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Ende einer Hegemonie
Ende einer Hegemonie
Hinnerk Berlekamp
Die US-Regierung hat seit dem vergangenen Sonntag eine Sorge mehr. Sie heißt Evo Morales. Überlegen wie kein anderer Kandidat in der noch jungen demokratischen Geschichte Boliviens gewann der Sozialist die Wahlen. Als Präsident will er die Erdgasvorkommen verstaatlichen und Schluss machen mit der Vernichtung der Koka-Pflanzungen. Auf der internationalen Bühne will sich der Sozialist Morales nicht an Washington orientieren wie fast alle seiner Vorgänger, sondern an Fidel Castro und vor allem an dem venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez, dem aktuellen Hauptfeind der USA auf dem Kontinent. Für die Regierung von George W. Bush, die Lateinamerika jahrelang zu ignorieren pflegte und erst allmählich begreift, was in ihrem vermeintlichen "Hinterhof" heranwächst, sind das denkbar unangenehme Aussichten.
Nicht etwa, weil gerade Bolivien für sie von so übergroßer Bedeutung wäre. Das Land ist bettelarm, als Koka-Lieferant für die Kokain-Herstellung liegt es nur auf Rang drei hinter Kolumbien und Peru, und auch die bolivianischen Gas-Vorräte sind nur für die Region von strategischer Bedeutung. Auf sie kann Washington zumindest kurzfristig verzichten - anders als auf das venezolanische Erdöl, ohne dessen beständigen Zufluss die Supermacht in eine Energiekrise schlittern würde. Für die US-Interessen ist Morales also nicht annähernd so gefährlich wie Chavez.
Das eigentliche Problem für Washington ist vielmehr der generelle Trend, der sich in Lateinamerika abzeichnet und den die bolivianische Wahl nun noch verstärkt hat. Auf dem Subkontinent hat sich seit der Jahrtausendwende ein ganzer Block von Staaten herausgebildet, die links beziehungsweise linksnationalistisch regiert werden: Brasilien unter Präsident Lula da Silva, Argentinien unter Néstor Kirchner und Uruguay unter Tabaré Vazquez, dazu Chile, wo nach dem Jahreswechsel die Sozialistin Michelle Bachelet ihren Parteifreund Ricardo Lagos an der Staatsspitze ablösen wird, und Venezuela sowie Kuba nicht ganz zu vergessen. Diese Länder kooperieren mittlerweile so eng, dass die nach der Weltwirtschaftskrise 1929 entstandene Hegemonie Washingtons im Süden des Kontinents ernsthaft in Frage gestellt ist. Zu ihrer Allianz stößt nun noch Bolivien, nach den Wahlen im nächsten Jahr möglicherweise auch Ecuador. Wäre da nicht Kolumbien - die USA hätten in Südamerika bald keinen einzigen echten Verbündeten mehr.
Das Konzept, das die durchaus unterschiedlichen Partner eint, ist einfach: Die von den USA dominierte Globalisierung soll so lange gebremst werden, bis Lateinamerika durch regionale Integration bereit ist, ihre Folgen zu verkraften. Was das konkret bedeutet, bekam Präsident Bush jüngst auf dem Amerika-Gipfel in Mar del Plata zu spüren. Dort weigerte sich die südamerikanische Fronde, über die auch von ihren Ländern einst unterstützten Pläne für eine Freihandelszone von Alaska bis Feuerland auch nur länger zu diskutieren. Ein Affront, der die USA richtig schmerzt - schließlich geht ein Sechstel aller von ihnen exportierten Industriegüter nach Lateinamerika. Hilflos reiste Bush wieder ab. Die Südamerikaner feierten: drinnen im Tagungshotel die Präsidenten, draußen auf der Straße die Anti-Bush-Demonstranten aus allen Ländern des Subkontinents, unter ihnen Evo Morales. Das hatte es noch nicht gegeben.
In den vergangenen Jahrzehnten hatte die lateinamerikanische Linke zwar gern von der Einheit ihrer Nationen geschwärmt. Die Utopie zur Wirklichkeit werden zu lassen, blieb jedoch der politischen Rechten vorbehalten. Zuerst Mitte der 70er Jahre, als in fast allen Ländern des Subkontinents Diktatoren vom Schlage eines Pinochet oder Stroessner herrschten und sich ihre Gegner gegenseitig ans Messer lieferten, und ein zweites Mal Mitte der 90er Jahre, diesmal unter dem Vorzeichen des Neoliberalismus: Überall bauten die Regierungen die Zollschranken ab, verkauften die Staatsunternehmen und vertrauten die soziale Grundsicherung der Bürger den Kräften des freien Marktes an. Mit den bekannten Folgen, dass viele Reiche noch reicher, die meisten Armen aber noch ärmer wurden.
...
http://www.berlinonline.de/berliner-zeit...ung/510698.html
kopfbeule
(
gelöscht
)
#3 RE: Ende einer Hegemonie
denn kriege sind ja bekanntlich gut fürs geschäft
ich kann mich deinen wünschen nur anschliessen chulo.
und ich bin mir sicher, die gegenwärtig eingeschlagene richtung
halten die nicht mehr lange durch
uii, gerade im radio : 22 EU-haftbefehle für CIA-agenten. respekt !
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#8 RE: Ende einer Hegemonie
In Antwort auf:Nee, dann säße irgend ein anderes A***loch dort oben. Gemäß des alten Spruches.
Wäre er dort gewesen und gefallen hätte die Welt heute Ruh.
"Es ist egal, welche Fliege gerade oben drauf sitzt, Schei**haufen bleibt Schei**haufen"
e-l-a
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#10 RE: Ende einer Hegemonie
Du meinst sicher eine Fliege namens Clinton.
e-l-a
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