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Kubas alfabetizadores
@Elisabeth
sorry, aber auch wenn Joe1 vielleicht nicht so kritisch der Regierung gegenüber sein mag, so hat er doch durch seine eigene lange Tätigkeit an der Uni in Havanna bestimmt genug Einblick um zu erkennen, wie groß der Anteil an Propaganda im Lehrplan ist! Da habe ich eigentlich keinen Grund - und zwar nicht wegen meiner politischen Einstellung - an den Aussagen von jemand zu zweifeln, der da selbst involviert war!
Habe selbst in der eigenen Familie übrigens sehr gute Erfahrungen mit dem Können cubanischer Ärzte (und zwar nicht gegen Devisen, sondern in einem ganz normalen Krankenhaus im Stadtviertel!) gemacht, so dass ich mir nicht vorstellen kann, dass zugunsten von Propaganda die Vermittlung von Fachwissen allzusehr vernachlässigt wird! Dass Propaganda auch vermittelt wird, dürfte klar sein!
Saludos
Chris
#27 RE:Kubas alfabetizadores - Elisabeth
Ich aber schon, Chris, eben deswegen, weil ich vermute, dass Joe Propaganda gar nicht als solche erkennen würde.
Ausserdem, wie lange war er denn da? Ein gutes Jahr nicht wahr? Und davon hat er nach eigenen Aussagen viele Stunden bei Behörden verbracht, entweder in eigener Sache oder dann um seine Freundin zu retten.
Er sagt aber selbst auch, dass er keinen Einblick in die Stundenpläne hatte. Nur die Labors hätte er etwas näher kennengelernt und in Labors wird naturgemäss nun mal gewerkelt.
Ehrlich gesagt, die 90 % scheinen mir selbst auch übertrieben, ist aber die Aussage von jemand der es wissen kann. Andererseits muss ich sagen, dass diese Aussage in einem Moment von grosser Wut, Traurigkeit und Verzweiflung ob dem System gemacht wurde.
Das ist eben das Schlimme, die Menschen in Cuba, die noch Ideale haben, sich einsetzten und nicht daran denken, ihr Land zu verlassen, fühlen sich ohnmächtig, weil sie spüren, dass sich ihre Opfer und Einsatz nicht lohnen. Und jetzt rede ich nicht über die finanzielle Seite.
Auch ich habe recht viel Vertrauen zu cubanischen Ärzten, habe mich selbst schon behandeln lassen (und nicht etwa in einer USD-Klinik!). Ich bin aber gleichzeitig überzeugt, dass die guten Ärzte ihre Kenntnisse grösstenteils in der Praxis erworben haben, sich selbst auf die Suche nach Lehrmaterial und Lehrer gemacht haben und ihre Vorlesungen an der Uni für ihre Fachkenntnisse von untergeordneter Bedeutung waren.
Elisabeth
Elisabeth
In Antwort auf:Vorherige Antwort habe ich geschrieben, weil ich meine dass du eine ernste Person bist. Mit Kubanern rede ich prinzipiell nicht über die Politik, weil ich sie respektiere und will sie nicht in Verlegenheit bringen. Und auch deswegen nicht, weil ich nie sicher sein kann ob sie das erzählen, was sie auch meinen. So lasse ich es besser. Es interessiert mich schon wie sie leben und helfe so weit ich kann. Hier handeln wir Beide noch gleich. Der Unterschied ist was du mit Propaganda meinst. Z. B. Dass sie über 5 in USA sehr viel schreiben und reden ist wahr. Für dich ist das Propaganda für mich Politik mit welcher die Führung berechtigt zeigen will, dass sie sich für ihre Leute einsetzt.
Es gibt aber auch Cubaner in Cuba die das Regime nicht gut finden, auch wenn du dich das nicht vorstellen kannst. Glauben ist seelig, Wissen ist besser.
Bevor ich oben die Wörter "und FBI" geschrieben habe, habe ich länger nachgedacht ob das wahr ist oder nicht. Das habe ich einmal irgendwo gelesen. Wenn das nicht wahr ist, dann ist das Propaganda.
Das weiss du, dass bei den Abstimmungen in UNO, alle Staaten der Welt ausser USA und nur noch 2 oder drei Staaten gegen Embargo sind. Ist es nicht dann irgendwie logisch, dass Kuba gegen dieses Unrecht schreien muss. Und das tut man auch mit den Plakaten und Parolen entlang der Strassen und an den Gebäuden.
Nein, es ist nicht so dass ich weitgehend mit den Zuständen in Kuba einverstanden bin, sondern eindeutig überzeugt, dass dann, wenn sich Kuba auf die Art "demokratisiert", wie in Oststaaten, der Mehrheit schlechter gehen wird, weil die CA´s (Cuban- Americans) sich ganz bestimmt nicht um die Ärmeren in Kuba sorgen machen würden.
Ich kann es mir aber gut vorstellen, wenn deine Bekannte in Kuba Ärzte sind, dass sie sich die CA´s wünschen, weil sie glauben bessere Chancen zu haben als jetzt.
Gruss
José
In Antwort auf:
Ich kann es mir aber gut vorstellen, wenn deine Bekannte in Kuba Ärzte sind, dass sie sich die CA´s wünschen, weil sie glauben bessere Chancen zu haben als jetzt.
Joe, du solltest nicht immer Sachen erfinden, die ich nicht geschrieben habe. Wo steht das? In welchem Beitrag von mir? Eine weniger blühende Fantasie und etwas mehr Genauigkeit, du bist doch Techniker?, wäre schon wünschenswert.
Propaganda: was du beschreibst ist nur die grobschlachtige Version.
In Tat und Wahrheit ist die Propaganda in Cuba viel hintergründiger, dafür aber um so einprägender für die Menschen. Schlimmer, sie können sich der Propaganda gar nicht entziehen weil das ganze Leben in Cuba damit durchtränkt ist, vom Circulo Infantil bis zum Tod.
Auch ich sage eigentlich nie etwas in Cuba, was die Menschen in Verlegenheit bringen könnte. Immerhin ist es ihr Land und sie müssen dort leben. Dennoch erzählen mir Freunde und Verwandte viel. Ich hatte manchmal den Eindruck, dass das Reden mit mir befreiend wirkte, komme ich doch von aussen und habe mit dem Ganzen nichts zu tun. Jedenfalls konnten sie mit recht grosser Sicherheit davon ausgehen, dass ich nicht zur CDR laufe und plappere.
Elisabeth
#30 RE:Kubas alfabetizadores - Elisabeth
@elisabeth
In Antwort auf:
Wer hat denn über ausländische Professoren gesprochen? Ich nicht. Selbstverständlich ist der Professor aus meinem Beispiel Cubaner.
Achso. :-)
In Antwort auf:
Medizinvorlesungen auf Englisch in Cuba!
Ich meinte mich an eine derartige Bemerkung zu erinnern. Irgendwie wollte mir das eine (mir sehr gut bekannte) doctora jedenfalls mal verkaufen. Und ich meine, auch ein früherer Vermieter von mir, seines Zeichens Chefarzt (und natürlich auch Professor im Sinne von
Hochschullehrer), hat das mal so erzählt. Den kann ich aber nicht fragen, weil der wohl schon seit längerem einen speziellen Betreuungsauftrag in Havanna hat. :-)
Kann aber auch sein, dass ich das wegen des hundsmiserablen Englischs nicht richtig verstanden habe. War wahrscheinlich nichts anderes als dick aufgetragen.
Wie meine Frau immer zu sagen pflegt: Arzt wird in Kuba doch wirklich jeder. Die besten werden in Kuba natürlich nicht Ärzte sonder bspw. Ökonomen. Nun darfst Du dreimal raten, was sie von Beruf ist. ;-)
In Antwort auf:
Ideologie und Religion spühlt nun mal die meisten Gehirne weich.
Für so weichgespült halte ich die Kubaner gar nicht. Zumindest führe ich Übertreibungen und völlige Fehleinschätzungen eher auf das dortige Temperament denn auf irgendwelche subtile Propaganda zurück. Vielleicht treibst Du Dich einfach zu sehr in der Intellektuellen- oder
Oppositionellenszene rum. Oder wo auch immer Du die unzufriendenen Stimmen aufgetan hast. ...
Ich will das gerne etwas vertiefen:
In Antwort auf:
Das ist eben das Schlimme, die Menschen in Cuba, die noch Ideale haben, sich einsetzten und nicht daran denken, ihr Land zu verlassen, fühlen sich ohnmächtig, weil sie spüren, dass sich ihre Opfer und Einsatz nicht lohnen. Und jetzt rede ich nicht über die
finanzielle Seite.
Klingt ein bischen nach dieser "wir machen alles besser"-Truppe, die in irgendeinem Kuba-Thread sogar mal auf heise.online aufgetaucht ist. Ich bin mir jedenfalls, wenn ich mich in der mittelamerikanischen Umgebung so umsehe, gar nicht so sicher, ob der gute Wille sich in reale Verbesserungen umsetzen lässt. Schließlich haben wir schon als Kinder in
Deutschland gelernt, dass "gut gemeint" das Gegenteil von "gut" ist.
Und soweit ich das beurteilen kann, steht doch ein ziemlich großer Teil der kubanischen Bevölkerung hinter dem System. Auch wenn das einigen Oppositionellen nicht passt. Siehe etwa Chavez und dessen Wiederwahl. "Das kann ja nur manipuliert sein." Wenn ich sowas schon höre.
Kritik gibt es natürlich. Auch in Kuba und auch von den Kubanern. Aber wenn die Kritik von einem Ausländer kommt, dann schaltet der normale Kubaner sofort auf "Landesverteidigung" um. Kritik am kubanischen System steht Ausländern nicht zu. Aber Du scheinst da ja auch Kontakt zu anders denkenden Leuten zu haben.
Das von mir geschildete Verhalten würdest Du sicher so erklären:
In Antwort auf:
Schlimmer, sie können sich der Propaganda gar nicht entziehen weil das ganze Leben in Cuba damit durchtränkt ist, vom Circulo Infantil bis zum Tod.
Ich sehe das - mit Verlaub - völlig anders. Das beginnt bereits mit vielerlei staatlichen Maßnahmen, die man auf den ersten Eindruck als Schikane empfindet. Sieht man als Außenstehender genauer hin, dann stellt man sehr schnell fest, dass es sich fast ausnahmslos
um - zum Teil ziemlich hilflose - Versuche handelt, den Abstand zwischen Arm und Reich (also zwischen Dollarbesitzern und dem Rest der Bevölkerung) nicht zu groß werden zu lassen.
Das ganze erinnert and die zahlreichen hilflosen Maßnahmen, die in Ländern wie unserem versucht werden, um z.B. das Problem mit der Arbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen. Soviel zum "hier ist alles besser".
Wenden wir uns nun der Mär von der Propaganda zu. Mit Propaganda wirst Du auch hierzulande tagtäglich zugestopft. Kein Politiker ist sich heute mehr zu Schade, irgendwelche Halbwahrheiten in Richtung Bildzeitungsredaktion zu schicken, um den Pöbel zu polarisieren
und empfänglich für seine Ideen zu machen. Heute wird hier doch nun wirklich jede Neiddebatte angeheizt, auch wenn sie weiter als der Mond von den Tatsachen entfernt ist.
Ganz in diese Verdummungsretorte stapfen dann die industrienahen Niedrigniveausender wie Pro7.Sat1 und die RTL-Group. Da kann man für die zahlende Klientel schonmal die Unwahrheit verbreiten (man beachte z.B. die gezielte Lügenverbreitung zum Urheberrecht). Fragt ja sowieso niemand nach. Ganz im Gegenteil: Die Leute glauben irgendwann den Lügen. Kam ja schließlich im Fernsehen.
Die Krönung findest Du dann im Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Hier mal ein fast tagesaktuelles Beispiel:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,316015,00.html
Derart dummdreist ist die Propaganda in Kuba wirklich nicht. Vermutlich, weil die Kubaner - im Gegensatz zu den US-Amerikanern - nicht dumm genug sind, derartigen Platitüden auf den Leim zu gehen. Gott sei Dank! Ein derart ungebildetes, oberflächliches Volk ist auch schon mehr als genug Ballast für die gesamte Menschheit.
Und wo wir gerade beim SPIEGEL.online sind können wir ja auch mal einen Blick in den Länderalmanach riskieren. Fangen wir mit Kuba an:
http://www.spiegel.de/jahrbuch/0,1518,CUB,00.html
Zum Vergleich zunächst dann das Paradies, wo die Dollars wachsen:
http://www.spiegel.de/jahrbuch/0,1518,USA,00.html
Besonders interessant ist der Bereich "Gesundheit und Soziales". Hier liegen beide Länder ziemlich gleichauf. Wenn denn Kuba nicht vorne liegt. Und die demokratische Legitimation der amtierenden Staatsoberhäupter ist ja in Wirklichkeit auch nicht so unterschiedlich: Der eine wurde von Richtern bestimmt, die sein Vater eingesetzt hat. Der andere ist ein übernommener Revolutionsführer.
Aber lassen wir die Politik beseite und vergleichen nur die Fakten mit einigen anderen - US-demokr^Wamerikanisierten - Ländern Lateinamerikas:
http://www.spiegel.de/jahrbuch/0,1518,BRA,00.html
http://www.spiegel.de/jahrbuch/0,1518,COL,00.html
http://www.spiegel.de/jahrbuch/0,1518,DOM,00.html
http://www.spiegel.de/jahrbuch/0,1518,MEX,00.html
http://www.spiegel.de/jahrbuch/0,1518,VEN,00.html
Und hier dann der absolute Höhepunkt:
http://www.spiegel.de/jahrbuch/0,1518,HTI,00.html
Man beachte jeweils die Werte der Säuglingssterblichkeit, der Kinderarbeit sowie die Lebenserwartung. Auch die Analphabetenrate ist interessant. Da bleibt doch nur zu hoffen, dass die Perspektive für Kubas "Demokratisierung" nicht Haiti lautet. :-(
Auch augenfällig ist, dass Venezuela gar nicht so schlecht dasteht. Und das ist das einzige Land in Lateinamerika, dass im Gesundheits- und Sozialbereich intensiv mit Kuba zusammenarbeitet. Oder sind das auch alles Propagandalügen, die der SPIEGEL hier verbreitet?
Gut, die USA werden wissen, warum sie bspw. keine Angaben zum Analphabetismus machen.
Und genau hier setzt dann MEINE Aufklärung an.
Ich versuche den gemeinen Kubaner nicht von Freiheit (die er sowieso nicht bezahlen kann) und Menschenrechten zu überzeugen, sondern kläre ihn erstmal über die REALEN Verhältnisse in dem "Paradies, wo die dolares auf den Bäumen wachsen" auf.
Denn weiter könnten hier Vorstellung und Wirklichkeit kaum auseinander liegen!
Natürlich geben die im US-Exil lebenden Kubaner beim jährlichen Verwandschaftsbesuch nicht zu, dass sie das ganze Jahr 60 oder mehr Stunden die Woche gearbeitet haben, im Wohnwagen oder unter der Brücke hausen und nur Nudeln und trockenes Brot fressen, um der in Kuba
zurückgebliebenen Familie ein paar Tage im Jahr eine "dicke Hose" vormachen zu können. Auch das ist - übrigens gar nicht so seltene - Realität. Wir kennen Ähnliches ja auch noch. Von den Verwandtenbesuchen, damals in der Ostzone. ...
Bliebe für mich noch die Frage, warum Du diese Fakten ausblendest und nur am System herumkritisierst. Die Weisheit "Demokratie ist die denkbar schlechteste Staatsform - nur gibt es keine bessere", die gilt nunmal nicht überall auf der Welt. Demokratie ist nur etwas für die "Satten". Und (nicht nur) deswegen funktioniert sie weder im nahen Osten noch in
Lateinamerika. Jedenfalls nicht vernünftig.
So. Das war nun aber wirklich genug Politik für diese Woche. Ich hoffe, Du bist mir jetzt nicht böse. Weder für meine Besinnungspause, noch für meine Worte. :-)
Mit Jose hier voll und ganz einer Meinung seienden Grüßen,
Stephan
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