Karriere im Schatten des großen Bruders

03.08.2006 11:11
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#1 Karriere im Schatten des großen Bruders
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Cubaliebhaber/in

Karriere im Schatten des großen Bruders
Raul Castro gehört einer aussterbenden Spezies an. Neben seinem Bruder Fidel ist er der letzte unter jener Minderheit von alten Kämpfern, die 1959 auf Kuba an die Spitze der Macht gelangten - und diese vier Jahrzehnte lang behielten.
Von Carlos Widmann



Der kleine Bruder trug schon einen Pferdeschwanz, als es die Hippies noch gar nicht gab. In der zweiten Hälfte der fünfziger Jahre, in der Sierra Maestra, war Raul Castro unter den pittoresken Comandantes der kubanischen Guerrillaverbände wohl die kurioseste Erscheinung: ein schmächtiges Kerlchen mit Baskenmütze, rattenhaftem Schnurrbart und eben jenem struppigen Pferdeschwanz, der ihn zunächst unverwechselbar machte.

Mit Bruder Fidel hätte Raul ohnehin niemand verwechselt, denn der war in jeder Hinsicht einen Kopf größer: physisch, intellektuell, rhetorisch und an persönlicher Ausstrahlung. Comandante Raul Castro Ruz war kaum 27 Jahre alt, als das Ejercito Rebelde, die Armee der Rebellen, nach der Flucht des Diktators Fulgencio Batista am Neujahrstag 1959 triumphal in Havanna einmarschierte.

Der Zopf am Hinterkopf verschwand bald. Während Fidel seine Macht konsolidierte, indem er die Reihen der Revolutionäre von Demokraten säuberte und sich Kubas moskauhörige KP als Herrschaftsinstrument unterwarf, stieg der junge Raul zur Respektsperson, zum Schatten seines Bruders auf.

Flüchtige werden Würmer genannt
Doch Blutsbande allein bieten ja im Hause Castro keine Loyalitäts-Garantie. Im Klan des kommunistischen Patriarchen ist der Wurm drin: „Gusanos“ (Würmer) heißen Kubaner, die nach Florida flüchten; Fidel selbst hatte der davoneilenden Elite 1960 diese prägnante Injurie nachgerufen. Dem Gewürm in Miami schloss sich bald seine Schwester Juanita an, und seither ist die Auslands- und Dissidentenabteilung des Castro-Klans ständig gewachsen.

Tochter Alina leitete in Miami eine castro-feindliche Talk-Show, eine schwangere Geliebte von Fidels Sohn Alex folgte ihr nach Florida, mindestens zwei Fidel-Enkel wachsen unter „Würmern“ auf, und zwei Halbbrüder des Sohnes Fidelito sitzen gar im US-Kongress.

Raul dagegen ist revolutionäres Urgestein – neben Fidel der letzte unter jener Minderheit von alten Kämpfern, die auf Kuba 1959 sogleich an die Spitze der Macht gelangten und über vier Jahrzehnte lang von allen Säuberungen und Erschießungen verschont blieben. Raul stieg mit 27 zum Verteidigungsminister auf und ist längst Castros Stellvertreter in allen Ämtern: Staatspräsident, Regierungschef, Parteisekretär, Oberkommandierender der Streitkräfte.

Mit 75 freilich sieht sich der kleine Bruder umringt von einer militärischen Nomenklatura aus (relativ) jüngeren „alten Kämpfern“: nicht mehr die „Barbudos“, die Bartträger aus der Guerrilla-Zeit, sondern die „Internationalisten“, die sich selbst so nennenden „Büffel“ und „Killer“ späterer Kampfzeiten wurden seine Getreuen.

Kokainschmuggel als Devisenbringer
Die hatten in Äthiopien, Angola und Südafrika, in Chile und Nicaragua mehr oder weniger offen mit sowjetischen Waffen Revolutionsexport betrieben. Auf Kuba bildeten sie eine liederliche, männerbündische Elite von Geheimnisträgern und Sondermissionaren, die sich in den achtziger Jahren als große Devisenbringer verdient machten: der Kokainschmuggel in die USA, durch den Kuba zeitweilig zum größten Rauschgift-Umschlagplatz der Karibik wurde, war ihr Revier.

Es war Raul, der den „Büffeln“ die ideologische Rechtfertigung des großen Bruders lieferte: „Fidel sagt, wir müssen diese Sache mit sehr viel Takt anpacken. Ja, Fidel sagt, die Kolonialmächte hätten schließlich alle ihre Kriege in Asien durch Opiumhandel finanziert. Also stellt unsere Aktion die historische Vergeltung der Völker dar.“

Mit solch dialektischem Zynismus hätte Fidel kaum eine Verteidigungsrede vor der UN-Vollversammlung bestreiten können. Darum griff er, als die Amerikaner 1989 die Beweise vorlegten, zu einem uralten Mittel: Er veranstaltete einen Schauprozess in stalinistischer Tradition, mit den unvermeidlichen Erschießungen im Morgengrauen. Raul Castros enge Freunde und Saufkumpane – Divisionsgeneral Arnaldo Ochoa und Geheimdienstler Tony de la Guardia – hatten vor dem Revolutionstribunal ihre Selbstbezichtigungen angestimmt in der Hoffnung, man werde, wie versprochen, ihr Leben schonen.

Es wird Raul mehr Pragmatismus nachgesagt als dem siechen Bruder. Seine Streitkräfte wurden zur Wirtschaftsmacht, die heute den florierenden Kuba-Tourismus kontrolliert. Und Kokainschmuggel ist nicht mehr nötig, seitdem die Petrodollars von Hugo Chavez dem Regime zu Hilfe kommen. Dennoch hat Washington klargestellt: eine „verfassungsmäßige“ Nachfolge mit Raul an der Spitze sei nicht akzeptabel. Da mag Fidel Castro, wie Ariel Scharon, noch eine längere Dämmerpause vor sich haben.

(SZ vom 3.8.2006)


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Castrocomunismo: Sistema asimétrico de desgobierno que para cada solución tiene un problema.
Democracia alemana: sistema de gobierno financiado con barril sin fondo a costa de germanos devotos y sumisos, a quienes se les cobra por valor agregado, aportes de solidaridad o impuestos politicos declarados por falta de competencia e ineptitud de sus politicos.


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03.08.2006 12:46
avatar  don olafio ( gelöscht )
#2 RE: Karriere im Schatten des großen Bruders
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don olafio ( gelöscht )

Ach, da isses ja wieder: Das Widmännchen, das spiegelverkehrte Alter Ego von Harald Neuber, der Huldiger von Pinochet (im "Cicero",) der heldenhafte Verteidiger von Nazikriegsverbrechern (Priebke) und und und... . Hätte ja auch was gefehlt. Mit zweifelhaften Zitaten, erfunden, enstellt und verfälscht (z.B. „Fidel sagt, wir müssen diese Sache mit sehr viel Takt anpacken. Ja, Fidel sagt, die Kolonialmächte hätten schließlich alle ihre Kriege in Asien durch Opiumhandel finanziert. Also stellt unsere Aktion die historische Vergeltung der Völker dar.“), faselnd von "Revolutionsexport" nach Angola, Südafrika usw. (als hätten nicht die Angolaner selber über Jahrzehnte den Kampf gegen die Portugiesen geführt, als wären es nicht die Südafrikaner gewesen, die in das gerade mal so unabhängig gewordene Angola einmarschiert sind) etc. pp.
Aber dennoch geradezu erfrischend seine Haltung, wer als einziger auf der Welt tatsächlich zu bestimmen hat, wer wie in Kuba (und wohl auch anderswo) regiert wird.

In Antwort auf:
Dennoch hat Washington klargestellt: eine „verfassungsmäßige“ Nachfolge mit Raul an der Spitze sei nicht akzeptabel.

Das weiß man doch, was man hat.


Don Olafio


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