KUBA / Deutschlands Ex-Botschafter Bernd Wulffen schreibt eine Psychopathologie des Systems von Fidel Castro

Unser Mann in Havanna

Mit akribisch gesammelten Informationen enttarnt der Diplomat das Land als marode. Selbst das so gepriesene Gesundheitssystem funktioniert nicht.

MARKO MARTIN


PANNE: Die farbige Fassade Kubas kann nicht über die Probleme der Planwirtschaft hinwegtäuschen.
Foto: Bildagentur-online

Im Jahre 2001 wurde der 1940 geborene Diplomat Bernd Wulffen zum deutschen Botschafter auf Kuba berufen. Seit dieser Zeit hat er geschrieben, berufliche Berichte für die Berliner Zentrale, vor allem aber persönliche Notizen über den Inselstaat und dessen Menschen, über Castro und das „System“. Es war der Romancier und weltreisende Reporter Hans Christoph Buch, der Wulffen, mittlerweile pensioniert und somit frei von vielerlei diplomatischen Zwängen, auf die Idee brachte, seine Notizen zu sichten und daraus eine eigenständige Veröffentlichung zu machen.

„Eiszeit in den Tropen. Botschafter bei Fidel Castro“ ist aber keineswegs der Zettelkasten eines Insiders, freilich auch nicht „Unser Mann in Havanna“, da dem korrekten und wohl eher ironiefernen Ex-Botschafter das Lebensweltlich-Anarchische der Insel mitsamt den nicht zuletzt auch sexuellen Formen ziviler Widerständigkeit ungleich weniger bekannt sein dürfte als die Krawatten-Atmosphäre der Demarchen, Empfänge, Unterredungen, Vorbesprechungen und Sondierungen.

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