Sensations-Coup platzt
Regla Torres, Weltspielerin des Jahrhunderts aus Kuba, kommt nicht zum Dresdner SC
Von Alexander Hiller und Maik Schwert

Regla Torres schmettert nicht für den DSC. Foto: AP/B. Keiser

Der Liebe wegen wollte die Kubanerin Regla Torres nach Deutschland ziehen. Bei der Volleyball-WM 2002 lernte sie Sven Wehrmeyer kennen. Beide verlobten sich, telefonierten viel miteinander. Der Berliner war es auch, der den Kontakt zum Dresdner SC herstellte. Abteilungsleiter Wolfgang Söllner und Vorstandsmitglied Torsten Uhlig waren Feuer und Flamme, wollten die Weltspielerin des Jahrhunderts verpflichten. Die 29-Jährige hatte kurz vor Weihnachten sogar schon einen Vertrag mit den Elbestädtern unterzeichnet. Doch der Deal platzte, weil auch die Liebe des Paares zerbrach. „Wir haben keine private Beziehung mehr“, bestätigte gestern der 40-jährige Wehrmeyer.

Die dreifache Olympiasiegerin und Nationalheldin wollte ihren deutschen Partner heiraten, kündigte daher bei der Regierung ihren Nationalmannschafts-Rücktritt nach Olympia 2004 an. „Sie bekam zu hören: Über deinen Rücktritt bestimmen wir“, sagte Wehrmeyer. Das sei menschenverachtend. Das System und die dadurch heraufbeschworenen Probleme zerstörten das schwierige Verhältnis wohl endgültig. „Wenn Regla zum Beispiel US-Amerikanerin wäre, hätten wir unsere Beziehung retten können“, betonte der Basketball-Trainer. Zu ihrem Lebensmittelpunkt hatten beide Dresden auserkoren – wegen des DSC. „Kein anderer deutscher Verein hätte uns so etwas bieten können“, sagte Wehrmeyer.

Die Sachsen legten ihr mehr als nur den Spielerinnenvertrag auf den Tisch, der vom 1. September bis 30. Juni 2006 gelten sollte. „Sie hätte Sport studieren und den Trainerschein machen können“, sprach Uhlig gestern von einer Zukunft über die sportliche Karriere hinaus, die der DSC ihr unterbreiten wollte. Er hatte auch mit dem kubanischen Verband über die Freigabe nach Olympia verhandelt. Bei Torres sollte es so ähnlich laufen wie mit Barbara Makowska, die früher Spielerin war und jetzt Assistenztrainerin ist.

Finanziell wäre die 1,91-Meter-Schönheit mit den Endlos-Beinen keine große Last gewesen. „Regla verdiente in Italien und Japan sicher gutes Geld, aber ich weiß, dass sie nur etwa drei Prozent davon nutzen durfte. Der Rest floss nach Kuba“, erklärte Wehrmeyer. In Dresden wäre das anders gewesen. „Nach Olympia wäre sie für Kuba nicht mehr interessant und frei gewesen, hätte aus dem Land gedurft“, meinte Uhlig. Nach ihrem Rücktritt aus der Nationalmannschaft und der Freigabe durch den kubanischen Verband hätte Torres nur noch für sich gespielt. „Sie sollte eine Wohnung und ein Auto gestellt bekommen und dazu noch ein kleines Taschengeld“, betonte ihr Ex-Verlobter. Uhlig bestätigte: „Sie hätte unser Finanzgefüge nicht durcheinander gebracht.“

Ob die zweifache Weltmeisterin nach einer langen Verletzungspause und einer Knieoperation überhaupt wieder fit werden würde, war lange unklar. „Sie kann wieder 100 Prozent Leistung bringen. Als sie bei mir in Deutschland zu Besuch war, ließen wir sie von einem Spezialisten in Bremen per Kernspintomographie untersuchen. Sie hat keine Probleme mehr“, so Wehrmeyer.

Bei Uhlig hängt folgender Spruch an der Wand: „Wenn ein Fisch nicht anbeißt, dann schimpft ein Gelegenheitsfischer auf die Angel, der Unstete auf die Angelstelle, der Unzeitige auf das Wetter und der Untüchtige auf sein Unglück. Der richtige Fischer aber fährt fort zu fischen und kehrt mit einem vollen Netz heim.“ Davon kann er sich nach Torres’ Absage auf der Suche nach einer neuen Mittelblockerin durchaus leiten lassen.

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