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Leonardo Padura Havanna Quartett "Frühling"
Hallo,
Gestern war es also soweit. Das Buch „Handel der Gefühle“, das zweite Buch des Havanna Quartetts von Leonardo Padura, lag im Briefkasten, als ich von Arbeit kam.
Schön, dachte ich, machste Dir nen gemütlichen Abend aufm Sofa.
Schon die Innenseiten des Einbandes versprachen viel. Da ist von „Wir erleben Havanna live“ (Neue Züricher Zeitung) über „Die Metropole der Zuckerrohrinsel lebt und pulsiert hier jenseits jeglicher polit-romantischer Betrachtungsweise“ (RBB Inforadio, Berlin) bis hin zu „ Es gelingt Padura bis zur letzten Seite zu fesseln. Das liegt an der tiefsinnigen Figur Conde und der sinnliche beschriebenen Atmosphäre Kubas, sowie an der feinsinnigen gesellschaftspolitischen Kritik“ (Facts, Zürich) die Rede. Ferner werden gewisse Preise aufgezählt und ein Loblied auf den Autor gesungen. Also, recht beeindruckend, dachte ich und erwartetet ein „König von Havanna“ aber aus Sicht eines Polizisten.
Dieser ewige Spagat, den auch die Mutter meiner chica als CDR hinlegen musste, zwischen „Die Partei will den Schwarzmarkt unterbinden“ also muss das CDR alle, die so etwas in ihrer Zona machen, denunzieren. Sie gab das Amt, obwohl sie Internationalista ist, auf, da sie etwas gegen Verbrecher machen wollte, aber nicht gegen Leute, die damit ums tägliche Überleben kämpfen, in dem sie pasteles oder anderen Schnickschnack verkaufen. Diesen Zwiespalt erwartete ich in diesem Buch. Diesen Spagat zwischen Überlebenskämpfern und „wirklichen“ Verbrechern aus Sicht eines Polizisten.
Nun, die Geschichte dieses Buches (248 Seiten) kann man in wenigen Sätzen, weil sie nichts außergewöhnliches ist, zusammenfassen. Junge Lehrerin steht auf Schüler (keine Minderjährigen), feiert mit ihnen Parties und wird im Alk- und Marihuana Rausch umgebracht, weil sie net die Prüfungsaufgaben rausrückt.
Darin soll laut Noemi Madero, Professorin an der Uni von Havanna, die feinsinnige Gesellschaftliche Kritik des Autors liegen ? Naja, Lehrer Schüler Beziehungen reisen doch einen net grad vom Hocker und kennen doch keine ideologische Schranken. Das kann in Japan, Deutschland und Kuba passieren. Na egal, weiter im Text.
Der Autor hat sich auch was ganz spezielles einfallen lassen um „Havanna live“ zu erleben.
Es sind die Namen der Akteure. Die haben so urtypische kubanische Namen wie Mario, Manolo, Luchiano. Und die Frauen heißen net Yunisladi oder Maxileni ... neeein, die heißen z.B. Dagmar . Ich stell mir grad vor ... gehste am Malecon entlang und ne Trigeña lächelt dich an. Fragstse „Na, wie heißt Du“ und sie so „Dagmar“ lol. Naja „Havanna live erleben“ .. schön.
Dass die Handlung auf Cuba spielt erkennt man nur daran, dass die Wörter „Havanna“, „Lada“, „Genosse“ und einige wenige Straßennamen in dem Buch vorkommen. Ansonsten ist NICHTS, aber ABSOLUT GAR NÜX drin, was Cuba auszeichnet und warum viele es lieben. Kein morbider Charme, einfach NÜX. Die Geschichte könnte genauso gut in Paris, London oder Berlin spielen. Sogar die Hauptperson, Mario Conde, lebt monogam und träumt über etliche Seiten wie seine Bekannte ihm einen geblasen hat. Das ist die einzige Erotik in diesem Buch. Selbst das Marihuna ;-) ist aus dem Ausland reingeschmuggelt worden und hinterher wurden einige Botschaftsangehörige verhaftet. Also politisch korrekter, wie dieser Autor schreibt, geht’s nimmer. Es zieht sich, wie ein roter Faden durch das Buch ... die bösen Einflüsse von außen.
Dann las ich, dass der Autor in Havanna lebt. Gut, dachte ich, kanner vielleicht net anderst schreiben. Dann holte ich zum Vergleich ein Buch von Gutierrez und las seine Biographie .... der lebt ja au in Havanna !
Naja ... war sehr enttäuscht, hatte mir mehr versprochen, da grade diese Materie meines Erachtens doch viel mehr hergeben könnte, als so ein „Geschreibsel“. Vielleicht war ich au von Gutierrez zu verwöhnt. Aber zwischen ihm und diesem Autor hier, liegen net nur Welten, da liegen Universen meiner Meinung nach !
Mas feliz que un mapuche en su ruka !
Ich habe gerade angefangen, "Sommer" zu lesen (Labyrinth der Masken, das erste Buch, welches ich von Padura lese) und wundere mich schon auf den ersten 30 Seiten immer über die eher italienischen Namen der Akteure. Na ja, immerhin spielt die Eingangsszene in einer illegalen Kneipe, die der Teniente nach einigen Gewissensqualen besucht ... Vielleicht muß man bedenken, daß "sommer" 1997 erschienen ist - also auch schon fast 10 Jahre her und nicht mehr ganz aktuell. Bis jetzt erinnert mich der Mario Conde in seiner braven Aufmüpfigkeit jedenfalls eher an Brunetti oder seinen dickblütigen Bruder Wallander ... Ich les` erstmal weiter, vielleicht wirds ja noch.
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