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Fidel Castros Kronprinz Hugo Chávez
Caracas/Wien.
Fidel Castros Stern verblasst
Kubas greiser Máximo Líder hat viel von seinem politischen Elan eingebüßt und dürfte gesundheitlich angeschlagen sein. Ein Nachfolger ist nicht in Sicht.
Castro selbst hat mit der Öffnung Kubas für den Tourismus dem ihm so verhassten Kapitalismus das Tor geöffnet. In dem kommunistischen Land verdient heute ein illegaler Taxifahrer an einem Urlauber mit einer Stunde Fahrt das Vierfache von dem, was die beste staatlich angestellte Zigarrenrollerin im Monat als Lohn erhält. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Bogen überspannt wird.
Auf der anderen Seite des Karibischen Meer strahlt in Venezuela dafür ein Stern in neuerem Rot: Castro-Intimus Hugo Chávez, der die USA mit Schmähungen provoziert wie Fidel zu seinen besten Zeiten. Während Havanna mit dem Fall des Kommunismus einen Verbündeten nach dem anderen verloren hat, ist Caracas im Aufschwung. Im Gegensatz zu Kuba hat die Bolivarische Republik mehr zu bieten als Zigarren, Rum und Ärzte. Chávez spannt sein Erdölnetz über ganz Südamerika und könnte so über seine Pipelines die Fäden im Hintergrund ziehen. Die Erdöl-Profite haben es Venezuela ermöglicht, südamerikanischen Ländern ihre Schuldverschreibungen abzukaufen. So entreißt Chávez die Länder dem Einfluss der USA und zieht sie in den eigenen Dunstkreis.
Poker um Südamerika
Mit Unmut dürfte Washington den Linksruck in Südamerika beobachtet haben. Zudem erstarkt gerade das Mercosur-Bündnis als Gegengewicht zu Washington. Während die USA im Irak-Krieg beschäftigt waren, hat sich auch noch die EU klammheimlich in Stellung gebracht, die sich Großes vom Gipfel mit Lateinamerika unter österreichischer Ratspräsidentschaft erwartet. Eine Annäherung hat Chávez bereits unternommen und die Dollarreserven des Landes in Euroreserven umgewandelt.
Chávez hat offenbar vor, zu verwirklichen, was Castro und Che Guevara nie geschafft haben: Südamerika unter linker Führung zu einen. Geradezu symbolisch für dieses Ansinnen steht die Absicht des Präsidenten, die Bolivarische Republik Venezuela in "Sozialistische Bolivarische Republik" umzubenennen. Denn Freiheitsheld Simon Bolivar hatte im 19. Jahrhundert danach getrachtet, Südamerika zu einen. Vorstehen will dieser Einheit dann Chávez, der neue rote Stern in Lateinamerika.
Freitag, 02. Dezember 2005
Von Alexander U. Mathé
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