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Leises Herzrasen
Wie geht es Carlos, Pancho und Mama Francisca? Jetzt, wo niemand weiß, was kommt. Ruedi Leuthold liebt Kuba und macht sich Sorgen. Zu Besuch bei Freunden
Die meisten Namen im folgenden Bericht sind, wie man verstehen wird, falsch. Wahr ist, dass ich verliebt war in Kuba, wahr ist, dass ich mich mit jedem Besuch auf der Insel mehr anstrengen muss, damit die Liebe nicht in etwas anderes umschlägt, Zynismus oder Bitterkeit. Das gelingt dank den Menschen, die in diesem Bericht einen falschen Namen tragen. Es sind meine Freunde. Einige von ihnen habe ich besucht, um zu erfahren, wie die Stimmung ist im Lande, jetzt, wo Fidel Castro auf dem Krankenbett liegt, der máximo líder, Führer und Kopf der kubanischen Revolution.
Mein erster Besuch in Kuba fand Mitte der achtziger Jahre statt. Für eine Jugendzeitschrift sollte ich eine Reportage schreiben über das Befinden der Jugendlichen auf der kommunistischen Insel. Ich beantragte in der kubanischen Botschaft in Bern ein Journalistenvisum. Um es zu erhalten, musste ich angeben, welche Fragen mich interessierten. Was die Jugend von der Politik hält, schrieb ich.
Wenige Tage später bekam ich einen Anruf von René Burri, dem berühmten Fotografen der Agentur Magnum, der das zweitberühmteste Bild von Che Guevara geschossen hat. Burri sollte die Fotos zu meinem Bericht machen. Genauer gesagt war es so, dass der Fotograf auf Einladung des kubanischen Tourismusministeriums einige Wochen lang durch Kuba reiste, und davon würden Bilder für meine Reportage abfallen. Was bist du nur für ein Arschloch, schimpfte der Fotograf, ein Riesenarschloch, und dann wiederholte er es auch noch auf Französisch, denn der Künstler lebte damals in Paris.
So lernte ich, dass man in Kuba über Politik besser nicht redet. Der Fotograf wurde nach meiner Bemerkung beinahe wieder ausgeladen. Und ich lernte, dass man über Kuba nicht reden kann, ohne dass sich Leute, die ihr Leben sonst mit Vernunft und Verstand meistern, in unberechenbare Feuerwerkskörper verwandeln, fähig, vor deiner Nase zu explodieren oder bunte Sterne in den Himmel zu gaukeln.
In der kubanischen Botschaft hatte mich ein Angestellter angesprochen, ob ich nicht ein kleines Paket für seine Familie nach Havanna mitnehmen könnte. Das kleine Paket stellte sich als mittelschwerer Koffer heraus. Dafür holte mich die Mutter des Mannes am Flughafen ab und fuhr mich in ihrem Lada, der sie als hohe Parteifunktionärin auswies, durch die Stadt. Leider, sagte sie, als sie erfuhr, worüber ich schreiben sollte, gibt es unter den Jugendlichen viele, die nur dem westlichen Materialismus nachrennen. Die träumen bloß von dem einen: Jeans. Diese Leute nennen wir Abfall. Dreck. Scheißefresser. Die Frau wusste nicht, dass ich mir erlaubt hatte, den Inhalt des Koffers anzusehen. Er war voller Jeans.
[...]
hier geht´ts weiter:
© DIE ZEIT, 03.05.2007 Nr. 19
Lesenswert!!!!!
#3 RE: Leises Herzrasen
Zitat von dirk_71
Klasse Artikel...
Nur nicht neu ...
https://www.kubaforen.de/t516624f11718482...FIDEL-quot.html
don olafio
(
gelöscht
)
#4 RE: Leises Herzrasen
Allerdings scheinen diese Autoren nicht ganz grund- und erfolglos auf darauf zu setzen, dass zumindest ein Teil des Publikums mit dem Kurzzeitgedächtnis so ein paar Probleme hat:
Nur rund eine Woche ist es her, als ein nicht ganz unbekanntes Forumdmitglied kundtat, diesen Artikel zur Kenntnis genommen zu haben
https://www.kubaforen.de/t516641f11718482...CUBA-LIBRE.html
um nun erneut erfreut zu posten
Zitat von dirk_71als wäre etwas völlig unbekanntes unter seine Augen geraten...
Danke für den Link...
Klasse Artikel...
Don Olafio
In Antwort auf:
Der Mehrfachverkauf von Artikeln scheint sich langsam zur Modeerscheinung auszuwachsen...
Der Mehrfachverkauf und die Mehrfachverwertung von "Content" ist seit Jahrzehnten üblich in der Medienwelt – ich glaub das weisst auch du ziemlich genau und schon lange ... Wenn ein (freier) Journalist oder Autor so sein Einkommen aufbessern kann, gibts dagegen wenig einzuwenden. Es gibt große Tageszeitungen wie z.B. die "Augsburger Allgemeine" die schamlos und fast ausnahmslos fremden "Content" verbraten, einzig die Lokalredaktion muß noch selbst ran. Die meisten Leute merken es nicht mal, da Sie sich eben nicht täglich umfassend und vergleichend informieren. Wers dann doch merkt, kann ja was anderes kaufen.
Übrigens, wie beurteilst du dann die ganzen Agenturen: AP, Reuters, dpa, etc. ? Was tun denn die und ihre Kunden?
Ebenfalls hast du natürlich niemals bemerkt, das z.B. Garnele immer wieder auf die selben Inhalte und Quellen verlinkt.
Zufall oder liegt es einfach daran, das dir der Inhalt dieses Artikels nicht schmeckt?
#7 RE: Leises Herzrasen
Zitat von mojiton
das z.B. Garnele immer wieder auf die selben Inhalte und Quellen verlinkt.
Macht er/sie/es ja auch nicht. Da ist durchaus manchmal sogar der Miami Herald dabei, wenn's ins Konzept passt. Aber das machen doch vier alle auch so!
@mojoton Meldungen und Storys von Nachrichtenagenturen werden von den Zeitungen als solche gekennzeichnet - das sehen nicht nur die Agenturverträge so vor, es ist auch eine Frage des Urheberrechts. Bei dem "Magazin"/"Zeit"-Artikel sieht die Sache etwas anders aus: Da wird unterderhand suggeriert, es wäre ein exklusiv für die "Zeit" erstelltes Werk - was es ja offensichtlich nicht ist.
Don Olafio
klar verlinkt der auch andere Quellen, hauptsächlich und hundertfach aber die neue "Junge Welt" + ideologische Geschwister (die übrigens auch reichlich vom Konzept Mehrfachverwertung Gebrauch machen). Auch andere tun es und mir ist das ja eh egal – solange es nicht überhand nimmt.
Olaf ist halt hier mal wieder auf einem Auge blind - aber auch das ist ja nix neues ....
In Antwort auf:
@mojoton Meldungen und Storys von Nachrichtenagenturen werden von den Zeitungen als solche gekennzeichnet - das sehen nicht nur die Agenturverträge so vor, es ist auch eine Frage des Urheberrechts. Bei dem "Magazin"/"Zeit"-Artikel sieht die Sache etwas anders aus: Da wird unterderhand suggeriert, es wäre ein exklusiv für die "Zeit" erstelltes Werk - was es ja offensichtlich nicht ist.
Da hast prinzipiell schon recht, doch es gibt auch andere Kombinationen. Große Medienhäuser betreuen ja oft prinzipiell mehrere Medien mit ein und derselben Redaktion.
Wie soll das denn dort gehandhabt werden - ist es nun Fremd- oder eigener Content?
Solange der Autor genannt wird und recherierbar ist, sind zumindest schon mal die Grundvoraussetzungen erfüllt. Den Großteil der Leser wird das aber eh nicht interessieren. Die müssen erst garnicht den Stallgeruch eines Autors analysieren (so wie du das ja machst) um sich ein Urteil bilden zu können – die fressen und vergessen ...
#11 RE: Leises Herzrasen
Zitat von don olafio
Da wird unterderhand suggeriert, es wäre ein exklusiv für die "Zeit" erstelltes Werk
Beim Spiegel-Reisebericht hattest du es ja schon mal ähnliches vorgeworfen. Dort steht aber die Quelle eindeutig da: Nämlich Autor und Vermarkter (gms).
In Antwort auf:
Nur rund eine Woche ist es her, als ein nicht ganz unbekanntes Forumdmitglied kundtat, diesen Artikel zur Kenntnis genommen zu haben
https://www.kubaforen.de/t516641f11718482...CUBA-LIBRE.html
um nun erneut erfreut zu posten
Zitat von dirk_71
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Danke für den Link...
Klasse Artikel...
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als wäre etwas völlig unbekanntes unter seine Augen geraten...
Ach da hast Du ja mal wieder etwas gefunden...
Das allein zählt, alles andere ist nur ressentimentgeladenes und belangloses Geblubber über Mehrfachverkauf und Mehrfachverwertung (Habt ihr sonst keine Probleme?? Typisch deutsch).
Ist doch völlig egal. Wenn ein Artikel gut ist, kann man ihn auch fünf Mal hier reinstellen. Je mehr Leute ihn lesen, desto besser.
Wozu soll man den Artikel auch mehrmals schreiben. Mach ich auch nicht.
Ansonsten wundert mich nur eines, das sie den Burschen überall hin mitgeschleppt haben, normalerweise zahlts nämlich dann Gringo Aufschlag, gut dieser Carlos scheint halt ein ziemlich guter Bekannter auf den Schwarzmärkten zu sein. Dennoch liest auch Kuba diese Presse und werden wohl versuchen in jetzt zu finden, Anhaltspunkte gibts ja ein paar im Artikel.
Wo der Vitral Herausgeber die wirtschaftliche Krise in der Zusammenarbeit mit Venezuela entdeckt muss er mir aber erklären, das er von Marktwirtschaft und Privatbesitz träumt, na das wollen wir mal nicht hoffen. Den der Privatbesitz gehört den Exilanten und Schwarzmarkt ist auch Marktwirtschaft, den Traum habens also schon erfüllt, der geht nämlich immer in Erfüllung, nur ist es meist eher ein Albtraum.
Zitat von Gary
... Wo der Vitral Herausgeber die wirtschaftliche Krise in der Zusammenarbeit mit Venezuela entdeckt muss er mir aber erklären, das er von Marktwirtschaft und Privatbesitz träumt, na das wollen wir mal nicht hoffen. Den der Privatbesitz gehört den Exilanten und Schwarzmarkt ist auch Marktwirtschaft, den Traum habens also schon erfüllt, der geht nämlich immer in Erfüllung, nur ist es meist eher ein Albtraum.
Grosses "Neben"-problem bei der Zusammenarbeit mit Venezuela ist auch folgendes:
Cuba gerät durch die Subventionen aus Venezuela natürlich auch in eine Bringschuld. Und die Venezolaner sind auch nicht nur die helfenden "Gutmenschen". So ist z.B. zu beobachten, das zunehmend ausländische Geschäftspartner und Lieferanten Cubas gezielt durch venezolanische ersetzt werden. Objektive Kriterien beim Einkauf wie Preis/Leistung treten in den Hintergrund – Amigowirtschaft ersetzt wieder mal ökonomisch abgewogene Entscheidungen.
Der Schwarzmarkt, dem ja in vielen Bereichen schon mindestens 2/3 der Warenbewegungen zuzurechnen sind, schädigt die Cubaner natürlich ungemein.
Das Nebeneinander von Subventionswirtschaft und Ansätzen oder partieller "Duldungen" der Marktwirtschaft wird natürlich niemals funktionieren. Die Gießkanne hat einfach zuviele Löcher und die Bedürfnisse der Leute sind einfach nicht wegzulügen. Die Verantwortlichkeit für die Entstehung des "Schwarzmarkts" trägt ganz schlicht und einfach die vorherrschende Regierung – da gibt es nichts zu deuteln.
An der Privatiserung vieler weiterer Wirtschaftsbereiche wird Cuba auf keinen Fall vorbeikommen, wenn Sie tatsächlich eine Verbesserung der Situation erreichen wollen.
Helfen würden hier ganz sicher klare Regelungen und vor allen Dingen auch Rechtssicherheit. Ob Kleinunternehmer oder ausländischer Investor – keiner kennt den nächsten "Caprichio" der Regierung, was gestern verboten war ist heute erlaubt und umgekehrt. So unterbleiben natürlich viele Investitionen die sich erst längerfristig rentieren würden.
Hier noch etwas zum Autor:
Ruedi Leuthold ist Mitarbeiter der Zeitschrift "Das Magazin" und von deutschen Zeitungen. Gegenwärtig arbeitet er als Korrespondent in Rio de Janeiro, Brasilien.
Warum sollte ein Schweizer Journalist nur für das Zürcher Tages-Anzeiger-Magazin und nicht auch für andere Zeitungen schreiben?
Ich freue mich jedes Mal, wenn ich wieder mal etwas von ihm über Lateinamerika in "meinem" Magazin lese und natürlich freut es mich, wenn er auch eine grössere Leserschaft erreicht.
Gruss
Lisa
Leserbriefe auf den Artikel "Mein Kuba" von Ruedi Leuthold in „Das Magazin“ vom 28.4.07.:
http://www.cuba-si.ch/index.php?lang=de&site=1&ID=220
#18 RE: Leises Herzrasen
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