann witterte er ein Geschäft: «Wir können eine Nostalgie-Fahrt machen. Ich zeige ihnen auch, wo Sears, Gillette und andere ihren Sitz hatten.» Es gibt noch viele Gebäude in Kuba, in denen früher namhafte US-Unternehmen residierten, deren unerfüllte Forderungen nach Entschädigung viele Aktenordner füllen. Und wer in Habana Vieja, der Altstadt, ein paar Blöcke vom restaurierten Viertel mit der Kathedrale entfernt spazieren geht, kann auf manch bröckelnder Mauer bleiche Werbeschriften wie «Coca Ccola» entziffern.
und ich dachte das wär ein Schreibfehler, tsss...

Cuba-Reiseinfos
avenTOURa


 Antworten

 Beitrag melden
28.12.2003 16:32 (zuletzt bearbeitet: 28.12.2003 17:34)
avatar  ( Gast )
#2 RE:Woolworth verschwindet aus Havanna
avatar
( Gast )

«Coca Cola»

Na, bei meinen Quellen wurde das aber anders geschrieben!

http://www.bkz-online.de/modules/news/ar...p?storyid=45989

http://www.augsburger-allgemeine.de/Home...2495601415.html

Wer diesen Artikel wieder verbrochen hat???

PS: Don~a Maria & Don~a Rita


 Antworten

 Beitrag melden
28.12.2003 17:21
avatar  ( Gast )
#3 RE:Woolworth verschwindet aus Havanna
avatar
( Gast )

Der Schreiberling war vermutlich noch verkatert von den Weihnachtsfeierlichkeiten...

Es gibt einen guten Artikel über den "kubanischen Konsumtempel" in der TAZ:

Revolution mit Zins und Zinseszins
Probleme für das Kaufhaus Variedades in Havanna, früher Woolworth: Forderungen der US-Alteigentümer an Kuba
HAVANNA taz "Variedades", das spanische Wort für "Vielfalt", so nennt sich eines der größten Kaufhäuser Havannas. Doch das Angebot in dem vierstöckigen Gebäude an der Straßenecke San Rafael/Galeano, dem Kurfürstendamm der kubanischen Hauptstadt, ist mehr als spartanisch. Endlose, leere Verkaufstresen durchziehen die weiten Säle. Zwischendrin bilden einzelne Regale Inseln begrenzter Einkaufsfreude. Feilgeboten werden uralte Abflusssiebe aus Blech, Aluminiumschöpfkellen, vergilbte Basthüte. Am kaufhauseigenen Imbiss sind die Erfrischungsgetränke gerade wieder ausgegangen. Immerhin gibt es Brötchen mit "Croquetas", dem undefinierbaren kubanischen Fleischersatz. Während die Gäste in der Hitze der Mittagsstunde gemeinsam mit dem Personal an der Theke dösen, erinnert sich Verkäuferin Gracia Loredo (57) an bessere Zeiten: "Als ich als Kind hierher kam, gab es alles und die Regale waren voll. Damals war das noch ein amerikanisches Geschäft."

Bis zur kubanischen Revolution 1959 gehörte das Kaufhaus Variedades dem Woolworth-Konzern. Es war bekannt unter dem Namen "10 Cents". Das Unternehmen besaß im ganzen Land elf Filialen, fünf davon in Havanna - und alle wurden laut einer Veröffentlichung vom 24. Oktober 1960 von Fidel Castros Revolutionären enteignet. Bis heute halten Woolworth und hunderte weiterer US-Unternehmen an ihren Ansprüchen auf Entschädigung fest. Der gegenwärtige Wert der rund 5.900 Klagen vor US-Gerichten beläuft sich auf geschätzte 21 Milliarden US-Dollar.

"In den Siebzigerjahren gab es hier Fernseher und Kühlschränke aus der Sowjetunion, Waschmaschinen aus der DDR", sagt Gracia Loredo, "und die Leute konnten sie sich endlich leisten." Mit dem Sozialismus in Osteuropa verschwanden dann all die schönen Sachen, die einstmals zum Alltag der Kubaner gehörten. Doch bald soll alles anders werden. Das kubanische Staatsunternehmen Imagenes S. A. will Variedades schließen, renovieren und zu einem Kaufhaus für den gehobenen Bedarf ausbauen. Dann allerdings müssen die Kunden teilweise mit US-Dollar bezahlen, was wohlhabende Kubaner anlockt und breite Bevölkerungsschichten ausschließt, die nur über die Landeswährung Peso verfügen.

Doch je attraktiver das Geschäft, desto mehr drängen die früheren Besitzer auf Entschädigung. "Wir verfolgen die Sache weiter", sagt Peter Brown, Sprecher der Venator Group, dem Rechtsnachfolger von Woolworth. Bei der "Kommission für Ansprüche im Ausland" des US-Justizministeriums liegt ein Urteil, das Woolworth in den Sechzigerjahren rund zehn Millionen US-Dollar zusprach. Vierzig Jahre Zinsen und die Wertsteigerung der lukrativen Immobilien eingerechnet, könnte die heutige Summe leicht das Fünffache erreichen - ein Betrag, der, falls irgendwann fällig, Imagenes vor große Probleme stellen dürfte.

Der stellvertretende Präsident der US-Handelskammer, Craig Johnstone, berichtete kürzlich, kubanische Regierungsvertreter hätten angeboten, Gespräche über Entschädigungen mit den betroffenen Unternehmen in den USA aufzunehmen.

"Die Chancen für einen Ausgleich haben erheblich zugenommen", erklärt auch Carlos Lechuga. Das führt der ehemalige kubanische Botschafter bei den Vereinten Nationen (UN) jedoch nicht auf einen Sinneswandel seiner Regierung zurück. "Kuba war immer bereit, über Entschädigungen zu diskutieren." Was sich ändere, sei die Situation in den USA. Die Hardliner der Exilkubaner, so Lechuga, hätten an Einfluss eingebüßt und viele US-Firmen befürchteten, den kubanischen Markt an die Kanadier und Europäer zu verlieren. Lechuga stellt freilich klar, dass das Kaufhaus Variedades und andere Firmen niemals an ihre früheren Besitzer zurückgegeben würden: "Die Revolution ist unumkehrbar." Rückgabe vor Entschädigung wie in Ostdeutschland komme nicht in Frage.

Den großen politischen Wurf in der Entschädigungsfrage werde es so schnell nicht geben, hört man dagegen aus Kreisen der US-Interessenvertretung in Havanna, der provisorischen Botschaft. Schließlich habe Kuba immer wieder Pro-forma-Angebote ohne Substanz gemacht. Als Beleg führen US-Regierungsvertreter an, dass Kuba die Schadensersatzansprüche nordamerikanischer Firmen mit den angeblichen Verlusten durch die US-Blockade gegen die Karibikinsel verrechnen und so gegen null drücken wolle.

Einzellösungen freilich gibt es schon heute. Eine europäische Telefonfirma, die in ein kubanisches Joint Venture investiere, so berichten US-Kreise, habe sich gegenüber dem amerikanischen Telekom-Konzern AT & T bereit erklärt, eventuell anfallende Entschädigungen später mitzufinanzieren. Welche Lösung für das Kaufhaus Variedades und die übrigen früheren US-Besitzungen in Frage kommt, will die US-Handelskammer in den kommenden Monaten mit Kuba und den betroffenen US-Firmen ausleuchten." HENNO OSBERGHAUS
HANNES KOCH

taz Nr. 6270 vom 14.10.2000, Seite 10, 164 Zeilen (TAZ-Bericht), HENNO OSBERGHAUS / HANNES KOCH

Auch diese Reportage ist sehenswert:

Ein Kaufhaus in Havanna
Merylin Watelet, Szymon Zaleski. - Paradies Film, 1995, 55'
Die Situation eines Kaufhauses in Havanna, Kuba. (Spanische Originalfassung mit deutschen Untertiteln


 Antworten

 Beitrag melden
Seite 1 von 1 « Seite Seite »
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!