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Nichts Neues in Havanna
In Kuba geht auch ohne Fidel Castro alles seinen sozialistischen Gang
KLAUS EHRINGFELD
MEXIKO-STADT Thomas Shannon, Unterstaatssekretär im Washingtoner Außenamt, wagte vor einigen Monaten eine Prognose. Kuba ohne Fidel Castro gleiche einem Hubschrauber mit gebrochenem Rotor, sagte der für Lateinamerika zuständige Experte der US-Regierung. Sofortiger Absturz unvermeidlich. Am kommenden Dienstag nun ist es bereits ein Jahr her, dass der kubanische Präsident, Revolutionsführer, Vorsitzende des Staatsrats sowie Generalsekretär der KP aus der Öffentlichkeit verschwunden ist, und der kommunistische Hubschrauber kreist weiter, als habe es den 31. Juli 2006 nicht gegeben. Damals trat Castro zum ersten Mal in fast 48 Jahren die Macht an seinen Bruder Raúl und andere hohe Funktionäre ab, weil er sich einer Not-Operation am Verdauungstrakt unterziehen musste. Seinerzeit hieß es, die Machtübergabe sei "vorübergehend".
Dieser Übergangszustand dauert bis heute an. Und es gibt keine Anzeichen, dass sich das ändern könnte. Castro fühlt sich offenbar derzeit im blau-weiß-roten Trainingsanzug des Rekonvaleszenten wohler als in der grünen Uniform der Revolutionärs. "Sein Einfluss ist ungebrochen groß," glaubt dennoch Castro-Expertin Julia Sweig vom Council on Foreign Relations in Washington. Castro, der Mitte August 81 Jahre alt wird, ziehe im Hintergrund die Fäden und gebe die große Linie vor.
Statt Bulletins nur Spekulationen
Genaues weiß man weder über Castros Aufenthaltsort noch über seinen gesundheitlichen Zustand. Nach wie vor behandelt die kubanische Regierung das Wohl des Präsidenten als Staatsgeheimnis. Bulletins geben nur Venezuelas Staatschef Hugo Chávez sowie weitere hochrangige Besucher am berühmtesten Krankenbett Havannas heraus. Das einzig konkrete ist bis heute ein Bericht der spanischen Tageszeitung "El País". Das Blatt berichtete Anfang Januar, Castro leide an einer Infektion des Dickdarms (Divertikulitis), die sich auf andere Organe des Verdauungstraktes ausgeweitet habe und nicht an Darmkrebs, wie vom US-Geheimdienst CIA behauptet. Die Informationen stammen von einem spanischen Spezialisten, den die Kubaner zur Behandlung Castros hatten einfliegen lassen.
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