Kubanische Geschichte auf Österreichisch (ORF Ö1)

05.01.2009 22:38 (zuletzt bearbeitet: 05.01.2009 22:41)
#1 Kubanische Geschichte auf Österreichisch (ORF Ö1)
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Rey/Reina del Foro
Der österreichische öffentlich-rechtliche Rundfunk ORF sendet diese Woche in seinem Radio Ö1 in der Sendung "Betrifft: Geschichte" ein mehrteiliges Programm mit dem Titel "Von Batista bis Fidel - Kubas Weg in Freiheit und Isolation". Es referiert Birgit Zehetmayer, laut ORF Expertin für Lateinamerika und Lehrbeauftragte an der Universität Wien.

Im ersten Teil (von heute) geht es um die Vorgeschichte und den Auftakt der Revolution. Die Expertin verfügt offenbar über ausgesprochen individuelle Quellen - so erklärt sie z.B., dass Fulgencio Batista nach seiner Rückkehr aus dem achtjährigen US-Exil (1944-1952) bei den anschließenden Wahlen demokratisch gewählt worden sei! Ich hatte das mit dem 10. März 1952 irgendwie ganz anders in Erinnerung... (s.a. Wikipedia). Zum Thema österreichische Kuba-Experten sage ich jetzt mal nichts, es will mir auch partout nichts einfallen.

Man darf jedenfalls auf die Enthüllungen der nächsten Folgen gespannt sein.

Folge 1 ist hier anzuhören (MP3, ca. 4 Min.)
Überschrift: "Vom lange aufgestauten Zorn bis zum studentischen Versuch, eine Polizeikaserne (sic!) zu stürmen"

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05.01.2009 22:48
avatar  corazon
#2 RE: Kubanische Geschichte auf Österreichisch (ORF Ö1)
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sehr erfahrenes Mitglied

schreib doch den orf an, und fordere eine stellungnahme dazu ein! würde mich sehr interessieren was er zurückschreibt (wenn er zurück schreibt)


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06.01.2009 08:32
avatar  Karo
#3 RE: Kubanische Geschichte auf Österreichisch (ORF Ö1)
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Rey/Reina del Foro

Zitat von corazon
schreib doch den orf an, und fordere eine stellungnahme dazu ein! würde mich sehr interessieren was er zurückschreibt (wenn er zurück schreibt)



Das wär doch Gary's Part !


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06.01.2009 10:26
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#4 RE: Kubanische Geschichte auf Österreichisch (ORF Ö1)
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( Gast )

Geschichtlich korrekt. Falls Cojones was nicht passt kann er auch gerne die Dame selber kontaktieren. Ö ist ein Dorf da kennt jeder Kubafreund jeden (zum. über 1-2 Ecken) nur im Westen Ö, wo die Schluchtenscheisser daheim sind, schauts weniger gut aus.

Ö1 ist die letzte Bastion der Intellektuellen in Ö, gestalten ein sehr interessantes Programm. Danke für die Info.


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06.01.2009 10:54 (zuletzt bearbeitet: 06.01.2009 10:59)
#5 RE: Kubanische Geschichte auf Österreichisch (ORF Ö1)
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Rey/Reina del Foro
Zitat von HayCojones
so erklärt sie z.B., dass Fulgencio Batista nach seiner Rückkehr aus dem achtjährigen US-Exil (1944-1952) bei den anschließenden Wahlen demokratisch gewählt worden sei! Ich hatte das mit dem 10. März 1952 irgendwie ganz anders in Erinnerung...(s.a. Wikipedia)


Die Wahlen fanden 1954 statt und wurden von der Opposition boykottiert.

Dass die Kuba-Geschichts-Artikel in Wikipedia noch sehr vom Cuba-Sí-Geschichtsverständnis durchseucht sind, erwähnte ich neulich schon mal.
--
La vida debería ser amarilla... amar y ya.

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06.01.2009 12:48 (zuletzt bearbeitet: 06.01.2009 12:50)
#6 RE: Kubanische Geschichte auf Österreichisch (ORF Ö1)
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Rey/Reina del Foro
Zitat von Gary
Geschichtlich korrekt.

- der Kampf um die Unabhängigkeit Kubas beginnt mit dem zweiten Unabhängigkeitskrieg?
- Batista hat 1944-1952 im US-amerikanischen Exil verbracht?
- Batista nahm an der der nächsten Wahl teil und wurde demokratisch gewählt?
- die Moncada-Kaserne war eine Polizeikaserne?
- Fidel Castro hat sich 1953 als Jus-Student vor Gericht verteidigt?
- seine Verteidigungsrede ist vorab aus den Gefängnismauern geschmuggelt worden?

Ich bitte um Belege - österreichische und nichtösterreichische Quellen sind zugelassen (sogar CubaSí und IGFM). Der Gewinner bekommt ein Smilie von mir.

@Gary: Mit der groben Einordnung der wichtigsten Faktoren liegt deine Landsmännin ja einiger Maßen richtig, als Neuling kann man durchaus was von ihr lernen. Aber in einem so kurzen Geschichtsüberblick so viele Details zu verdrehen, ist schon eine einmalige Leistung. Wenn Ö1 tatsächlich eine "Bastion der Intellektuellen" ist, dann werden sie vielleicht sogar auf meinen kritischen Hinweis antworten.

@EHB: Die historisch bedeutungslosen (und nicht demokratisch zu nennenden) Wahlen von 1954 hat die Expertin mit Sicherheit nicht gemeint, schließlich ging es im Kontext um die Vorgeschichte des Moncada-Angriffs. Der unerwähnte Putsch von 1952 ist mit Sicherheit keine CubaSí-Legende (kannst gerne die englische Wikipedia-Version nutzen). Aber um die kontroverseren Themen ab 1959 geht es ja wahrscheinlich erst in den kommenden Folgen der Erzählstunde.

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06.01.2009 13:03
#7 RE: Kubanische Geschichte auf Österreichisch (ORF Ö1)
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Rey/Reina del Foro

Zitat von HayCojones
@EHB: Die historisch bedeutungslosen (und nicht demokratisch zu nennenden) Wahlen von 1954 hat die Expertin mit Sicherheit nicht gemeint,

Stimmt, hab's mir gerade noch mal angehört. Nach ihrer Meinung hat er sich gleich nach der Rückkehr aus den USA demokratischen Wahlen gestellt. Und den Putsch meinte ich auch nicht mit Cuba-Sí-Legende, sondern eher die Zeit vor und während der ersten Regierungszeit (errichtete Diktatur, machte populistische Politik...). Kein Wort davon, dass er mit Hauptwegbereiter der neuen, liberalen Verfassung war, eine eher sozialdemokratische bis sozialliberale Politik machte, etc.

Übrigens hätte Batista laut Koenen durchaus Chancen gehabt, die '54er Wahlen auch demokratisch zu gewinnen.

--
La vida debería ser amarilla... amar y ya.

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06.01.2009 14:03
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#8 RE: Kubanische Geschichte auf Österreichisch (ORF Ö1)
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( Gast )

Habe bisher nur das Preview gehört. Also da fällt mir keine Geschichtsveränderung auf und schon garkeine wie sie hier gerne betrieben wird.

Batista und demokratisch gewinnen... na ich weiss nicht, stell dir vor der Oskar verschwindet, der Gysi wird gefoltert und nachher wird demokratisch gewählt. Demokratie beginnt schon weit vorher und welcher Politiker vorne steht spielt wirklich kaum eine Rolle. Demokratie heisst das Volk entscheidet und nicht irgendwelche ohne Rechtfertigungspflicht für das Volk (da meine ich mehr die kap. Staaten)


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08.01.2009 00:02 (zuletzt bearbeitet: 08.01.2009 00:04)
#9 RE: Kubanische Geschichte auf Österreichisch (ORF Ö1)
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Rey/Reina del Foro
Heute ist die zweite Folge ausgestrahlt worden:

David gegen Goliath: von der Sierra Maestra nach Havanna (MP3, ca 4. Min.)

Wieder nicht uninteressant. Im Vergleich zur ersten Folge nur mit kleineren Ungenauigkeiten. Na also, geht doch (fast).

O-Ton der Expertin: "Im Zuge einer Generalamnestie ist Fidel Castro Ende 1955 [im Mai] von Batista begnadigt worden. (...) Fulgencio Batista konnte am 31.12.1958 [ein paar Stunden später](...) rechtzeitig noch das Land verlassen in Richtung USA [Dominikanische Republik], und (...) seine Führungsriegen, seine Politiker, die, die es nicht geschafft haben, beziehungsweise CIA-Agenten, wurden festgenommen, in Schnellverfahren abgeurteilt und erschossen. Es dürfte sich dabei um ungefähr 1.500 Mann handeln [wenn man auch alle anderen Exekutierten des Jahres 1959 dazurechnet] - Fidel Castro war zu diesem Zeitpunkt [dem Zeitpunkt der Schnellverfahren der 1.500?] noch keineswegs auch nur in der Nähe von Havanna, er ist ja erst am 5. oder 6. [nämlich am 8.] Jänner nach Havanna gekommen [und hatte folglich mit den Erschießungen nichts zu tun?]. Von Experten wird eigentlich behauptet, dass dieser Entscheid [welcher? gegenüber welcher Alternative?], der natürlich kein populärer Entscheid war [dann redet sie offenbar nicht von den überaus populären Tribunalen und Exekutionen der Batista-Schergen?], ganz wichtig war (...) für die Erfolgsaussichten der kubanischen Revolution."

Morgen gibt's die dritte Folge...

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09.01.2009 00:01
#10 RE: Kubanische Geschichte auf Österreichisch (ORF Ö1)
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Rey/Reina del Foro

Der Wahnsinn hat Methode! In der heutigen, dritten und vorletzten Folge sind schon wieder reichlich Fehler untergebracht:

Von der internationalen Ausgrenzung der Revolutionsregierung bis zur Gefahr eines dritten Weltkriegs (MP3, ca. 4 Min)

Wie in (bisher) jeder Folge fängt die Expertin gleich schon mit einem Fehler an, wenn die Expertin behauptet, Fidels erste Auslandsreise nach dem Sieg der Revolution habe ihn in die USA geführt (im April) - zuerst (im Januar) war er in VENEZUELA!
Fidel konnte sich schon aus dem Grund nicht den Vereinten Nationen als neuer Staatspräsident präsentieren, weil das zu diesem Zeitpunkt ein anderer war (Urrutia), Fidel übernahm dieses Amt erst 17 Jahre später (von Dorticós)!
Der kubanische Premierminister Castro musste 1959 keineswegs unverrichteter Dinge wieder abreisen, ohne auf dieser inoffiziellen (auf Einladung des Verbands der US-Zeitungsverleger angetretenen) Reise von Regierungsvertretern empfangen worden zu sein: er traf sich mit Vizepräsident Richard Nixon, mit dem (kommissarischen) Außenminister Christian Herter, mit zahlreichen anderen Regierungsvertretern, und sprach außerdem vor dem Auswärtigen Ausschuss des Senats!
Das Treffen mit Malcolm X in Harlem fand nicht bei diesem, sondern erst beim nächsten New-York-Besuch im September 1960 statt, als Fidel bei der Vollversammlung der Vereinten Nationen eine viereinhalbstündige Brandrede gegen den US-Imperialismus hielt.
Und dass die kubanische Ober- und Mittelschicht 1959 wegen US-Propaganda gegen die Revolutionäre ins Exil geflohen sei, obwohl Fidel seine Ideologie noch nicht erklärt habe, ist eine mehr als absurde Darstellung!
Und bevor Ernesto Guevara "als erstes Amt" die Nationalbank übernahm, hatte er bereits das Amt des Direktors für Industrialisierung des Instituts für Landreform innegehabt (und natürlich zuvor die Leitung der Kaserne und des Gefängnisses La Cabaña).
Dass die Schweinebucht-Invasion von "Elitetruppen" durchgeführt worden sein soll, ist auch Quatsch.
Vor allem die Behauptung "aus historischer Hinsicht ist ganz klar: es gibt keinen Hinweis, das Fidel Castro jemals zuvor (vor 1961) einen kommunistischen Staat im Auge gehabt hat"! Hatte nicht schon Mitte 1959 beispielsweise Comandante Huber Matos (und viele andere) die sich damals schon abzeichnende Hinwendung zum Kommunismus offen angeklagt? Wenn man sie sehen will, dann kann man "aus historischer Hinsicht" zig Hinweise finden. Man muss nur die Augen öffnen.

Morgen gibt's den Abschluss der österreichischen Kuba-Märchenstunde. Traurig.

P.S.: Der zuständige Ö1-Redakteur hat mir gegenüber den Unsinn der ersten Folge inzwischen per E-Mail bedauert.

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