Bericht aus Kuba April-Mai-Juni 2008 1. Teil

09.07.2008 03:14 (zuletzt bearbeitet: 09.07.2008 03:29)
#1 Bericht aus Kuba April-Mai-Juni 2008 1. Teil
avatar
Rey/Reina del Foro

Bericht aus Kuba April-Mai-Juni 2008 1. Teil


Auf ein Wort

Nachdem ich mich nun mit kurzer Unterbrechung fast 3 Monate lang in Kuba aufgehalten habe, werde ich berichten, was sich aus meiner Sicht innerhalb nur weniger Monate verändert hat. Im letzten Kapitel könnt ihr lesen, was sich nicht oder nicht wesentlich geändert hat. Ebenfalls aus meiner Sicht. Denn wie die meisten wissen werden, ist Kuba groß und vielschichtig und es ändert sich vieles in wesentlich kürzerer Zeit als anderswo. Außerdem ist jede Wahrnehmung immer subjektiv. Falls jemand von euch zur gleichen Zeit an den gleichen Orten gewesen sein sollte wie ich und gegenteilige Wahrnehmungen gemacht haben sollte, so ist er zur anschließenden Diskussion herzlich eingeladen.

Nun Leute, genießt diesen Bericht wie einst mein Buch. Es ist der letzte dieser Art. Einen weiteren Bericht aus Kuba wird es von mir mit größter Wahrscheinlichkeit nicht geben. Und haltet euch bitte ausnahmsweise mal mit themenfremden Kommentaren und persönlichen Hickhack- Dialogen hier zurück. Schließlich sollen andere diesen Bericht auch noch lesen können ohne sich dafür erst durch ein Dickicht persönlicher Schlagabtausche und dümmliches Gelaber wühlen zu müssen. Danke für die Aufmerksamkeit. Und nun viel Spaß beim lesen.



Havanna im Umbruch

Was mir Anfang April gleich beim ersten Ausflug nach Havanna sofort aufgefallen ist. Die Stadt sieht irgendwie anders aus. Es fehlt was. Und zwar die Kamel-Busse. Jahrzehnte haben sie das Stadtbild geprägt und plötzlich fahren stattdessen moderne chinesische Busse durch die Strassen. Was ja grundsätzlich für die auf solche Transportmittel angewiesene Bevölkerung einen Fortschritt darstellt. Aber wie jeder Fortschritt Gutes hat, hat er auch seine negativen Seiten wie wir alle sicher schon irgendwann mal gemerkt haben.

So ist mir aufgefallen, dass man manchmal minutenlang an einer recht belebten Straße stehen muss, um mal einen wenigstens noch halbwegs gut erhaltenen Ami-Schlitten zu fotografieren. Klar, die Dinger sind über 50 Jahre am Stück auf Achse und es werden nicht mehr. Aber schon allein dieser Rückgang innerhalb des letzten Jahres ist mir direkt aufgefallen. Wer Havanna mehr als 5 Jahre nicht besucht hat, wird die alten Karossen noch viel deutlicher vermissen. Dafür sieht man umso häufiger moderne Autos bis hin zur Nobelmarke, zu meinem Erstaunen recht oft mit gelbem Privatnummernschild.

Für Touristen sowie für Einheimische hat man im Mai einige völlig neue Buslinien eingerichtet, welche die Verbindung vom Parque Central bis in die Vorstädte und die nähere Umgebung auch für Touristen gewährleisten sollen. Ob und wie sie das im einzelnen tun und wie zuverlässig die sind konnte ich nicht testen, war schließlich die ganze Zeit mit dem Leihwagen unterwegs. Grundsätzlich ist das aber ein Schritt in Richtung Normalisierung, so dass der Havanna-Besucher nicht mehr gezwungen ist, die 20 Km zum Strand mit dem Taxi zurückzulegen, weil alle anderen preisgünstigeren Verkehrsmittel bisher für ihn entweder verboten waren oder nur unter völlig unzumutbaren Bedingungen benutzt werden konnten.

Auch bei der Bausubstanz hat sich einiges getan. Immer mehr Häuser im historischen Altstadtkern wurden saniert bzw. befinden sich in Rekonstruktion. So wird nun schließlich auch der letzte verbliebene Schandfleck auf der Plaza Vieja beseitigt. Das einzige unsanierte Haus gleich neben der „Taberna de Muralla“.

Überhaupt ist vieles moderner geworden in und um Havanna. Auch in den Discotheken. Während vor einigen Jahren noch aus größtenteils selbstgebastelten Kisten die Musik dröhnte und krächzte, so sieht man heute fast nur noch professionelles Gerät bekannter Marken aus Importbeständen auf der Bühne. Denon-CD-Konsole und Klapprechner gehören mittlerweile zum Standard. Der Klang ist wesentlich angenehmer geworden. Und vor allem bei der Optik hat sich vieles getan. Vorbei die Zeit der aus Autoscheinwerfern selbstgebastelten Lichtanlagen mit maximal 4 stupide vor sich hin flackernden bunten Lämpchen auf jeder Seite. Jetzt strahlen dort meist gleich 2 Videoprojektoren gleichzeitig die neuesten Musikvideos auf große Leinwände, und jede Menge Lichteffektgeräte wie in der westlichen Welt sorgen für Erstaunen. Es erinnert etwas an die Situation bei uns nach der „Wende“.

Die Disk-Jockeys arbeiten privatwirtschaftlich und leben recht gut vom Eintrittsgeld auch in den Pesodiscotheken. Jedenfalls sofern sie so gut sind den Laden auch voll zu kriegen, was aber meistens der Fall ist. Die Discos auf dem Land, wo man sowohl einiges für einheimische Währung und einiges nur für Peso Convertible an Essen und Getränken kaufen kann, sind am Wochenende recht gut besucht. Zumindest solange keine Massenschlägerei ausbricht oder die Polizei gerade mal wieder ein Operativo durchführt und die Gäste zur Flucht bewegt oder wegen Drogenkonsums den Laden kurzerhand schließt. Aber bis dahin hat der DJ ja hoffentlich schon seine Gage aus den Eintrittsgeldern kassiert.



Polizei

Die Polizei ist augenscheinlich nicht mehr und auch nicht weniger unterwegs als noch im November vorigen Jahres, obwohl viele Kubaner von erhöhter Präsenz sprechen. Allerdings hat man wieder etliche neue Kontrollpunkte errichtet, so dass man Havanna nun vollständig abriegeln kann falls es mal zu Unruhen kommen sollte, an manchen Stellen gleich mehrfach. Jedoch wurde ich an den bekannten Kontrollpunkten nicht ein einziges Mal aus Routine herausgezogen was noch vor paar Monaten die Regel war. Niemand schien sich diesmal dafür zu interessieren, dass im Touristenauto Kubanerinnen mitfuhren, was in der Vergangenheit schon etliche Male zu Problemen und einmal sogar zu einer Verhaftung geführt hatte. Auf Kuba ist eben kein Verlass.

Dafür war die Belästigung durch am Straßenrand stehenden Patrouillen und Motorradpolizei umso heftiger. Es verging im Juni fast kein Tag, an dem ich nicht mal unter irgend einem fadenscheinigem Vorwand angehalten wurde. In Pinar del Rio behauptete ein solcher Caballito dreist, ich wäre zu schnell gefahren, obwohl dem in diesem Falle wirklich nicht so war. Selbstverständlich ohne jedes Messgerät. Die kaputte Straße gab gar nicht mehr her als die erlaubten 40. Ohne sich auf Diskussionen einzulassen trug er eine Strafe in meinen Leihwagenvertrag ein.

Am schlimmsten war jedoch die Kreuzung an der Via Blanca, dort wo man aus Guanabo vom Rondell her kommend hochfährt. Ein verrostetes Stoppschild, aber ohne jegliche sichtbare Haltelinie. So dass man nicht ersehen kann, wo genau die Herren Polizisten wünschen, dass man anzuhalten hat. Davon habe ich nun mittlerweile 3 verschiedene Haltepunkte als den angeblich einzig richtigen zu hören bekommen. Jedes Mal von einer anderen Patrouille einen anderen. Hab ich mich nach der einen gerichtet, trug mir beim nächsten Mal der andere Bulle dafür eine Strafe ein und paar Tage später wieder umgekehrt.

Und das kurioseste an der Geschichte. Keiner von den Polizisten der „Trafico“ nicht ein einziger hat jemals auch nur die geringsten Andeutungen gemacht, welche auf die Erwartung von Schmiergeld hindeuten könnten. Ohne mich ausreden zu lassen wurden jedes Mal kommentarlos und zügig einfach die Strafen in den Vertrag gekritzelt und fertig. Womit verdienen denn jetzt die Bullen ihr Geld, sollte man sich daher ernsthaft fragen.

Und noch was. Es hat sich bei denen sogar schon bis Pinar del Rio herumgesprochen, dass so ein Vertrag aus zwei Zetteln besteht und sie verlangten dort deshalb sowohl den blauen als auch den gelben. Das erschwert die Umgehung des Bezahlens bei der Fahrzeugrückgabe ungemein. Denn in Kuba sind die Autovermietungen gleichzeitig Inkassobüro für solche Strafen. Die Polizei ist offiziell nicht berechtigt, Strafen zu kassieren. Steht die Strafe im Vertrag, muss der Vermieter bei Rückgabe diese Summe kassieren und an den Staat abführen, theoretisch jedenfalls.

Die Fußlatscher und Eckensteher in Uniform in Havannas Altstadt hingegen sind gegenüber Kubanern so lästig wie gewohnt. Nur einige noch etwas penetranter. Ich war mit einem Teil meiner Reisegruppe in der Obispo mit einkaufen beschäftigt. Zwei andere wollten einen Humidor kaufen, den gab es dort nicht. Ich bat einen guten kubanischen Freund, sie mal schnell zum Trödelmarkt hinter der Kathedrale zu begleiten. Er ging mit den beiden los. Doch so ein dämlicher Bulle hat ihn paar Ecken weiter rangepfiffen und an Ort und Stelle verhaftet wegen angeblicher nicht autorisierter Touristenführung. Einer der beiden Reisenden, die zwar kein Wort spanisch sprachen aber die bedrohliche Situation dennoch richtig eingeschätzt hatten, schickte mir daraufhin eine SMS und ich eilte zur Stelle.

Dieser Bulle hatte so ein typisches dämliches Feuermeldergesicht, so richtig zum einschlagen. Ich bin mir sicher, einige von euch können sich das ziemlich genau vorstellen. Ich erklärte ihm die Situation, dass ich meinen kubanischen Freund gebeten hatte den beiden den Weg zu zeigen. Und dass er ein sehr guter langjähriger Bekannter von mir ist und kein Jinetero, der in Havanna marodiert oder Leute belästigt. Und dass ich es war der ihn darum gebeten hatte, den beiden den Weg zu zeigen. Half nichts. Der Ochse war völlig borniert und hatte bereits den Abtransport bestellt. Mein kubanischer Freund sagte mir leider erst hinterher, dass dieser Bulle ihn unter 4 Augen angeboten hatte ihn gegen Zahlung von 30 CUC laufen zu lassen. Hätte ich das eher mitbekommen hätte ich den Bullen unter Androhung einer Anzeige gegen ihn wegen versuchter Erpressung und Korruption zur Freilassung meines Freundes bewegen können.

Dann kam der Gefängniskleinbus. Ich erklärte denen noch mal die Situation. Der mit den meisten Streifen drauf hörte sich das zwar an, hielt aber daran fest, den Verhafteten in die Wache „Dragones“ zu verbringen. Da ich als Entlastungszeuge beistehen wollte bat ich um Mitfahrt, welche man mir verweigerte. Zwischenzeitlich hatte ich bereits die Frau meines Freundes verständigt. In dem Moment als die Bullen die Tür zuschoben kam ihre Antwort per SMS, dass sie sich auf den Weg in die Wache machen würde, um ihn da raus zu holen. Das wollte ich ihm noch schnell mitteilen und öffnete dazu noch mal diese Schiebetür. Das verstanden die Bullen wahrscheinlich als versuchte Gefangenenbefreiung oder zumindest als einen Einsteigeversuch meinerseits. Da wurden sie richtig böse. Da ich aber sehr ruhig und sachlich blieb, beruhigten auch sie sich wieder und sie meinten, wenn ich eine Aussage machen wolle, dann soll ich selber in die Wache kommen. Wie, ist denen egal.

Jedenfalls hab ich dann vor der Wache auf seine Frau gewartet, wir sind zusammen rein, haben die Situation dem vernehmenden Diensthabenden erklärt und die Sache war erledigt, mein Freund durfte mit uns wieder gehen. Allerdings hatte sich die Geschichte mit der Tür schon auf der ganzen Wache herumgesprochen. Der Pförtner konnte sich daher ein Lachen nicht verkneifen als er erfuhr, dass ich derjenige war.

Jetzt musste erst mal die Freilassung ordentlich gefeiert werden. Die Reisegruppe wartete schon verabredungsgemäß in der Bar „Monserrate“ bei einigen Mojitos und handgemachter Musik.




Woher plötzlich das viele Geld?

Man trifft sie nicht mehr so wie früher nur an einigen auserlesenen Orten wie im Casa Club in der Residencia Taramar. Nein, sie sind überall. Die meist von der Statur her fülligen Männer um die 40-50 Jahre mit ihren Frauen oder Geliebten. Der Autoschlüssel liegt provokativ auf dem Tisch. Großkotzig wird gleich eine Flasche Ballantines Scotch Whisky geordert, eine Flasche Bailey`s Schokoladenlikör für die ebenfalls meist leicht übergewichtigen Frauen noch dazu. Und wenn es schon Bier sein muss, dann keinesfalls das gewöhnliche einheimische sondern ein teures Beck’s oder Heineken. Nein, es handelt sich hierbei nicht um Touristen, es sind die neureichen Kubaner, die sich so verhalten. Und diese scheinen sich auf wundersame Weise innerhalb der letzten Wochen stark vermehrt zu haben.

So besiedeln sie mehr und mehr die wenigen verbliebenen vernünftigen Restaurants und Bars, von denen es ohnehin in Kuba seit der Revolution viel zu wenige gibt und nach und nach auch noch jene Discos, wo man bis vor einem halben Jahr noch überwiegend Touristen angetroffen hat.

Als Ausländer ist man in diesen bislang als Touristenlokal bekannten Orten in und um Havanna offensichtlich nicht mehr so willkommen wie noch vor kurzer Zeit. Es schlägt einem gelegentlich schon mal die offene Ablehnung entgegen. Ich selbst habe es miterleben dürfen, als sich ein ganz stinknormaler Tourist erdreistete am Nachbartisch nach freien Plätzen oder Stühlen zu fragen. Dummerweise fragte er die ihm am nächsten sitzende Frau, und nicht den aufgeblasenen Macho-Affen neben ihr, der dann losbrüllte: „Schert euch in eure Ferienhotels, wir brauchen hier keine ....(es folgten ein paar der üblichen Beleidigungen)-Yumas mehr“.

Somit sind diese Neureichen sogar voll auf Staatskurs, welcher ja die Touristen schon immer aus dem kubanischen Leben fernhalten und in die All-Inklusive-Bunker auf den Touristeninseln abschieben möchte.

Jetzt werden sicherlich einige Klugscheißer, Kümmelkernspalter oder andere nette Zeitgenossen irgendwelchen Blödsinn einwerfen wollen, dass diese Haltung nur gegenüber den sog. „Sextouristen“ zuträfe. Doch das ist jedoch völliger Unsinn. Je größer der Reichtum zu sein scheint, desto heftiger die allgemeine Ablehnung gegen alles was nach Yuma aussieht. Wahrscheinlich da wir ihnen bisher mit unser Kohle immer etwas überlegen waren und außerdem weil in Kuba die schönsten Plätze auch von offizieller Seite her für Touristen und nicht für Einheimische reserviert waren. Doch das ist gerade alles im Umbruch durch Raul Castros neue Politik. Und darum wird ab jetzt eben dieses Terrain von den Kubanern zurück erobert, den Anfang machen die Neureichen.

Individualtouristen waren dem Staat ja schon immer ein Dorn im Auge. Mittlerweile möchte auch schon ein immer größer werdender Teil der Bevölkerung offensichtlich keine Touristen mehr um sich haben. Ich persönlich hatte des öfteren den Eindruck, dass wir mit unseren Touristenpesos nun überflüssig geworden sind, nachdem wir Jahrzehnte lang damit unsere Schuldigkeit getan haben. Man ist einfach nicht mehr darauf angewiesen.

Dieser neue Reichtum bringt auch noch ganz andere Dinge hervor. Am Strand sollte ich für 5 Leute einen Katamaran mieten. Verlangt wurden dafür 10 CUC pro Person. Das erschien nicht nur mir zuviel. Meine kubanische Assistentin versuchte zu feilschen, wenigstens um 10 Peso runter unter Kubanern, weil ja auch 2 Kubaner mitfahren. Da war kein Weg drin. Die wollten die volle Kohle. Noch während wir am feilschen waren kam eine Gruppe Kubaner daher, die den Katamaran ohne mit der Wimper zu zucken anmieteten und den Preis von 10 CUC pro Person ohne Diskussion hinblätterten. Da hab ich erst mal nicht schlecht gestaunt.

Vorbei ist auch die Zeit, als es für Kubaner noch andere Preislisten in den Paladares gab. Das ist mittlerweile Geschichte. Die Besitzer dieser Privatrestaurants kassieren heute von jedem den vollen Preis ab. Egal ob Kubaner oder Gringo. Es gibt anscheinend genug Einheimische, die den vollen Preis zahlen können und auch dazu bereit sind. Wozu dann noch Ermäßigungen für Landsleute die da nicht mithalten können? So was nenne ich Marktwirtschaft.

Das wird allerdings vorerst nur von den Privaten so praktiziert. Geblieben sind die staatlich festgelegten unterschiedlichen Eintrittsgelder und Preise, wo Kubaner nach wie vor nur einen winzigen Bruchteil dessen bezahlen, was vom Ausländer kassiert wird.

Diese für uns unangenehmen Begleiterscheinungen des neuen Reichtums treffen glücklicherweise bei weitem (noch) nicht auf ganz Kuba zu. Doch haben es nicht nur die Modetrends sondern Trends im allgemeinen üblicherweise an sich, und das ist nicht nur in Kuba sondern auf der ganzen Welt so, dass sie in den größeren Städten und Ballungsräumen entstehen und sich erst im Laufe der Zeit bis hin zur Landbevölkerung verbreiten.

Auf dem Land habe ich demzufolge auch noch mehrheitlich das absolute Gegenteil erlebt. Freundliche, selbstlose, hilfsbereite und vor allem ehrliche Menschen ohne auch nur das geringste Interesse, den Yuma zu melken. Diese Kubaner leben unter ärmlichen bis ärmlichsten Verhältnissen, gehen einer miserabel entlohnten Arbeit nach, haben keine Devisen, dafür ihren Stolz und wohnen sehr, sehr weit weg von Havanna in einfachen Häusern oder in Holzhütten. Dort sind Besucher aus dem Ausland noch willkommene Gäste und werden auch so behandelt.

So wurde ich von einem ehemaligen Angola-Kämpfer und dessen Neffen eines Tages zur Jagd eingeladen. Als ich eine Packung Schrotpatronen gekauft hatte, wollten sie sogar ihren Anteil selber bezahlen, was ich freilich ablehnte. Es war nicht ganz einfach, Leuten die sich ihren Stolz und ihre Ehre bewahrt haben etwas zu schenken ohne sie damit zu beleidigen. Da muss man erst mal eine Argumentationsschiene finden, die dem Gegenüber das Gesicht wahren lässt. In etwa so: Da ich doch auch selber mit schießen wollte und dazu das vorhandene Gewehr mitbenutzen würde, sei der Munitionskauf lediglich mein Beitrag zur gemeinsamen Sache. Und wenn die Beute verzehrt wird, dann sitze ich ja bestimmt auch mit am Tisch. Das wurde so letztlich akzeptiert und mit einem Glas Rum besiegelt. Am Spätnachmittag ging es dann auf zur Jagd.

Das schießen mit der alten russischen Schrotflinte war recht interessant, habe selber auch einen dieser „Coco“ genannten Vögel vom Himmel geholt. Allerdings nichts im Vergleich zum geübten Schützen, der 11 abschoss und dabei mit so gut wie keinem Schuss sein Ziel verfehlte. Natürlich war ich dann am nächsten Tag zum verspeisen der gemeinsamen Jagdbeute mit eingeladen. Ein kurzes Video von dieser Jagd in den Reisfeldern bei Sancti Spiritus gibt es HIER:


Diese Tage im Campo waren dann auch die schönsten während dieses gesamten Kuba-Aufenthaltes. Wesentlich angenehmer an so einer Jagd teilzunehmen als nachts wenn alle Vögel bereits verflogen sind weil die Discos geschlossen haben, noch auf Nuttenjagd mitgehen zu müssen. Doch das nur am Rande. Auch wenn beides was mit Vögeln zu tun hat, das Thema Jineteras wird im zweiten Teil behandelt.

Nebenbei hatte ich reichlich Gelegenheit zu beobachten, dass selbst in solchen entlegenen Winkeln und auch in anderen touristisch völlig unbedeutenden Provinzstädtchen die Warteschlangen vor den Wechselstuben und Devisenläden ziemlich lang sind. Sicher, das Angebot ist auch größer geworden, seit es DVD-Spieler und Mobiltelefone für jedermann zu kaufen gibt und Kubaner jetzt auch im Hotel wohnen und sich Touristenautos mieten dürfen. Habe etliche Kubaner samt Familie damit herumfahren sehen, ohne Touristen dabei. Doch woher plötzlich so schnell das viele Geld unter einen immerhin beträchtlichen Teil der Bevölkerung gekommen ist, diese Frage konnte mir niemand so richtig zufriedenstellend beantworten.

Vielleicht hat ja jemand von den Forumsweisen die erleuchtende Antwort. Würde diese dann auch gern meinen kubanischen Freunden weiterleiten, die nämlich auch bloß nicht wissen, wo plötzlich in so kurzer Zeit das viele Geld herkommt.




Was (fast) so geblieben ist wie bisher

Nach wie vor wird in so gut wie allen Kneipen versucht die Gäste zu bescheißen, dass die Schwarte knackt. Selbst bei Kubanern, auch wenn diese ohne Touristen im Schlepptau sind. Eventuell wurde das auch vorher schon versucht. Jetzt ist es jedenfalls so.
Der Service ist auch wie gewohnt. Das Leben eines Kellners könnte so schön sein, wenn nicht der Störfaktor Gast wäre. Es gibt nur wenige Ausnahmen. Eine rühmliche sei zu erwähnen. In der „Taberna de Muralla“, Plaza Vieja – eine meiner Lieblingskneipen. Hatte die Ehre den Chef aus Österreich persönlich dort kennen zu lernen, als er zu einer seiner regelmäßigen Stippvisiten in der Hausbrauerei unterwegs war. Ihn habe ich dann auch auf eine dort arbeitende kleine sehr freundliche Kellnerin hingewiesen. Dunkelhaarig, weiß, leicht vollschlank, ca. 25 Jahre. Diese legte schon bei meinen vorherigen Besuchen immer einen perfekten Service an den Tag und als sie mal mitbekam, dass wir deutsch sprachen, erzählte sie von ihrem Studienaufenthalt in Deutschland.

In den Supermärkten und Geschäften bekommt man wie gewohnt häufig zu wenig Wechselgeld zurück, allerdings hat mittlerweile die Dreistigkeit zugenommen. Es ist in Guanabo im Juni passiert, als ein Ausländer an einem Wurst- und Käse- Stand mit separater Kasse innerhalb eines Supermarktes für 5 Peso einkaufte, mit einem 20-er bezahlte und nur 5 Peso Wechselgeld zurückbekam. Auf die Forderung nach dem Wechselgeld war der Betrüger längst vorbereitet. Er hatte sich kurz zur Kasse gewandt mit dem Rücken zum Kunden und dabei in Taschenspielergeschwindigkeit den 20-er verschwinden lassen und stattdessen einen 10-er provokativ senkrecht über das Kassenfach positioniert und behauptete nun stock und steif, dies wäre der Schein gewesen, den er soeben erhalten habe. Wer da keinen Zeugen dabei hat, hat einen 10-er verloren. In so einem Fall hilft auch keine Polizei. Denn alle Angestellten und der Sicherheitsdienst stehen natürlich auf der Seite ihres Kollegen oder gar Komplizen. Ich kam leider erst hinzu als das Gebrülle bereits im Gange war. Also Leute, besser zu zweit einkaufen gehen oder ansonsten passendes Geld parat haben.


Mit den Vermietern ist es auch immer noch das gleiche. Langfristige Reservierungen, die am Tag vor Anreise sogar nochmals bestätigt waren, wurden nicht eingehalten. In insgesamt 3 Fällen musste dann nachts mit dem Gast nach seiner stundenlangen Reise noch auf Suche gegangen werden. Dass dies der Stimmung nicht besonders förderlich ist und einen netten ersten Eindruck von Kuba und meinem Service vermittelt, sei nur am Rande erwähnt. Auch gibt es nach wie vor Fälle wo die Vermieter die Vermittler um ihre Kommission betrügen. Bei einer diesbezüglichen heftigen Diskussion wurde ich zufällig Zeuge.

Und zu guter Letzt was positives. Nach wie vor sind die Kubanerinnen überwiegend recht liebenswerte Geschöpfe und immer noch die Nummer eins was ihre bisher auch von keiner anderen Latina übertroffenen Qualitäten anbelangt. Es sind und bleiben für mich die heißblütigsten Frauen der Welt.





Und noch was. Allen politisch korrekten Gutmenschen, selbsternannten FrauenverteidigerInnen, Revolutionsromantikern und sonstigen Weltverbesserern, die immer noch an ein „sauberes“ Kuba glauben, daher Sextourismus zutiefst verabscheuen und selbstverständlich bei ihren Kubabesuchen selber angeblich niemals auch nur das geringste Interesse an schönen heißblütigen Frauen bzw. knackigen Latinos haben würden, denen sei gesagt: Belasst es besser bei diesem Teil des Berichtes. Der 2. Teil könnte euch seelisch-moralisch belasten und sozialethische Störungen hervorrufen. Alle anderen Forumsmitglieder sind natürlich herzlichst eingeladen HIER weiterzulesen.

 Antworten

 Beitrag melden
21.07.2008 15:19
avatar  stendi
#2 RE: Bericht aus Kuba April-Mai-Juni 2008 1. Teil
avatar

ela reisebericht wurde vom ursprünglichen thhread getrennt und neu eingesetzt

stendi


 Antworten

 Beitrag melden
Seite 1 von 1 « Seite Seite »
Bereits Mitglied?
Jetzt anmelden!
Mitglied werden?
Jetzt registrieren!