Reporter ohne Grenzen beklagt schwarzes Jahr für Pressefreiheit

Paris/Berlin (AP) 2003 war ein schwarzes Jahr für die Pressefreiheit. 42 Journalisten starben in Ausübung ihres Berufs, das waren zwei Drittel mehr als 2002. 766 wurden festgenommen - so viele wie nie zuvor, wie Reporter ohne Grenzen (ROG) am Dienstag bilanzierte. Allein in Irak kamen 14 Reporter und Kameraleute ums Leben, darunter der deutsche «Focus»-Korrespondent Christian Liebig.

Die amerikanische Armee trage die Verantwortung für den Tod von mindestens fünf Journalisten, erklärte die Menschenrechtsorganisation. Doch sei in keinem Fall eine ausreichende Untersuchung eingeleitet worden. 2003 wurden weltweit so viele Medienvertreter getötet wie seit 1995 nicht mehr. Damals starben 49 Journalisten, 22 von ihnen im algerischen Bürgerkrieg.

Das Risiko für Kriegsberichterstatter steige vor allem, weil die Kriegsparteien in der «Schlacht der Bilder» immer weniger deren Sicherheit garantierten, kritisierte Reporter ohne Grenzen. Hinzu kämen neue Gefahren wegen möglicher Attentate. Doch nicht nur die Gewalt in Irak habe das Jahr überschattet: «Alle Alarmsignale stehen auf Rot», mahnte der Verband.

501 Medien wurden verboten oder zensiert, 28 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Zahl der gewalttätigen Übergriffe nahm mit 1.460 registrierten Fällen leicht zu. Wegen Recherchen zu Korruption und dem organisierten Verbrechen seien sieben Journalisten auf den Philippinen getötet worden, erklärte ROG. In Kolumbien starben demnach vier Reporter, weil sie Bestechung und die Verstrickung von Volksvertretern mit bewaffneten Gruppen anprangerten.

In Iran habe die konservative Justiz 50 Mitarbeiter der reformorientierten Presse verhaftet, auf Kuba seien 27 Persönlichkeiten der unabhängigen Presse in Schnellverfahren zu hohen Haftstrafen verurteilt worden. Anfang 2004 sitzen laut ROG weltweit noch mindestens 124 Journalisten im Gefängnis.

Chinesische Medien durften im letzten Jahr zu den Themen Sars, Aids, Korruption und Forderungen nach Demokratie nur offizielle Verlautbarungen verbreiten, kritisierte Reporter ohne Grenzen weiter. Viele Regime wie etwa in Tunesien missbrauchten den Kampf gegen den Terrorismus, um die unabhängige Presse zu kontrollieren.

Reporter ohne Grenzen

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