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Literarisches Duett
Aus FR vom 05.02.03 - Rubrik: "Die Ecke"
Literarisches Duett
CARACAS, 4. Februar (afp).
Hugo Chávez, venezolanischer Präsident und glühender Verehrer
des kubanischen Staatschefs Fidel Castro, hat von Kuba die
erste Sammlung seiner eigenen Reden als Geschenk bekommen.
Der Präsident sei gerührt, verlautete am Montag (Ortszeit) aus
seinem Umfeld in Caracas.
In Anlehnung an das Castro-Zitat aus den 60er Jahren "Alles
innerhalb der Revolution, nichts außerhalb der Revolution" heißt
der Band mit den Chávez-Ansprachen "Alles innerhalb der
Verfassung, nichts außerhalb der Verfassung" - einer der
Lieblingssätze des Staatschefs in der gegenwärtigen politischen
Krise. Am vergangenen Sonntag empfahl Chávez den Venezolanern
im Rundfunk, das Buch zu lesen. In seiner eigenen Sendung
"Aló Presidente" hält der 48-jährige Staatschef jeden Sonntag
bis zu sieben Stunden lange Reden zur Lage der Nation.
[ document info ]
Copyright © Frankfurter Rundschau 2003
Dokument erstellt am 04.02.2003 um 20:01:02 Uhr
Erscheinungsdatum 05.02.2003
Ola el Polito,
hm, fand den Artikel einfach gut zum schmunzeln. Hab dabei nicht
so direkt an die aktuellen Probleme in Venezuela gedacht.
Ist ja auch für jeden was dabei:
Fidels und Hugos Freunde können sich über die gegenseitige
Übereinstimmung und Hilfe freuen.
Und deren Kritiker über die dabei (unfreiwillig) zur Schau gestellte
Ironie / Satire und mögliche Bestätigung ihrer Befürchtungen einer
zu großen Nähe zu Kuba.
Wenn nicht wirklich Menschen(leben) davon betroffen wären,
könnte man es wohl ruhig als nettes Verfassungs- und
Gesellschaftsexperiment betrachten.
Quasi ein "Online Verfassungstest Terrarium".
Und ein Vorgeschmack auf mögliche, zukünftige Entwicklungen in
Kuba.
Nach den Erzählungen eines früheren Freundes aus Venezuela
hatte ich die Gesellschaft dort immer für stabiler und ausgeglichener
gehalten (als zumindest in anderen Lateinamerikanischen Ländern).
Die Ereignisse im letzten Jahr lassen daran arg zweifeln und wenig
Gutes für das Land hoffen. Keine der beteiligten Parteien hat sich
nach meinem Eindruck immer vollends "integer" und de-eskalierend
verhalten.
Ein Abwahlreferendum erst nach einer Minimalzeit zuzulassen, kann
ja durchaus sehr sinnvoll sein, um in unstabilen Gesellschaften nicht
zu einem steten Präsidenten- / Regierungskarussell zu führen. Doch
wenn jetzt schon wesentlich mehr als die notwendige Stimmenanzahl
zusammengekommen ist, warum sollte dies nicht auch in einem halben
Jahr der Fall sein? Wäre ein früheres Einlenken dann nicht doch
sinnvoller?
Bedeutet dies nicht auch für Chávez und seine Anhänger, dass sie ihre
mögliche Abwahl dann nur noch durch Übergehen der Verfassung
(z. B. d. Nicht-Akzeptanz des Referendums) sichern können?
Wenn es bereits jetzt keine von beiden Seiten akzeptierte inländische
Schlichtungsinstanz (irgendein Verfassungsorgan, Kirchenführer etc.)
gegeben hat, warum sollte dies dann im August der Fall sein?
Wie viel Einfluss ausländischer Interessen, nur ihre Interessen(vertreter)
durchzusetzen, gibt es, der eine gütige Lösung aktiv verhindern wird?
Neben (u. U. nur oberflächlichen) Reformen scheint mir eine grundlegende
Neubesinnung in Venezuela notwendig zu sein. Da ich die nicht sehe,
habe ich wenig Hoffnung. Leider.
Bleibt zudem zu hoffen, dass uns in Europa nicht ähnliches in 5-10 Jahren
(bei dann möglicherwiese schlechterer Wirtschaftslage und geringerem
Weltpolitikeinfluss) selber droht.
Aber nach derhelms Motto bleibt Hoffnung:
"Alle sagten, das geht nicht. Dann kam einer, der hat es einfach gemacht."
Saludos, Karsten
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