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Die Kuba-Krise der EU
In Antwort auf:
Die Kuba-Krise der EUBotschaftseinladungen an Dissidenten sorgten für Verstimmung / Jetzt ist der Zwist beigelegt
Vom 07.01.2005
Von Kurier-KorrespondentPeter W. Schröder
WASHINGTON Unbemerkt von der Weltöffentlichkeit tobte weit hinten in der Karibik 18 Monate lang der europäisch-kubanische "Cocktail-Krieg". Jetzt ist er aus, aber mit dem Friedensschluss sind nicht alle zufrieden. "Die Europäer sind vor Fidel Castro in die Knie gegangen", giftete ein amerikanischer Regierungsdiplomat in Washington, "und eine große Chance wurde vertan".
Es gibt größere Probleme als die Schnaps- und Rum-Feindseligkeiten auf der Zuckerrohrinsel des Kommunisten-Fossils, aber Politiker und Diplomaten schrecken bekanntlich vor wenig zurück. Und so nahm die Geschichte ungebremst ihren Lauf: Castros Geheimpolizei hatte im Mai und Juni vergangenen Jahres jedenfalls 75 Oppositionspolitiker verhaften lassen, die vom "Maximo Leader" als "ehrlose Söldner des amerikanischen Faschistenregimes" eingestuft werden, von den Regierungen der EU-Staaten dagegen als Regimegegner edelster Gesinnung und Absichten.
Worauf die in Havanna akkreditierten Botschafter der EU als Zeichen des europäischen Protestes beschlossen, zu ihren Botschaftsempfängen aus Anlass ihrer Nationalfeiertage ab sofort auch ein paar der noch auf freiem Fuß befindlichen Anti-Castro-Dissidenten einzuladen. Das war gut gemeint, ging aber auf der ganzen Linie daneben. Denn Kubas Außenminister Felipe Perez Roque drohte fraternisierenden Eingeladenen die postwendende Beförderung in Zellen der kubanischen Geheimpolizei an. Worauf es die von den Europäern eingeladenen Regimegegner vorzogen, doch lieber zu Hause zu bleiben.
Als Zeichen des kubanischen Missvergnügens über die europäische Einmischung in die "inneren Angelegenheiten Kubas" fror die Regierung Castro ihrerseits alle Beziehungen zu den Botschaften ein, die politischen und auch die gesellschaftlichen. Ab sofort blieben Minister und Beamte allen Empfängen fern und ließen die EU-Exzellenzen mit ihren Häppchen und Alkoholvorräten allein. Dieser Gang der Dinge verursachte naturgemäß einen schweren Kater. So ging das rund anderthalb Jahre lang. Bis die sich die spanische Regierung zum Waffenstillstand entschloss.
"Wir laden niemanden mehr ein", verkündete der Botschafter Madrids, "keine Dissidenten und auch keine Regierungsvertreter". Castro höchstpersönlich lobte die "weise Entscheidung", der sich andere kriegführende Parteien (die Botschafter Deutschlands, Griechenlands, Großbritanniens, Italiens, Österreichs, Portugals und Schwedens) jetzt aufatmend anschlossen. Nur die Botschafter der Niederlande, Polens und Tschechiens wollen nicht vom Cocktail-Krieg lassen. Denn das Washingtoner Außenministerium hatte den europäischen Parteien zuvor mitgeteilt, dass die Vereinigten Staaten jedes "Zurückweichen vor Castro" missbilligten. Jetzt darf vermutet werden, dass ein paar Staaten nicht vor Castro, sondern vor Bush in die Knie gingen. Was ja auch durchaus verständlich ist. Zum weitgehenden Friedensschluss ist jedenfalls der übliche Botschafts-Toast angebracht: "Na, denn Prost".
http://www.wiesbadener-kurier.de/politik...ikel_id=1744425
Moskito
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