St. Paulis Kuba Trip - Freibeuter in der Karibik

21.01.2005 00:29 (zuletzt bearbeitet: 21.01.2005 09:13)
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#1 St. Paulis Kuba Trip - Freibeuter in der Karibik
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Von Manfred Ertel, Havanna Quelle: http://www.spiegel.de/sport/fussball/0,1518,337742,00.html

Um den FC St. Pauli steht es nicht gut. Im einstigen "Freudenhaus" herrscht seit langem Tristesse, der Regionalliga-Club kämpft um den sportlichen Anschluss. Moralischen Beistand sucht St. Pauli nun passend zum Image beim größten noch lebenden Revolutionär der Welt.


Kommt er oder kommt er nicht? Unruhe summt durch die Reihen und Ränge des altehrwürdigen Teatro Garcia Lorca in Havanna. Die Anspannung lässt die Luft wie um einen Bienenstock vibrieren. Immerhin ist der Beginn der Bühnenshow schon minutenlang überfällig. Und das lässt normalerweise einiges erwarten.

Alle sind sie da, um Kubas Helden der Neuzeit zu ehren. Das sind nicht erfolgreiche Ich-AG-Gründer oder Internet-Tüftler, sondern Gewichtheber, Fünfkämpfer und Ringer. Um sie zu würdigen, sind Minister und ihre Stellvertreter zum "Fest des Sports" in das barocke Festspielhaus gekommen, dazu die ganze Funktionärsnomenklatura aus Politik und Sport. Helden der "Revolution" oder "des sozialistischen Kampfes" sind auch da - wie die Boxlegende Teofilo Stevenson oder der ehemalige Hochsprung-Superstar Javier Sotomayor.

Solange der größte unter ihnen, der Maximo Lider, allerdings nicht da ist und Fidel Castro seine Untergebenen im Unklaren lässt, ob mit ihm nicht doch noch zu rechnen ist, rücken unerwartet andere in den Blickpunkt. Kicker und Präsidium des Hamburger Fußballclubs FC St. Pauli sind Ehrengäste der Sportgala. Erstmals weilt ein westeuropäischer Fußballverein zum Trainingslager in Kuba. Deshalb ist die Truppe schwer gefragt. Präsident Corny Littmann posiert mit Stevenson und den hübschen Volleyball-Girls, die vergangenen Sommer bei den Olympischen Spielen in Athen Bronze holten. St.-Pauli-Vertreter plauschen angeregt mit Sportminister Humberto Rodríguez González. Trainer und Mannschaftskapitän machen gute Miene zum diplomatischen Spiel.



Der Kuba-Besuch ist für alle ein ganz besonderer Anlass. Dass der Aufenthalt der Hamburger Jungs ausgerechnet mit dem Ende der diplomatischen "Cocktailkrise" zusammenfiel und dem deutschen Botschafter Bernd Wulffen seit vielen Monaten endlich mal wieder zu einer vollen Bude mit kubanischer Prominenz verhalf, dafür kann der FC St. Pauli nichts.

Aber die politische Aufwertung des fußballerisch inzwischen eher bescheidenen Drittligisten passt ins Bild. "St. Pauli war und ist immer auch Politik", schrieb einmal die "Welt". Und ein Club, der sich "non established since 1910" nennt, sich öffentlich "gegen Rechts" engagiert und rassistische Slogans auf den Rängen mit der Roten Karte bestraft, kämpft um sein Image beinahe so hart wie um den Klassenerhalt oder Aufstieg.

"Wir sind stolz, hier zu sein", sagt FC-Präsident Littmann und versteht sich als Entwicklungshelfer in Sachen Fußball. Die bräuchte die bunte Truppe selbst eigentlich viel dringender. Längst spielt der "Weltpokalsiegerbesieger", wie er sich seit dem 2:1-Sensationssieg über den FC Bayern im Abstiegsjahr 2002 gern nennt, nicht mehr in München oder Stuttgart, sondern gegen Holstein Kiel und den SC Paderborn. Was blieb, ist der Kultstatus. Doch der Kampf darum ist hart und der "Karnevalsverein" Mainz 05 schwer im Kommen.



Vor allem Club-Boss Littmann, 52, schriller Theatermacher und bekannter Schwuler, ist stets um neue Ideen und Geldquellen bemüht. "Retter"-T-Shirts, die hunderttausendfach bis in die entlegensten Winkel der Republik verkauft werden, um anhaltende Liquiditätsprobleme zu bekämpfen, gehören dazu. Oder der schwunghafte Handel mit Rasenstücken an prominente "Paten" wie Literatur-Nobelpreisträger Günter Grass.

Littmann legte auch eine "Revolutionskollektion" für Fans mit dem beziehungsreichen Namen "Viva" auf, die - dem Image des Clubs entsprechend - auf Hemden und Pullis die altlinke Symbolfigur Che Guevara und den roten Stern ziert. Da passt, zur Vorbereitung auf den "Klassenkampf" um die Aufstiegsplätze, Kuba eben ins Konzept.

Besuche bei Politikfunktionären, Gastvisiten mit Koffern voller Geschenke in notleidenden Kindergärten, eine offizielle Aufwartung am Grabmal des Volkshelden Che Guevara - "Kuba ist wie drei Filme gleichzeitig gucken", sagen die Spieler. Da verkommt der Sport schnell zur Nebensache.

Die Auswärtbegegnung gegen den amtierende Vizemeister Villa Clara beginnt nach stundenlanger Busfahrt beim Barbier von Zulueta. Das ist ein verfallenes Kaff auf dem Land. Die staubigen Straßen säumen verfallene Steinhäuschen und Bretterbuden. Das Kino hat vor grauer Vorzeit dichtgemacht. Im "Sozialzentrum" klappern die Holzläden vor den Fenstern den Takt zum Schachspiel einiger zahnloser Alter.



Doch Zulueta ist eine Institution und der Friseur, den alle nur "Barbier Gool" rufen, auch. Das Nest gilt als Wiege des kubanischen Fußballs. Hier wurde der nationale Verband gegründet. Das war 1913. Oder doch 1918? Das weiß hier niemand so genau. Schließlich rangiert Fußball in der Gunst der Menschen deutlich hinter Baseball.

Hier in der Gegend um Zulueta, so heißt es, wohnen die wichtigsten Funktionäre des kubanischen Fußballs. Deshalb müssen sie alle hierher, die Fußballgäste sind, und sich mit Hunderten Einheimischen durch den windschiefen Verschlag des Friseurs quälen. Dass er wichtig sein muss, davon zeugen eine offizielle Begrüßung auf der Straße sowie Schals, Poster und Dutzende vergilbte Teamfotos aus allen Ligen der Welt.

Auch der Club vom Hamburger Millerntor ist dabei, zweimal, in der guten alten Bundesligazeit und heute als "Viva Pauli". Die Vorbereitung auf das Match reduziert sich aufgrund der stundenlangen Busfahrt zum Warmmachen einer Schülermannschaft. Umziehen, ein paar Schritte laufen, und dann los. Ach ja, zuvor müssen noch die Nationalhymnen und ein Revolutionslied abgewartet werden.

Aber die Muskeln können ohnedies bei den angenehmen Temperaturen um 20 Grad Celsius kaum erkalten. Und das ist auch egal, wie das eigentliche Spiel. Denn das Ergebnis stand schon vor dem mickrigen 1:1 durch ein umstrittenes Abseitstor für den FC St. Pauli in letzter Minute fest. Es war, so der offizielle Ansager im Stadion, ein Sieg der "Freundschaft und Völkerverständigung".


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21.01.2005 09:07
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#2 RE:St. Paulis Kuba Trip - Freibeuter in der Karibik
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Moin Moin,all kloor Supporter,aber dein link ging nich.Viva ST.PAULI!!!!wie schon erwähnt.Cubatagebuch ST.PAULI.....http://www.fcstpauli.de Venceremos


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21.01.2005 10:16
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#3 RE:St. Paulis Kuba Trip - Freibeuter in der Karibik
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Interessant, daß der gute Corny Littmann die Restriktionen gegen Schwule durch Castro in den 60ger und 70ger Jahre ignoriert! Revolution und Geschäft gehen offebar vor!

'Wir haben zu viele individuelle Fehler gemacht!'

Diego Buchwald


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24.01.2005 22:11
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#4 RE:St. Paulis Kuba Trip - Freibeuter in der Karibik
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Moin Moin,hast ja Recht! "Sie sollten das Spiel,nicht zu früh abschalten.Es kann noch schlimmer werden." Heribert Faßbender Weiß-Braun Front!! Paulizecke


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