der erste Kuba-Urlaub

20.12.2002 11:57
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#1 der erste Kuba-Urlaub
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super Mitglied

Im Folgenden ein kleiner Ausschnitt aus meinen Eindrücken, die ich von einer viel zu kurzen Reise im Oktober 2001 aus Kuba mitgebracht habe.

1. Tag

Die erste Überraschung in Paris: upgrade in die Alizé-Klasse im Oberdeck der 747. Die zweite Überraschung in Havanna: nach drei Stunden Starren aufs Gepäckbandroulette war die Tasche mit Medikamenten und regalos immer noch nicht da, also: Verlusterklärung! Keine Schlange am Schalter,
nur ein Nigerianer, welcher in gebrochenem englisch der des Englischen nicht mächtigen Beamtin seine Familienverhältnisse erläutert, Schulzeugnisse (!) vorlegt und Tickets vorzeigt. Nach einer weiteren Stunde melde ich meine Reisetasche verlustig, dann: die erste Post wird wie verabredet übergeben und los geht die Fahrt im Regen praktisch ohne Scheibenwischer am antiken Lada meiner Gastfamilie zu deren casa, von wo die erste email nach Hause den karibischen Oktober verlässt. Es gibt kühles Bier und
Schwarze Bohnen, Geschenke inklusive eines Schwarzbrotes werden überreicht. Früh am Morgen wird das offizielle casa particular in Augenschein genommen. Das Aufschreien der Klimaanlage bei Kühlbetrieb wird nur noch von dem Brüllen des Kühlschranks übertroffen. Also: ausschalten! Infolgedessen befindet sich nach einigen Stunden Schlaf eine riesige Pfütze vor dem Kühlschrank, in der ich stehe, nachdem ich beherzt aus dem Bett gesprungen bin. Dies habe ich nicht ganz freiwillig getan, sondern erst nachdem ein 20 Tonnen-Laster ohne Auspuff mitten durch mein Zimmer gefahren ist. Immer noch besser als schreiende Automaten.
Jetzt freue ich mich auf die Dusche! Nach ca. 10 Minuten tröpfelt sogar warmes Wasser aus dem Rohr an der Wand! Den Duschabfluß hat man nach genauer Vermessung exakt an der höchsten Stelle der gefliesten Duschwanne angebracht. Aber immerhin war er vorhanden.

4. Tag

Der Fiat Seicento wurde gemietet für 35 $ am Tag, Vollkasko mit 350 $ Selbstbeteiligung. Das Autoradio wies folgende Eigenschaften auf: Modell Sanyo, kaputt, Antenne fehlt, bei Verlust ca. 200 $, Wert ca. 10 $. Eigentlich wollte ich es ausbauen und bei Micar lassen, wurde aber zur Zwangsmitnahme verpflichtet. Ersatzreifen war auch vorhanden. Beides wird gerne geklaut und ist in der Regel nicht Bestandteil einer Versicherung. Es heißt also, aufpassen!
Nach einigen Irrungen habe ich die Autopista Nacional erreicht und ab geht's in Richtung Osten. Bei Jagúey Grande Richtung Süden nach Playa Larga, vorbei an der berühmten Krokodilfarm. Keine Krokodile waren von der Straße aus zu sehen, dafür aber ca. 40 Touristenbusse. Nichts wie weg!
Von Playa Larga ging es immer in Reichweite des türkisen Wassers in Richtung Playa Girón. Dort habe ich mich durchgefragt nach einer Straße durch die Sümpfe wieder in Richtung Autopista. 25 km Einsamkeit, kein Auto außer meinem, dafür jede Menge aura tiñosas - Geier! Nach zwei Stunden und der Überwindung von mindestens 2000 Schlaglöchern - so groß, dass ein Autoreifen gerade darin verschwindet - und der Umkurvung von diversen Krabben und Pferden, die über die Piste liefen, bin ich glücklich wieder auf der Straße in Richtung Cienfuegos gelandet. Auf dem Weg dorthin habe ich den ersten Anhalter mitgenommen.
Einen alten Mann mit Gipsarm lässt man nicht stehen und er erschien mir ungefährlich. Ich verstehe spanisch nur bei äußerster Konzentration und was der Mann wollte, hat sich mir nicht erschlossen.
Wahrscheinlich hat er, um mich zu ärgern, alles rückwärts gesprochen und dabei verdreht. Keines der Worte erinnerte mich an irgendeines, welches ich in der Abendschule gelernt hatte. Vielleicht habe ich auch einen der Ureinwohner befördert, dann sollte mir der Anthropologen-Gedenkpreis sicher sein. In Cienfuegos habe ich dann nach einigem Suchen das avisierte casa gefunden. Zum Abendbrot gab es hervorragende Languste mit Vorsuppe, Salat und Nachspeise. Hätte für drei Personen gereicht. Danach gehe ich zur Kaikante und eine Lanceros musste dran glauben.
Frühstück mit cafe cubano und Wiedersehensversprechen.

5. Tag:

Auf nach Trinidad, die Anhalter auf dem Weg habe ich nicht mehr gezählt, das Eis war gebrochen! Für zwei guajiras habe ich mich als Milch- Gemüse- und Feldfrüchtetransporteur betätigt. Dafür gab es eine Tüte mit leckeren cerezas. In La Boca habe ich in einem schönen Zimmer mit Blick zum Wasser gewohnt.
Nach einer Dusche, diesmal mit Stromschlag - der etwa daumengroße Durchlauferhitzer am oberen Ende des Duschrohres war wohl schlecht isoliert - ging's zum Playa Ancon, Höhe Hotel Azul zum Baden. Das erste Mal Karibik, warm und schön, der Strand zwar nett, aber irgendwie nicht der Kracher. Gegenüber in der Bay findet sich eine Marina mit Booten aus Miami (dürfen die das überhaupt, oder sind die abgehauen?), aus Guernsey und mit kubanischen Katamaranen, die voller glücklicher Touristen gerade wieder in den Hafen einlaufen. Auf dem Rückweg folge ich dann einem Tipp aus meiner Kubabibel vom Stefan-Loose-Verlag und trinke zwei frische Mojitos am Grill Caribe mit Sonnenuntergangsgarantie. Netter Platz. Abendessen im casa mit Fisch, wieder viel zu viel. Nach einigen spanisch-Übungen ging es ans Meer gegenüber und der Esplendidos an den Kragen. Nachdem die Asche zwei Mal abgefallen war, war die Zigarre am Ende und ich auch.

- Fortsetzung folgt -

Locke


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20.12.2002 13:36
#2 RE:der erste Kuba-Urlaub
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Rey/Reina del Foro

@ Locke

Schön geschrieben. Erinnert mich in manchen Passagen an das, was ich so erlebt und berichtet habe. Weiter so. Es sind ja erst 3 Tage zu lesen....

e-l-a


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28.12.2002 18:09
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#3 RE:der erste Kuba-Urlaub
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( Gast )

Dieser so kurzweiliger Kuba-Reisebericht verträgt noch viel mehr Lob, als nur eine Reaktion. Die Zeit, die du zum Schreiben einbringst, ist es nach dem Lesen wert, auch zu antworten. Geheimnisse berichten und hören, das sind die Merkmale von Freundschaft, dein Beitrag liest sich schöner und authentischer als in jedem anderen Reiseführer.
Und so danke ich dir nach Wilhelm Busch: es ein lobenswerter Brauch, wer etwas Gutes bekommt, bedankt sich auch. Ich freue mich auch schon auf einen Fortsetzungsbericht - hoffentlich hast du nicht die interne Bedingung aufgestellt, daß mindestens die Hälfte der Forums-Mitglieder den Threat aufklicken müssen. Wenn ja, ich würde dies alleine erledigen.
Gruß TJB


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01.01.2003 22:43
#4 RE:der erste Kuba-Urlaub
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spitzen Mitglied

Jo Locke,
das mit dem Durchlauferhitzer an den Duschrohr ist immer wieder mein Muntermacher gewesen
so das die Aspirin fast Überflüssig war.
grüße
el Polito

PS. ein netter Beitrag!!


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02.01.2003 12:47 (zuletzt bearbeitet: 02.01.2003 14:44)
avatar  Locke
#5 der erste Kuba-Urlaub - Die Zweite!
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super Mitglied

danke für die Blumen! Hier geht es weiter:

6. Tag, Donnerstag:

Trinidad ist eine schöne alte Kolonialstadt, recht gut erhalten - Weltkulturerbe! Etwa 10 Jahre intensivster Bauarbeiten wären notwendig, um Trinidad zu dem zu machen, was es einmal war. Etwas dreckiger als in vielen Städten der DDR hat auch hier die Mangelwirtschaft deutliche Spuren hinterlassen. Da will doch tatsächlich ein alter Barde mit speckigem Hut, abgelutschter Zigarre und klapprigem Esel 50 Cent dafür haben, dass ich ihn fotografiere. Selbiges habe ich dann getan, aus 100m Entfernung mit einem 300er Tele in Großformat. Nur aus Trotz.
Weiter durch das fantastische Valle de los Ingenios nach Cabaiguan, einem kleinen Nest, wo ich die kommende Nacht verbringen sollte. Mein Reiseführer musste passen, zum Glück aber nicht die Anhalterin, welche sich als direkte Nachbarin meines angesteuerten Zieles herausstellte. Zur Begrüßung gab es einen großen Teller mit Ananas, Papaya, Naranja, Cerezas und frittierte Kochbananen, Bananenchips und Yucca. Es folgt der Versuch einer Besichtigung der bedeutendsten Tabakfabriken Kubas. Fehlanzeige: keine Ausländer! Trotzdem habe ich mich durch die Fenster einer Fermentationshalle am Duft der seidigen Tabakblätter berauscht. Als man mich bemerkte, wurden meine Taschen ungefragt mit Tabak vollgestopft - ich könnte ihn ja in einer Pfeife rauchen!
Zum Abend gab es Reis mit Bohnen, was sonst. Nach el Ron habe ich mich dann schönen Träumen im riesigen Großgrundbesitzer-Bett hingegeben!

7. Tag, Freitag:

Das Auto wurde bis zum Rand vollgeladen mit Zigarren, Kaffee, Bicarbonat zum Wasserentkeimen, Zucker und wasweissichnoch, zwei große Kisten so verschnürt, dass sie auch einen Aufprall aus 500m Höhe unbeschadet überstanden hätten. Weitere 5 Liter Essig, 5 kg Käse, Langusten und überdimensionierte Blumentöpfe rundeten das Menü ab. Folge davon war, dass sich ab sofort die Zahl der möglichen Anhalter von ca. 6 auf zwei reduzierte. Diese waren auch nötig, als sich folgendes ereignete:
Kurz hinter Santa Clara ging die rechte Autopista-Spur ohne jegliche Vorwarnung in eine Schotterpiste über, um dann in einen Radweg zu münden. Gottseidank fuhr vor mir ein alter Moskwitsch, der plötzlich ruckartig auf die Überholspur der Gegenfahrbahn wechselte und meine Anhalterinnen gestikulierten wild umher. Beides hat mich davor bewahrt, auf dem Radweg weiter zu fahren.
Zu einer weiteren Vollbremsung kam es, als quer über die Fahrbahn eine Menge Leute zu einem gerade angehaltenen camion liefen, der über den Mittelstreifen wendete, um nach La Habana zurück zu fahren.
Endlich kam Guanabo an den Playas del Este in Sicht! Ziemlich entnervt von der anstrengenden Gurkerei bei max. 80 km/h eröffnete mir die casa-Besitzerin, dass die bereits abgereisten Spanier wieder angereist seien. Deren Iberia-Maschine war überbucht und sie müssten ein paar Tage auf die nächste warten. Großer Schreck: ich muss noch den eigenen Flug rückbestätigen lassen! Nach einer halben Stunde die Auskunft: bei Air France nicht notwendig! Wenn das mal gut geht?!
Also habe ich das Zimmer gegenüber bei der Schwägerin bezogen, ohne Quittung, also schwarz. Im wahrsten Sinne des Wortes, da nur ein Loch in der Wand die Stelle markierte, wo man einst beabsichtigte, ein Fenster einzubauen. Alles war sauber und vorhanden, die abenteuerliche Elektrik, der laute Kühlschrank und ich waren schon alte Freunde und störten uns nicht aneinander. Leider musste ich nächtens die Kühlkette für die Langusten unterbrechen, das heisst ich musste den Kühlschrank vom Netz trennen (einfach abschalten ging nicht!), um in Ruhe zu schlafen.
Doch so weit war es noch nicht: irgendwo an dem unübersichtlichen Haus ging eine Klappe auf und ein braungebrannter 70 jähriger Kubaner begrüßte mich mit: "watt gifft nieget anne Küst?" Schöne heimatliche Klänge. Wie sich herausstellte, war der vermeintliche Kubaner ein Hamburger, der seit 13 Jahren regelmäßig mehrere Monate in seinem Stammcasa verbringt und seine Rente verprasst. Mir wird schlagartig klar, dass ich mich schnellstmöglich pensionieren lassen muss. Irgendwas wird mir schon einfallen.
Gegen Abend dann ein "hello" vom Gartentor. Neugierig bin ich schon, habe allerdings genügend Zigarren und überhaupt war der Tag ziemlich ereignisreich. Ich entschließe mich, einen Blick zu wagen und sehe nur zwei freundliche Augen und weiße Zähne. Wie kommen die alleine in den Vorgarten? Bei näherem Hinsehen hängt ein kohlrabenschwarzer Körper daran, der sich Evelyn nennt und die Frau des Cousins der Gastgeberin ist. Erste Konversationsversuche beginnen auf deutsch. Russischsprechenderweise sind wir dann bei englisch gelandet, welches sich als das Nonplusultra herausstellt. Evelyn hat in Leningrad Erdölwirtschaft studiert und wurde vor einigen Jahren von einem Kommilitonen nach Deutschland eingeladen. Meine Bar gab Rum, Wasser und Cola her und nach dem erstaunten Ausruf: "Echter Rum!" haben wir selbigen mit TuCola gemixt und als Mentirita verspeist.
Nach einer angeregten Unterhaltung habe ich mich zum Nachtbaden an den Strand aufgemacht, und unter Palmen die 27 Grad Wassertemperatur genossen. Livemusik am Prado bis um halb zwei und dann endlich: Schlaf!!!

8. Tag, Sonnabend:

um 10.30 aufgewacht und meine casavermieterin geweckt, da wir gemeinsam frühstücken wollten. Cafecito + trockenes Brot + 1 Stück Schokokuchen + angeregte Unterhaltung mit ihr und Evelyn bis mittags. Dann ca. 2 Stunden Strandspaziergang bei Sturm, die Vorboten des Hurricanes waren da! Rote Sturmfahnen am ganzen Strand und alle 100 Meter passt ein Polizeibeamter auf, dass wirklich keiner baden geht! Die Kokosnüsse flogen mir nur so um die Ohren, was in Zusammenhang mit Rum einen hervorragenden Cocktail - coco con ron - ergibt. Dies habe ich von einer kubanischen Familie gelernt, welche sich gerade samt Plastikflasche voll Rum, einigen Bechern und einem Schraubenzieher unter einer Palme niedergelassen hat. Ich musste unweigerlich an Robinson jr. denken, sie nutzten das Werkzeug jedoch lediglich zum AufSTECHEN der Nüsse. Etwas weiter des Wegs habe ich wieder einmal vergeblich versucht, hinter die Geheimnisse des Baseballspiels zu kommen. Die Haut total salzig und die Haare windgestylt habe ich das casa aufgesucht - kein Wasser, kein Strom, keine Dusche! Egal, also Sachen packen, die Verlusterklärung für meine Tasche herauskramen und auf zum Flughafen, um die Reisetasche mit den Medikamenten abzuholen. Dies hat tatsächlich funktioniert, jedoch trägt der Zoll jetzt ein paar Damenschuhe. Wahrscheinlich haben sie es gut gemeint und wollten mich davor bewahren, sie selbst anzuziehen. Zurück bei der Gastfamilie funktionierten auch nur die Kerzen, Strom war abgeschaltet. Wieder im casa particular habe ich das kaputte Autoradio ausgebaut und den Ersatzreifen mit aufs Zimmer geschleppt, um möglichst auch die letzte Nacht diebstahlfrei zu verbringen. Diese war dann so kühl, dass ich unter einer leichten Decke schlafen musste. Der Sturm rüttelte mächtig an den Blechverschlägen.

9. Tag, Sonntag:

Wieder der Blick aus dem Fenster auf die andere Straßenseite, wo wie vor 8 Tagen ein älterer Mulato in Begleitung einer Flasche Rum und einer Zigarre dem Sonnenaufgang entgegenschaukelte. Ich hatte keine Zeit für solche Späße, denn das Auto musste wieder zu Micar. Pünktlich kam ich dort an, keine Menschenseele weit und breit. Da haben diese Kubaner doch klammheimlich in der Nacht die Uhren auf Winterzeit zurückgestellt und ich war der Einzige, der das nicht gemerkt hat!? So entspannend kann Urlaub sein!!! Und außerdem habe ich die deutsche Fahne der Pünktlichkeit hochgehalten. Das Opfer war es mir wert! Selbstverständlich wurde ich als fula-Besitzer zum casa zurückgefahren, wo mich eine Tortilla zum Frühstück erwartete. Gegen Mittag habe ich mir einen Peso-Chevy in Richtung Capitolio geschnappt und geriet prompt in eine Polizeikontrolle. Der Fahrer neben dem ich saß, stieg aus und folgte dem Polizisten mit seinem Schreibbrettchen hinter das Auto. Ich konnte die Prozedur im vorhandenen (!) Rückspiegel verfolgen und habe mich auf meine Kuba-Bibel verlassen, die da sagt: "dem Touristen wird nichts passieren".
Nach mittlerweile 10 Minuten meinte meine Nachbarin zur Rechten, dass der Fahrer ja nun wohl nicht mehr weiter fahren dürfe, seine Lizenz loswerde usw. und schickte sich an, auszusteigen. In demselben Moment tauchte auf der Fahrerseite der bebasecapte Polizistenkopf auf und fragte mich freundlich, wo ich denn wohl herkomme. Genauso höflich habe ich wahrheitsgemäß geantwortet: Ich komme aus Playa und möchte mir die wunderschöne Altstadt Havannas ansehen. "Ah - Extranjero!" - Jetzt hat er endlich begriffen! "Si!" sage ich, "Soy estudiante". Obwohl offensichtlich etwas älteres Semester fragt er mich nach meinem Studentenausweis, den ich laut kramend in meinem Rucksack suche und - natürlich! - nicht finde. Und einen Ausweis habe ich sowieso nicht dabei, um einem Diebstahl des wichtigen Dokuments vorzubeugen. Interessiert betrachtet er mein Wörterbuch und meine Kamera und freut sich, eine neue Bekanntschaft gemacht zu haben, besinnt sich dann aber nach einigen Minuten auf seine Uniform und erinnert sich an seinen Kollegen, der ihn argwöhnisch durch das andere Seitenfenster beobachtet, und winkt ab nach dem Motto: "Ich gebs auf, haut bloß ab!". Er wünscht noch einen schönen Tag und braust samt Schreibbrett davon. Der Rest der Fahrt verging mit lautem Gezeter im Auto, warum es wohl so schlimm wäre, Touristen mitzunehmen, schließlich seien es auch nur Menschen, die transportiert werden wollen. Recht so!
Der anschließende Spaziergang auf dem Prado war die reinste Erholung, ich habe mindestens vierzig frennnng - wherarjufromm - wonnabuycigars - Typen abgewehrt.
Abends beim Chinesen mit der Gastfamilie und ein paar verrückten Spaniern gut gegessen und anschließend Prado, Malecon und im Taxi nach Hause! Komisch, die Hinfahrt gibt's für 10 Pesos und zurück läuft nichts für mindestens drei Dollar.
Spät in der Nacht bekomme ich dann Fieber. Ich glaube, ich bin auch von dieser seltsamen Infektion befallen, vor der mich so viele gewarnt haben und die einen immer wieder auf diese Insel zurückbringen wird...
Vamos a ver!
Locke


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02.01.2003 14:18
avatar  paloma
#6 RE:der erste Kuba-Urlaub - Die Zweite!
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spitzen Mitglied

Kurz hinter Santa Clara ging die rechte Autopista-Spur ohne jegliche Vorwarnung in eine Schotterpiste über, um dann in einen Radweg zu münden. Gottseidank fuhr vor mir ein alter Moskwitsch, der plötzlich ruckartig auf die Überholspur der Gegenfahrbahn wechselte und meine Anhalterinnen gestikulierten wild umher. Beides hat mich davor bewahrt, auf dem Radweg weiter zu fahren....
-----------------------------------------------------------------------------------
Genau so erging es auch mir, ich dachte ich bin im falschen Film....
Vor mir fuhr aber kein anderes Auto so das ich ins Grübeln kam, ob denn das auch die "Autobahn" nach Havanna ist. Aber nach paar Metern im Dreck erkannte ich anhand des Verhaltens der restlichen Verkehrsteilnehmer, daß man wohl jetzt auf die Gegenspur muß. Naja, in Gedanken stellte ich mir selbige Situation auf einer deutschen Autopista vor...undenkbar !!!
Das cub. Strassennetz ist teiweise schon recht gewöhnungsbedürftig
Saludos


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03.01.2003 18:27
avatar  Che
#7 RE:der erste Kuba-Urlaub - Die Zweite!
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Che
Top - Forenliebhaber/in

Schöner Bericht.


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05.01.2003 23:48
avatar  ( Gast )
#8 RE:der erste Kuba-Urlaub - Die Zweite!
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( Gast )

..bei "de.rec.reisen.misc" aufgegriffen , liest sich eigentlich wie eine beschwerde an den reiseveranstalter. wahrscheinlich war dem kerl das meerwasser auch zu salzig. da kann man nur staunen wie wenig sich manche über ihr urlaubsland informieren bevor sie eine buchung machen :

"Moin

Für evt. Kuba - Interessierte schilder ich mal kurz die Erlebnisse von
meiner letzten Kuba-Reise. Wollte ursprünglich nach Brasilien, doch dann
kurzfristig umgeschwenkt und bei l-tur lastminute einen Trip nach
Varadero gebucht.....

Mit dem LTU-Flieger gings von Düsseldorf nach Varadero: der Service war
unterste Schublade...hab schon einige Flüge hinter mir, aber derartig
unfreundliche Bedienungen hab ich selten erlebt. Persönlich brauche ich
eigentlich nicht viel beim Flug.....diesmal hatten sich jedoch im
Minutentakt die Mitreisenden mit dem Personal in den Haaren. Ein Gast
musste nachher noch von 3 verzickten Flugbegleiterinnen beruhigt werden.
Kein Wunder das die Fluggesellschaft kurz vor dem Konkurs steht - bei
einem derartigem Service flieg ich auch nicht mehr freiwillig mit.
Getränke nachher gegen Barzahlung.....man konnte Glück haben wenn sich
alle 3 Stunden überhaupt mal eine Servicekraft blicken lies..die meisten
holten sich ihre Getränke selbst aus der Bordküche gegen Barzahlung
ab.........

Naja in Varadero das Hotel "Sol Palmeras" (4 Sterne) gebucht...ein
wirklich recht gutes Hotel gleich neben dem
Golfplatz gelegen....zum Zentrum von Vardero sind es jedoch ein paar
Kilometer...das tolle Ambiente gleicht dieses jedoch aus. Der
Strandabschnitt war recht gut....warum dieser jedoch als einer der
schönsten STrände der Welt bezeichnet wird???? naja....das Wetter im
Dezemer war jedoch mittelprächtig....nur gelegentlich Sonne..von
tropischem Klima keine Spur.
Am Tag hatte man so ca. 3 - 4 Sonnen und Badestunden..verbunden mit
einem teilweise recht kühlen Wind.......

Das Zentrum von Varadero kann man als solches nicht gerade
bezeichnen.....bis auf einige T-Shirt Marktstände war fast nichts
los......auf gut Deutsch: die Tagestägigkeit lag darin am STrand zu
liegen oder abends an der Bar zu sitzen. Varadero ist bekanntlich eine
Halbinsel die durch eine Art Sicherheitstrakt abgesichert ist....von
"Kubanern" also kaum eine Spur. Es gab überall die gleichen Souveniers
zu kaufen.....Holzschnitzereien und "Che Guevara"-T shirts zu
Tausenden.....

Um Kuba kennenzulernen mussten also Touren herhalten.....havanna,
montanza, Rinar del Rio (Tabakanbau) oder zur karibikseite........man
sollte sich jedoch der grossen Entfernungen bewusst sein.....Kuba ist
zwar ne Insel - aber so lang wie Deutschland!!!! dies hat zur Folge das
man manche Entfernungen mit dem Flugzeug überbrücken muss.....oder man
sitzt stundenlang in den recht engen Bussen.....

Havanna sollte man einfach erleben...ein unbedingtes muss.....der alte
Städtebau, die Rumfabriken, das Flair der Stadt, der Regierungssitz von
Castro und und und......

Von Varadero waren wir enttäuscht - es hat nichts mit dem eigentlichen
Kuba zu tun. Die meisten Mitreisenden betonten daher dort wohl nicht
mehr hinfahren zu wollen - dem kann ich mich anschliessen....alles sehr
nett....doch von kubanischem Ambiente eher kaum eine Spur.........

Abschliessend kann ich nur "All Inclusive" empfehlen.....ich weiss...ist
nicht jedermanss sache. Mein Kollege hatte nur Zimmer mit Früchstück:
die Strassenrestaurants machten jedoch nicht gerade den tollsten
Eindruck, Getränke waren recht teuer......und so die Hygiene...naja. So
sassen wir halt abend vor unseren Coctails..haben die Karte hoch und
runter ge....... weil anderweitige Freizeitmöglichkeiten gab es
kaum.....3 Discos die fast menschleer waren ....

Aufgrund der Leute die ich kennengelernt habe (Gruss an Sabine und Jan
falls die mitlesen) war es recht lustig...aber sonst
hat man mal gesehen - war sehr nett - aber nächstes jahr doch lieber
woanders hin......"



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06.01.2003 01:30
avatar  derhelm
#9 RE:der erste Kuba-Urlaub - Die Zweite!
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Forums-Senator/in

Im Grunde hast Du recht, dass man sich vorher über sein Reiseziel informieren sollte.
Wenn man sich in diesem Fall aber nur über Cuba im Allgemeinen informiert und nicht speziell über Varadero, wird die Enttäuschung natürlich gross sein.
Ich fand den Beitrag sehr gut, denn in etwa so stelle ich mir Varadero vor. Ich selbst war noch nie dort.
Dass der Autor über Havanna begeistert war relativiert den Beitrag doch wieder und AI Leuten zu empfehlen, die gerne Saufen und sich den Bauch vollschlagen ist doch auch vernünftig. Das habe ich selbst auch mal eine Woche in Guardalavaca im Rio de Luna genossen, der Service und insbesondere die Cocktails im angeschlossenen Rio de Mares waren mehr als gut. Wären allerdings nicht die Kellnerinnen gewesen und die letzten Tage meine Noch-Novia hätte ich mich schon nach zwei Tagen gelangweilt.
Eine Woche war mehr als genug. Vorher und danach kannte ich grundsätzlich nur particular.
Als Beschwerde an den Reiseveranstalter würde ich diesen Beitrag allerdings nicht auffassen, wer zu der Nicht-Sextouri/-Flirter-/-Familie-Fraktion gehört und dann auch noch kein Glück mit dem Wetter hat, ist in anderen Ländern wirklich besser aufgehoben. So sieht´s aus.

----------------------------
Alle sagten, das geht nicht. Dann kam einer, der hat es einfach gemacht.


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