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Die Bacardi-Fledermaus ist eher ein Vampir
Interview: Peter Wolter
»Die Bacardi-Fledermaus ist eher ein Vampir«
Der Film »Das Geheimnis der Fledermaus« wurde in New York ausgezeichnet. Bacardi-Konzern hat Berührung mit Terrorismus. Ein Gespräch mit Ekkehard Sieker
* Ekkehard Sieker studierte Mathematik und Physik. Er arbeitete 20 Jahre als Journalist beim WDR, davon zehn in der Monitor-Redaktion. Zur Zeit ist er Wissenschaftsjournalist bei der Max-Planck-Gesellschaft, die das Einstein-Jahr 2005 in der Bundesrepublik wesentlich mitgestaltet.
F: »Das Geheimnis der Fledermaus« heißt ein von Ihnen gedrehter Film, der jetzt preisgekrönt wurde. Geheimnisse machen uns neugierig – worum geht es?
Diese Fledermaus kennen viele Menschen, und zwar als Logo auf den Rumflaschen der Marke Bacardi. Aber nur wenige wissen, was dahinter steckt: ein internationales Familienunternehmen, das nicht nur Rum verkauft, sondern auch noch einen immensen Einfluß auf die Politik der USA gegenüber Mittelamerika und besonders gegenüber Kuba ausübt. Und das ist letztlich die Geschichte, die mein Kollege Marcel Kolvenbach und ich in diesem Film erzählen: Bacardi will die sozialistische Regierung Kubas stürzen und als Vorhut in Havanna einziehen, um sich dort die früheren Besitztümer wieder anzueignen.
F: Also ist diese Fledermaus eher ein Vampir als ein harmloses kleines Säugetier?
Diese Fledermaus hat durchaus etwas von einem Vampir. Letztlich geht es darum, daß hinter diesem niedlichen Flaschenemblem eine ungeheuer einflußreiche und teilweise auch gefährliche Politik steht. Da gibt es durchaus Berührungspunkte zu Terroraktionen gegen Kuba.
F: Der Film wurde jetzt beim New-York-Festival als drittbester politischer Dokumentarfilm der Welt im vergangenem Jahr ausgezeichnet. Was ist das für ein Preis?
Das ist der »New York Festival World Award«. Die Jury ist mehrheitlich mit US-Amerikanern besetzt, es sind aber auch Leute aus dem internationalen Film- und Fernsehgewerbe dabei. Sehr wichtig ist, daß dieser Film ausgerechnet in den USA prämiert wurde. Er ist ja nicht gerade freundlich der US-Regierung gegenüber.
F: War es früher einfacher, Filme mit brisanten politischen Inhalten zu produzieren?
Leider bieten gerade auch die öffentlich-rechtlichen Sender in Deutschland seit Mitte der 90er Jahre immer weniger Geld und entsprechende Sendeplätze für diese Art von Filmen, die zwar investigativ und gut recherchiert, aber politisch unbequem sind. Die Mittel werden umgeschichtet zur leichten Unterhaltung, zur bunten Reportage, zum Sport. Für politische Filme muß man ein halbes oder gar dreiviertel Jahr recherchieren können, und dafür ist kaum noch Geld da. Diese Kritik wird von vielen Redakteuren geteilt – die können sich aber meist nicht gegen den politischen Willen der Hierarchen in den Sendern durchsetzen.
F: Würde es Sie reizen, einen Film über die fünf Kubaner zu drehen, die in Miami Terrorpläne gegen ihr Land aufklären wollten und deswegen zu langen Haftstrafen verurteilt wurden?
Natürlich würde mich das reizen. Dazu bedarf es aber gründlicher Recherche, nicht nur in den USA, sondern auch auf Kuba. Wegen eines anderen Projektes geht es in diesem Jahr zeitlich sowieso nicht. Aber das wäre ein wunderbares Thema, vor allem auch deshalb, weil dieser Vorgang in Europa so gut wie unbekannt ist. Soweit ich weiß, ging es den verhafteten Kubanern ja gerade darum,Terror zu verhindern – und genau deswegen wurden sie in den USA offenbar inhaftiert. Ich würde einen solchen Film schon machen, aber: Wer bezahlt das? Und wer sendet das anschließend?
F: Vielleicht findet sich ein junge Welt-Leser, der das finanziert ... Abschließende Frage: Wenn Sie sich zu Hause einen karibischen Cocktail mixen – nehmen Sie dazu Bacardi-Rum?
Nein, ich versuche immer, Havanna-Club zu bekommen. Das ist jetzt keine Werbung, sondern eine angemessene Form von politischer Korrektheit, an die man sich als politisch bewußter Mensch halten sollte. Zugegeben – es ist manchmal nicht einfach, in einem Laden eine andere Marke als Bacardi zu bekommen. Aber Havanna-Club ist weltweit auf dem Vormarsch und wird damit auf dem Weltmarkt zu einem Konkurrenten für Bacardi. Über die juristischen Auseinandersetzungen, die es deswegen gab, berichten wir in dem Film ebenfalls.
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