UMFRAGE DER WOCHE

"Es gibt immer noch zu viele Machos"

"Ich komme ursprünglich aus Kuba. Dort wird der internationale Frauentag - wie in allen sozialistischen Ländern - richtig gefeiert", berichtet Enrique Ramos. "Wir machen eine Parade und veranstalten einen Gedicht-Wettbewerb. Außerdem schenken wir den Frauen Blumen. Ich werde am Dienstag in Kuba anrufen und meinen weiblichen Familienmitgliedern gratulieren."

Wiesbaden · 4. März · So genau kann Daniela Blaudow den internationalen Frauentag nicht einordnen. "Frauen sollen wohl gefördert werden", vermutet die 20-Jährige. Damit steht die Studentin nicht alleine da: Auch Ulrike Gürtler steht dem Frauentag relativ gleichgültig gegenüber. "Vielleicht gibt es spezielle Veranstaltungen zum Thema", vermutet die 33-Jährige. "Es gibt so viele besondere Tage", meint der 18-jährige Stephan Lang und zuckt mit den Schultern, "das kann man sich gar nicht merken."

Ria Pauer hat gar noch nie etwas von einem Frauentag gehört. "Es wird wohl um die Gleichberechtigung im Job gehen", sagt die Auszubildende. Wenn Arno Güttler eine Freundin hätte, würde er sie am Dienstag verwöhnen. Seiner Meinung nach sollten die beruflichen Chancen für Frauen verbessert werden: "Besonders in Chefpositionen dürfte es ruhig ein paar mehr Frauen geben". Eine Bitte hat der 35-Jährige jedoch: "Frauen sollten trotz Karriere ihre Weiblichkeit nicht verlieren."

"Frauentag? Da geht es um die Rechte und die Gleichstellung der Frauen", weiß Anette Maiberger. In manchen Ländern habe der Tag größere Relevanz, vermutet sie. "Aber auch bei uns ist so ein Tag eigentlich nötig: Es gibt immer noch zu viele Machos." Die Gleichstellung der Frau sei ein Thema, das vermutlich niemals enden werde, so die 37-Jährige.

Das sieht Philip Engel (23) anders: "Meine Generation hat damit nicht mehr viel am Hut." Die Bedeutung eines solchen Tages sei in Deutschland nicht mehr aktuell. "Frauen sind emanzipierter geworden und setzen sich in allen Lebensabschnitten stärker durch", findet der Sportstudent. Früher sei das natürlich anders gewesen, fügt er hinzu. Seine Mutter engagiere sich immer noch für den internationalen Frauentag.

Eva Schuster hat eine Vermutung, warum der Frauentag an Bedeutung verloren hat: "Es wird zu wenig darauf aufmerksam gemacht, dass immer noch Bedarf für einen solchen Tag besteht", klagt die Mitarbeiterin des Wiesbadener Frauenmuseums. "Solange die eigenen Bedürfnisse abgedeckt sind, wird niemand politisch aktiv." Sie selbst spricht dem internationalen Frauentag durchaus eine große Bedeutung zu. "Ich finde es wichtig, sich mit dem Thema zu beschäftigen und selbstbewusst in der Öffentlichkeit aufzutreten."

Die Mädchen vom Jugendzentrum Biebrich haben den internationalen Frauentag in einem Workshop vorbereitet. "Wir haben uns selbst auf Plakate gemalt", erzählt die 13-jährige Laura Karagöz. Jedes Mädchen hat seine persönlichen Wünsche für die Zukunft dazugeschrieben. Auf dem Plakat von Laura steht: "Kein Krieg, keine Gewalt gegen Frauen, alle sollen froh und munter sein und gesund." Am Dienstag verteilen die Schülerinnen Rosen in der Stadt - "aber nur an Frauen", betont Laura. "Männer kriegen keine."

Blumen wird auch Enrique Ramos verschenken. "Ich finde es schade, dass es hier in Deutschland kein Feiertag ist", sagt der Arzt. Für ihn ist der kommende Dienstag ein großes Fest: Sowohl in seiner ursprünglichen Heimat Kuba als auch in Moskau, wo er studierte, werden an diesem Tag die Frauen geehrt.

Am Dienstag feiern Frauen den internationalen Frauentag. Doch für etliche Frauen und Männer hat dieser Tag an Bedeutung verloren. Warum, erfuhr Lisa Borgemeister für die FR.

"Keine Gewalt gegen Frauen" lautet einer der Wünsche von Mädchen aus dem Kinder- und Jugendzentrum Biebrich. Mit Plakaten wollen sie auf den internationalen Frauentag aufmerksam machen.

"Ich war vor kurzem in Südamerika, dort werden ganz andere Erwartungen an Frauen in meinem Alter gestellt", sagt Maren Wiederhold. "Wir sollten uns immer wieder bewusst machen, dass sich die Rolle der Frau in Deutschland sehr verändert hat. Dafür ist der internationale Frauentag wichtig. Ich finde aber, dass Feminismus auch nicht in allen Belangen angebracht ist."

http://www.fr-aktuell.de/ressorts/frankf...adt/?cnt=642395

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