aus: spiegel.de / Bericht aus Cannes

Denn für schöne Frauen gilt ähnliches wie für schöne Filme: Man sollte sich um sie reißen. Das dachte sich auch Cannes-Festivalchef Thierry Frémaux und entriss der Berlinale Ende Januar das schon fest einprogrammiertes Che-Guevara-Porträt "The Motorcyle Diaries" von Walter Salles. Es erzählt von einer Reise durch Südamerika, die der spätere Revolutionsführer (gespielt von Gael Garcia Bernal) Anfang der fünfziger Jahre unternahm.

Nachdem der Film heute in Cannes gezeigt wurde, weiß man auch, warum er so hartnäckig umworben wurde. Seine Schönheit sucht Wettbewerb ihresgleichen.

"The Motorcycle Diaries" lässt seinen Helden mit dessen Reisebegleiter und Freund Alberto (Rodrigo de la Serna) durch Südamerika reisen und dabei die soziale Realität des Subkontinents immer besser kennen lernen. Schritt für Schritt zeichnet der Film nach, wie ein Mensch allein durch eine Reise auf den Gedanken kommen kann, die Welt verändern zu wollen. Auch wenn der Film zeigt, wie der angehende Arzt Che in einer Leprastation Menschen behandelt, die von Gesunden und Reichen durch die ganze Flussbreite des Amazonas getrennt werden, verliert er nie seine bezwingende Leichtigkeit. Berührend, amüsant und bei aller Kurzweiligkeit überaus eindringlich erzählt "The Motorcycle Diaries" von der Geburt einer Revolution.