Nachfolger gesucht für den letzten Revolutionär

14.10.2006 08:31
#1 Nachfolger gesucht für den letzten Revolutionär
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Cubaliebhaber/in

Nachfolger gesucht für den letzten Revolutionär

Von Susanne Amann

Fidel Castro regiert Cuba seit fast 50 Jahren, jetzt hat er die Macht an seinen Bruder Raúl abgegeben. Dies soll zwar nur vorläufig und für die Zeit seiner Krankkeit sein - was aber passiert mit dem sozialistischen Inselstaat, sollte Castro regierungsunfähig bleiben oder sogar sterben?

http://www.international.uni-kassel.de/de/pdf/ftd.pdf

(Financial Times 2.8.06)


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14.10.2006 15:51 (zuletzt bearbeitet: 14.10.2006 15:55)
avatar  don olafio ( gelöscht )
#2 RE: Nachfolger gesucht für den letzten Revolutionär
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don olafio ( gelöscht )
Es ist immer wieder erstaunlich, in welchen Allgemeinplätzen und lächerlichen Fehleinschätzungen sich die sogenannten Kubaexperten ergehen - übertroffen wird dies nur durch das kaum noch erträgliche Kauderwelsch der reportierenden Journalisten, die der deutschen Sprache doch wenigstens halbwegs mächtig sein sollten:
"Obwohl die USA, die Staatschefs der lateinamerikanischen Männer (hä????), Zivilkubaner und Experten in aller Welt seit langem auf den Tod des fast 80-Jährigen warten, hat der unerwartete Rückzug Erstaunen ausgelöst." (ftd)

Nicht besser in der Tagesschau: "Nach Angaben von Amnesty International (ai) wurden im vergangenen Jahr knapp 70 politische Gefangene inhaftiert." Politische Gefangene inhaftieren - das muss mir mal einer vormachen.

Und ansonsten? Da spielt - wie meist, wenn man sonst nichts zu sagen hat - die Zahl "drei" eine wichtige Rolle (so vielsagend wie: vorn-mitte-hinten, rechts-mitte-links usw.)

Professor Burchardt von der Uni Kassel scheint geradezu ein Meister darin zu sein - nichts zu sagen und Dreier-Konstellationen aufzustellen:
"Es gibt verschiedene Strömungen innerhalb der kommunistischen Partei Kubas"(wer hätte das gedacht!). Doch seien diese schwer einzuschätzen, da die PCC nach außen als Einheit auftritt. Dennoch stimmen Experten in Lateinamerika und Europa darin überein, dass es wenigstens drei Strömungen innerhalb der PCC gibt. (ftd)

Auch im Neuen Deutschland ist der Professor präsent. Und nachdem er für die deppen Leser erstmal ein paar grundsätzliche Dinge erklären muss, um sie nicht vollends zu überfordern ("Die Bedeutung von charismatisch ist offensichtlich: Fidel Castro hat viel Charisma...") muss er im Anschluss daran natürlich gleich wieder klarstellen, wer hier eigentlich der Fachmann und Professor ist:
"Patrimonial ist eine Herrschaft, die prinzipiell eher über Legitimität als über Institutionalisierung verfügt. Sie legitimiert sich durch Protektion, die der Herrscher seinen Anhängern gewährt, und wird über Klientelismus untermauert..." Ah ja.

Der allgegenwärtige Professor darf natürlich auch in der taz nicht fehlen.
"25 Prozent der Bevölkerung sind gegen das Regime und würden sich aktiv artikulieren, wenn das möglich wäre. 25 Prozent unterstützen das Regime."

Hoppla - wenn er jetzt so weiter macht, fehlt ihm am Ende gar ein Viertel! Aber nein:

"Eine schweigende Masse von 50 Prozent ist entpolitisiert und befasst sich mit ihren Alltagsproblemen."
Na also - die Kurve nochmal gekriegt und den "Dreiklang" gerettet.

Und sonst? Wie kommen die seltsam runden Zahlen überhaupt zustande? Hat er selber gezählt? Oder sind es doch eher 33, 44 und 23 Prozent? Oder noch ganz anderes? Nichts genaues weiß man nicht - Hauptsache "drei"

"...das Militär steht in Kuba nicht wie in vielen Ländern der Region für Gewalt und Unterdrückung" (merke: hier ist kein Dreiklang zu entdecken, daher die Verneinung), "sondern für Zuverlässigkeit, Sicherheit und Stabilität."

Und so weiter und so fort.

Was ist der Mann - C4-Professor (na gut - wohl eher C"3")? Aber wofür wird er bezahlt? Was forscht er? Und: mit welchem Bildungsstand verlassen seine Studenten die Unität?
Fragen über Fragen.

HERR, LASS HIRN REGNEN!!!!


Don Olafio

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14.10.2006 18:54 (zuletzt bearbeitet: 14.10.2006 18:55)
#3 RE: Nachfolger gesucht für den letzten Revolutionär
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Cubaliebhaber/in
Zitat von don olafio
Was ist der Mann - C4-Professor (na gut - wohl eher C"3")? Aber wofür wird er bezahlt? Was forscht er? Und: mit welchem Bildungsstand verlassen seine Studenten die Unität?
Fragen über Fragen.


@ don olafio

steht doch alles im netz

http://www.international.uni-kassel.de

und keine sorge, wir stecken nicht unter einer decke, ich habe die artikel heute morgen zufällig bei der suche nach einer veranstaltung auf der homepage meiner uni entdeckt...

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14.10.2006 23:54
avatar  Chaval
#4 RE: Nachfolger gesucht für den letzten Revolutionär
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Rey/Reina del Foro

Zitat von don olafio
Was ist der Mann - C4-Professor (na gut - wohl eher C"3")? Aber wofür wird er bezahlt? Was forscht er? Und: mit welchem Bildungsstand verlassen seine Studenten die Unität?
Fragen über Fragen.
HERR, LASS HIRN REGNEN!!!!
Don Olafio
Don Olafio, der Mann ist ein Kuba-Experte, was sich auch nicht dadurch ändert, dass du einige seiner Zitate mit seichten Rhetorik-Spielchen zerpflücken willst.

Lies mal seine beiden Bücher "Der lange Abschied von einem Mythos" und "Kuba-Im Herbst des Patriarchen", und danach erzählst du mal, wer alles in Deutschland mit größerem Recht die Bezeichnung "Kuba-Experte" für sich beanspruchen kann. Du wirst sicher nicht viele finden.........


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15.10.2006 14:37
#5 RE: Nachfolger gesucht für den letzten Revolutionär
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Cubaliebhaber/in

@ chaval

kennst du ihn?


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15.10.2006 16:57 (zuletzt bearbeitet: 15.10.2006 16:58)
avatar  Chaval
#6 RE: Nachfolger gesucht für den letzten Revolutionär
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Rey/Reina del Foro
Zitat von mango del escambray
@ chaval
kennst du ihn?
Nicht persönlich, habe aber ziemlich alles gelesen, was er über Kuba geschrieben hat. Und ich finde, er ist kompetent und seine Szenarien für die Zukunft sind plausibel.

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15.10.2006 17:02 (zuletzt bearbeitet: 15.10.2006 17:03)
#7 RE: Nachfolger gesucht für den letzten Revolutionär
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Cubaliebhaber/in
ich kenne ihn, er mich nicht

ich habe ihn schon auf ein paar veranstaltungen erlebt, mich aber nie persönlich mit ihm unterhalten. mal sehen, vielleicht werde ich mal eins seiner seminare besuchen...

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15.10.2006 21:01
avatar  Socke
#8 RE: Nachfolger gesucht für den letzten Revolutionär
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Top - Forenliebhaber/in

Aber man muss Don Olafio lassen das er den armen Kerl fast vollständig vernichtet hat und dabei gerade mal am Rande auf seine Veröffentlichungen eingegangen ist. Er hat es sogar hervorragend verstanden dabei seine eigene Unkentniss der Veröffentlichungen als Unwesentlich für die Beurteilung darzustellen.

1A gemacht!
----
"Bier lagert man in einem dunklen Raum"


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15.10.2006 22:18 (zuletzt bearbeitet: 15.10.2006 23:15)
avatar  derhelm
#9 RE: Nachfolger gesucht für den letzten Revolutionär
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Forums-Senator/in
Ich fürchte, dass Don am Samstagnachmittag ein Papierschnipsel, getränkt mit Lysergsäurediethylamid, in den Kaffee gefallen ist.
Es wäre eine Erklärung für seine hysterische Reaktion auf eher harmlose Formulierungsfehler, die in der heutigen Presse leider üblich sind und unspektakuläre, banale, aber nicht völlig danebenliegende Aussagen eines nicht sehr bedeutenden Professors.

Da kann man ihm nur wünschen, dass die Wirkung inzwischen nachgelassen hat und er sich wieder komplexeren Themen widmen kann.
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15.10.2006 23:19
avatar  Chaval
#10 RE: Nachfolger gesucht für den letzten Revolutionär
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Rey/Reina del Foro

Zitat von derhelm
unspektakuläre, banale, aber nicht völlig danebenliegende Aussagen eines nicht sehr bedeutenden Professors.
Klär uns doch mal auf, wer für dich im deutschsprachigen Raum beim Thema Kuba/Lateinamerika in die Kategorie der bedeutenden Gelehrten gehört.


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16.10.2006 00:23 (zuletzt bearbeitet: 16.10.2006 00:48)
avatar  derhelm
#11 RE: Nachfolger gesucht für den letzten Revolutionär
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Forums-Senator/in
Zitat von Chaval
wer für dich im deutschsprachigen Raum beim Thema Kuba/Lateinamerika in die Kategorie der bedeutenden Gelehrten gehört


Ich bin bisher auf keinen wirklich bedeutenden deutschsprachigen Gelehrten zum Thema gestossen. Die findet man sicherlich im spanischsprachigen Raum.

Dennoch gibt es die ein oder andere gute Veröffentlichung deutschsprachiger Wissenschaftler, auf die ich mal im Rahmen meines Studiums gestossen bin.
Burchardts Veröffentlichungen habe ich noch nicht eingehend gelesen, nur auszugsweise.

Hier ein paar Quellen:

[Weber2001]
Weber, Gerhard (2001): Der Transformationsprozess im kubanischen Agrarsektor der 1990er Jahre. In: Mertin, Günter u. Helmut Nuhn (2001): Kubas Weg aus der Krise. Marburger Geographische Schriften, H. 138

[Bähr2000]
Bähr, Jürgen und Sönke Widderich (Hrsg.)(2000): Vom Notstand zum Normalzustand – eine Bilanz des kubanischen Transformationsprozesses. Kiel

[Bähr1997]
Bähr, Jürgen, Günter Mertins, Helmut Nuhn, Sönke Widderich (1997): Der wirtschaftliche Wandel in Kuba: Reform oder Transformation? In: Geographische Rundschau H.3211/1997, S. 624-630

[Mertins2001]
Mertins, Günter und Helmut Nuhn (Hrsg.)(2001): Kubas Weg aus der Krise. Marburg

Nachtrag zum Thema Burchardt:
ER ist ziemlich jung und hat erst wenige Jahre eine Professur, alleine des wegen reicht es noch nicht.
Seine Vita ist allerdings sehr ansehnlich. Hier findet man sie: http://www.international.uni-kassel.de/

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16.10.2006 11:51
avatar  don olafio ( gelöscht )
#12 RE: Nachfolger gesucht für den letzten Revolutionär
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don olafio ( gelöscht )

Zitat von Socke
Aber man muss Don Olafio lassen das er den armen Kerl fast vollständig vernichtet hat und dabei gerade mal am Rande auf seine Veröffentlichungen eingegangen ist. Er hat es sogar hervorragend verstanden dabei seine eigene Unkentniss der Veröffentlichungen als Unwesentlich für die Beurteilung darzustellen.
1A gemacht!



Also: Es ging hier nicht um "Vernichtung".

Aber: Meine "eigene Unkenntnis" der sonstigen Veröffentlichungen des Herrn Professors ist für die Beurteilung des in den Interviews abgedruckten Blabla nicht relevant. Im Gegenteil! Wenn ich Äußerungen eines wie auch immer gearteten "Fachmannes" in einer Zeitung lese, dann ist es legitim, ihn an jenen Auslassungen zu messen, die dort stehen - ohne dass ich zuvor dessen gesamtes literarisches oder wissenschaftliches Schaffen studiert haben muss. Gerade von solch einem Zeitgenossen sollte zu erwarten sein, dass er mehr als ein paar Allgemeinplätze und fragwürdige "Dreiteiler" von sich gibt.
Wenn er aber nicht einmal dazu in der Lage ist, sind Rückschlüsse erlaubt.


Don Olafio


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