An der Cocktail-Quelle - Ein Drink braucht eine Heimat:

31.07.2005 10:04
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Rey/Reina del Foro


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An der Cocktail-Quelle

Ein Drink braucht eine Heimat: Mirko Gardelliano, Barkeeper des Jahres 2004, stellt sechs Klassiker und ihre Geschichte vor

1. Shepheard - Hotel Shepheard in Kairo

Das "Shepheard" von 1841 war eines der beliebtesten Hotels der Kolonialzeit, weil hier - anders als im restlichen Kairo - Alkohol getrunken werden durfte. Agatha Christie und Anthony Minghella ("Der englische Patient") waren vom Hotel mit Nilblick fasziniert. Mirko Gardelliano benannte danach die Bar in Köln und den Hausdrink.

4 cl Bacardi Oro, 0,5 cl Maraschino Maraska Original Likör, 3 cl Rose's Lime Juice, 1 cl frischer Limettensaft, 2 cl Soda Water. Alle Zutaten ohne Soda im Rührglas vermischen, in eine vorgekühlte Cocktailschale geben und mit Soda Water auffüllen. Dekoration: Cocktailkirsche mit Stiel. Schmeckt süß-sauer mit feiner Kirschnote. Verführungsschluck auf Balkonen in lauen Sommern.

2. Manhattan

Oak Bar im Plaza Hotel in New York

Der richtige Ort für einen Manhattan bleibt die "Oak Bar" des "Plaza", wo sich die New Yorker Topmanager schon mittags versammeln, um Mandeln zu knabbern. Wo er entstanden ist, darüber streiten sich New Yorks Hotels bis heute. Eine abenteuerliche Version besagt, daß Winston Churchills Mutter die Urheberin sei. Andere führen seine Existenz auf das Jahr 1920 und den "Manhattan Club" in New York zurück.

In jedem Fall gilt: "Der Manhattan muß spritzig sein, höchstens fünf Sekunden shaken, zügig abseihen und weg", rät Mirko Gardelliano. "Je kälter und härter das Eis im Shaker, am besten minus 18 Grad, desto weniger wird der Manhattan mit Wasser verschmiert." Ein Anfängerfehler sei, beim Eingießen aus dem Shaker den letzten Tropfen herausholen zu wollen. Zuletzt kommt nur noch lästiges Wasser. Gardelliano nimmt meist einen Schuß mehr Whisky - um dem Drink noch mehr Trockenheit zu geben.

4cl Canadian Whisky, 2 cl Martini Rosso, 1 Spritzer Angostura. Alle Zutaten auf Eis im Rührglas vermischen und in ein vorgekühltes Cocktailglas abseihen. Mit einer Cocktailkirsche dekorieren. Schmeckt trocken, männlich, klassisch. Herrlich nach einem erfolgreichen Geschäftsessen, und noch besser nach einem verkorksten.

3. Daiquiri

Floridita Bar in Kuba

Stammgast Ernest Hemingway steht heute als Statue am Ende der Bar von 1817 - natürlich mit einem Daiquiri in der Hand. Heute sitzen in der bekanntesten Bar der Welt meist Touristen, die gern nur ein Bier trinken. Den Daiquiri erfand angeblich 1896 der Bauingenieur Jennings S. Cox, der ihn nach der Kupfermine Daiquiri in der Nähe von Santiago de Cuba benannte. John F. Kennedy trank ihn am liebsten vor dem Essen.

Welcher Rum in Daiquiri gehört, ist eine Glaubensfrage: Ursprünglich war es weißer Bacardi. Doch nachdem die Destillerie 1958 von Don Facundo Bacardi wegen der kubanischen Revolution nach Costa Rica umzog, wird in Kuba der Daiquiri nun mit Havana Club gemixt. Das bringt eine interessante holzige Note. Gardellianos Tip für den Zucker, der sich in fester Form bei Kälte nur schlecht löst: Zucker und Wasser vorher im Verhältnis 1,5 zu 1 kochen, doppelt filtrieren und dann mit der abgekühlten wäßrigen Lösung arbeiten.

6 cl Bacardi weiß, Saft einer halben Limette, 1 Teelöffel weißer Rohrzucker. Alle Zutaten auf Eis kräftig schütteln und in eine Cocktailschale abseihen. Schmeckt nach Zitrone, trocken, herb. Trinkt sich auch gut beim Lesen oder Schreiben eines Hemingway-Romans.

4. Bellini Harry's Bar in Venedig

Nur der Name in der Milchglasscheibe der Tür weist auf sie hin: "Harry's Bar" ist ein venezianisches Wahrzeichen, 1931 gegründet von Giuseppe Cipriani. Nach seinem Tod 1980 führt sie Sohn Arrigo weiter - ein Ort, so lebendig wie vergilbt zugleich. Die Einrichtung wurde nie verändert. "Geht ein Stuhl kaputt, wird er repariert", sagt Mirko Gardelliano, der in Venedig aufwuchs. Wer einen Stuhl umdreht, kann Namen wie Charlie Chaplin, John F. Kennedy oder Truman Capote lesen. Benannt hat Cipriani die Bar nach seinem Gönner Harry Pickering. Der junge Amerikaner soll ihm zur Gründung 40 000 Lire gegeben haben. Zu einer Ausstellung des Renaissance-Malers Giovanni Bellini schuf ein Barmann 1948 den gleichnamigen fruchtigen Klassiker. Die pürierten weißen Pfirsiche kaufen Barmänner auf dem Markt. Nur die besten der Sorte "Paola" schaffen es in den Bellini. Die Alternative: ein fertiges Püree. Gardelliano hat immer ein Kiloglas französische "Peches blanches" im Kühlschrank.

3 cl Püree aus Pfirsichen (Sorte Paola) in ein Sektglas geben und mit Prosecco (Original: Prosecco di Conegliano) verrühren. In den meisten Bars wird Bellini mit Champagner zubereitet. Schmeckt fruchtig, prickelnd, frisch, leicht sämig. Gehört in Damenhände. Herren müssen heimlich nippen. 5. Sidecar Paris: Harry's New York Bar

Die legendäre Bar ist eigentlich ein Import: 1911 ließ Ex-Jockey Todd Sloane das gesamte Mobiliar aus New York mit Barkeeper in die Pariser 5 Rue Daunou schaffen und dort eins zu eins zusammenschrauben. Voilà, die erste American Bar auf dem alten Kontinent! 1923 gab ihr Besitzer Harry MacElhony seinen Namen und machte sie zur Institution. Hemingway diente hier zeitweise als Rausschmeißer, George Gershwin komponierte Teile seiner Suite "Ein Amerikaner in Paris" - nicht immer zum Vergnügen der Gäste.




Moskito


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