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Cuba die Fünfte - dritter und letzter Teil
MiKe1411
(
Gast
)
Details
Was bisher geschah:
Fünf mal Cuba in 2 Jahren...
Havanna, Cienfuegos, Isla de la Juventud, Havanna,
Pinar del Rio....
...nachzulesen in den beiden ersten Teilen dieser
tatsächlich nur dreiteiligen Trilogie!
...bei Celeida in Pinar del Rio...
27.04. Freitag
Ich beweise deutsche Tugenden, indem ich, wie vereinbart,
um 8:00 Uhr pünktlich und frisch geduscht, zum Frühstück
erscheine. In schwimmenden Öl gegarte Eier, zwie Revo-
lutionssemmeln, Butter, Guaven- und Mango-Marmelade,
Milchkaffee und Orangensaft. Um 9:00 Uhr erscheint mein
Privattaxifahrer. Wir fahren zur Tabakplantage von Don
Alejandro Robaina, 25 km Richtung San Juan im Vuelta
Abajo. Mein Taxist benutzt seine Anmacher-Hupe bei jedem
weiblichen Wesen zwischen 12 und 50, sowie zum Zwecke der
Verkehrswarnung. Wir biegen von der Teerstraße ab, nehmen
einen Polizisten-Anhalter mit. Nach einigen km erreichen
wir Don Alejandro´s Haus. "Robaina" ist eine in Deutsch-
land recht bekannte Zigarrenmarke. Haus und Hof unter-
scheiden sich nicht wesentlich von anderen Anwesen in
Cuba. Don Alejandro erscheint: er ist 82 Jahre alt,
sehr rüstig. Ein freundlicher Herr, der stolz auf
seinen Tabak ist. Zuerst bekomme ich eine Zigarre
verpasst: angebohrt und von Don A. mit einem Turbo-
Gasfeuerzeug in Brand gesetzt. Eine Oma bringt
Demo-Zigarren, Bücher, Zigarren-Zeitschriften. Ich sitze
gemütlich im Schaukelstuhl und genieße die Zigarre, als
ein Ami-Ehepaar auftaucht. Ein englisch sprechender
Gehilfe von Don A. beginnt uns den Werdegang des
Tabaks von der Aussaat über Ernte bis zur Fermentation
zu erklären. Die Ami-Tussi ist leicht desorientiert: sie
wähnt sich auf einer Kaffeeplantage und meint, sie sei
militante Nichtraucherin. Danach machen wir einen
Rundgang über die Plantage, besichtigen eine
Demo-Pflanzung, Tabak-Schuppen, schauen beim rollen
von Zigarren für den "Hausgebrauch" zu. Keinerlei
Verkauf von Puros!!
Auf der Rückfahrt machen wir einen Abstecher zum Haus des
Taxifahrers. Ich muss die Ehefrau und die Kinderlein ab-
küssen, bekomme einen Kaffee. Pedro, der Taxifahrer, ist
ehemaliger Polizist, musste seinen Job aus Gesundheits-
gründen aufgeben und fährt jetzt Taxi. Sein Vorteil: er
kennt alle Ex-Kollegen und hat so keinen Ärger mit der
Polizei! Die Polizei auf dem Land unterscheidet sich
sehr von den Großstadtbullen in Havanna oder Santiago.
Eher "Freund und Helfer" als brutale Unterdrücker. Man
kann sogar mal ein Glas mit ihnen trinken.
Nach meiner Rückkehr nach Pinar streife ich durch die
Straßen, trinke einige Biere und genieße den Tag.
Abends gehe ich wieder in den benachbarten Paladar. Ich
werde schon als "Freund des Hauses" angesprochen.
Geräuchertes Hähnchen mit allem Zubehör. Nicht übel!
Am Nebentisch sitzt ein ca. 50-jähriger mit einem
kompletten Gefolge von Mädels aller Altersstufen. Natür-
lich quatscht er mich an: er sei Holländer, 11 Cubareisen
in 3 Jahren (wann arbeitet der?). Er fragt mich, ob, ich
schon ein Girl- oder Boyfriend gefunden habe...
Eines der Girls aus seinem Harem versucht, mich um eine
Cola anzubetteln. Ich sehe es jedoch nicht ein, die Nutten
des Holländers auszuhalten. Der Holländer faselt noch
herum, wie unendlich traurig es doch sei, zusehen zu
müssen, wie sich diese armen Mädels prostituieren müssen.
blablabla.
Ich lande wieder in meiner Peso-Schenke namens "Daiquiri"
und nehme einige Male Rum für 5 Pesos. Ein ziemlich ab-
gerissener Typ redet pausenlos - auch ohne, dass ihm
jemand zuhört.
Wer zeitig mit dem saufen anfängt, ist früher voll und
kann somit auch frühzeitig ins Bett: Celeida erwartet
mich natürlich wieder zu einem "Schwätzchen". Sie ist
froh, dass ich nicht mit dieser Puta aus dem Paladar
aufkreuze. Sie habe kurz um meine Charakterfestigkeit
gebangt, als sie dieses "stadtbekannte" Nachtschatten-
gewächs an meinem Tisch aufkreuzen sah. Sie jammert noch
ein wenig herum, wie sittenlos die heutige Jugend sei.
Ab ins Bett.
28.04. Samstag
Natürlich wieder pünktlich um 8:00 Uhr beim Frühstück.
Immerhin verteidige ich hier die Ehre des deutschen
Touristenvolkes. Dafür bringe ich jedes Opfer!
Eine junge Negerin aus der Nachbarschaft kommt vorbei,
leiht sich eine Handvoll schwarze Bohnen aus, trinkt
Kaffee, raucht "Popular" und stillt mal eben nebenbei
ihren Säugling am Küchentisch.
Um 9:30 Uhr erscheint mein Taxifahrer. Nachdem er seine
zwei(!) Ersatzreifen aufgefüllt hat, fahren wir über die
Carretera Central nach Cuevas de las Portales. Hier be-
sichtige ich ein recht imposantes Höhlensystem, in dem
sich 1962 während der Kubakrise die Kommandozentrale
von Ché Guevara befunden hat. Alles ist mit metallenen
Hinweistafeln gekennzeichnet: sein Schlafplatz, "der Ort,
wo er Schach zu spielen pflegte", sein persönlicher
Schießplatz. Das ganze ist ziemlich bizarr...
Neben dem Höhleneingang befindet sich ein Campismo mit
winzigen Schlafhäuschen. Sowas wäre ja auch mal lustig,
allerdings hat die Anlage noch nicht geöffnet.
Wir fahren weiter. Erst mal geschlagene 20 Minuten hinter
einem LKW, der uns auf der steilen Straße in schwarze
Abgaswolken einhüllt und auf die Dauer-Hupsignale des
Fahrers nicht reagiert.
Wir erreichen doch noch Parque La Guíra. Das ist eine Art
englischer Garten mit künstlichen Ruinen, Seen, Statuen
und nachgebauten japanischen Teehäusern. Ein spleeniger
Engländer (Kaffepflanzer) hat sich diesen "Landsitz"
vor über 100 Jahren bauen lassen. Die ganze Anlage ist
einigermaßen vergammelt. Und man will nicht einmal Ein-
tritt von einem Dollar-Touristen!
Für einige Pesos trinke ich zweifelhaftes Bier ohne
Etikett und esse Bohnen, Reis und Hühnerschnipsel in
der Cafeteria. Ich bin hier weit und breit der einzige
Tourist und werde zu einigen Gläsern Rum genötigt. Aber
da muss man halt durch...
Danach weiter nach Soroa. Der Eintrittspreis zum
Wasserfall kostet inzwischen unverschämte 3 USD. Statt
dessen besuche ich den Orchideengarten - Eintritt 3 USD,
allerdings bekomme ich kein Billet. Klar, dass die
Kassiererin das Eintrittsgeld "abzweigt". Der Orchideen-
garten ist enttäuschend. O.k., ganz nette Anlage, aber
sonst nix umwerfendes. Einige Schreivögel und Kolibris,
das war´s dann.
Wir machen uns über die Autobahn auf die Rückfahrt nach
Pinar.
Abends lande ich in einem Paladar. Ich esse irgendwelche
undefinierbaren Fleischbrocken (Hund? Elch? Pferd?) in
Soße, dazu die üblichen Reis+Bohnen.
Am Nebentisch wird ein französisches Ehepaar von seinem
Jinetero über die Fakten des cubanischen Lebens aufgeklärt.
Mein Lieblings-Schnapsausschank hat heute zu. Ich finde
jedoch gleichwertigen Ersatz und kann noch einige
Plastikbecher Rum à 5 Pesos vernichten. Ein Eckensteher
will sich mit mir anfreunden. Sein gieriger Blick auf
meinen Schnapsbecher enthüllt jedoch den wahren Beweg-
grund seiner Freundschaft. Ich lasse ihn stehen und
gehe nach Hause. Dort erwartet mich der obligatorische
Nachtplausch mit Celeida. Heute erzählt sie mir, wie
sie als Telefonistin ihren Beitrag zum Erfolg der Revo-
lution geleistet hat, dass sie die Unmoral der heutigen
Jugend nicht versteht und die USA wegen ihres Imperialis-
mus haßt. Nix neues also.
Ab ins Bett.
29.04. Sonntag
Natürlich pünktlich um 8:00 Uhr Frühstück!
Celeida ist happy: Drei schweizer Touristinnen sollen
heute mit dem Viazul-Bus ankommen. Die Touristenvermitt-
lerin in Havanna scheint ganze Arbeit zu leisten.
Ich packe, mache noch einen Stadtrundgang. Die Baptisten-
kirche scheint bis auf den letzten Platz besetzt zu sein.
Vor der Tür parkt ein Traktor mit Eigenbau-Anhänger, der
nach Ende des Gottesdienstes als Gläubigen-Shuttle dient.
Noch eine Peso-Pizza, dann zurück ins Casa, wo jetzt die
drei Schweizermädels eingetroffen sind. Sie kommen aus
der französischsprachigen Schweiz und sehen aus wie die
Schwestern von Monica Lewinsky.
Ich bezahle meine Rechnung und hinterlasse noch diverse
T-Shirts, Kosmetika und anderen Kleinkram. Es spielen
sich wieder die üblichen Abschiedszeremonien ab. Nach
reichlich winkewinke kann ich mich gegen 13:30 Uhr
endlich in Richtung Busbahnhof absetzen.
Der Viazul-Bus trifft pünktlich um 14:15 Uhr ein. Da ich
der einzige Tourist bin, der hier zusteigt, wird meine
Fahrkarte äußerst genau überprüft und mit verschiedenen
Listen verglichen. Sie scheint in Ordnung zu sein, da ich
schlussendlich einsteigen darf.
Wie üblich ist der Bus gut gekühlt. Aber der Cubaprofi
hat ja -einig zu diesem Zweck- sein Sweatshirt griff-
bereit. Im Gegensatz zur us-amerikanischen Touristin auf
dem Nebensitz. Die Kälte führt zu heftiger Gänsehaut und
Brustwarzenverhärtung.
Es beginnt heftig zu regnen. Der Bus büßt einen Aussen-
spiegel ein, als er einen LKW recht knapp überholt.
In Havanna springe ich in ein Panataxi und fahre in mein
"Stammhaus" in Vedado. Freudiger Empfang. Ich darf wieder
bei Lola wohnen.
Zur Erbauung der Familie "zaubere" ich aus meinem Gepäck
ein Seifenblasenspiel. Eigentlich war das für die vier-
jährige Tochter von Lisbet gedacht, allerdings dient es
überwiegend der Erbauung der erwachsenen Familienmit-
glieder, die nicht mehr aufhören wollen, Seifenblasen zu
erzeugen. Und dabei kreischen und krähen ohne Ende.
Abends ziehe ich mal wieder durch Havanna. Eigentlich
wollte ich in einem Paladar essen. Statt dessen lande
ich mal wieder in Habana Vieja, ernähre mich von
Erdnüssen und Peso-Rum sowie einigen Bieren.
Als ich gerade vom Monserrate ins Castillo de Farnes
hüpfe, setzt ein Wahnsinnsregen ein. So was hab ich noch
nicht gesehen. Jetzt weiß ich allerdings, warum die
Bordsteine in Havanna so hoch sind. Das Wasser strömt
ca. 30 cm hoch durch die Straßen.
Nachdem der Regen aufgehört hat, lande ich in der Bar
des Hotels Inglaterra. Eine Oma klimpert auf dem Klavier,
ein besoffener Gast versucht, irgendwelche Schmalzarien
dazu zu knödeln.
Ich nehme noch verschiedene Getränke in mir nicht mehr
namentlich erinnerlichen gastronomischen Betrieben, lande
dann per Taxi im Hotel Nacional. Aber hier ist nix mehr
los. Ich trinke hier noch einen überflüssigen Mojito und
finde meinen Weg nach Hause über die La Roca-Bar und
eine nahe gelegene Dosenbierverkaufsstelle.
30.04. Montag
Irgendwie bin ich leicht katerig.
Nach einem Milchkaffee geht es mir wieder besser. Per Taxi
und zu Fuß erkunde ich Miramar. Hier gibt es einige nette
Villen. Vor allem Botschaften. Das MININT-Museum hat
leider geschlossen, so dass ich wohl oder übel noch einmal
nach Cuba reisen muss... ;-)
Gestern hat mir ein Tresengenosse das "Dos Gardenias"
empfohlen. Es stellt sich aber heraus, dass es sich nur
um einen von Rumbos betriebenen Touristenladen mit mehreren
Restaurants, Kneipen und Bars handelt.
Ich schlendere zurück nach Vedado, den ganzen Malecon ent-
lang. Einige Biere in der Freiluftbar hinter dem Hotel
Nacional.
Um 19:30 bin ich bei John und Alejandrina eingeladen. Das
sind Schwiegersohn und Tochter meiner havanenser (?) Ver-
mieterin. Ein Abendessen bei ihnen ist bei meinen Havanna-
Besuchen obligatorisch. Ich habe mich in der Vergangenheit
schon als Brief- Medikamenten- und Fliesenschneider-
Transporteur betätigt, so dass ich quasi zur Familie
gehöre.
Sie wohnen in einem Hochhaus in der Nähe des Hotel
Nacional. Allein schon der Gang durch das Treppenhaus,
hinauf in den 7. Stock, ist ein Erlebnis. Fahrstuhl gibt
es zwar auch, aber dem schenke ich kein Vertrauen.
Mit großem Hallo werde ich empfangen. Ich muss meine
Reiseerlebnisse schildern, dabei werde ich genötigt,
spanisch zu sprechen. Alle loben meine sprachkundlichen
Fortschritte, obwohl ich da anderer Meinung bin.
Danach muss ich Bier trinken und unglaubliche Mengen von
Nahrungsmitteln in mich hineinschaufeln: Fischhäcksel als
Vorspeise, Fischsteak, eine Art Gulasch, Reis, Bohnen,
Salat, Kartoffeln, in Ei gebackenes Brot mit Sirup. Dann
endlich Kaffee und Rum.
Hinterher ist noch etwas Konversation angesagt. Aber da
Alejandrina trotz meiner rasend spannenden Erzählungen
immer wieder einnickt, verabschiede ich mich recht bald.
Es hat wieder geregnet. Die Gehwegplatten sind ziemlich
rutschig. Ich nehme noch einige Biere in der Nähe des
Habana Libre. Einige schwarze Häschen versuchen, mich
noch in eine Disko zu schleppen. Ich leiste erfolgreich
Widerstand.
01.05. Dienstag - Maifeiertag !!
Durch ungewöhnlichen Lärm auf der Straße werde ich
sehr früh geweckt. Schon um 7:00 bin ich auf der Straße.
Aus allen Richtungen strömen Menschen in Richtung Plaza
de la Revolución. Ganze LKW- und Busladungen von mit
einheitlichen T-Shirts und Baseballmützen kostümierten
Arbeitern warten an der Avenida de Rancho Boyeros auf
ihren Abmarschbefehl für den Vorbeimarsch an der
Tribüne des José-Martí-Denkmals. Das ganze wird von zahl-
reichen Organisationshelfern koordiniert. Die Ver-
pflegungstrupps haben Trinkwasserwagen und Bocadillo-
Verkaufsstände aufgebaut. Je näher ich der Plaza de la
Revolución komme, desto dichter werden die Menschen-
massen. Das ganze ist ziemlich fröhlich-ausgelassen, man
wagt auch mal ein Tänzchen zur aus Blechlautsprechern
tönenden Salsamusik. Man drückt mir zwei cubanische
Papierfähnchen und einen kleinen Zettel in die Hand:
"Annexión no! - plebescito sí!" steht darauf. Dies ist der
"Spontane" Schlachtruf und das Motto der diesjährigen
Maidemonstration.
Auf der Plaza stehen die Leute dicht gedrängt. Besonders
vorne, an der Straße vor dem Martí-Denkmal ist kein durch-
kommen. Der Anteil der Sicherheitskräfte steigt ebenfalls
mit der Annährung an die "Führertribüne". Man erkennt die
Herren an den Sonnenbrillen, Headsets, Walkie-Talkies und
dem strengen Blick.
Die Tribünenplätze sind dicht besetzt mit ranghohen
Militärs, uniformierten Jugendlichen sowie ausländischen
Ehrengästen aus den letzten sozialistischen Bruderländern.
Ich erleide noch eine Stunde Vorbeimarsch, sozialistische
Liedermacher, Revolutionsgedichte aufsagende Schulmädchen
und paradierende Jugendgruppen in Uniform. Immer wieder
müssen wir mit unseren Fähnchen winken oder "Viva la
Revolución" brüllen. Dann noch eine Grußadresse
irgendeines südamerikanischen Gewerkschaftssekretärs.
Und der canadische Konsul erzählt auch noch einen Schwank
aus seiner Jugend...
Dann endlich taucht ER auf: Fidel Castro im Kampfanzug
- mit weissen Joggingschuhen! Wir schwenken alle unsere
Fähnchen und schreien FIDEL FIDEL - ich auch, da ich böse
Blicke meiner Nachbarn ernte, wenn ich mal nicht winke
oder schreie.
Fidel tritt ans Rednerpult und hält eine nur (!!)
45-minütige Rede. Nix spektakulär neues: Er klagt die
USA wegen der Blockade an und warnt vor den US-
Kapitalisten, die die Welt unterjochen wollen.
Da ich meine, jetzt das wichtigste Gesehen zu haben,
mache ich mich langsam auf den Rückweg. Aus den Blech-
lautsprechern schallt mir Fidels Rede ständig hinterher.
Die Rede ist zu Ende und ich träume schon von der Ein-
nahme alkoholhaltiger Erfrischungsgetränke, als ich an
der Avenida de los Presidentes plötzlich in einen
Menschenauflauf hineingerate. Wegen der nachdrängenden
Leute gibt es für mich kein Entkommen. Nach einigen
Minuten erkenne ich den Grund des Menschenstaus: ein Pulk
von Polizeimotorrädern geleitet Fidels Limousine sowie
einige Busse mit den Obergenossen und handverlesenen
"Volksgenossen" zum Startpunkt der Demo!
Nach einer weiteren halben Stunde Wartezeit in der prallen
Sonne setzt sich der Zug endlich in Bewegung. Dicht gepackt
schlurfen wir die Avenida hinab. Es gibt kein Entkommen,
da die einmündenden Seitenstraßen sowie der Straßenrand
von Schulter an Schulter stehenden, grimmig blickenden
Zivilisten abgeriegelt ist. Alle haben ein kleines Schild-
chen angeheftet; "Cordon" und eine fortlaufende,
sechsstellige Nummer. Sie sorgen dafür, dass die revo-
lutionäre Volksmasse nicht an "Schwund" leidet. Unterwegs
hat das Fernsehen Kameras aufgebaut. Jeweils kurz vor der
Kamera werden die Marschteilnehmer zum winken Fähnchen
schwenken und "Annexión no! - plebescito sí!"-rufen auf-
gefordert.
Ein Hubschrauber kreist ständig über der Innenstadt.
Im Schritttempo erreichen wir irgendwann den Malecon.
Statt der zivilen Wachtposten stehen hier uniformierte
Polizisten und MININT-Leute. Als wir an der US-Vertretung
vorbeimarschieren, werden die Parolen lauter und wütender.
Wir passieren noch eine Militärkapelle, dann, unterhalb
des Hotel Nacional, löst sich der Demonstrationszug
endlich auf. Hier ist auch nochmal eine Gastronomie-
Brigade mit Bier aus Ölpapierbechern und schmierigen
Wurstbrötchen für Pesos stationiert.
Ich wandere erst mal heimwärts um zu entspannen und vor
allem einige Eimer Agua fría einzunehmen.
Abends nochmal in die Altstadt. In der Calle Obispo will
eine Straßendame unbedingt nähere Kontakte zu mir knüpfen.
Ich erkläre ihr, heute sei "Tag der Arbeit" und frage,
wie sie es mit der Würde der Revolution hält. Es ent-
wickelt sich ein recht lautstarker, nicht sehr damenhafter
Dialog...
Ich trinke mich durch einige Peso-Rum-Bars und nehme noch
Biere im Castillo de Farnes ein. Hier will mir ein Typ
namens Jesus (Jessasmaria...) ein Casa particular für nur
40 USD unterjubeln...
Sobald mein Alkoholpegel genügt, um den leichten Sonnen-
brand von der Zwangs-Demoteilnahme zu ertragen, begebe ich
mich zur Ruhe.
02.05. Mittwoch - letzter Tag!
Die übliche Reise-Ende-Melancholie. Ich begebe mich auf
eine letzte ziellose Wanderung durch Havanna. Der
traditionelle 1-USD-Haarschnitt incl. Rasur darf natürlich
nicht fehlen.
Zufällig treffe ich einen Typen, den ich vor zwei Jahren
kennen gelernt habe: er ist ein zum Englischlehrer um-
geschulter Russisch-Dolmetscher, der seinen Job verloren
hat, da er es mit einer Schülerin getrieben hat...
Das Wiedersehen müssen wir natürlich begießen!
Am frühen Abend zurück ins casa. Aus meinem Restgepäck
wird so ziemlich alles aussortiert, was ich entbehren kann.
Da ich sowieso vorhabe, meinen heimischen Kleiderschrank
von allerlei überflüssigem Ballast zu befreien, ist das
hier eine optimale Gelegenheit, all die ungeliebten
T-Shirts und Tennissocken sinnvoll loszuwerden.
Die Abschiedszeremonie mit all meinen Vermietern, Nachbarn
etc. nimmt einige Zeit in Anspruch. Ich muss versprechen,
bald wieder zurückzukehren. Ausserdem erhalte ich einen
Stapel Briefe, den ich in Deutschland zur Post geben soll.
Dann enteile ich mit dem Panataxi Richtung Flughafen.
Hier kann ich jetzt die Vorteile meiner Business-Class-
Flugbuchung genießen: separater Check-in-Schalter, freie
Drinks in der Business-Lounge (was ich natürlich aus-
giebig in Anspruch nehme!), Boarding ohne Warteschlange.
Noch ein Wort zur Business-Class: das ist schon eine
andere Art des reisens. Eine Stewardess kümmert sich
um ca. 15 Passagiere, ausreichend Sitzabstand, ausreichend
Mineralwasser, ausreichend Champagner, das Essen wird auf
Porzellan und mit Tischdecke und Stoffserviette serviert.
Es gibt zwei Menüs zur Auswahl und eine recht anständige
Weinkarte. Meiner Bitte, das Cockpit besuchen zu dürfen,
wird natürlich auch gerne entsprochen.
Es befinden sich auch ausreichend Toiletten in der Nähe
der Business-Class-Sektion. Ich glaube, ich werde
weiterhin einen rostigen Fiat Panda fahren und statt
dessen wieder in der Business Class nach Cuba fliegen.
Den Rest des Fluges verschlafe ich.
03.05. Mittwoch
Landung in Paris CDG. Da gibt es nicht mehr viel zu
erzählen. Das Wetter ist, wie zu erwarten war: Regen,
Kälte. In der Business-Lounge von Air France wird meine
Flugkarte ziemlich genau geprüft, da ich halt doch nicht
so ganz dem Bild eines Geschäftsreisenden entspreche.
Ich teste ausgiebig das Gratis-Weinangebot.
Danach geht es mit Verspätung nach Frankfurt.
Dort erwartet mich das deutschlandtypische Wetter.
Es hat immerhin keinen Frost.
Die zweistündige Verspätung meines Intercity´s
macht mir irgendwie Hoffnung, dass das Leben in
Deutschland irgendwie immer cubanischer wird...
Das war´s dann wohl.
###########################################################
Anmerkungen:
Inzwischen habe ich schon wieder überprüft, wie es um
meine Finanzen und meinen Urlaubsanspruch sowie die
Verfügbarkeit von Flügen nach Cuba bestellt ist...
Das Reisen mit extrem wenig Gepäck hat sich bewährt.
Auf so einer Reise kann man dann mal feststellen,
wie wenig man doch eigentlich "braucht".
Falls jemand meint, ich sei in diesen drei Wochen irgendwie "zu kurz gekommen" was die attraktiven Landestöchter betrifft: vielleicht habe ich den Bericht ja aus Gründen des Jugendschutzes etwas gestrafft... ;-)
Vielleicht ja aber auch nicht.
Bernd
(
Gast
)
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Hallo MiKe 1411,
da fehlen aber noch einige Seiten. Du hast angemerkt ca. 60 Seiten geschrieben zu haben, wo sind die ??? her damit, ich glaube nicht, dass der überwiegende Teil von dir aus Jugendschutzgründen gestrafft wurde.
Falls du wieder fährst, schreib deine Erlebnisse auf und gib sie zum Besten.
Danke nochmals für deinen guten geschriebenen Bericht.
Bernd
da fehlen aber noch einige Seiten. Du hast angemerkt ca. 60 Seiten geschrieben zu haben, wo sind die ??? her damit, ich glaube nicht, dass der überwiegende Teil von dir aus Jugendschutzgründen gestrafft wurde.
Falls du wieder fährst, schreib deine Erlebnisse auf und gib sie zum Besten.
Danke nochmals für deinen guten geschriebenen Bericht.
Bernd
Elena
(
Gast
)
Details
Wie ich schon vermutet habe, es war ein Genuß auch Deinen 3. Teil zu lesen. Ich sah die Bilder vor mir und kann es kaum erwarten, nach Havanna zu kommen. Auch wir werden dort in Miramar (bei meiner Schiegermutter) wohnen.
Aus Deinen Berichten hat immer wieder Dein Respekt für Land und Leute herausgeklungen. Deine Bereitschaft, Dich auf etwas Neues einzulassen und nicht mit der Arroganz des "WEST-TOURIS" in das Land einzufallen.
Danke für Deine besonderen Berichte.
Aus Deinen Berichten hat immer wieder Dein Respekt für Land und Leute herausgeklungen. Deine Bereitschaft, Dich auf etwas Neues einzulassen und nicht mit der Arroganz des "WEST-TOURIS" in das Land einzufallen.
Danke für Deine besonderen Berichte.
Elisabeth
(
Gast
)
Details
Ach Mike, du solltest das Ganze bündeln. Ich finde deine Geschichte sehr geeignet als Einstimmung für Cuba. Ich musste an meinen eigenen 1. Mai vor 4 Jahren denken. Das war so was wie: "Fidel sehen und (fast) sterben". Ich landete nach 4 Stunden stop-and-go völlig ausgetrocknet auf der Notfallstation von der cubanischen Variante des Roten Kreuzes (Ohnmachtsanfall). War der riesige Sicherheitsbeamter (mehr als zwei Meter hôch) wiederum in der Nähe der Tribune?
Danke, Elisabeth.
P.S.: du warst ja im gleichen Flugzeug wie mein Mann auch (der einzige Cubaner an Bord, der ein Haufen Lärm mit einigen Französinnen veranstaltet hat)
Elisabeth
Danke, Elisabeth.
P.S.: du warst ja im gleichen Flugzeug wie mein Mann auch (der einzige Cubaner an Bord, der ein Haufen Lärm mit einigen Französinnen veranstaltet hat)
Elisabeth
(
Gast
)
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Ich bin gerade dabei, meinen ersten Kuba-Urlaub zu planen (wollte immer schon einmal nach Kuba). Bin voller Vorfreude, weiß einiges über Kuba, habe mich auch per Reiseführer in Buchform informiert. Wenn ich nun Deinen Reisebericht über Deinen 5. Kuba-Aufenthalt lese, frage ich mich, wie Du eigentlich bereits 5x Kuba besuchen konntest, wenn doch alles so schlimm und schrecklich ist. Ich empfinde Deinen Bericht als sehr negativ, über die Landschaft, die Tierwelt, die Kultur und die Geschichte Kubas hast Du nicht viel zu sagen. Das einzige positive, wozu Du dich geäußert hast, sind die Menschen auf Kuba. Ich denke, die Menschen auf Kuba fühlen sich ganz wohl in Ihrem Land, auch wenn es Ihnen vielleicht materiell nicht so gut geht (dies ist aber nicht alles, es gibt wichtigere Dinge im Leben - man muß nicht alles mit unseren Maßstäben messen). Dein Bericht hält mich nicht davon ab, Kuba zu bereisen. Ich freue mich eigene Erfahrungen zu sammeln, die offentlich und da bin ich mir sicher, sehr viel positiver und unvoreingenommener ausfallen werden, auch wenn ich generell kritsch dem Tourismus gegenüberstehe.
Es lebe Fidel und der (Polizeistaat Kuba!!??)
Silke
---------
ich hoffe, dass diese silke inzwischen die tierwelt cubas kennengelernt hat (nicht nur im zoo).
Es lebe Fidel und der (Polizeistaat Kuba!!??)
Silke
---------
ich hoffe, dass diese silke inzwischen die tierwelt cubas kennengelernt hat (nicht nur im zoo).
(
Gast
)
Details
Bei allem Respekt.Aber Arroganz von West-turis habe ich selten in Kuba erlebt . Im Gegenteil, ich musste immer sagen, daß ich ein Wessi bin und wurde mit Respekt behandelt. Die meisten Kubaner sagten mir auch, daß sie Ossis keine Kultur bzw. Erziehung haben. Die meisten Beschwerden in Hotels kommen von Ossis. Wie immer arbeitslos. Ich habe nichts gegen Ossis( mein bester Freund ist Ossi) aber Wahrheit sollte Wahrheit bleiben. Die Ossis sind auf der ganzen Welt nicht gerne gesehen, Warum?? No sé, quizás sí. Lesson
(
Gast
)
Details
In Antwort auf:
Die meisten Kubaner sagten mir auch, daß sie Ossis keine Kultur bzw. Erziehung haben. Die meisten Beschwerden in Hotels kommen von Ossis. Wie immer arbeitslos.
Tja typisch. Vor 12,5 Jahren noch auf derselben Stufe wie die Kubaner und nun, durch West-Milliarden aufgepäppelt, den großen Larry raushängen lassen.
Das ist zwar kein Verhalten, dass nur bei den Ossis auftritt, aber die sind eben ein gutes Beispiel dafür.
In Antwort auf:
so nun aber wirklich schoenes wochenende , muss gleich nach OST-europa.
Uwe, nach Cheb (CZ) zum f...en ?
yogi
08.02.2002 21:32 (zuletzt bearbeitet: 08.02.2002 21:33)
(
Gast
)
#14 RE:Cuba die Fünfte - dritter und letzter Teil
(
Gast
)
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Mike 1411: dritter Teil
Hallo Mike,
durch Zufall habe ich gerade Deinen Bericht vom Juni 2001 gelesen. Hat mir sehr gut gefallen, zumal ich die Stationen Deiner Reise auch selbst kennengelernt hatte.
Als Mitglied im Kubaforum macht man häufig den Fehler, nur die letzten, aktuellen Threads zu lesen. Dabei findet man weiter hinten sehr interessante Threads, die einen weiter bringen als die schwarz-weiß-Malerei, die von einigen Frauen und von Tupac begonnen wurde. Das ist wirklich bedauerlich!
Man kann dumm sein, aber man muss sich zu helfen wissen: ich werde mich zukünftig nicht nur auf die neuen Threads hier im Kubaforum beschränken! Wie Du siehst, auch ein "TEMBA" ist noch lernfähig!
ulli
@Lesson,
ich werde bald über die Ossis meine Senf dazu geben. Nach fünf Jahren
in der DDR kann ich auch einiges berichten. Aber, ich muss auf meine
Frau Rücksicht nehmen, denn sie ist leider dort geboren.
Dieses Ossi-Volk ist ein Volk für sich und ich habe es gehasst !!!
2Pac
ich werde bald über die Ossis meine Senf dazu geben. Nach fünf Jahren
in der DDR kann ich auch einiges berichten. Aber, ich muss auf meine
Frau Rücksicht nehmen, denn sie ist leider dort geboren.
Dieses Ossi-Volk ist ein Volk für sich und ich habe es gehasst !!!
2Pac
@MatthiasK,
Mann, kannst Du nicht richtig lesen !!!
Mein Zitat:
"Dieses Ossi-Volk ist ein Volk für sich und ich habe es gehasst !!!".
Ich stehe dazu, dass ich Hass gegenüber Ost-Deutschen in den 80er
Jahren gehabt habe. Sie haben uns auch nichts anders behandelt.
Es gehört zu den klugen Menschen zu erkennen, wann sie sich negativ
verändern und ich selbst habe bemerkt, dass der Hass mich nicht weiter
bringt, sondern mich wie viele von Euch macht.
Also, ich bin zu meinen Roots zurückgegagen und bin weiter
FRÖHLICHE OHNE HASS.
Du möchtest bitte aber nicht zu Deinen Roots zurückgehen. Bleib' lieber
so wie jetzt !!!!
Gruss,
You 2Pac
Mann, kannst Du nicht richtig lesen !!!
Mein Zitat:
"Dieses Ossi-Volk ist ein Volk für sich und ich habe es gehasst !!!".
Ich stehe dazu, dass ich Hass gegenüber Ost-Deutschen in den 80er
Jahren gehabt habe. Sie haben uns auch nichts anders behandelt.
Es gehört zu den klugen Menschen zu erkennen, wann sie sich negativ
verändern und ich selbst habe bemerkt, dass der Hass mich nicht weiter
bringt, sondern mich wie viele von Euch macht.
Also, ich bin zu meinen Roots zurückgegagen und bin weiter
FRÖHLICHE OHNE HASS.
Du möchtest bitte aber nicht zu Deinen Roots zurückgehen. Bleib' lieber
so wie jetzt !!!!
Gruss,
You 2Pac
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