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Venezuela subventioniert die kubanische Revolution
Venezuela subventioniert die kubanische Revolution
Kooperation lindert Folgen des US-Wirtschaftsembargos
Klaus Ehringfeld
MEXIKO-STADT. Die Mitteilung der Regierung in Havanna von vergangener Woche wirkte nur auf den ersten Blick unbedeutend: Kuba rüste künftig alle staatlichen Computer mit dem Betriebssystem Linux aus und kehre damit dem US-Anbieter Mircosoft den Rücken, erklärte Kommunikationsminister Ramiro Valdes zum Ende der Internetmesse Informatica 2007 in Havanna. Wegen des US-Wirtschaftsembargos muss Kuba bisher Windows-Rechner aus Drittländern importieren und hat zunehmend Schwierigkeiten, an Updates zu kommen, da US-Firmen die Downloads blockieren. Nun folgt Kuba dem Beispiel Venezuelas, das bereits vor längerem die Umstellung auf Linux eingeleitet hat.
Damit befreit sich der Inselstaat erneut ein weiteres Stück aus der Umklammerung des Boykotts, mit dem die USA seit rund 45 Jahren vergeblich versuchen, die Regierung von Staatschef Fidel Castro in die Knie zu zwingen. Vor allem aber ist die PC-Umstellung ein Schritt zur Intensivierung der Zusammenarbeit zwischen den sozialistischen "Bruderstaaten" Kuba und Venezuela.
Bessere Versorgungslage
Die seit Jahren eng kooperierenden Länder unterzeichneten Ende Januar in Caracas 16 Kooperationsverträge in den Bereichen Landwirtschaft, Stahl und Telekommunikation im Gesamtwert von knapp zwei Milliarden Dollar (rund 1,54 Milliarden Euro). Das wichtigste Abkommen sieht die Verlegung einer Unterwasser-Glasfaserleitung zwischen dem venezolanischen Bundesstaat Vargas und der kubanischen Provinz Santiago de Cuba innerhalb von 18 Monaten vor. Das 1 550 Kilometer lange Kabel werde Kuba die "Unabhängigkeit der Kommunikation" ermöglichen, betonte Venezuelas Telekommunikationsminister Jesse Chacón. Denn mit dem Anschluss an die moderne Glasfasertechnik über Venezuela umgeht Kuba das Wirtschaftsembargo Washingtons und wird unabhängig von der teuren und langsameren Satellitentechnik.
Kubas Vize-Präsident Carlos Lage vereinbarte bei seinem Besuch bei Venezuelas Staatschef Hugo Chavez zudem den Export von Reis nach Kuba sowie die gemeinsame Produktion von Eisennickel. Außerdem stellt die Regierung in Caracas dem Partnerland einen Kredit für die Renovierung des Eisenbahnnetzes zur Verfügung. Venezuela ist längst der politisch und wirtschaftlich engste Verbündete der Regierung des schwer kranken Staatschefs Fidel Castro. Der Handel zwischen beiden Ländern wuchs zwischen 2001 und 2006 von 460 Millionen auf 2,64 Milliarden US-Dollar. Mit den 100 000 Fass Öl, die Venezuela täglich mit einem Abschlag von 40 Prozent auf den Weltmarktpreis nach Kuba liefert, trägt Caracas erheblich zur Linderung der Energiekrise auf Kuba bei.
Einen Teil des Öls zahlt Havanna mit langfristigen Krediten oder verrechnet es mit den Gehältern der 26 000 kubanischen Ärzte, Krankenschwestern und Lehrer, die im Rahmen von Chavez' Sozialprogrammen in den Slums der venezolanischen Städte arbeiten. Zudem dürfen jedes Jahr 100 000 Venezolaner aus armen Verhältnissen auf Kuba umsonst Ferien machen.
Mit venezolanischer Hilfe stabilisierte Kuba in den vergangenen Jahren nicht nur die Stromversorgung, sondern verbesserte auch die prekäre Versorgungslage dank Lebensmittellieferungen. Der südamerikanische Ölstaat ist mittlerweile auch der größte Investor in Kuba. Die Ende Januar vereinbarte Investition in die Eisennickelproduktion beläuft sich auf rund 520 Millionen Dollar. Zudem sucht der staatliche venezolanische Erdölmonopolist PdVSA in kubanischen Hoheitsgewässern im Golf von Mexiko nach Ölvorkommen.
Venezuela sichert mit seiner Kooperation nicht nur das wirtschaftliche Überleben der Castro-Regierung, sondern trägt auch stark zum Wachstum der kubanischen Wirtschaft bei, die nach Regierungsangaben 2006 um 12,5 Prozent wuchs. Zwar rechnet Havanna in diese Bilanz auch kostenlos angebotene Dienstleistungen im Bildungs- und Gesundheitsbereich mit ein. Dennoch dürfte die Wirtschaft nach internationalen Maßstäben zwischen fünf und sechs Prozent gewachsen sein.
Plus im Tourismus
Kuba profitierte dabei vor allem von gestiegenen Exporten von Nickel, Medikamenten, Tabak und Zucker sowie einem Plus im Tourismus, der wichtigsten Devisenquelle. Kubas Regierung sei auf die "Kraft von Chavez angewiesen, um sicherzustellen, dass der Tod von Fidel Castro die kleinstmöglichen Auswirkungen habe", sagt Luis Vicente Len, Chef des in Caracas ansässigen Instituts Datanalisis.
http://www.berlinonline.de/berliner-zeit...aft/632342.html
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