Ein Insel-Paradies mit großen Fehlern

13.02.2006 12:52
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Rey/Reina del Foro

Ein Insel-Paradies mit großen Fehlern

FESTWOCHE: Deutsch-kubanischer Tanzabend begeisterte im Ludwigshafener Pfalzbau-Theater

Von unserer Mitarbeiterin Monika Lanzendörfer

Wenn sie die Seele baumeln lassen, treffen sich die Paare zur Salsa. Es geht rund. Die Hüften kreisen; die Körper vibrieren. Aber wenn die Arme nicht mehr schwingen, sondern eckig ruckend die Ellenbogen anwinkeln, beginnt der Ernst des Bühnenlebens. Eben noch lachte und jauchzte das glückliche Völkchen. Jetzt zerfällt es in geknickte Figuren, die in Schreikrämpfe verfallen.

Das sind Folgen eines Kulturaustausches. Der deutsche Choreograf Norbert Servos machte vergangenen Sommer das Ensemble "DanzAbierta Havanna" auf Kuba mit Sprachen der europäischen Tanzmoderne bekannt. Und dazu gehört es eben auch, den Alltag als Hölle darzustellen, in der jeder dumpf vor sich hin röstet. Spritzige Salsa-Sorglosigkeit schlägt plötzlich um in Angstzustände, kollektive Hass-Anwandlungen oder Bilder über die Unfähigkeit zu lieben.

Die deutsch-kubanische Begegnung reißt die Zuschauer der lateinamerikanischen Festwoche im sehr gut besuchten Pfalzbau-Theater sicher deshalb zu lautstarkem Beifall hin, weil ihnen die elf Akteure ans Herz wachsen. Die elf Individualisten haben sich dem zeitgenössischen Tanz verschrieben und schauen sich begierig weltweit nach stilistischen Anregungen um. Die liefert ihnen Norbert Servos in Hülle und Fülle. Er ist ein choreografierender Globetrotter, Ballettkritiker, Buchautor und Pädagoge. An seiner Szenenfolge ist abzulesen, dass er den Wissensdurst verantwortungsvoll, also ohne missionarischen Eifer stillt, dass er die Mentalität der Insulaner genau kennt und auch die Rolle, die der Tanz bei ihnen einnimmt.

Der Titel "Drink, Smoke - Made in Havanna" ist nichts sagend. Zweifellos war allen Beteiligten der Lernprozess wichtiger als der Bau eines genau benennbaren, fest strukturierten Bühnenstücks. Der Unterricht in Verzweiflungsgestik und Salzsäulenstarre ging während der dreimonatigen Proben mit einer losen Materialsammlung über widrige kubanische Lebensumstände einher. Stromausfall, Überschwemmung, Hunger - diese realitätsnahen Kapitel laufen über von Humor, Ironie, burschikoser Vergnügtheit.

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http://www.morgenweb.de/kultur/20060213_...1026_04306.html

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