Schweiz hält Stellung in Havanna

08.04.2006 13:50
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#1 Schweiz hält Stellung in Havanna
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Samstag 08.04.2006, MEZ 13:29

Schweiz hält Stellung in Havanna

swissinfo 8. April 2006 10:15

Zwei Inseln: Das sozialistische Kuba vor der Nase der USA, die Schweiz umgeben von 25 EU-Staaten. Beide glauben, die Welt drehe sich um sie - und irren sich.

Kuba und die Schweiz pflegen ihre stabile Beziehung und setzen auf Kooperation statt auf Konfrontation.

Die Schweiz und Kuba verbindet seit 1959 eine diplomatische Geschichte, die sich von derjenigen der meisten europäischen Länder unterscheidet. Seit 1961 vertritt die Schweiz als Treuhänderin die Interessen der USA gegenüber Kuba, und seit 1991 nimmt die Schweiz diese Aufgabe auch in der Gegenrichtung wahr.

1962, mitten in der Kuba-Krise, welche die Welt an den Rand eines Atomkrieges brachte, erlebte die auf Neutralität und Diskretion basierende helvetische Diplomatie einen historischen Augenblick.

Am 22. Oktober 1962 übermittelte August Lindt, Schweizer Botschafter in Washington, auf Wunsch der US-Regierung dem Schweizer Gesandten in Havanna eine Depesche für Fidel Castro: "Richten Sie dem Comandante aus, die US-Luftwaffe werde am künstlich erleuchteten Nachthimmel Aufklärungsflüge über der Insel durchführen, aber nicht bombardieren."

Zweck der Flüge war, die in Kuba stationierten sowjetischen Raketen zu fotografieren. Der Schweizer Gesandte informierte Castro und meldete lakonisch nach Washington: "Botschaft übermittelt; kein amerikanisches Feuer zu befürchten."

Die Grenzen der Diplomatie

Die nukleare Konfrontation in Kuba fand nie statt, und im Verlauf der Jahrzehnte hat die treuhänderische und diplomatische Funktion der Schweiz im Dreieck Bern-Havanna-Washington an operationeller Bedeutung verloren.

"Geblieben ist die Schutzmachtfunktion", erklärt Francesco Ottolini, erster Sekretär der Schweizer Botschaft in Havanna gegenüber swissinfo.

Besonders markant war der Abbau der Schweizer Diplomatie in Havanna, als die USA 1977 unter Präsident Jimmy Carter eine US-Interessenvertretung errichteten.

Das diplomatische US-Zwitterding zwischen Konsulat und Botschaft beschäftigt in Havanna 50 amerikanische Staatsbürger und rund 500 kubanische Angestellte.

Konstanz zwischen Kuba und der Schweiz

Heute markiert die Schweiz in Kuba eine europäisch-multilaterale Position, ohne die auf Konzilianz, Vertraulichkeit und Neutralität basierenden bilateralen Werte zu vernachlässigen.

Während die Schweiz in Havanna mit Konstanz in Erscheinung tritt, sind die Beziehungen zwischen der Karibikinsel und zahlreichen EU-Ländern wie Spanien, Frankreich und Deutschland wegen Menschenrechts-Verletzungen schwer belastet.

Im Jahre 2003 hatte Fidel Castro 75 Dissidente zu langen Gefängnisstrafen verurteilt, drei Männer einer gescheiterten Bootsentführung wurden exekutiert.

Als Protest fuhren verschiedene EU-Länder ihre Entwicklungs-Zusammenarbeit mit Kuba zurück und drosselten auch die wirtschaftlichen Beziehungen mit der Insel.

Protest und Entwicklungs-Zusammenarbeit

Die Schweiz bewegt sich in die Gegenrichtung. Zwar verurteilte Bern die drakonischen Strafen gegen die Dissidenten und die Exekutionen, verfolgt jedoch die bilaterale Agenda auf nationaler und privater Ebene weiter.

Die Schweizer Entwicklungs-Zusammenarbeit errichtete im Jahre 2000 ein ständiges Büro in Havanna und stockte das finanzielle Engagement zwischen 2003 und 2005 sogar leicht auf.

Kuba ist allerdings im regionalen Kontext kein Schwerpunkt der Schweizer Entwicklungs-Zusammenarbeit. So fliessen allein in Länder wie El Salvador, Honduras und Guatemala pro Jahr mehr als 40 Millionen Franken für Entwicklungs-Projekte.

Wissenstransfer zwischen Kuba und der Schweiz

Nachdem Charles Kleiber, Schweizer Staatssekretär für Bildung und Forschung, Kuba im Februar dieses Jahres besucht hatte, ist auch an der Front des wissenschaftlichen und akademischen Austausches zwischen Kuba und der Schweiz mehr Dynamik festzustellen.

Die Karibikinsel befindet sich in einer Ländergruppe, mit der die Schweiz die Kooperation mittels Stipendien und Austausch von Wissenschaftern intensivieren will.

Der konziliante und neutrale Kurs der Schweiz führt in Kuba nicht immer zum Erfolg. So ist es dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) seit November 1989 nicht mehr gelungen, politische Gefangene in Kuba zu besuchen.

Menschenrechts-Organisationen wie Amnesty International und America's Watch gehen davon aus, dass in Kuba mehr als 300 politische Häftlinge eingesperrt sind.

swissinfo, Erwin Dettling, Havanna

http://www.swissinfo.org/sde/swissinfo.h...y=1144484138000

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08.04.2006 14:07 (zuletzt bearbeitet: 08.04.2006 14:10)
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#2 RE: Schweiz hält Stellung in Havanna
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jan
Rey/Reina del Foro
Umweltschutz?

Im Jahre 2000 gab es 79 Vermählungen, im vergangenen Jahr heirateten 124 bionationale Paare.


Der Schweizer Gesandte informierte Castro und meldete lakonisch nach Washington:
"Botschaft übermittelt; kein amerikanisches Feuer zu befürchten."

er meinte sicher kein kubanisches......

Die Schwiezer sprechen doch eine andere Sprache lol

Konstanz zwischen Kuba und der Schweiz?


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10.04.2006 21:17
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#3 Schweizer Hilfe für Cuba
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( Gast )

Selber Autor, ähnliches Thema:

10. April 2006 - 08:44
Schweizer Hilfe für Kuba

Während EU-Länder in Kuba ihre Entwicklungshilfe der Politik und der Menschenrechtsfrage unterordnen, setzt die Schweiz auf Konstanz.

In Kuba sind staatliche und private Organisationen tätig.

Nach den Umwälzungen in der Sowjetunion und in Osteuropa wurde das sozialistische Kuba in seinen Grundfesten erschüttert. Der karibische Inselstaat verlor nach 1990 auf einen Schlag seine wichtigsten Handelspartner und versank für ein Jahrzehnt in einer Wirtschafts-, Sozial-, Versorgungs- und Sinnkrise.

1992 konstituierte sich in der Schweiz der Verein mediCuba, der sich über ideologische Grenzen hinweg zum Ziel setzte, Kuba in den Bereichen Medizin, Schule, Wissenschaft und Forschung zu helfen. Heute zählt mediCuba rund 1500 Mitglieder und kann sich auf fast 4000 Spenderinnen und Spender in der ganzen Schweiz abstützen.

Kuba ist gemäss Pro-Kopfeinkommen eines der ärmsten Länder Lateinamerikas und verfügt gleichzeitig über eine medizinische Infrastruktur, die sich auf dem Niveau der Staaten der europäischen Union bewegt.


Stark in der Krebsbekämpfung

mediCuba hat in den vergangenen 14 Jahren eine ganze Reihe von Projekten unterstützt. Krebs ist auf der Karibikinsel nach den Herz- und Kreislauferkrankungen die zweitwichtigste Todesursache unter den 19- bis 49-Jährigen. Jedes Jahr sterben in Kuba 14'000 bis 16'000 Menschen an Krebs.

mediCuba setzt sich mit 380'000 Franken im Umfeld der Nationalen Krebsklinik (INOR) für die Verankerung der palliativ-medizinischen Betreuung von Krebspatienten ein. Davon profitieren rund 1000 Kranke und mittels Aus- und Weiterbildung auch 800 kubanische Ärzte, Pfleger, Psychologen und Sozialarbeiter.

Obwohl Kuba im Bereich der Biotechnologie und der Pharmakologie grosse Eigenleistungen erbringt, ist das Land auch in diesem Sektor auf Hilfe angewiesen.

Neben weiteren Projekten finanziert mediCuba innerhalb eines europäischen Netzwerkes verschiedene Rohstoffe für die pharmazeutische Industrie. Diese werden vor Ort zu Breitband-Antibiotika verarbeitet. Dafür stehen rund 600'000 Franken zur Verfügung.

Mais, Reis, Wasser und Bohnen

Seit Ende 2000 unterhält die Schweizerische Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) in Havanna ein eigenes Büro. Mit einer Reihe von Programmen will die Schweiz die kubanische Gesellschaft unterstützen, damit die weitere Entwicklung im Land trotz der internen Verwerfungen friedlich, partizipativ und unter Wahrung der sozialen Errungenschaften erfolgen kann.

Pro Jahr steht der DEZA ein Budget von 4 bis 5 Mio. Franken zur Verfügung. Damit werden auch Programme von mediCuba mitfinanziert.

Die DEZA ist vor allem auf der Provinz- und Gemeindeebene tätig. So unterstützt sie zum Beispiel mit Stahlsilos ein Projekt, das die verlustarme Lagerung von Mais, Reis und Bohnen ermöglicht.

In den Provinzen Villa Clara, Holguin und Granma hilft die DEZA mit einem Wiederaufforstungs-Programm, das die notorische Wasserknappheit entschärfen soll.

Mit Bambus Wasser im Boden speichern

Es geht darum, den Boden nach langen Jahren der Zuckerrohr-Monokultur mit Bambus zu regenerieren. Bambus speichert das Wasser im Erdreich und produziert viele Blätter, die den Boden mit Nährstoffen anreichern.

Die DEZA engagiert sich in Kuba neben weiteren Projekten beim Welternährungsprogramm der UNO und bei der Presseagentur IPS, die Nachrichten aus dem Süden weltweit verbreitet.

Der Film muss weiter gehen

Schliesslich unterstützt die DEZA in Havanna die kubanische Filmschule Escuela Internacional de Television y de Cine, EICTV und in Gibara das Filmfestival des "Armen Films". Die EICTV fördert das kubanische und lateinamerikanische Filmschaffen, und das Festival in Gibara ist eine Plattform für Low-Budget-Filme, die durch die Digital-Technologie möglich geworden sind.

Mit der politischen und wirtschaftlichen Hilfe von Venezuela hat Kuba den Tiefpunkt der Versorgungs- und Sinnkrise überwunden. Der internationale Austausch von kubanischen Wissenschaftern und Forschern bekommt in Europa neue Konturen.

Mehr Austausch von Wissenschaftern

Dabei will die Schweiz nicht abseits stehen. Charles Kleiber, der Schweizer Staatssekretär für Bildung und Forschung, hat im Februar anlässlich eines Besuchs in Havanna eine engere Zusammenarbeit zwischen Kuba und der Schweiz im Bereich der Biotechnologie-Forschung in Aussicht gestellt. Sieben Stipendiengesuche aus Havanna sind eingegangen.

In einem Referat hielt Charles Kleiber fest, die beste Massnahme gegen den Brain drain – unter dem auch Kuba leidet - sei der grenzübergreifende Austausch von Wissenschaftern und Forschern.

Kleiber wies in Havanna darauf hin, dass auch die Schweiz ohne Ausländer keine Gesellschaft des Wissens sein könne. 17% der Studenten, 35% der Professoren und 5% der Nachdiplom-Absolventen in der Schweiz sind Ausländer.

swissinfo, Erwin Dettling, Havanna

http://www.swissinfo.org/ger/swissinfo.h...y=1144651469000
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11.04.2006 17:12
avatar  Cubomio
#4 RE: Schweizer Hilfe für Cuba
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Cubaliebhaber/in

In Antwort auf:
Der konziliante und neutrale Kurs der Schweiz führt in Kuba nicht immer zum Erfolg. So ist es dem Internationalen Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) seit November 1989 nicht mehr gelungen, politische Gefangene in Kuba zu besuchen.

Ist ja auch nicht notwendig wie wir an den Bildern aus dem Cuba-Sí-Gefängnis-Thread sehen können...

LG
Cubomio


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11.04.2006 19:23 (zuletzt bearbeitet: 11.04.2006 19:25)
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#5 RE: Schweiz hält Stellung in Havanna
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( Gast )
Ach da haben wir es doch!
sie Bildunterschrift im Beitag!
Die medizinische Infrastruktur bewegt sich auf EU-Niveau.
und die Schweizer müssen es ja wissen und beurteilen es auch als Neutrale.

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