Interview:...mit Raul Fornet-Betancourt

19.12.2004 02:38
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#1 Interview:...mit Raul Fornet-Betancourt
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Raul Fornet-Betancourt


* Der gebürtige Kubaner Raul Fornet-Betancourt lebt seit 1972 in Deutschland und arbeitet beim Missionswissenschaftlichen Institut Missio in Aachen. Für seine Arbeiten über die Theologie und Philosophie der Befreiung wurde er mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet. Er wurde vom Internationalen Biographischen Zentrum Cambridge (Großbritannien) zum "Mann des Jahres 2001" gewählt.

F: US-Präsident George W. Bush hat der kubanischen Regierung vor gut einer Woche in einer Rede vorgeworfen, die Prostitution zu fördern, und damit eine Verschärfung der bilateralen Krise herbeigeführt. Was halten Sie von den Anschuldigungen?

In bezug auf die Rede von Bush glaube ich der Darstellung der offiziellen Stellen Kubas. Von dieser Seite wurden die Behauptungen des US-Präsidenten heftig bestritten und als Verleumdung zurückgewiesen.

F: Welches Motiv könnte der US-Präsident für seine neuerlichen Angriffe haben?

Hinter solchen Angriffen steht meines Erachtens die grundsätzlich feindliche Haltung der Bush-Administration gegenüber der Regierung in Havanna. Darüber hinaus versucht Bush, im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen natürlich die in den USA lebenden Exilkubaner zu ködern. Einen sachlichen Hintergrund seiner Vorwürfe kann ich nicht erkennen.

F: Nun gibt es aber durchaus Prostitution in Kuba. Welche Ausmaße hat dieses soziale Problem?

Es ist unbestritten, daß es Prostitution in Kuba gibt. Man muß dabei aber die Geschichte im Hinterkopf behalten. Eine große Errungenschaft der kubanischen Revolution ist es, die institutionelle Prostitution abgeschafft zu haben. Nach 1959 wurden Bildungskampagnen und Erziehungsmaßnahmen für Prostituierte organisiert. Das Problem kam erst wieder im Laufe der 1990er Jahre mit der Öffnung für den westlichen Tourismus auf. Die Ausmaße sind jedoch nicht so weitreichend, wie man sich das im Ausland vielleicht vorstellt. Kuba steht beim Sextourismus nicht auf einer Stufe mit asiatischen Ländern oder auch nur der Dominikanischen Republik.

F: Wie hat die Regierung auf das Wiederaufkommen der Prostitution reagiert?

Mit einem neuen sozialen Angebot für die betroffenen Frauen. An entsprechenden Projekten ist vor allem die Föderation der kubanischen Frauen beteiligt. Gemeinsam mit kirchlichen Hilfsorganisationen wurden insbesondere in touristischen Zentren Sozialarbeiterinnen eingesetzt. Solche Programme wurden von der Regierung allein schon deshalb gefördert, weil ein Ausufern der Prostitution mit den sozialistischen Ansprüchen wie der Idee der Emanzipation der Frau nicht vereinbar ist.

F: Sind Ihnen solche Maßnahmen auch aus den karibischen Nachbarstaaten bekannt?

Nein, denn in diesen Ländern sind politische Institutionen und die Polizei oft in das
"Prostitutionsgeschäft" verstrickt. Während in diesen Staaten eine strukturelle Prostitution besteht, handelt es sich im Fall von Kuba eher um ein individuelles Problem, zumal sich die Frauen nicht prostituieren müssen, um überleben zu können.


saludos el C


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19.12.2004 02:59
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#2 RE:Interview:...mit Raul Fornet-Betancourt
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In Antwort auf:
Die Ausmaße sind jedoch nicht so weitreichend, wie man sich das im Ausland vielleicht vorstellt. Kuba steht beim Sextourismus nicht auf einer Stufe mit asiatischen Ländern oder auch nur der Dominikanischen Republik.
die begruendung ist, wie so oft, ziemlich simpel. die freunde cubas nennen 6tourismus naemlich nicht 6tourismus, sondern flirten am malecon. hatten wir doch alles schon mal.

die sache mit der polizei und ihrer nichtverstrickung in das business haette mich fast zu der frage hingerissen, wann der gute mann das letzte mal auf cuba war .


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