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Quo vadis Kuba? – Die Lage auf der Insel zu Beginn des Jahres 2007
http://www.hss.de/downloads/Kuba_01-07.pdf
Quo vadis Kuba? – Die Lage auf der Insel zu Beginn des Jahres 2007
In Antwort auf:
[...]
Die Perspektiven Kubas sind nicht rosig. Unter den gegenwärtigen Umständen, bei den gegenwärtigen Ressourcen und bei dem aktuell sichtbaren wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und politischen Potential kann man kein Player aus eigener Stärke sein, sondern ist vielmehr von Faktoren abhängig, die außerhalb des eigenen Einflusses liegen. Profitiert hat man vom Ost- West-Gegensatz. Sogar außenpolitische Abenteuer, auf die man nostalgisch stolz ist, wie die Angolaexpedition, waren eigentlich nur durch den Schutz der östlichen Supermacht möglich.
Auch hat man immer mit einer gewissen Vermarktbarkeit der Legende um die kubanische Revolution, die mit dem Marsch Fidels, Raúls (und Ches) auf die Diktatur Batista am 2.12.1956 begann, rechnen können. Doch dieser Mythos hat sich eigentlich nur bis weit in die postkommunistische Ära hinein halten können, weil die Insellage dies begünstigte, und das kubanische Revolutionsexperiment global-politisch gesehen eigentlich schon zu einem musealen Phänomen geworden ist. Nach dem Tod Fidels, den der US-Regisseur Oliver Stone einmal als einen "einsamen Kämpfer, wie Don Quixote" beschrieb, wird sich nicht mehr vertuschen lassen, dass Kuba ohne Fidel in Wirklichkeit wieder eine Karibikinsel ist, weniger als eine Flugstundesüdlich des US-Bundesstaates Florida.
Kuba ist praktisch schon in eine Position im geopolitischen Koordinatensystem der Region zurückgekehrt, der man sich bereits vor der Revolution befand. Falls kein alternativer Partner mit Globalgewicht vorhanden ist, sind die USA für die Karibikstaaten der maßgebliche Pol. Hier besteht für Havanna ein zentrales Problem. Das Verhältnis zwischen der größten Antilleninsel und der Supermacht USA war nie leicht, auch nicht vor dem sog. Kalten Krieg.
Mangelnde interkulturelle Sensibilität sukzessiver Generationen der außenpolitischen US-Führungseliten haben auf kubanischer Seite Misstrauen und Ablehnung erzeugt, das die Propaganda der Castro-Regierung nutzen und zur staatstragenden Doktrin verkrusten konnte. Vermeintliche oder echte Geringschätzung auf US-Seite, z.B. wonach die kubanische Bevölkerung "in ihrer Mehrheit unmoralisch" sei, wie ein Kuba betreffender US-Militärbefehl aus dem Jahr 1897 behauptet, stehen Furcht vor US-Dominanz und Abneigung gegen Weltmacht-Arroganz gegenüber. Die
einzige realistische, obgleich schwierige, Politikoption Raúl Castros besteht trotzdem darin, früher oder später auf dem Verhandlungsweg einen für Kuba günstigen Status Quo auszuhandeln. Die außenpolitischen Eliten der USA wären wiederum gut beraten, Flexibilität und Konstruktivität zu zeigen und gegenseitige Vorwürfe sowie Aufrechnungen von Unrecht zu vermeiden. Man sollte z.B. auf Entschädigungsforderungen für nach 1959 enteigneten US-Besitz entweder ganz verzichten oder diese konstruktiv umfunktionieren, z.B. in Partnerschaften für Investitionsprojekte.
Dies könnte der Insel den nötigen Modernisierungsschub geben. Forderungen in Höhe von offiziell fast acht Mrd. USD vermag Kuba gegenwärtig überhaupt nicht zu bedienen. Europa könnte einem fairen Ausgleich zwischen Havanna und Washington den Weg ebnen und so zur Stabilität der Region beitragen.
gut ausgewählter Artikel Herr Raffke! Leider hast du in deiner blinden US-Verehrung die zentrale Aussage übersehen:
Kubas Arme wollen die USA gar nicht! Sie wissen, dass es den amerikanischen Armen viel schlechter geht. Auf Kuba ist man mit 14 Dollar noch relativ gut versorgt. Soziale Erniedrigung wie im Kapitalismus gibt es nicht. Wenn es nach den Armen ginge, bleibt das Land besser wirtschaftlich autark als im Strudel der Globalisierung die nationale Unabhängigkeit zu verlieren.
In Antwort auf:
Auch ist die
Wahrnehmung von Armut auf der Insel anders als im Rest der Region. Bei einer 11 Mio.-
Bevölkerung mit einem Durchschnittseinkommen von rd. 14 Euro pro Monat ist das Konzept der
"absoluten Armut" (Einkommen von weniger als einem USD pro Tag) aufgrund der staatlichen
Garantie einer Mindestversorgung bei Lebensmitteln, Trinkwasser, Energie sowie Chancengleichheit
bei Zugang zu Bildung und Gesundheitsdienstleistungen nicht anwendbar. Die soziale
Kohäsionswirkung dieser Garantien für die Systemstabilität sollte nicht unterschätzt werden.[Nach eigener Einschätzung ist das eigene Sozialsystem mit dem Deutschlands oder Schwedens
zwar nicht wettbewerbsfähig im Vergleich zur Region aber für Arme vorteilhaft. Dies gelte auch
für die USA, wie die soziale Katastrophe infolge der Hurrikan-Katastrophe in New Orleans 2005
gezeigt habe. Kubas Arme hätten im Vergleich zu den Armen der Region durchaus etwas zu
verlieren. Und die USA seien keineswegs ein allgemein und allumfassend beneidetes und
nachahmenswertes Modell. Die von der Propaganda geförderte Furcht davor, von den
übermächtigen USA bzw. den als "reich" empfundenen Exilkubanern überwältigt und entmündigt
zu werden, ist groß.
#3 RE: Quo vadis Kuba? – Die Lage auf der Insel zu Beginn des Jahres 2007
Jemenito, du bist ein Meister der selektiven Interpretation.
Wenn Du meine Meinung hören willst: 14 EUR sowie die geschätzten 10 EUR der Libreta ergeben 24 EUR pro Monat, das sind immer noch weit weniger als 1 EUR / Tag, auch wenn es ab und zu mal Trinkwasser und einen Platz in einer halb verfallenen Ruine gibt.
Ja Bildung gibt es auch, aber normalerweise gehen die Kinder in die Schule, um mit der Aubildung einen qualifizierten Job zu bekommen und ein besseres Leben zu führen. Diese Perspektive kann ich leider nicht erkennen, obwohl man anerkennen muss, dass die Kids weitgehend von der Strasse weg sind und einer pseudo-schulischen Karriere nachgehen.
Ich kann die Meinung der Verfasssers nicht teilen, dass es in einer marktwirtschaftlich organisierten Wirtschaft nicht möglich sein soll, diese "Standards" zu halten. Freilich setzt dies eine kompetente wirtschaftliche und politische Elite voraus, die leider heute so nicht auf der Insel vorhanden sind.
Wenn es klappt, wird Kuba bald das Slowenien der Karibik, wenn es nicht so gut klappt, dann eben das Albanien der Karibik.
#4 RE: Quo vadis Kuba? – Die Lage auf der Insel zu Beginn des Jahres 2007
In Antwort auf:
Kuba ist praktisch schon in eine Position im geopolitischen Koordinatensystem der Region zurückgekehrt, der man sich bereits vor der Revolution befand. Falls kein alternativer Partner mit Globalgewicht vorhanden ist, sind die USA für die Karibikstaaten der maßgebliche Pol.
Sehr konservative Einschätzung, die zudem nicht die politischen Veränderungen der vergangenen Jahrzehnte in Lateinamerika berücksichtigt
#5 RE: Quo vadis Kuba? – Die Lage auf der Insel zu Beginn des Jahres 2007
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