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Brief aus Havanna
In Antwort auf:
Brief aus HavannaUnser Mann in Havanna bekommt den neuen Kurs der US-Regierung deutlicher mit, als ihm, dem langjährigen Inselbewohner, lieb sein kann. Wer geglaubt hat, der Krieg im Irak würde die Politiker in Washington von Kuba ablenken, hat sich geirrt. Und die kubanische Regierung schlägt zurück.
Von Henky Hentschel
Freunde, Feinde, Mitmenschen!
Und jetzt ist Schluss mit lustig. Jetzt fließt Blut. Jetzt werden Menschen hingerichtet. Als hätten wir jahrelang in einem Traum gelebt. Als hätten wir nicht mitbekommen, dass das organisierte Verbrechen sich die Regierung der Vereinigten Staaten unter den Nagel gerissen hat und der Druck auf Kuba seither wächst.Es fing damit an, dass die radikalen Exilkubaner in Miami George Bush zum Präsidenten machten. Der zeigte sich dankbar und holte mehr als zehn von ihnen in seine Regierungsmannschaft. Und die machten Dampf. Ein gewisser Herr Bolton erklärte, Kuba sei in der Lage, chemische und biologische Massenvernichtungsmittel herzustellen. Wir fühlten uns wie Iraker. Zum Glück war gerade Jimmy Carter auf der Insel und dementierte die "Erkenntnisse" des Herrn Bolton. Dann bekamen Sportler, die an Weltmeisterschaften teilnehmen wollten, kein Visum mehr. Dann durften Schüler aus den USA nicht mehr auf die Insel kommen. Dann weigerte sich die US-Regierung, die vertraglich zugesicherte Quote von 20.000 Visa pro Jahr einzuhalten, 700 der begehrten Zettel hat sie in den ersten Monaten dieses Jahres ausgestellt. Was plangemäß zu Verzweiflungsreaktionen führte. In den letzten sieben Monaten haben Kubaner sieben Schiffe und Flugzeuge gekapert. Der Mann, der sich die DC 30 mit seinem Söhnchen auf dem linken Arm und einer Granate in der rechten Hand schnappte, wäre beinahe ebenso freigekommen wie alle seine Vorgänger. Ein dortiger Richter wollte ihn gegen Kaution (von der erst einmal nur ein Zehntel zu bezahlen ist) auf freien Fuß setzen. Seit dem 11. September fällt Flugzeugentführung weltweit in die Rubrik "Terrorismus". Nicht so für Kubaner. Der Mann wurde der Luftpiraterie angeklagt, weiter nichts.
Und dann kam James Cason als neuer Chef der amerikanischen Interessenvertretung in Havanna. Der hatte schon vor Antritt seines Jobs von Miami aus angekündigt, dass er die innerkubanische Opposition zusammenschweißen und auf ein Zehn-Punkte-Programm festlegen werde. Um diesen Plan durchzusetzen, standen ihm ein paar Dutzend Millionen Regierungsdollar zur Verfügung. Cason kam an, fuhr über die gesamte Insel, schwor die "Dissidenten" auf seine Linie ein und empfing sie später an seinem Arbeitsplatz oder auch in seiner Residenz. Und Fidel Castro wurde stocksauer. Es gibt in diesen Gruppen Menschen, denen das Wohlergehen ihres Landes am Herzen liegt. Die mehr Zivilrechte fordern. Die den Grauschleier der Hoffnungslosigkeit vom Gesicht ihrer Insel ziehen wollen. Ehrenwerte Menschen, die tun, was ihr Gewissen von ihnen verlangt. Es gibt andere, die machen aus dem Kampf gegen Castro und sein Regime ein Geschäft. Manchmal sind die beiden Gruppen schwer auseinander zu halten. Der Außenminister hier hat Abrechnungen vorgelegt, Abrechnungen über Monatsgehälter für die, denen es gelingt, mit ihren Artikeln dem Tourismus zu schaden. Oder Investoren zu stoppen. Jahrelang hatte es zwischen den oppositionellen Gruppen und der Staatssicherheit eine Art Räuber- und Gendarm-Spiel gegeben. Die Stasi nahm den Oppositionellen hin und wieder ihre technische Ausrüstung (Computer, Fax, Video) weg und setzte sie für ein Weilchen fest. Dann begann die Partie von Neuem. Miami schickte neues Gerät, und alles war wie vorher.
Aber Cason wollte den Widerstand von Grund auf organisieren und verstieß nebenbei gegen alle Regeln der Diplomatie. Kuba hatte Gesetze für einen solchen Fall erlassen. Vor ein paar Tagen wandte das Land diese Gesetze überraschend an. 75 "Dissidenten" wurden verhaftet und im Schnellverfahren zu sechs bis 28 Jahren Gefängnis verurteilt. Die USA, Spanien, die Europäische Union und die UNESCO protestierten heftig. Was das Schnellverfahren und die drakonischen Strafen für Leute, die nichts als Worte gegen den kubanischen Staat eingesetzt haben, angeht, gebe ich den Ausländern Recht. Als ich die Meldung las, hat sich auch mir das Herz zusammengekrampft. "Sie haben uns dazu gezwungen", sagt der Außenminister. Wie es gelang, Kuba zu derart drakonischen Maßnahmen zu zwingen, hat er nicht gesagt. Allerdings blickt er zurück auf 3478 Tote, die auf Kuba dem von US-Boden ausgehenden Terror zum Opfer gefallen sind.
Die Stimmung ist angeheizt. Der US-Botschafter in der Dominikanischen Republik hat bereits angekündigt, auf uns hier warte im Rahmen von Bushs kriminellem Kreuzzug das gleiche Schicksal wie das des Irak. Keine nette Aussicht. Und man kann sich leicht vorstellen, dass dem so genannten Präsidenten ein kleines Schnäppchen wie Kuba vor seiner Wiederwahl gerade recht käme. Allem Anschein nach ist die Regierung hier nervös geworden. Drei der Männer, die kürzlich eine Fähre kaperten, sind im Schnellstverfahren abgeurteilt und 50 Stunden später erschossen worden. Einer war 21 Jahre alt. Zum Kotzen! Zum Kotzen und zum Heulen. Verzweiflungstäter, die nicht einmal jemanden verletzt, geschweige denn getötet haben. Ich protestiere. Ich protestiere gegen diese Hinrichtungen. Ich bin betroffen. Wenn das sozialistische Politik ist - danke schön!
Bis zum nächsten Brief - falls ich den noch schreiben darf. Kuba könnte mich daran hindern, aber auch die Exilkubaner mit ihrem selbst gebackenen Präsidenten. In Miami kam es wegen des Krieges zu einer einzigen Demonstration - FÜR den Irakkrieg. "Erst Irak, dann Kuba!" war das Motto. Seither wird drüben offen über eine Seeblockade geredet.
30. April 2003
Moskito
Hallo Moskito!Das letzte Mal war ich Ende Mai in Cuba und ich habe das Gerücht,der Ami könnte Cuba angreifen,in vielen Casas gehört.Die haben wirklich Angst davor,die älteren vor allem,da kannst du gegen nix tun.Ich glaub da auch nicht dran aber die Staaten brauchen wirklich einen neuen Präsidenten.Auch die EU sollte ihre "Beziehungen"zu Cuba noch mal überdenken,es haben doch immer die kleinen Leute zu leiden.Die richtige Blockade greift doch erst ab 1.Juli und dann wird es den Menschen noch schlechter gehen.
Shakira
wenn man mag kann man sich den autor dieses briefes oder besser gesagt was nach jahren cuba noch von ihm übrig geblieben ist gerne im castillo anschauen.................
und sich ein bild davon machen wieviel schuld bush und das embargo schuld hat am derzeitigen zustand der cubanischen gesellschaft oder dem was davon übrig geblieben ist
es gab mal früher eine übersetzung von DDR der dumme rest
In Antwort auf:
oder besser gesagt was nach jahren cuba noch von ihm übrig geblieben ist
Tja, der Rum.
Seine "Briefe" bei http://www.gazette.de veröffentlicht finde ich lesenswert - s.h. dortiges Archiv unter "Henky Hentschel"
Nebenbei: Ein Reiseveranstalter bot mal Stadtführungen mit Herrn Hentschel & Sven Creutzmann http://www.carilat.de/creutzmann/ durch La Habana an - viva el jineterismo
Yer Baby !
In Antwort auf:
Die richtige Blockade greift doch erst ab 1.Juli und dann wird es den Menschen noch schlechter gehen.
Blockade? Welche Blockade? Habe ich was verpasst? Ich weiss nur, dass es im 1961 (oder war es 1962?) mal eine zweitägige Blockade um Cuba gegeben hat.
Hat Bush dann angekündigt, dass er ab 1. Juli eine Blockade um Cuba errichten will? Das wären ja wirklich Neuigkeiten!
Elisabeth
In Antwort auf:
Tja, anscheinend sind manche Zeitgenossen von der Granma-Propaganda sehr angetan
Na ja, und andere zitieren eben "La Nueva Cuba" oder ähnliches!
Bezgl. Blockade oder nicht muß sich jeder seine eigene Meinung bilden!
siehe z.B. auch:
Forumsbeitrag: Blockadepolitik der USA wirkt
Forumsbeitrag: Bush verprellt kostbare Wählerstimmen
Saludos
Chris
In Antwort auf:
Bezgl. Blockade oder nicht muß sich jeder seine eigene Meinung bilden!
Wahrig Fremdwörterlexikon
Blo|cka|de <f.; -, -n> 1 Absperrung eines Staatsgebiets von jegl. Zufuhr; HungerBlockade 2 <Med.> Ausschaltung von Teilen des Nervensystems zu Heilzwecken 3 <Typ.> blockierte Stelle [<ital. bloccata; →a. blockieren]
...
Yer Baby !
@ PB
In Antwort auf:
Wo?
Da kann Chris vielleicht weiterhelfen
http://2001662.homepagemodules.de/t44971...mit_Henky_.html
Henkys Hommage-Page ist diesbezüglich veraltet.
http://www.henkyhentschel.de/henky/henky.htm
.
Yer Baby !
In Antwort auf:Elisabeth, ich habe dir ein Zitat aus der Basler Zeitung kopiert, also nicht gerade ein kommunistisches Propagandablatt.
Blockade? Welche Blockade? Habe ich was verpasst? Ich weiss nur, dass es im 1961 (oder war es 1962?) mal eine zweitägige Blockade um Cuba gegeben hat.
In Antwort auf:
Die Regierung von US-Präsident George W. Bush hatte vor der Konferenz die Sanktionen gegen Kuba weiter verschärft. So unterliegen Geldsendungen von in den USA lebenden Kubanern oder US-Bürgern kubanischer Abstammung an Verwandte in der Heimat strikteren Auflagen; Verwandtenbesuche in Kuba sollen statt wie bisher jährlich nur noch alle drei Jahre erlaubt sein. Washington hält bereits seit mehr als 40 Jahren eine Wirtschaftsblockade gegen Kuba aufrecht. Amtlichen kubanischen Angaben zufolge leben etwa 1,5 Millionen Kubaner im Ausland, davon 1,3 Millionen in den USA.
Moskito
@ Moskito
In Antwort auf:
Basler Zeitung kopiert,also nicht gerade ein kommunistisches Propagandablatt.
Quellenangabe:
Blockade ist nicht gleich Wirtschaftsblockade
...
Yer Baby !
PS: Best of blockades
Union blockade of the Confederacy
United Kingdom blockade of Germany during World War I
Battle of the Atlantic
United States blockade of Japan during World War II
United States blockade of Cuba during 1962 Cuban missile crisis
Russian land blockade of West Berlin, 1948-1949; the response was the Berlin Airlift.
Nein, Moskito, die BAZ ist sicher kein kommunistisches Parteiblatt, sonst hätte ich dort wohl kaum bis vor einem Jahr arbeiten können (bei einer Tochterfirma allerdings)!
Allerdings reden sie über eine Wirtschaftsblockade und das ist im Zusammenhang mit dem Embargo, das die USA über Cuba verhängt hat, nicht einmal falsch ausgedruckt.
Und damit alles klar ist, ich finde das immer noch dumm und pervers. Ohne dieses Embargo wäre Fidel vermutlich schon längst nicht mehr Präsident von Cuba.
Nein, Shakira sprach über eine neue Blockade, die ab 1. Juli eingeführt werde?! Und da frage ich mich doch...
Elisabeth
@ Elisabeth
In Antwort auf:
Und damit alles klar ist, ich finde das immer noch dumm und pervers. Ohne dieses Embargo wäre Fidel vermutlich schon längst nicht mehr Präsident von Cuba.
Ebend, die Castro Clique fuhr immer schon mit den Benz vor, trotz der stupiden Sanktionen
Yer Baby !
Hola Leute,
ich glaube der allgemeingebildete Bürger weiß doch, was mit Blockade im Zusammenhang mit Cuba gemeint ist, oder?
Das wird seit 42 Jahren immer wieder in den Nachrichten in der ganzen Welt gebracht!
Saludos
Chris
Och Chris, ich bin schon so alt, dass ich mich sogar gut an die spannenden Tage der Blockade erinnern kann. Aber nach 2-3 Tagen war der Spuk vorbei.
Das was folgte ist keine Blockade sondern ein Embargo.
Aber, ich weiss schon: in Cuba redet das Regime gerne über "bloqueo", weil es denen eben in den Kram passt, so aufzutreten. Sie benutzen das Embargo propagandistisch schon seit 42 Jahren für ihre eigene Zwecke.
Elisabeth
@Elisabeth,
nicht nur die Cubaner sprechen übrigens von Blockade, dass hat sich mittlerweilen relativ weitläufig eingebürgert, egal in welchem Medium du dich bewegst!
Gemeint sind jedenfalls die Wirtschafts- und Reisesanktionen seitens der USA.
Saludos
Chris
Kuba-Krise im Oktober 1962.
Das sind die berühmten 13 Tage an denen die Welt den Atem anhielt!
Chrustchow stationierte Mittelstreckenraketen nähe San Cristobal, Einfuhrhafen Mariel.
Am 22. Okt. ordnete Kennedy an, alle Sow. Schiffe auf dem Weg nach Kuba zu durchsuchen. Das war die Blockade. Am 28. Okt. gab Chrustchow den Befehl zum Rückzug und Abbau der Raketen.
In Antwort auf:
nicht nur die Cubaner sprechen übrigens von Blockade, dass hat sich mittlerweilen relativ weitläufig eingebürgert, egal in welchem Medium du dich bewegst
Na,das sind schon eher der "sozialistische Volksmund" und die üblichen Medien, die so historisch unbekümmert schwatzen.
Siehe Suchergebnis bei google: kuba blockade
...
Yer Baby !
@Reini
Na, da hat ja einer die Weisheit in Riesenportionen gefrühstückt, wie mir scheint!
Du scheinst dich ja sehr weit im rechten Spektrum zu bewegen, wenn schon der einfache Begriff Blockade im Zusammenhang mit den amerikanischen Wirtschafts-Sanktionen gegen Cuba deine Ängste vor der "kommunistischen Weltverschwörung" weckt!
Blockade heißt im einfachsten Sinne nämlich nur, dass man etwas davor abhält nach Cuba zu gelangen, sei es Geld, Reisende oder sonstwas. Und das sagen die Amis ja übrigens auch ganz offen, nur du scheinst ein Problem damit zu haben. Die wollen nämlich selbst eine "Blockade" Cubas, um den schnelleren Sturz der dortigen Regierung zu bewirken!
Saludos
Chris
@ Chris (Herr Blabla?)
In Antwort auf:
Du scheinst dich ja sehr weit im rechten Spektrum zu bewegen, wenn schon der einfache Begriff Blockade im Zusammenhang mit den amerikanischen Wirtschafts-Sanktionen gegen Cuba deine Ängste vor der "kommunistischen Weltverschwörung" weckt!
LOL, selten solch einen Schwachsinn gelesen...
Deutschland das Land der Dichter! Und Denker ?
In Antwort auf:
Und das sagen die Amis ja übrigens auch ganz offen, nur du scheinst ein Problem damit zu haben. Die wollen nämlich selbst eine "Blockade" Cubas, um den schnelleren Sturz der dortigen Regierung zu bewirken!
Das stimmt wiederum.
...
Yer Baby !
In Antwort auf:
nicht nur die Cubaner sprechen übrigens von Blockade, dass hat sich mittlerweilen relativ weitläufig eingebürgert, egal in welchem Medium du dich bewegst!
Na Chris, ich scheine mich nicht in den gleichen Medien zu bewegen wie du. Gebe doch mal ein Paar Beispiele.
Das Granma, die Bewegung um "Cuba Si", l'Humanité oder sonstige sozialistische Presseerzeugnisse diesen Begriff verwenden, kann ich mich schon vorstellen.
Lustig ist es, wenn man bei Google einmal Cuba + Blockade und dann einmal Cuba + Embargo eingibt. Dann sieht man den kleinen aber feinen politischen Unterschied ganz deutlich, sei es jetzt auf Deutsch, Französisch oder Spanisch.
Elisabeth
@Elisabeth
Wie wäre es mit der Basler Zeitung die Moskito schon erwähnte, aus der neutralen Schweiz.
Nur so als Beispiel! Aber egal, es geht drum das man versteht was gemeint ist, oder?
Verstehe die Aufregung um das Wort Blockade nicht! Wenn man was blockiert, Geldfluss, Handel, etc. ist das für mich eine Blockade!
Ich gehöre nicht zu denen, die z.B. Tote im Krieg als Kollateralschäden bezeichnen, nur weil es schöner klingt! Soviel zum Vergleich Embargo oder Blockade!
Saludos
Chris
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