SZ-Interview mit dem "deutschen Che" Heinz Dieterich

12.12.2008 15:33 (zuletzt bearbeitet: 12.12.2008 15:34)
#1 SZ-Interview mit dem "deutschen Che" Heinz Dieterich
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Rey/Reina del Foro
Süddeutsche Zeitung vom 10.12.2008

Sozialwissenschaftler Dieterich
"Hallo Heinz, es lebe unser Machtblock"

Zitat von SZ
Die Nationale Autonome Universität Mexikos, kurz UNAM, ist von jeher ein Hort rebellischer Ideen. (...)Aus dem Dunstkreis der UNAM stammt das Konzept vom "Sozialismus des 21. Jahrhunderts", das vor allem Venezuelas Präsident Hugo Chávez verehrt. Doch erfunden hat dies kein Lateinamerikaner, sondern der Deutsche Heinz Dieterich (...). In Lateinamerika ist Dieterich als Stichwortgeber und Vertrauter von Chávez sowie anderen Präsidenten der linken Welle wie dem Bolivianer Evo Morales bekannt. Auch mit den Castros diskutierte er nächtelang, Fidel Castro ließ ihn bei einer Kundgebung zum 1. Mai in Havanna sprechen. In Deutschland, das er BRD nennt, kennt ihn kaum jemand.(...)
SZ: Kuba feiert bald 50 Jahre Revolution. Wie lange hält die Insel noch durch?
Dieterich: Kuba wird sich durch entwicklungsfördernde Maßnahmen und strategische Allianz mit Venezuela, China, Brasilien und Russland und die Entdeckung von Ölvorräten konsolidieren. Sofern die Partei im Auge behält, dass sie wenig Zeit hat. Wenn das sehr langsam geht wie in der DDR oder Sowjetunion, dann gibt es Schwierigkeiten. Die Leute wollen in den nächsten drei Jahren wirklich Verbesserungen sehen.
SZ: Sie kennen beide Castros. Wer bestimmt, doch noch der kranke Fidel?
Dieterich: Ich denke, dass Raúl die Entscheidungen trifft und Fidel Berater ist. Es gab da einen Machtübergang. Maßnahmen wie die Freigabe von Land zur Pacht und Handyverkäufe sind Zeichen neuer politischer Kultur.
SZ: Sie haben angeblich Raúl Castros Biographie geschrieben, das Manuskript aber im Tresor eingeschlossen. Wieso?
Dieterich: Als wir die 400 Seiten 2006 veröffentlichen wollten, Raúl war damals noch Verteidigungsminister, da sagte er, Fidel müsse das erst mal durchschauen. Jedes Wort von ihm sei Staatsräson.

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12.12.2008 15:42 (zuletzt bearbeitet: 12.12.2008 15:44)
#2 RE: SZ-Interview mit dem "deutschen Che" Heinz Dieterich
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Rey/Reina del Foro
Etwas älter:
Zitat von Die Zeit 41/2008 vom 1. Oktober 2008
Der deutsche Che Guevara

Heinz Dieterich hat weder Familie noch Heimat, aber ein Ziel: Die Revolution. Leuten wie Chávez und Castro liefert er die Theorie. Was aber hält Dieterich von der deutschen Linken? Ein Besuch in Berlin

Mit Hugo Chávez hat er bis morgens um drei diskutiert. Fidel Castro hat ihm in einer Nacht von seiner Furcht vor einem amerikanischen Attentat erzählt. Er kennt den bolivianischen Präsidenten, Evo Morales, und Rafael Correa, den Präsidenten Ecuadors, so gut, dass sie ihn um Analysen bitten. Sie alle berufen sich auf seine Theorie des Sozialismus des 21. Jahrhunderts. Der deutsche Soziologe Heinz Dieterich ist der Chefideologe der linken südamerikanischen Bewegungen. In Lateinamerika ist er ein Star, ein Held der »bolivarianischen Revolution«. In seiner Heimat Deutschland kennen ihn nur wenige.

...

Jahrelang hat sich Dieterich in den Soli-Bewegungen für Lateinamerika engagiert. Als Hugo Chávez 1999 an die Macht kam, reiste Dieterich nach Caracas, er wollte ihn treffen. An Dieterichs letztem Abend meldete sich der Präsident und sagte: »Ich stehe tief in deiner Schuld!« Als Chávez im Gefängnis saß, hatte ihm eine Freundin Dieterichs Buch über Simón Bolívar mitgebracht. Es habe ihm sehr geholfen, sagte Chávez zu Dieterich. Das war die Nacht, in der sie bis um drei Uhr morgens redeten. Seinen ersten Eindruck von Chávez beschreibt Dieterich heute so: »Sehr intelligent, sehr charismatisch. Er hatte aber keinerlei Auslandserfahrung und keine politische Theorie.« So wurde Heinz Dieterich zu einer Art »informellem Berater«. Er begleitete Chávez auf Staatsbesuche, war eine Zeit lang immer an seiner Seite. Später verwendete Chávez Dieterichs Slogan vom »Sozialismus des 21. Jahrhunderts« als neues Gesellschaftsmodell für Venezuela.

Inzwischen ist ihr Verhältnis abgekühlt. Ein Freund Dieterichs, der ehemalige Verteidigungsminister Venezuelas, kritisierte Chávez öffentlich. »Der Druck, mich vom Verräter zu distanzieren, war hoch«, sagt Dieterich. Aber er distanzierte sich nicht. Auch Dieterich übt nun leise Kritik: In Venezuela fehle die politische Debatte, in Chávez’ Entourage gäbe es zu viele Höflinge. ...
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La vida debería ser amarilla... amar y ya.

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