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STG - HAV- STG
#1 STG - HAV- STG
Ein Tag in Havanna
Wenn die Mitfahrerinnen beginnen, ihre Handtaschen zu öffnen, sich in kleinen Spiegeln zu begutachten, ihr Gesicht zu retuschieren und dann die Handy zücken, um der Verwandtschaft ihre baldige Ankunft zu verkünden, kann man getrost die Vorhänge öffnen und nach draußen schauen. An Schlaf ist die nächste Stunde nicht mehr zu denken.
Die Vororte der Hauptstadt grüßen im Morgengrauen: flache einstöckige Häuser, deren Bewohner sich auf den Weg zur Arbeit machen. Später werden sie durch verfallene Industrieanlagen abgelöst, die durchaus noch den Charme einstiger Größe verströmen. Selten ein neu verputztes oder wenigstens neu angestrichenes Gebäude. Endzeitstimmung in einer Großstadt.
Der Bus quält sich durch den Berufsverkehr der Hauptstadt. In der Ferne grüßen die Hochhäuser aus der Endzeit des hiesigen Kapitalismus und den ersten Jahren der Revolution.
Yo soy Fidel. Großplakate erinnern an das Ableben des Ritteres der traurigen Gestalt vor bald einem Jahr. Havanna zeigt sich im 58. Jahr des permanenten Verfalls.
Kurz vor seiner fahrplanmäßigen Ankunft zieht der Bus nach rechts in den Kreisel am Zoo und rollt minutengenau im Busbahnhof ein. Im Ankunftsraum sind zwar die Klimaaggregate nicht angeschaltet, dafür aber die Toilette in einem benutzbaren Zustand. Ein erster Pluspunkt.
Ein Rückfahrtticket gibt es aber noch nicht. Dazu soll ich doch gegen 21 Uhr erscheinen, meint der Mann am Fahrkartenschalter. Nein, auch eine Reservierung sei auch nicht möglich. Wie hoch die Chancen sind, mitzukommen? Woher soll er das wissen?, fragt der Verkäufer desinteressiert und wiederholt: 21 Uhr.
Draußen wartet das Auto meiner Frau mit Chauffeur. Wir fahren direkt zur Botschaft, vor der sich kurz nach acht Uhr morgens schon eine Menschenmenge versammelt hat. Ein kubanischer Botschaftsmitarbeiter ist dabei, die Namen der Anwesenden mit seiner Liste zu vergleichen. Ich warte sein Resultat ab und begehre dann Einlass. Der wird mir verwehrt. Erst die Kubaner. Ich bin verblüfft. Es ist das erste Mal, dass der rote Pass nicht den blauen sticht.
So bleibe ich mit weinendem Kleinkind und Frau vor den Stacheldraht geschmückten Zaun der Botschaft des eigenen Landes ausgesperrt. Überhaupt werde ich an diesem Tag keinen (bio-)deutschen Mitarbeiter der Botschaft sprechen und auch nur einem begegnen: dem uniformierten Bundespolizisten hinter dem Drehgitter, der sich aber nicht einmal dazu aufzuraffen vermag, den morgendlichen Gruß zu erwidern.
Nach den Kubanern dürfen wir auch das Drehgitter passieren. Handgepäckkontrolle durch einen weiteren kubanischen Botschaftsmitarbeiter. Dann ohne Gepäck die Passage der Sicherheitsschleuse. Beim nächsten kubanischen Botschaftsmitarbeiter wird das Anliegen erläutert. Wir dürfen Platz nehmen.
Die Botschaft hat zwar sicherheitsmäßig auf-, dafür aber kommunikationsmäßig abgerüstet. Im Regal, in dem einst Broschüren in deutscher, englischer und spanischer Sprache für Deutschland warben und über das Land aufklärten, steckt nicht ein Papier. Von dem Fernseher, der einst die Wartenden mit Werbevideos von Deutschland oder dem Programm der Deutschen Welle unterhielt, ist nur die Aufhängevorrsichtung geblieben. Und die Jalousien, für die für zwei Jahren noch fleißig ausgemessen wurde, sind offenbar einer Sparaktion des Auswärtigen Amtes zum Opfer gefallen. Aber der Stacheldraht glänzt in der Sonne. Fotografieren und das Nutzen von Handy ist hier verboten.
Die Kubaner ringsherum haben ihre Warten-bei-Behörden-Haltung eingenommen. Auf den Oberschenkeln liegen deutsche Klarsichtmappen mit den Dokumenten, einer fortlaufenden schwarzen Nummer und das abgezählte Geld. Botschaftsbesuche sind teuer, egal ob das Anliegen positiv oder negativ beschieden wird.
Der Kontakt mit der Botschaftsmitarbeiterin ist nett, auch wenn sie versucht, Papiere abzufragen, die sich rechtlich gar nichts angehen. Das beste an der Deutschen Botschaft ist noch immer die Toilette: sauber, mit Seifenspender, fließendem Wasser und einem richtigen Handtuch.
Drei Stunden später ist der Pflichtteil des Havanna-Besuchs abgeschlossen. Wir hatten alle Dokumenten dabei und diese werden nun durch die Mühlen der deutschen Bürokratie laufen, begutachtet, bestempelt und unterschrieben werden, um am Ende in einem roten Pass mit goldenem Adler zusammengefasst zu werden und Deutschland einen weiteren Staatsbürger zu bescheren. Da der Rechtsanspruch besteht, ist es nur eine Frage der Zeit.
Der Rest des Aufenthalts ist Kür. Frau und Kind fliegen zurück in den Osten, auch ein Abenteuer, wie sich noch herausstellen wird. Mir bleiben zehn Stunden bis zur Abfahrt des Nachtbusses bzw. eine Nacht in Havanna, falls dieser ausgebucht sein sollte.
Bevor unser Chevi zum Flughafen fährt, essen wir Mittag in einem Paladar. Das Fleisch ist lecker, nur der Reis... Der Koch hat das Salz vergessen. Er habe eben Stress gehabt, erklärt der und reicht den Salzstreuer. Er habe einkaufen müssen. Eine Entschuldigung, Preisnachlass – alles Fehlanzeige. Dafür entschuldigt sich der Paladarbesitzer, aber nicht etwa für den Reis, sondern dafür, dass die angepriesenen frisch gepressten Fruchtsäfte nicht vorrätig waren. Immerhin ist ihm damit ein Geschäft entgangen.
#3 RE: STG - HAV- STG
Zitat von Jose Ramon im Beitrag #3
Danke. Und süß ist die!!!!
OH,sorry , von ihr hab ich schon gehört
Zitat von Jose Ramon im Beitrag #1
Der Kontakt mit der Botschaftsmitarbeiterin ist nett, auch wenn sie versucht, Papiere abzufragen, die sich rechtlich gar nichts angehen. Das beste an der Deutschen Botschaft ist noch immer die Toilette: sauber, mit Seifenspender, fließendem Wasser und einem richtigen Handtuch
Aber ohne Klopapier dafür aber mit Mülltüten von METRO.
Dem "Du kommst hier nicht rein"-Türsteher hab ich letztens schon das Leben erklärt - solange ich nen deutschen Paß habe, geht den das nen alten Scheiß an warum ich da reinwill.
Am geilsten find ich aber die Taschenkontrolle - alles wird kritsch beäugt, dann hat mein einen Zettel vergessen zu kopieren, also ab in den Copieshop die sich wohl mit der Botschaft schon lange ne goldene Nase verdient haben und wieder zurück - vermutlich traut man Cubis nicht zu innerhalb von 5 Minuten ne Bombe in die Tasche zu legen - zumindest wird das Gepäck beim Zurückkommen nicht mehr geprüft
#6 RE: STG - HAV- STG
Entlang des Malecons künden Zelte und Plastestühle davon, dass am Freitag der Karneval beginnt. Natürlich rümpft jetzt jeder Santiageuro die Nase, Karneval in Havanna, das ist doch nichts. Dem Fahrer ist es egal, er muss nachts arbeiten. Ich sinniere über die neue Option nach, mir den Karneval anzuschauen.
An der Galiano lasse ich mich in Höhe des kleinen Parks absetzen und laufe in Richtung Paseo de Marti, um jenseits in die Altstadt einzutauchen. Ich freue mich am sanierten Gebäudekomplex "Manzana Central" von 1894, der das "Gran Hotel Manzana" und im Erdgeschoss schmucke Geschäfte birgt: Prado, Mango, Fotoestilo, L'Occitana en provence, CasaBlanca. Hier ist der Kapitalismus angekommen. Ein paar junge, sorgfältig geschminkte Frauen drücken sich an den Schaufenstern herum, trauen sich schließlich in eins der Geschäfte und werden prompt wieder herauskomplimentiert.
Ich schließe mich dem Strom der Touristen auf der engen Obsido an. Es ist wie bei der Richtgeschwindigkeit auf der Autobahn: Wer zu schnell oder zu langsam ist, stößt an. Mit mehr oder weniger Geschick – meist weniger – versuchen Einheimische die Fremden in kleine Bars und Restaurants zu locken. Wir wird es zu viel, ich biege ab und in eine Parallelstraße ein. Die ist zwar weitgehend leer, aber dafür von Unrat bedeckt. Noch nie habe ich in der Altstadt Havannas so viel stinkende Haufen Dreck gesehen, wie bei diesem Besuch. Entweder stinkt es aus den blauen Containern, die teilweise umgekippt auf den Straßen liegen, oder von irgendwelchen Haufen auf dem Gehweg. Es ist einfach eklig. Viele Häuser sind eingefallen. Treppenreste führen ins nichts. Fehlen die Eingangsfassaden kann man die einstigen Strukturen der Häuser studieren.
Straßenkünstler haben den Geruch ebenfalls bemerkt: Ihre Figuren halten sich gegenseitig die Nasen zu. Auch hier gibt es kleine Geschäfte, bei den leeren handelt es sich um staatliche, bei den gefüllten um private. In vielen Fassaden haben Pflanzen tief gewurzelt und treiben den Zerfall weiter.
Heimtückisch sind die zahlreichen elektrischen Roller, die sich auf den engen Straßen von hinten nähern und offenbar über keine Klingel oder Hupe verfügen. Bei einem großen vierstöckigen Wohnblock, der als Solitär auf einen Platz steht, ist zwar das Ergeschoss mit Blechen zugenagelt oder mit Steinen zugemauert, darüber hängt aber Wäsche und Leute schauen neugierig auf die Straße. Aus dem ersten Stock eines anderen Gebäudes hängt ein Schild weit in den Straßenraum: "En venta por el propietario". Darunter die Telefonnummer. Zum verkaufen ist auch ein altes Jawa-Motorrad für 4200 Cuc, dass auf einem der Sammelparkplätze steht. Wer Interesse hat: 52956491 (Ariel).
Ich lande in der Bar Victoria nahe der Meeresbucht. Es gibt zahlreiche Rumsorten, an denen aber aktuell kein Interesse besteht, denn die Barfrau hat ihr Haupt auf den Tresen gebettet und schläft. Vor dem Tresen hockt kein kräftiger Weißer neben einem Metallfaß und schenkt Faßbier aus.
Er freut sich über den Touristen, der ein Bier haben möchte. Das Gerstensaft läuft in einen Plastebecher und wird aus diesem in einen Keramikkrug umgegossen. Ich zahle meine sechs Pesos und zische das kühle Bier weg. Als ich einen weiteren grünen Schein und ein Pesostück hervorkrame, grinsen mich zwei weitere Kneipenbesucher an und heben die Daumen: Das Bier sei gut, nicht Fremder? Ich nicke.
#7 RE: STG - HAV- STG
Als das dritte Bier vor mir steht, wird die Barfrau geweckt. Einem Anwohner ist der Rum zu Hause ausgegangen und er tauscht eine leere Flasche gegen eine volle. Für mich ist es Zeit, zu gehen.
Nahe der Bar ein Zeitungsstand. Da wir im Forum mal die Diskussion über die (Nicht)-Vielfalt des kubanischen Pressewesens hatten, zähle ich mal auf, welche Zeitschriften es unter anderem auf Kuba gibt: "Mujeres", "CTC", "Somos Jovenes", Mar Pesca", "Bohemia", "Alma Mater", "Juventud Technica", Verde olivo". Dazu kommen an Zeitungen "Trabajadores", "Tribuna de La Habana", "Juventud rebelde", "Granma", "Gaceta oficial", "Palante", "Ofertas".
Witzig finde ich die Werbung der Casa "La Terraza de la Rubia", die nicht nur mit zahlreichen Kubafähnchen wirbt, sondern auch als "Casa Cubana Italiana" mit Sternensymbolen für vorhandenes Bett, Klimaanlage oder Kühlschrank, Essen, Musik, Dusche und dem berühmten Foto von Che. Inklusive Revolutionsromantik sozusagen. Mit fällt sofort unser deutscher Werbemillionario aus Santiago ein, der auch immer den armen Kubanern predigt, dass sie den Sozialismus weiterentwickeln müssen, um dann erschöpft ins Melia zurückzukehren.
Ein Stück von der Casa entfernt such ein Habanero im Müll einer Hausruine. Dass das Haus in seiner Grundstruktur noch steht, verdankt es den Metallsäulen, die noch die Reste der tragenden Balken halten. An der Wand zum Nachbarhaus sind noch blaue Fliesen zu erkennen. Sogar das Klo steht noch mit dem Spühlbecken. Aber es schwebt schon zur Hälfte im freien Raum. Für das reiche Deutschland wäre das ein klassisches Stück Installationskunst, preisverdächtig. Für Havanna ist es ein weiteres Symbol des Verfalls. Preisfrage für Timo: Ist der Sozialismus Schuld oder die US-Wirtschaftsblockade?
Das Scheißhaus so von unten zu sehen, ermöglicht auch einen Einblick in das kubanische Leitungssystem, ein Gewirr von dicken und dünnen Rohrleitungen.
Pause in einer Kirche. Verstreut sitzen hier Gruppen alter Leute, die aber offenbar nichts miteinander zu tun haben, weil sie nicht miteinander schwatzen. Warum aber sitzen sie dann zu eng beieinander? Den Grund erkenne ich nach dem Rundgang: Sie sitzen vor mächtigen Ventilatoren. Ich geselle mich zu einer Gruppe, bemüht, selbst Kühlung abzubekommen, ohne ihnen welche wegzunehmen.
Dem kurzen Ausflug in die Welt des Katholizismus führt einer in die der Weltregionen. Ich schaue eine Sekunde zu lange in eine Wohnung und schon bittet mich einer Mann hinein, um die Santeriapuppen zu bestaunen. Die sitzen brav auf einem Sofa, dass aus einem mit Stoff geschmückten Metallgestell besteht. Auf der weiß verhüllten Vitrina dahiner weitere Figuren aus Porzellan, Fläschchen, Gefäße. Indianerfiguren und Trommeln stehen auf dem Fußboden.
Nein, er habe nichts damit zu tun, sagt der Alte. Er deutet auf die entgegengesetzte Seite des Raums. Da sei sein Reich: eine alte Liege, ein genauso alter Fernseher und ein ramponierter Schaukelstuhl. Die ganze Santeria seiner Tochter sei ihm unheimlich, sagt er mir noch.
Zurück auf der Straße fotografiere ich Wandbilder. Neu ist für mich die "Calle Curazao" mit Bildern, die ich nicht entschlüsseln kann. Ein Stück weiter sind historische Lokomotiven auf einem kleinen Platz abgestellt. Sie sind saniert worden. Ob es um dieselben handelt, die einst rostend nahe den chinesischen Viertels standen?
An der Zentralstation der Eisenbahn wird weiterhin fleißig saniert. Die Stahlträger jenseits des Kopfbaus sind alle freigelegt. Auf einer großes Tafel wird gezeigt, wie alles einmal aussehen soll.
Kleiner ist die Tafel eines privaten Kleinrestaurants. Huevo Frito o Tortilla, Hamburgeso, Jamonada, Huevo Guisada, Salchicha und Picadillo kosten jeweils 15 MN inklusive Arroz Blanco, Potaje, Vianda und Salat, Quimbombó, Higado und Bistec de Higado jeweils 20 MN. Pech für mich, ich verspüre noch keinen Hunger.
Den nächsten Müllhaufen fotografiere ich schon deswegen, weil dahinter der Kopf eines melancholisch-resignierten Ches hervorleuchtet samt dem Spruch "Hasta La Vicoria Siempre!"
Eine Frau füllt unter Anleitung eines Mannes das Kühlwasser eines amerikanischen Oldtimers auf. Ein Penner schläft quer auf dem Fußweg seinen Rausch aus. Vor dem öffentlichen Zementverkauf warten Dreiradfahrer und Bauarbeiter auf Arbeit. Die jüdische Synagoge (sinagoga Adath Israel) ist mehrfach abgeschirmt: überquellende Müllcontainer, Welchblechzaun und Stacheldraht.
In einem Container liegen obenauf auch Bücher. Der Titel des obersten lautet "Es posible construir el Socialismo Cuba?". Geschrieben hat es Dario L. Machado Rodriguez.
Meine kleine Flasche mit Zitronenwasser ist inzwischen alle, da kommt der Rumverkäufer gerade recht. "Ron a granel/Botella 750 ml/20.00 MN, Venta Liberada" steht an der Wand. Davor hockt ein Mann vor einem Fass, einen Trichter in der Hand. Ich lasse mir für 10 MN Trank reichen und koste später vorsichtig. ("Das ist kein Rum, das ist Wasser", empört sich später der trinkfeste Nachbar in Santiago, um gleich darauf vorsichtshalber einen weiteren Schluck zu nehmen.)
Sinnbildlich ein Graffiti mit einer Figur und der (realsozialistischen) Formel 2+2=5. Ich gerade zurück auf die touristische Meile. "Henky´s Bar" lockt an der Ecke Comostela/Amargura. Ich biege ab und laufe in den Innenhof einer bewohnten Ruine. Ein vierjähriger Junge interessiert sich für meine Kamera wie ich mich für das Haus. Ich überlasse ihn erstere, nachdem ich ihm die Funktionsweise erklärt habe und er beginnt begeistert alles zu knipsen: den Haushund, die Großmutter, den auf einer Bank liegenden Onkel, mich, die im ersten Obergeschoss hängende Wäsche, die jugendliche Radfahrergang, die gerade auf Mountainbikes auf Abenteuertour startet, die Gemeinschaftsküche mit Gastherd und Kühlschrank, schließlich die herbeigeeilte Mutter, die ich beruhigen muss.
Inzwischen ist der Himmel dunkel geworden. Ich kommen rechtzeitig zurück um, selbst im Trockenen stehend, zwischen dem "Gran Hotel Manzana" und dem Capitolio erleben zu dürfen, wie schwer es ist bei strömendem Regen, die Verdecke auf die Cabrios zu ziehen. Einige Autobesitzer sind Einzelkämpfer, andere helfen sich gegenseitig. Je größer die Gruppe ist, desto schneller geht es.
Als nach 20 Minuten der Wolkenguss seine Kraft verloren hat, gehe ich zurück zu meinem Ausgangspunkt dieses Havanna-Spaziergangs. Ziel ist das Casa Grande, mein Stammort bei hiesigen Aufenthalten, wunderbar, um das Straßenleben zu beobachten. In dem großen Raum verteilen sich vier Tische mit insgesamt neun Stühlen. Am Eingang frage ich zwei herumlungernde Männer, ob es Bier gebe? Prompt schüttelt der eine den Kopf, während der andere nickt. Die beiden schauen sich so verdutzt an, wie ich sie, und beide diskutieren dann ihre entgegengesetzten Antworten. Ich tue das, was auf auf Kuba ohnehin immer am Sinnvollsten ist, und bilde mir selbst eine Meinung: Es gibt Bier vom Faß, leere Gläser (die unteren Enden einstiger Flaschen) und ein Tisch samt Stuhl ist frei.
Bevor ich diesen samt Glas erreichen kann, stellt sich mir der Bier-Verneiner in den Weg und fragt, wo der Amigo denn herkäme. Ich sage von draußen und dass ich keinen Bedarf auf Komunikation verspüre.
Später lerne ich in der Bar/Cafeteria Rudy kennen, einen überzeugten Kommunisten, und Jesus, einen ehemaligen Angolakämpfer, beide weit in den 70ern. Ich gebe Rudi einen Fünfziger für die nächste Bierrunde und der bringt minutenspäter Bier und Fünfziger zurück.
Etliche Runden später starte ich zum abschließenden Rückgang zu einem Markt, wo es in der Vergangenheit gepresste Furchsäfte gab. Leider ist der schon zu, dafür ist aber eine andere Spezialität zum Leben erwacht. Eine dralle Blondine, Anfang 30, baut sich vor mir auf: Was ich suche? Doch wohl sie? Sie habe da gleich ein Zimmer mit Aircondition. Nur 40, 30, 20 Cuc... Mit dem Preisverfall, verfällt auch das Lächeln. Die Angebote wiederhoen sich mit einer schwarzhaarigen Weißen und einer kleinen Mulattin. Die waren aber immerhin alle gestandene Frauen, während zwei Mädchen, die sich für 50 Cuc anboten, nach meiner Schätzung noch nicht einmalig volljährig waren. Ich sagte ihnen das auch, worauf sie empört davon stolzierten.
Ein Blick auf die Uhr belehrt mich, mir ein Taxi zu suchen. Aus den Reihen der wartenden fährt gerade ein Renault. Was die Tour zur Viazul-Station am Zoo kostet, frage ich den Fahrer. Zehn Cuc, meint der. Ich halte das für ein faires Angebot gegenüber einem Yuma und verzichte, es mit acht zu probieren. Da mein Akku für die Kamera leer ist und die beiden Ersatzakkus versehentlich samt Ladegerät in Santiago zurückgeblieben waren, hatte ich mich gegen den Karneval entschieden.
Im Wartesaal läuft der deutsche Film "Lola rennt". Pünktlich 21 Uhr stehe ich vor dem Ticketverkauf, bekomme eins für den Nachtbus, der kurz darauf überpünktlich zum Einsteigen bereitsteht. Ich falte mich auf einen Stuhl und verkoste den Rum vom Faß. In 14,5 Stunden werde ich zurück in Santiago sein.
#11 RE: STG - HAV- STG
Zitat von Turano im Beitrag #13
das es auch mit Blockade geht, sieht man doch am neuen Luxushotel...wie schnell das rekonstruiert wurde, da müßte man mal die BER Truppe zum Lernen hinschicken
Da hat man auch indische Arbeit eingeflogen die ca 1500 Dollar bekommen haben. Dann klappt das natürlich auch flott.
Wenn das Regime die kubanischen Arbeiter anständig bezahlt hätte, wäre es bestimm auch schneller gegangen.
Zitat von Turano im Beitrag #15
Inder ??? die sind mir aber nicht wirklich aufgefallen auf der Baustelle.....die haben dann wohl gleich in den Containern nebenan gehaust, das man die nie zu Gesicht bekommen hat in den 2 Jahren
Kannst du Spanisch? Wenn ja:
Zitat
Un centenar de trabajadores indios apuran las obras de un hotel en La Habana
Más de 100 trabajadores indios están trabajando en la construcción del hotel de la Manzana de Gómez que levanta en La Habana el grupo constructor francés Bouygues, según la agencia Reuters. Esta es la primera vez que se contrata de forma masiva mano de obra extranjera en la Isla.
http://www.14ymedio.com/internacional/ce...2039196069.html
Zitat von Turano im Beitrag #13
das es auch mit Blockade geht, sieht man doch am neuen Luxushotel...wie schnell das rekonstruiert wurde, da müßte man mal die BER Truppe zum Lernen hinschicken
Ja, da ist etwas dran. Nach jahrzehntelanger Ruhe wegen am Prado gleich zwei Hotels recht zügig gebaut.
Aber wer baut? Das eine wird gebaut von Bouygues Batiment Internacional (BBI). OK, Frankreich ist zwar insgesamt ziemlich links, aber als sozialistisch wirklich nicht zu bezeichnen, die Firma auch nicht. Dass bauen in Kuba rasch voran gehen, wenn kapitalistische Firmen die Sache in die Hand nehmen, ist nicht ganz neu und nicht verwunderlich, oder?
Zitat von Timo im Beitrag #10
Antwort auf meine persönliche Preisfrage: Schuld ist der Sozialismus.
Ganz Osteuropa war vor 1989 voll mit heruntergekommen Häusern. Und da gab es keine US-Wirtschaftsblockade sondern nur Sozialismus.
Also wird auch auf Kuba der Sozialismus Schuld haben.
Warum schreibst Du das hier in diesem Reisebericht?
Wenn Du nur wieder mal Kritik-Tiraden am kubanischen System loswerden willst, mach bitte einen eigenen Thread auf und belaste damit nicht Reiseberichte anderer.
Es gibt immer wieder mal Anlass, Kritik an den Kubanern (den Offiziellen) zu äußern, aber es gibt bessere "Örtlichkeiten" als Reiseberichte.
Zitat von Flipper20 im Beitrag #21Zitat von Timo im Beitrag #10
Antwort auf meine persönliche Preisfrage: Schuld ist der Sozialismus.
Ganz Osteuropa war vor 1989 voll mit heruntergekommen Häusern. Und da gab es keine US-Wirtschaftsblockade sondern nur Sozialismus.
Also wird auch auf Kuba der Sozialismus Schuld haben.
Warum schreibst Du das hier in diesem Reisebericht?
Wenn Du nur wieder mal Kritik-Tiraden am kubanischen System loswerden willst, mach bitte einen eigenen Thread auf und belaste damit nicht Reiseberichte anderer.
Es gibt immer wieder mal Anlass, Kritik an den Kubanern (den Offiziellen) zu äußern, aber es gibt bessere "Örtlichkeiten" als Reiseberichte.
Ich habe nur eine Frage beantwortet die Jose Ramon an mich gestellt hat. Er hat mich persönlich angesprochen.
Wo soll ich die sonst beantworten, wenn nicht hier?
Zitat von Timo im Beitrag #14
Da hat man auch indische Arbeit eingeflogen die ca 1500 Dollar bekommen haben. Dann klappt das natürlich auch flott.
Wenn das Regime die kubanischen Arbeiter anständig bezahlt hätte, wäre es bestimm auch schneller gegangen.
aus ähnlicher eigener Erfahrung: "Vergiss diese Aussage"
erstens kriegst Du die Kompetenz nicht um das durchzuziehen, zweitens kriegst Du die Einstellung zur Arbeit nicht, da kannst Du noch soviel zahlen.
Das beschränkt sich keineswegs auf Cuba, jeder der schon einmal ein grösseres Projekt (>5000 Personentage) in LA gemacht hat oder begleiten durfte, der weiss von was ich rede. Wieso werden so viele Projekte an die Wand Gefahren? Es ist die fehlende Kompetenz und Erfahrung.
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