Die Präsidenten kommen

11.05.2006 11:01
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Die Präsidenten kommen
Alternativtreffen zum EU-Lateinamerika-Gipfel in Wien begann am Mittwoch. Chávez und Morales werden am Samstag erwartet
Von Harald Neuber

Das vierte Gipfeltreffen zwischen der EU und Lateinamerika in Wien steht kurz bevor – und die Presse beschäftigt vorrangig ein Thema: Wird Kubas Präsident Fidel Castro am Donnerstag und Freitag nach Wien kommen? Dabei steht der österreichischen Hauptstadt auch ohne den »Comandante« ein Megaereignis bevor. Die Donaumetropole erlebt in den kommenden beiden Tagen das größte Gipfeltreffen seit dem Wiener Kongreß 1815. Eingeladen sind die 25 Präsidenten der EU-Mitgliedsstaaten und 33 Staatschefs aus Lateinamerika und der Karibik. Auch die EU-Beitrittskandidaten Bulgarien und Rumänien sind dabei, der Türkei und Kroatien wurde ein Beobachterstatus eingeräumt.

Bereits am gestrigen Mittwoch startete die Gegenveranstaltung sozialer Organisationen und linker Gruppen aus beiden Regionen. Bis zum Samstag wollen die Teilnehmer des Alternativgipfels »Enlazando Alternativas« nach eigener Auskunft »soziale Alternativen im Zeitalter einer neuen Beziehung zwischen Europa und Lateinamerika« definieren. Dieser antineoliberale Ansatz stimmt erstmals mit dem Ansinnen einiger offizieller Gipfelteilnehmer überein: Vor zwei Wochen erst hatten die Präsidenten von Kuba, Venezuela und Bolivien in Havanna einen »Handelsvertrag der Völker« und damit einen Gegenpol zum US-dominierten gesamtamerikanischen Freihandelsabkommen ALCA geschaffen.

Über die Beziehung zwischen Lateinamerika und Europa aber herrscht Unklarheit. Im Interview mit junge Welt (10.5.) hatte der österreichische Publizist und Sozialanthropologe Leo Gabriel eine »starke Opposition zum Freihandel« in Lateinamerika betont. Freihandel schaffe keine menschenwürdigen Bedingungen, so Gabriel, der zu den Organisatoren des Gegengipfels gehört. Auch der Aufruf zu »Enlazando Alternativas« kündigt ein »Statement an die Staats- und Regierungschefs« an, »um der Freihandelsagenda beider Regionen ein Ende zu setzen«.

Tatsächlich wird die Beziehung zur EU in großen Teilen Lateinamerikas aber noch immer als politische und wirtschaftliche Alternative zu der historischen Abhängigkeit von den USA gesehen. »Europa könnte eine wichtige Rolle einnehmen, wenn es sich selbst von der Abhängigkeit von der US-Politik löst«, heißt es in einer Analyse der kubanischen Nachrichtenagentur Prensa Latina zu dem Wiener Gipfel. Von Wien erwarte man sich in Kuba »klare Aufträge für Handelsabkommen« und eine »Konkretisierung der Kooperationsabkommen«.

Von den Positionen der EU gegenüber Kuba einmal abgesehen, zeigt sich in Wien ein substantieller Fortschritt. Der erste EU-Lateinamerika-Gipfel fand 1999 im brasilianischen Rio de Janeiro unter dem Motto einer »strategische Partnerschaft« statt. Sieben Jahre später hat sich diese Partnerschaft erheblich verändert. Nicht nur in Lateinamerika bilden sich neue Staatsallianzen mit dem Ziel, eine politische und wirtschaftliche Integration souverän zu erreichen. Zum ersten Mal werden außerparlamentarische Bewegungen und Vertreter der progressiven Staaten in Österreich einen direkten Dialog führen. So sprechen Hugo Chávez und Evo Morales am Samstag in der Wiener Stadthalle vor den Teilnehmern des Alternativgipfels.

Weitere Informationen: http://www.alternativas.at

Quelle: http://www.jungewelt.de/2006/05-11/038.php
Lesen und Verstehen ist zweierlei.


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